Politik | Gemeindewahlen 2025

Wettkampf um den Spitzenplatz

Alle drei wollen der nächste Bürgermeister von Kaltern werden: Was Christian Ambach, Christoph Pillon und Werner Atz zu sagen haben – unabhängig von Einmischungen aus Bozen.
Christian Ambach, Christoph Pillon, Werner Atz
Foto: Facebook / privat
  • Dass in Südtirols Gemeinden bald zur Wahlurne gerufen wird, ist im politischen Tagesgeschehen mittlerweile mehr als spürbar. Auch Landesrat Luis Walcher mischt mit: Im überfüllten Winecenter von Kaltern hat der SVP-Bezirksobmann von Bozen Stadt / Land seiner Partei vor versammelter Mannschaft empfohlen, den Jugendreferenten Christoph Pillon als Bürgermeisterkandidat ins Rennen zu schicken.

    Die klaren Worte kamen vor allem bei Bürgermeisterin Gertrud Benin Bernard und ihrem Vize Werner Atz nicht gut an. Sie stellten Walcher noch am selben Abend auf dem Parkplatz vor gut einem Dutzend Besuchern zur Rede. Der dritte Kandidat, Gemeindereferent Christian Ambach, sieht das Ganze sportlich. Was die drei Kandidaten zum Vorfall zu sagen haben, erfahren Sie hier: 

    SALTO: Was sagen Sie dazu, dass Landesrat Luis Walcher bei der Bürgermeisterwahl in Kaltern sich zu seinem Favoriten bekannt hat?

    Christoph Pillon: Natürlich freuen mich die lobenden Worte. Zudem habe ich besonders in den letzten Wochen wahrgenommen, dass mich viele Menschen in meiner Heimatgemeinde zu einer Kandidatur motivieren, gerade weil sie sich eine Erneuerung wünschen. Die bestehende Doppelspitze hat sehr gute Arbeit geleistet, aber nach drei Amtszeiten ist der Wunsch nach etwas Neuem allerdings spürbar. Wer nun aber als Bürgermeisterkandidat für die SVP antretet, muss die Partei entscheiden.

     

    „Nicht so tragisch.“

     

    Werner Atz: Ich kann das ganz offen sagen: Ich glaube an die demokratischen Grundwerte und ich befürworte es nicht, wenn ein Bezirk sagt, was die Gemeinde tun soll. Die Kompetenz, Personalentscheidungen der Gemeinde zu treffen, sollte die Gemeinde haben. Die getätigten Aussagen tun der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten nicht gut, der Prozess sollte von der Parteibasis aus, also von unten nach oben gehen. 

    Christian Ambach: Nicht so tragisch. Das ist der Auftakt des Wahlkampfs. 

  • Christian Ambach: „Einsatz und Leistung sind wichtig.“ Foto: Facebook / Christian Ambach

    Welche Themen sind für Sie in Kaltern wichtig?

    Pillon: Mir sind sowohl wirtschaftliche als auch soziale Themen wichtig. Ich möchte, dass der Wirtschafts- und der Sozialflügel meiner Partei zunehmend gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft arbeiten. Weitreichende Projekte und Visionen verunsichern die Bürger. Das ist nachvollziehbar und gerade deshalb braucht es eine frühzeitige und breite Information. So kann auch der Gemeinderat wichtige und innovative Entscheidungen treffen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen stolz auf die eigene Gemeindeverwaltung sein, weil ich mir wünsche, dass bei sachlichen Diskussionen die besten Argumente gewinnen.   

    Atz: Wir haben in der Vergangenheit schon sehr viele Bauprojekte umgesetzt, etwa die Mittelschule mit der Dreifachturnhalle und den Kindergartensektionen. Wir haben eine Politik betrieben, wo wir versucht haben, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu gehört nicht nur das durchgeführte Familienaudit, sondern auch die Verbandsarbeit mit den vielen Vereinen in unserer Gemeinde und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. 

     

    „Darauf möchte ich aufbauen und das Gemeinschaftsgefühl von Kaltern stärken.“

     

    Ambach: Mein Grundsatz war immer der Einsatz für die Bevölkerung, damit zum Beispiel die Infrastrukturen der Gemeinde passen. Einsatz und Leistung sind wichtig. 

  • Werner Atz: „Heute sind wir eine Zuzugsgemeinde in Südtirol, das soll auch in Zukunft so bleiben.“ Foto: privat

    Und ganz konkret?

    Pillon: Derzeit ist der Wohnraum für junge Kaltererinnen und Kalterer knapp, besonders bei Mietwohnungen. Wir brauchen eine Schulmensa in der Gemeinde, betreutes Wohnen im Altersheim, den Ausbau des Glasfasernetzes und die Erneuerung der Infrastrukturen muss vorangetrieben werden. Auch über den Verkehr auf der Weinstraße müssen wir reden und mit unserer Nachbargemeinde den Schulterschluss suchen. Kaltern ist sehr lebenswert, wir haben eine schöne Landschaft, fleißige und feine Leute und vor allem ein tolles Vereinswesen. Darauf möchte ich aufbauen und das Gemeinschaftsgefühl von Kaltern stärken.

    Atz: Die Bürgermeisterin hat mich mit der Ausarbeitung des Gemeindeentwicklungsprogramms (GEP) beauftragt, ich darf diesen Prozess bis zur Wahl gestalten. In diesem partizipativen Prozess mit den Bürgerinnen und Bürgern stellen wir uns die Frage, wo wir als Gemeinde im Jahr 2040 stehen wollen. Heute sind wir eine Zuzugsgemeinde in Südtirol, das soll auch in Zukunft so bleiben. Wichtige Vorhaben dafür sind zum Beispiel die Erneuerung des Recyclinghofs oder betreutes Wohnen.

     

    „Wenn möglich, sollten die Speicherbecken im landwirtschaftlichen Grün gebaut werden.“

     

    Ambach: Durch den Umbau der Mittelschule mussten wir andere Projekte zurückstellen. Die Gehsteige sind zu machen, die Asphaltierungen der Gemeindestraßen, Infranet, Trennung von Weiß- und Schwarzwasser – es ist sehr viel zu tun. 

  • Christoph Pillon: „Ich gehöre der Generation an, wo der Wunsch einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung sehr groß ist.“ Foto: privat

    Wie stehen Sie zu den geplanten Speicherbecken im Wald Ihrer Gemeinde?

    Pillon: Ich bin sehr unzufrieden darüber, wie diese Diskussion derzeit verläuft. Obwohl wir uns alle einig darüber sind, dass Wasser ein kostbares Gut ist, sind die Fronten sehr verhärtet. Auch weil momentan die Diskussion nicht sachlich ist. Ich gehöre der Generation an, wo der Wunsch einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung sehr groß ist. Diese Einstellung teilen auch ältere Bürgerinnen und Bürger. Natürlich bin auch ich gegen einen starken Eingriff in die Natur. Es wird Kompromisse geben müssen und das von allen Seiten.

    Atz: Die Speicherbecken sind eine große Herausforderung für uns in Kaltern. Ich denke, uns allen ist die Wasserproblematik bewusst. Über die Standorte muss eine offene Diskussion geführt werden, wenn möglich sollten sie aus meiner Sicht nicht im Wald, sondern im landwirtschaftlichen Grün gebaut werden. 

    Ambach: Wir sind nicht die Bauträger, sondern das Bodenverbesserungskonsortium II. Grades muss Vorschläge bringen. Das nächste Treffen der Arbeitsgruppe unserer Gemeinde ist in zwei Wochen, ich will deshalb noch nicht vorgreifen. Es ist ein heißes Thema und wir warten auf die Vorschläge für die neuen Standorte.