Society | Gastbeitrag

Sieben Vorschläge für die Zukunft

Aus Corona nicht in die Vergangenheit zurückkehren, sondern mit ihren Fehlern brechen, fordern Jugendliche in ganz Italien und formulieren dazu sieben Ansätze.
Fernglas
Foto: Pixabay

Wo die Straße versperrt bleibt, birgt das Netz neue Möglichkeiten: Der #digitalstrike setzte neue Maßstäbe an innovativen Protestformen. Salto.bz hat über diese virtuelle Klima-Demonstration vom vergangenen Freitag berichtet. Zusammen mit anderen Umweltschutzverbänden hat Fridays for Future Italia dabei eine Kampagne zur Verbreitung von sieben Ideen gestartet, die als Leitbild für eine ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung nach Corona dienen sollen. Zahlreiche Jugend- und Studierendenorganisationen haben ihre Zustimmung erklärt. Auch viele Einzelpersonen haben – immer virtuell – unterschrieben, darunter nicht wenige Wissenschaftler*innen. Für uns als Südtiroler HochschülerInnenschaft steht es außer Debatte, solche progressiven Vorstöße zu unterstützen, auch wir haben uns daher der Erklärung angeschlossen und sie ins Deutsche übersetzt. Die sieben Punkte sind auf www.ritornoalfuturo.org oder www.asus.sh (deutsch) einsehbar. Zusammengefasst sind sie:

1. Mehr Mut, mehr Geld! Wir brauchen dringend einen Plan, wie wir unsere Wirtschaft ökologischer gestalten können. Wie wir damit jetzt anfangen können. Dabei wird man um hohe öffentliche Ausgaben nicht herumkommen und um die komplexe Diskussion, wie sie finanziert werden.

2. Ja zur öffentlichen Rolle in der Wirtschaft! Die „unsichtbare Hand“ des Marktes scheint nicht in der Lage zu sein, von sich aus nachhaltiges Wirtschaften zu implementieren. Der Staat, die Regionen, die Provinzen und Kommunen müssen eine führende, koordinierende und kontrollierende Funktion beim ökologisch-sozialen Umbau der Wirtschaft beanspruchen. Unter demokratischer Kontrolle.

3. Soziale und Klimagerechtigkeit zusammen denken! Die Interessen von Arbeitnehmer*innen und Klimaschutz dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir brauchen keinen Green New Deal der Großkonzerne, keinen Raubtierkapitalismus mit grünem Anstrich.

4. Ein Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik! Die EU pumpt Unsummen in eine Landwirtschaft, die in der aktuellen Form keine Zukunft hat. Die industrielle Ausbeutung der Natur muss überwunden und die Verschwendung natürlicher Ressourcen (auch von Lebensmitteln) eingedämmt werden.

5. Der ökologische Wohlfahrtsstaat als Ziel! Die Gesundheit der Bürger*innen und die Sicherung eines qualitätsvollen öffentlichen Gesundheitswesens müssen vorrangige Ziele im Bereich der Haushaltspolitik darstellen. Der Staat muss auch entschiedener gegen Umweltverbrechen vorgehen, und hier insbesondere die organisierte Kriminalität erbittert bekämpfen.

6. Demokratie und Bildung: Pfeiler der ökologischen Transformation! Demokratische Beteiligungsrechte sind auszubauen und durch Transparenz, Information und Aufklärung zukunftweisende gesellschaftliche Debatten zu fördern. Im Bildungsbereich muss die Propagierung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine große Rolle spielen.

7. Ein Europa der Bürger*innen, nicht der Konzerne! Gemeinsame europäische Institutionen können ihre Legitimität nur dann wahren, wenn sie unter Jahrzehnte neoliberaler Politik endlich einen kräftigen Schlussstrich setzen. Es wurde lange genug Politik für das oberste 1% gemacht.

So viel zu den Forderungen. Wir machen uns keine Illusionen: Für die herrschende Politik ist es nicht unbedingt so bedeutsam, was die Jugend will. Denn hinter den Jugendlichen steht keine mächtige Lobby. Uns fehlen die Seilschaften und als Wählergruppe sind wir verhältnismäßig klein. Die Rechnung geht auch ohne uns auf, noch. Aber die Entfremdung, die Ablehnung, die Wut über ein System, das unsere natürlichen Lebensgrundlagen offen zerstört, wird größer. Mein Eindruck ist, dass sich die junge Generation – meine Generation – langsam zu lösen beginnt von den geistigen Fesseln der Gegenwart, vom Dogma der „Alternativlosigkeit“ vorgefundener Verhältnisse. Und wie stark konnte eine spontane Bewegung von Schüler*innen, Studierenden, Wissenschaftler*innen usw. die politische Tagesordnung determinieren, ja Konzernbosse in Erklärungsnot bringen! Diese Erfolge von Fridays for Future schenken Zuversicht.

Wir machen uns keine Illusionen: Für die herrschende Politik ist es nicht unbedingt so bedeutsam, was die Jugend will.

Nun sind die sieben Punkte noch zu allgemein gehalten, sie müssen konkretisiert, verdichtet werden zu einer politischen Agenda. Wir müssen überlegen, was sie in Bezug auf Südtirol, auf unsere alltägliche Lebenswirklichkeit bedeuten können. Es wird nicht einfach sein, sie mit den sich abzeichnenden regionalen Sonderwegen in Einklang zu bringen, mit denen viele Regionen und auch Südtirol ihre Wirtschaft mit einer eigene „Phase 2“ schützen wollen. Aber sie sind ein guter Impuls, der auch differenziert und lokal umgesetzt werden kann. Am 27. April vor 83 Jahren fand der italienische Philosoph Antonio Gramsci, von den Faschisten verhaftet, seinen Tod. Von ihm ist folgender Aufruf an die Jugend überliefert: „Bildet euch, begeistert euch, organisiert euch.“ Wenn das gelingt, wird der Inhalt von „ritorno al futuro“ einmal mehr sein als nur content einer hipp designten Web-Kampagne.

Die Welt zu retten erfordert eine grundlegende, auch wirtschaftliche, Transformation.

Aber es geht jetzt nicht darum, einen Generationenkonflikt heraufzubeschwören, gute Jugend gegen böse Alte. Das hat noch nie geholfen, das spaltet. Wir müssen als Gesellschaft gemeinsam den Schritt in eine neue Zukunft wagen. Und genau dahin zielt die Botschaft von Fridays for Future, auch wenn das in den Medien oft untergeht. Nämlich Bündnisse quer durch alle Generationen zu schaffen, zwischen Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen, die ein Anliegen teilen: Die Welt nicht irgendwie zu verbessern, sie nach irgendeiner Ideologie zu formen oder ähnliches – dazu ist es längst zu spät. Sondern sie überhaupt zu retten. Und eben das erfordert eine grundlegende, auch wirtschaftliche, Transformation.

 

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Johann Georg B… Sat, 05/02/2020 - 11:17

Herr Julian,sie haben einen informativen Bericht verfasst,ich stimm Ihm auch zu,leider wurde in den letzten 50 Jahren mit den ganzen Agrarzuschüssen alles in die falsche Richtung gelenkt. Kleine Landwirtschaftlichebetriebe wurden aufgelassen und die Grössen wurden immer grösser,was zu einer anbauweise führt,welche Böden verdichtet, Produktion steigert,Monokulturen fördert.
Leider hat unsere Politik nicht verstanden, dass kleine Strukturen besser wären,denn diese würden heute noch schonender die Felder bewirtschaften. Wie sie auch schreiben,in der heutigen Zeit ist die Finanzierung ein wichtiger Punkt . Die Bürger müssen sich auch mit der neuen Situation identifizieren und die Produkte auch annehmen und sie respektvoll verwerten,früher gab es keinen Biomüll, er wurde an die Tiere verfüttert,heute ist es Abfall. Früher wurde der Landwirt nicht als Umweltsünder abgestempelt wenn er Mist und Gülle auf seine Felder ausbrachte. Ich bin überzeugt,dass gesunde ehrliche Produkte im Land produziert werden können,ob Milch Käse Obst Gemüse und Fleisch,es liegt an uns was wir wollen. Leider werden bei uns immer die Organisationen wie Bioland miteinbezogen welche die Landwirte mit Kontrollen sikanieren und mitkassieren,das braucht es nicht, denn der Landwirt kann nicht noch solche unnütze Vereine finanzieren. Wünsche Ihnen viel Erfolg,bei Ihrer Überzeugungsarbeit. Mit Befehle und Druck und Vorschriften passiert nichts.

Sat, 05/02/2020 - 11:17 Permalink
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gorgias Sat, 05/02/2020 - 11:19

Ich möchte mich gezielt zu den Punkten 1 bis 3 äußern. Ich stimme Ihnen zu dass es mehr Mut braucht, aber sicher nicht mehr Geld. Mit Geld profitieren hauptsächlich mittlere bis höhere Einkommen und ist im Grunde eine weitere Subventionierung der Wirtschaft. Abwrackprämien für Auto sind so ein Beispiel, wo Auto die zwar nicht so ökologisch sind wie die neuesten Modelle aber noch nicht den Energieaufwand der bei der Produktion ausgegeben wurde amortisiert wurde. Ein Auto zu Ende fahren ist für die Umweltbilanz oft besser als ein neues zu kaufen in das eine Menge Energie gesteckt wurde. Hier muss man den Produkt LifeCycle als Ganzes Betrachten. Ein anderes Beispiel ist die E-Bike Förderung. E-Bikes sind in den seltensten Fällen ein Gewinn für die Umwelt. Ob sich die Batterien recyclen lassen ist oft fragwürdig. E-Bikes sind zu 90% ein Ersatz für Fahrräder ohne Batterie. Und dass diese mit diesen umweltschutztechnisch nicht mithalten können ist versteht sich von sich.

Doch anstatt mehr Geld in die Hand nehmen braucht man es einfach nur durch Steuern umverteilen. Ein Beispiel ist eine Co2-Steuer die der Staat pro Kopf an alle Bürger verteilt. Das ist zudem noch sozial verträglich. Der co2-Handel bringt Probleme, denn wenn die Nachfrage einbricht, wie wir es in der aktuelle Situation haben, bringen sie keinen Ansporn für Unternehmen in Energiesparmaßnahmen zu investieren. Eine Co2-Steuer bringt hingegen auch noch Investitionssicherheit für Unternehmen.

Dies wurde bereits vor einiger Zeit bei Anne Will bestens erörtert. Wer Zeit hat, soll sich die ganze Sendung ansehen, wer diese nicht hat, kann sich zumindest die beiden Abschnitte ansehen:

https://youtu.be/12P24ISzgpQ?t=1501
https://youtu.be/12P24ISzgpQ?t=2454

Des Weiteren kann ich Maya Göpel insgesamt empfehlen. Hier bietet sich die Gelegenheit sich klar und sachlich informieren zu können. Auf youtube findet man genug Material.

Und ein Klassiker den man empfehlen kann ist Faktor Fünf: Die Formel für nachhaltiges Wachstum von Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Denn ich würde den Aufruf von Antonio Gramsci unbedingt in der Reihenfolge einhalten. Sich zuerst zu Bilden und dann zu Begeistern. Denn ohne langfristige Orientierung und Zielsetzung verpufft die Begeisterung bald. Und es braucht nicht Mut, sondern auch Klarheit, wenn man auch bis ans Ende kommen will.

Sat, 05/02/2020 - 11:19 Permalink
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Julian Nikolau… Sat, 05/02/2020 - 14:03

In reply to by gorgias

Machen Sie sich keine Sorgen, dass ich die Bedeutung von Bildung verkenne. Ich rede hier keinem irrationalen Voluntarismus das Wort noch halte ich oberflächlichen Aktionismus für zielführend. Ich weiß nicht, wo sie das rauslesen. „Dabei wird man um hohe öffentliche Ausgaben nicht herumkommen und um die komplexe Diskussion, wie sie finanziert werden“, schreibe ich im Text und das bezieht sich sehr Wohl auch auf die Frage, wie wir unser Steuerwesen neu gestalten können. Sie denken doch hoffentlich nicht, dass ich mit „Mehr Geld“ meine, es sollen mehr Banknoten gedruckt werden. Natürlich ist es eine Frage der Steuergerechtigkeit, wie viel Geld die öffentliche Hand hat.

Sat, 05/02/2020 - 14:03 Permalink
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gorgias Sat, 05/02/2020 - 15:01

In reply to by Julian Nikolau…

Ich spreche nicht von Aktionismus. Denn das wäre ja der Punkt 3 "organisiert euch".

Das Problem ist nicht, was ich da herauslese, sondern das was ich da nicht herauslese. Ich spreche vom Punkt 2 "begeistert euch". Dieser Text hat viel von einem Erbauungsstück, das man liest und mit einer gewissen Euphorie "sich begeistert" und eine gewisse Zufriedenheit bei jenen erzeugt, die dem Zustimmen, aber kein Schritt weiter bringt. Doch man sollte aufhören darüber zu reden daß sich "etwas ändern" soll, sondern erst einmal was und wie es sich ändern soll. Denn solange keine konkreten Ziele gesteckt werden schafft man es leicht Begeisterung zu erzeugen. Das Schwere ist für konkrete Mittel für konkrete Ziele zu argumentieren und zuspruch zu finden.

Über Steuern reden ist nicht sexy. Über konkrete Maßnahmen reden ist nicht auch nicht und über was für Einschränkungen und Umstellungen es für den einzelnen bedeutet und es sich bewußt zu werden schon gar nicht.

Und der zentrale Satz haben Sie sogar selbst zitiert:
„Dabei wird man um hohe öffentliche Ausgaben nicht herumkommen und um die komplexe Diskussion, wie sie finanziert werden“

Denn diese Diskussionen finden zwar statt, gehen aber immer wieder unter, weil Sie von der Mehrheit nicht entsprechend wahrgenommen werden. Weil sie eben langatmig und sachlastig sind und Personen teilnehmen die nicht daran interessiert sind dass man weiter kommt. Und wer nur passiv rezipiert, bei dem gehen die Themen die Medien, Politiker und der Zeitgeist setzt durch dem Kopf wie bei manchen die Zugluft durch die Wohnung.

Also schieben Sie selbst diese Diskussion nicht in die Zukunft und auf andere ab. Starten Sie diese selbst.

Haben Sie sich selbst einmal mit konkreten Ideen auseinander gesetzt? Haben Sie konkrete Maßnahmen denen Sie zustimmen und andere die Sie als Scheinlösungen durchschaut haben? Haben Sie sich eine fundierte Meinung schon dazu gebildet und sind bereit mit anderen darüber ergebnissoffen zu Diskutieren?

Dann nehmen Sie die Gelegenheiten wahr. Ansonsten: "Bildet euch".

Sat, 05/02/2020 - 15:01 Permalink
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Julian Nikolau… Sat, 05/02/2020 - 18:09

In reply to by gorgias

Lieber Herr Gorgias, Sie machen Ihrem Namensvetter alle Ehre und argumentieren viel, gut und gerne. Ich denke aber nicht, dass ich mich von Ihnen hier so belehren lassen muss. Wenn Sie ein so minutiös durchdachtes, detailliertes Zukunftsprogramm haben freut mich das, vielleicht können Sie es ja in ein Parteiprogramm umformen und damit an die Öffentlichkeit treten. Hier auf Salto wird die Revolution nämlich nicht vonstatten gehen. Der einzige, dem ich Rechenschaft ablege darüber, was ich weiß oder nicht, ist der Professor bei einer Prüfung. Sicher nicht Ihnen, wenn Sie mir hier so freundlich kommen.

Ich habe genug Revolutionstheorie gelesen, dass ich um die Bedeutung konkreter Zielsetzungen in der politischen Strategie weiß, aber danke, dass Sie mich daran erinnern. Zugleich habe ich feststellen können, wie wichtig eine breite gesellschaftliche Bewegung ist wenn es darum geht, Öffentlichkeit für gewisse Themen zu schaffen. Und bei solchen Bewegungen sind dann auch jene dabei, die Sie wohl politisch Ungebildete nennen würden.

Sat, 05/02/2020 - 18:09 Permalink
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gorgias Sat, 05/02/2020 - 19:36

In reply to by Julian Nikolau…

Ich weiss nicht was Sie unter politisch Ungebildete verstehen, aber ich gehe mal davon aus, dass Sie sich selbst nicht dazurechnen. Vieleicht gebrauchen Sie diesen Begriff. Sie sprechen Revolutionstheorien und minutiös durchdachte, detailierte Zukunftsprogramme an. Was mich interessierte, waren Ihre Ideen zu konkrete Schritte. Und hier hört das Wort zum Sonntag auf und fängt das eigentliche an. Aber Rechenschaft müssen Sie an dieser Stelle höchstens Ihren eigenen Ansprüchen ablegen und niemand anderen.

Sat, 05/02/2020 - 19:36 Permalink
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Christian Mair Sun, 05/03/2020 - 11:01

In reply to by gorgias

@Gorgias:
"Das Schwere ist für konkrete Mittel für konkrete Ziele zu argumentieren und Zuspruch zu finden." (gorgias)

Der angeführte Punkt 2 bezüglich "Ja zur öffentlichen Rolle in der Wirtschaft!" scheint zentral und klar genug, um zumindest das neoliberale Dogma der letzten 40 Jahre zu stürzen. Allein durch ein Abwenden von TINA ergibt sich eine völlig neue Perspektive, die es ermöglicht die Gestaltung der Zukunft in demokratische Hände zu geben. Nicht nur Umverteilung, sondern durch die Befreiung vom Zwang des neoliberalen Kapitalmonopols, macht den Weg frei, zu einer Regulierung des Finanzmarkts, der der realen Wirtschaft dienen muss. Und als 3. Punkt möchte ich anführen, dass eine Neuordnung des Bankensektors und die Rückgabe der Geldschöpfung in die Hand der Zentralbank, die Befreiung vom Wachstumszwang leisten muss (in Anlehnung an MMT).

Sun, 05/03/2020 - 11:01 Permalink
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Klaus Hartmann Sat, 05/02/2020 - 15:58

Ich verstehe Ihre zwei Schlusssätze nicht.
Sie wollen die Welt nicht verbessern, weil es hiefür eh schon zu spät ist und Sie fordern grundlegende, auch wirtschaftliche, Transformationen.
Ist Ihr 7-Punkte-Programm nicht auch geeignet diese Welt ein wenig besser zu machen und welche außer den wirtschaftlichen Transformationen schweben Ihnen denn vor?
Ich glaube wir können es drehen und wenden wie wir wollen, aber dieser Kampf ist ein politischer und deshalb ideologischer (im Sinne von Werten und Weltanschauungen).

Sat, 05/02/2020 - 15:58 Permalink
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Julian Nikolau… Sat, 05/02/2020 - 17:44

In reply to by Klaus Hartmann

Naja das meinte ich mehr so: Die Bedrohungen sind so existenziell, dass man nicht mehr nur gewisse Aspekte mit kleinen Teil-Erfolgen reformieren muss, sondern eine lebenswerte Zukunft nur noch mit einer großen kollektiven Anstrengung erreichen kann, sie eben alle Bereiche der Gesellschaft umfassen muss. Die Wirtschaft vor allem, als ihrer Basis, und im Zuge dessen die Kultur als ihr Überbau. Die Betonung liegt auf „irgendwie“, nicht auf „verbessern“ - ich gebe rückblickend zu, dass ich das hätte anders formulieren sollen. Natürlich ist das Kampf ein politischer, alles ist politisch.

Sat, 05/02/2020 - 17:44 Permalink
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Klaus Hartmann Sat, 05/02/2020 - 18:12

In reply to by Julian Nikolau…

Danke für Ihre Antwort. Ich bin ganz bei Ihnen. Es muss ein "grundlegender", radikaler Wandel vollzogen werden. Kampf- und schmerzlos wird dieser nicht zu bewerkstelligen sein.
Und noch was: die Jugend hat Recht, wir Alten haben es verbockt. Bereits in den Achtzigern hätte man den Anfängen des Neoliberalen Wahnsinns die Stirn bieten müssen.

Sat, 05/02/2020 - 18:12 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Sat, 05/02/2020 - 16:30

Hallo Julian Nikolaus Rensi! Ich finde diese Vorschläge sehr gut, und ich finde es positiv, dass dies ein nationales bzw. ein breit angelegtes Projekt ist!
"Für die herrschende Politik ist es nicht unbedingt so bedeutsam, was die Jugend will. Denn hinter den Jugendlichen steht keine mächtige Lobby. Uns fehlen die Seilschaften und als Wählergruppe sind wir verhältnismäßig klein." Das stimmt nur zum Teil: denken Sie daran, welche große Wirkung "Fridays for Future" bisher schon hatte! Es ist aber gut, dran zu bleiben, Präsenz zu zeigen! Lasst euch etwas einfallen, auch unter den herrschenden Bedingungen - z. b. auf digitaler Ebene - Druck auf die Mächtigen in Wirtschaft und Politik zu machen!
"Aber es geht jetzt nicht darum, einen Generationenkonflikt heraufzubeschwören, gute Jugend gegen böse Alte." Das sehe ich so: die ersten Fridays for Future-Auftritte waren ja gegen die ältere Generation gerichtet. Wir wurden angeklagt, für die Situation verantwortlich zu sein. Also sah ich keinen Sinn darin, da mit zu marschieren. Einen Generationen-übergreifenden Kampf ohne generelle Schuldzuweisungen gebe ich eine Chance. Die Energie und der Schwung muss aber von euch jungen kommen!

Sat, 05/02/2020 - 16:30 Permalink
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Klaus Griesser Sat, 05/02/2020 - 17:11

Jeder Ihrer 7 Vorschläge ist treffend und soll/muss/ wird umgesetzt werden. Um das zu schaffen, müssen aber auch wir BürgerInnen weit mehr als bisher vom Sofa aufstehen, überlegen, uns beteiligen und VERANTWORTUNG für eine nachhaltige Zukunft übernehmen. Weil die Politiker dem Druck der Konzerne ausgesetzt sind, denke ich, dass die Demokratie erweitert werden muss, um eine qualifizierte Bürgerbeteiligung gleichberechtigt neben den Parlamenten an die Seite der Regierungen aller Ebenen zu stellen.

Sat, 05/02/2020 - 17:11 Permalink
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Klemens Riegler Sat, 05/02/2020 - 21:36

Es tut einfach gut solche Zeilen lesen zu dürfen. Und ich glaube die Jugend ist schon lange nicht mehr alleine. Klaus Griesser spricht mir auch aus der Seele wenn er schreibt ... "Jeder Ihrer 7 Vorschläge ... wird umgesetzt werden" - mit Betonung auf "WIRD UMGESETZ WERDEN".
Es gibt so viele Initiativen und Bewegungen (Gemeinwohl, FfF ...) Es geht in die richtige Richtung - nicht mehr aufzuhalten! Ich selbst habe in der Anlage zum Beitrag "Wir müssen reden ... Jetzt!" auch schon versucht zu beschreiben wie es einzelnen Sektoren geht ... und was kommt:
https://www.salto.bz/sites/default/files/atoms/files/wir_muessen_reden-…

Danke!

Sat, 05/02/2020 - 21:36 Permalink
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rotaderga Sun, 05/03/2020 - 08:26

Um solche Vorschläge zu machen, sollte man vorher die Entwicklungen in den Zeiten und politischen Systemen, in den sozialen - religiösen und auch Klima-bedingten Umschwüngen genauer beleuchten.
Vorausgesetzt, dass kein politisch soziales System perfekt ist, finden wir als "dominierende Alternative" immer wieder das sogenannte Chaossystem welches in der Natur vorherrscht.
Es würde alle Zeiten und Plätze in diesem Forum sprengen dies genauer zu definieren, es wäre auch ein Widerspruch.
Trotzdem will ich nur zwei Grundforderungen formulieren:

Staatliche Finanzhoheit mit Garantie auf das Geld als Zahlungsmittel und Begrenzung der Zinslaufzeiten auf den Zeitraum einer Generation bei totaler Abschaffung des Zinseszinses.
Garantierter Wohnraum und Garten als Lebensraum und Verpflichtung für alle.

Der Mensch braucht soziales Zusammenleben in mehr Eigenverantwortung und gleichzeitig individuellen Freiraum um das gegenseitige Ausbeuten zu minimieren.

Sun, 05/03/2020 - 08:26 Permalink
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gorgias Sun, 05/03/2020 - 09:39

In reply to by rotaderga

Hört sich nach einer Mischung aus Anarchokapitalismus und Freiwirtschaft an. Wenn es hier den Rahmen sprengt und Sie gerne diesen Ansatz postulieren möchten, wäre es intressant wenn Sie einen eigenen Artikel darüber schreiben würden.
Die Idee ist auf alle Fälle diskussionswürdig.

Sun, 05/03/2020 - 09:39 Permalink
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rotaderga Sun, 05/03/2020 - 13:52

In reply to by gorgias

Sehr geehrte/r Giorgias, Anarchokapitalismus und Freiwirtschaft mögen zwar als Schubladen ihres persönlichen Lebensprozesses und im Archiv ihrer Denkweise vorkommen. Mir sind diese Ausdrücke zuwider weil sie negativ behaftete Antagonismen zu irgendwas nicht genau eingegrenbarem, vorgeben.
Denken sie nach wie es wäre ohne Zinseszins auf dieser Welt mit einer Kreditlaufzeit von max. 25 Jahren!
Sicher ein allgemeiner Zugewinn an Lebensqualität.

Dem Autor dieses Artikels empfehle ich seine Vorschläge nach weiteren 15 Jahren praktischer Lebenserfahrung zu überarbeiten.

Sun, 05/03/2020 - 13:52 Permalink
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gorgias Sun, 05/03/2020 - 14:59

In reply to by rotaderga

Wenn Ihnen diese Begriffe und die ideenhistorische Einordnung Ihrer vorschläge zuwider sind, dann müssen Sie selbst damit klar kommen, mir sind Sie nicht. Und sie sind von mir auch nicht in abfälliger Weise intendiert worden, ansonsten würde ich nicht davon sprechen, dass die Thematik diskussionwürdig sei. Oder glauben Sie nicht?
Sie können gerne diese Begriffe vermeiden, doch ob Sie es schaffen "Antagonismen" zu vermeiden ist zweifelshaft. Was aber nicht zweifelshaft ist, dass die Idee Währungen mit Umlaufsicherung einzuführen von der Freiwirtschaft kommt, oder zumindest zum ersten Mal in modernen Zeiten ernsthaft aufgegriffen wurde mit dem Versuch diese in eine ökonomische Theorie zu fassen.

Und was macht Sie glauben, dass ich mich nicht mit dem Zinssystem und dessen Problematik nicht schon auseinander gesetzt habe. Und dass ich darin nicht die Hauptursache des strukturimmanenten Wachstumszwangs unseres Wirtschaftssystem sehe?

Sun, 05/03/2020 - 14:59 Permalink