Environment | Mode
Kein Nischenthema mehr
Foto: Team Green
Salto.bz: Was ist GREENSTYLE und wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?
Mirjam Smend: GREENSTYLE ist eine Kommunikationsplattform, die dazu dient, mehr Sichtbarkeit für nachhaltige Mode und Modelabels zu generieren. Mit Endverbraucher-Events und -Konferenzen, mit der Brand Directory auf der Website unserer Agentur und mit dem Fashion Change Magazin PUREVIU. Nach 16 Jahren Redakteurstätigkeit bei Modemagazinen wollte ich Mode anders, respektvoller denken und habe einen Blog für nachhaltige Mode gegründet. Daraus haben sich die Veranstaltungen entwickelt, die inzwischen in München, Frankfurt und Bozen stattfinden.
Wie sieht es generell in der Textilindustrie aus?
Nachhaltigkeit ist DAS Thema. Das ist eigentlich gut – und wichtig! Allerdings führt das dazu, dass Nachhaltigkeit immer wieder ein Marketing-Thema wird anstatt Teil der Unternehmensphilosophie. Konsument*innen müssen deshalb das Handwerkszeug bekommen, um echte von falscher Nachhaltigkeit unterscheiden zu können.
Bedeutet nachhaltiges Einkaufen gleich teures Einkaufen?
Wenn jede am Produktionsprozess beteiligte Person fair bezahlt wird und Maßnahmen ergriffen werden, um die Umwelt nicht zu schädigen, ist das Ergebnis teurer als bei Fast Fashion, wo Menschen ausgebeutet und die Natur geschädigt wird. Slow Fashion ist aber nicht zu teuer. Fast Fashion ist zu billig. Und billig ist sie auch nur für uns – den wahren Preis zahlen nämlich die Textilarbeiter*innen im Globalen Süden.
Slow Fashion ist nicht zu teuer, aber Fast Fashion zu billig
Welche Materialien sind nachhaltig und woher kommen sie?
Wir als GREENSTYLE kaufen ja nicht ein und wir verkaufen in diesem Sinne auch nichts. Wir stellen nur die Plattform (on- und offline). Aber die Brands, mit denen wir zusammenarbeiten, haben sich – wenn es um Neuware geht – ein entsprechendes Händlernetz aufgebaut, bei dem sie wissen, dass die Stoffe ihren Anforderungen entsprechen. Der Bereich an nachhaltigen Textilien auf der Münchner Fabric Start wächst stetig. Kleinere Marken kaufen auch gerne bei Lebenskleidung in Berlin. Entsprechende Stoffe zu finden, ist heute kein Problem mehr.
Wie steht es um das Erreichen der Klimaziele 2030 ?
Um die Klimaziele 2030 noch zu erreichen, müssen wir uns gewaltig anstrengen bzw. um sie nicht allzu weit zu verfehlen. Mode und Klima hängen so viel mehr zusammen, als man denkt. Von der Produktion bis zur Entsorgung. Das muss sich ändern. Mit bedarfsgerechter Produktion, sinnvollen Materialien und einer Idee, was am Ende des Tragezyklus mit dem Kleidungsstück passieren soll. Hier muss noch viel passieren und viel in die Realität umgesetzt werden.
Finden Sie, dass in Südtirol das nachhaltige Einkaufen noch fehlt?
Susanne Barta: Auch in Südtirol hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Bewusster Konsum ist kein Nischenthema mehr. Wenn wir bei nachhaltiger Mode bleiben: In der Zwischenzeit gibt es im ganzen Land Geschäfte, die (auch) nachhaltige Mode führen. Secondhand oder etwas schöner ausgedrückt „preloved fashion“ wird für immer mehr Leute eine Alternative zum Konsum neuer Produkte. Das Bewusstsein steigt, dass es wichtig ist, seine Kleidungsstücke so lange als möglich zu tragen, sie zu pflegen und wenn notwendig, auch zu reparieren. Einen Überblick verschaffen kann man sich anhand der ersten Sustainable Fashion Map South Tyrol, die am 4. November um 13.00 Uhr am GREENSTYLE Stand auf der Biolife präsentiert wird. Gut eignet sich aber auch mein sustainable fashion blog im franzmagazine, da gibt’s jede Woche was zum Thema.
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