Fächerübergreifend, nachhaltig und engagiert – und all das in Zeiten von Fernunterricht und Corona. Die Klasse 3B der Mittelschule "Paul Troger" in Welsberg zeigt, dass schulische Bildung nicht nur aus trockenem Bücherpauken und Frontalunterricht besteht. Im Rahmen des Themenschwerpunkts “Flucht, Migration und humanitäre Hilfe” begegneten die Schülerinnen und Schüler geflüchteten und helfenden Menschen, setzten sich intensiv mit aktuellen globalen Problemstellungen auseinander und arbeiteten kreativ an einem abschließenden dreitägigen Projekt. All das führt nicht nur zu sichtlichem Lernerfolg und Begeisterung; die Schülerinnen und Schüler konnten einen kleinen Beitrag zum Wohlbefinden geflüchteter Kinder und Jugendliche in griechischen Flüchtlingslagern leisten.

Anstoß für die Initiative gab eine erste Onlinebegegnung zwischen den Schülerinnen und Schülern und Andreas Knapp und Leila Weber vom Verein Hangarmusik. Knapp und Weber, die Kinder und Jugendliche im Flüchtlingslager Vial psychologisch durch Musikunterricht unterstützen, konnten durch Erzählungen und Bildmaterial die Realität im Flüchtlingslager für die Welsberger Schülerinnen und Schüler greifbar machen: “Die direkte Begegnung und die Bilder der Menschen, die im total überfüllten Flüchtlingslager auf ihre Papiere warten, waren schlichtweg ergreifend”, erklärt die verantwortliche Lehrperson Karin Sparber. “Die Schülerinnen und Schüler hatten das Gefühl, selbst etwas dazu beitragen zu wollen, um diesen Menschen zu helfen.”

Auf dieser ersten Begegnung aufbauend, ist ein ausführliches Lernangebot zum Thema “Flucht, Migration und humanitäre Hilfe” entstanden. Ausgehend von gesellschaftlicher und politischer Bildung wurde fächerübergreifend und interaktiv gearbeitet: In Geschichte und Deutsch wurden historische und aktuelle Hintergründe erfasst, Italienisch und Englisch organisierten ein Treffen mit einem im Pustertal lebenden Geflüchteten. Auch Vertreter der Bezirksgemeinschaft Pustertal und Mitarbeiter der OEW wurden als Referenten eingeladen. Sie erzählten von humanitärer Hilfe vor Ort, aber auch von Integration in die Südtiroler Arbeitswelt, Wohnen, Freizeit und den Herausforderungen, denen Geflüchtete in Südtirol gegenüberstehen.

Was aber tun, um nicht nur zu lernen und zu verstehen, sondern auch selbst aktiv zu werden? Als Antwort auf diese Frage wurde ein dreitägiger Workshop mit Alex Unteregger auf dem Burger Hof organisiert, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Kreativität zum Einsatz bringen konnten. Das Ergebnis: ein selbst komponiertes Friedenslied, das vom Burghof hinaus in die Welt geschickt wurde und eine Spende, die dem Verein Hangarmusik zugutekommt. “Die Verantwortung, die unsere Klasse übernommen hat und das Vertrauen, das uns geschenkt worden ist, haben wir genutzt, um drei Tage intensiv an Radiowerbungen für verschiedene Betriebe zu arbeiten”, erklärt eine Schülerin das Projekt. “Im Gegenzug bekommen wir eine kleine freiwillige Spende.”

Dabei haben die Schülerinnen und Schüler autonom in Kleingruppen gearbeitet und konnten ihre jeweiligen Stärken einbringen. “Sie haben gefilmt, geschnitten, getextet. Je nachdem, was den einzelnen Schülern besonders lag, konnten sie sich dort einbringen, wo sie gebraucht wurden”, erzählt Sparber. “Die Begleitpersonen haben begleitet und unterstützt, aber die Arbeit wurde von den SchülerInnen gemacht”. Auch die teilnehmenden Betriebe waren vom Ergebnis begeistert.

Dass die Erfahrungen nicht nur tief ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler eingegeben haben, sondern auch darüber hinaus kleine Wellen schlagen, zeigen die Reaktionen von Eltern, Freunden und Bekannten auf das Projekt: “Schülerinnen und Schüler erzählen von den positiven Rückmeldungen, die sie von anderen Menschen erfahren und von Gesprächen, die sie zu Hause zum Thema führen. Das gibt dann wieder neuen Diskussionsstoff für den Unterricht. So schließt sich der Kreis”, freut sich Sparber.