Economy | Fall Hager/Benko

Lob aus Wien an die Trentiner Justiz

Gegen Investor René Benko wird nun in vier europäischen Ländern ermittelt. Inzwischen formiert sich in Bozen ein Protest gegen seinen Statthalter Heinz Peter Hager, der unter Hausarrest steht.
Carabinieri, Bolzano, Hager
Foto: SALTO
  • Die Machenschaften von René Benko beschäftigen nun die Justizbehörden in vier europäischen Ländern: Sowohl die Staatsanwaltschaft in Wien als auch in Liechtenstein und München ermitteln gegen den Tiroler Investor. Während sich die Untersuchungen außerhalb Italiens zäh gestalten und erst in Jahren Ergebnisse liefern könnten, geht es hierzulande Schlag auf Schlag.

    Gestern wurde bekannt, dass mehrere Personen unter Leitung der Trentiner Staatsanwaltschaft unter Hausarrest gestellt wurden. Der Prominenteste unter ihnen dürfte der Bozner Wirtschaftsberater Heinz Peter Hager sein. Er hat Benko bei den Projekten Waltherpark, Flughafen und beim Wohnkomplex Gries Village in Bozen vertreten und gilt nicht umsonst als sein Statthalter. Insgesamt wird in Italien gegen 77 Personen ermittelt – wobei die Unschuldsvermutung gilt. 

    Außerdem hat die italienische Staatsanwaltschaft mit einem Europäischen Haftbefehl die Auslieferung Benkos beantragt. Das Tiroler Kriminalamt hat ihn gestern Mittag einvernommen, anschließend aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Sobald er allerdings ins Ausland verreist, droht ihm die Verhaftung. 

  • Hager & Partners in Bozen: In einer Presseaussendung bestätigt seine Kanzlei, dass Heinz Peter Hager unter Hausarrest gestellt worden ist und mit der Justiz zusammenarbeiten möchte. Foto: SALTO
  • Der Wiener Journalist Joseph Gepp, Ressortleiter Wirtschaft der österreichischen Tageszeitung Der Standard, begrüßt die Schritte der Trentiner Justiz: „Gestählt vom jahrzehntelangen Kampf gegen die Mafia, geht die Staatsanwaltschaft von Trient deutlich forscher ans Werk als Kolleginnen und Kollegen nördlich der Alpen“, kommentiert Gepp. Das sei insofern erfreulich, da Superreiche wie Benko dank rechtlicher Schlupflöcher häufig unbestraft davon kommen.

  • Foto: Spazio autogestito 77/Bozen Solidale

    Nach der Insolvenz des Firmenkonglomerats Signa im November 2023 mussten weitere Tochterunternehmen von Benko Konkurs anmelden. Da der Investor sein Vermögen bereits in Stiftungen angelegt hatte, konnten die Gläubiger nicht darauf zugreifen. Bei der Insolvenz kleinerer Unternehmen wird hingegen jegliches Einkommen auf das Existenzminimum gepfändet. 

    Wie es mit dem Bozner Statthalter von Benko, Heinz Peter Hager, weitergeht, werden die nächsten Tage zeigen. Inzwischen haben die Organisationen Spazio autogestito 77 und Bozen Solidale für morgen Nachmittag eine Kundgebung gegen Hager in der Landeshauptstadt angekündigt. Unter dem Motto „Lasst uns die Stadt zurückerobern“ wollen sie auf die laufenden Ermittlungen der Trentiner Staatsanwaltschaft aufmerksam machen. 

     

    Richtigstellung: In der vorigen Version des Artikels wurde fälschlicherweise die Bewegung „No Excuses“ also Organisator des Protests genannt. 

  • Protest 

    Donnerstag, 5. Dezember, 17:30 Uhr

    Vor dem Rathaus in Bozen (Gumergasse 7) 

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Salto User
nobody Wed, 12/04/2024 - 20:50

Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr (wurde auf Salto zur Causa kommentiert), als ein Reicher ins Gefängnis (ergänze ich). Dazu halten sich die Reichen ja Politiker, damit die schön brav Schlupflöcher basteln.

Wed, 12/04/2024 - 20:50 Permalink
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Dennis Loos Thu, 12/05/2024 - 12:56

Abwarten. In Italien beherrscht auch die Justiz die große Show, leider endet es dann nicht selten mit Freisprüchen oder Verjährungen. Zähe Ermittlungen müssen nicht schlechter sein.

Thu, 12/05/2024 - 12:56 Permalink