Economy | Medien
Der Journalismus ist tot
Es muss ein kleiner Schock für die Gebrüder Ebner gewesen sein, als die Lega Ende 2020 in den hohen Hallen des Parlaments in Rom das Wort ergriff: Man müsse die Monopolstellung des «Athesia»-Konzerns in Südtirol endlich beseitigen. Zu stark würde der Branchenprimus den Markt kontrollieren. Zu viele – auch öffentliche – Werbe- und Fördergelder würden an die «Athesia» gehen, an deren Spitze Michael Ebner thront; ehemaliger SVP-Parlamentarier in Rom und Brüssel, heute unter anderem Handelskammerpräsident in Bozen.
Soviel vorweg: Der Vorschlag ist nicht neu und wurde bereits 2018 von Seiten der damaligen 5-Sterne-Regierung – namentlich Ex-Minister Riccardo Fraccaro – gefordert. Dass nun auch aus dem anderen politischen Lager – von Seiten der rechtspopulistischen Lega – Druck gemacht wird, verleiht dem Kampf um die Medienmacht jedoch neue Würze. Der Vorschlag ist aber auch heikel. Er trifft die freie Marktwirtschaft, kriselnde Print-Branchen, das sonderbare Verhältnis Bozen-Rom und einen missmutig scharrenden Platzhirschen. Beziehungsweise zwei.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit im Fach «Journalismus» habe ich herauszufinden versucht, ob man in Südtirol von einer funktionierenden Medienwelt sprechen kann. Oder von einem Monopol, das Wirtschaft und Demokratie krank macht.
Und weil der Vorschlag nicht nur heikel, sondern auch spannend ist, habe ich im Rahmen meiner Diplomarbeit im Fach «Journalismus» mit wichtigen Medienvertretern im Land gesprochen, Bücher gewälzt, mich durch stümperhafte Online-Artikel geklickt und herauszufinden versucht, ob man in Südtirol von einer funktionierenden Medienwelt sprechen kann. Oder von einem Monopol, das Wirtschaft und Demokratie krank macht. Ich habe mich gefragt, wo der Südtiroler Journalismus heute steht, woher er kam und vor allem, wohin er will.
Anruf Weinbergweg 7, Bozen
Dass der Vorschlag heikel ist, merke ich spätestens dann, als ich Michael Ebners Bruder Toni in einem Interview mit dem Thema konfrontiere. Toni Ebner ist Chefredakteur der meistgelesenen Tageszeitung Südtirols, der «Dolomiten», Aushängeschild des «Athesia»-Konzerns. Sitz am Weinbergweg 7, Industriezone Bozen.
«Offensichtlich ist diesen Politikern nicht bewusst, dass die Herausgabe von Tageszeitungen in einer existenziellen Krise ist. Die einzige Chance, die Medienunternehmen haben, ist die Konzentration und das Nutzen von Synergien», so Ebner etwas genervt. Mit Synergien meint der 64-Jährige vor allem jene Bereiche, die besonders kostspielig sind, wenn es um gedruckte Zeitungen geht: Den Druck selbst und die Distribution. Die italienische Tageszeitung «Alto Adige» würde es Ebner zufolge heute gar nicht mehr geben, hätte der «Athesia»-Konzern sie 2016 nicht übernommen. Und auch der «L‘Adige» - 2018 aufgekauft - wäre ohne die Übernahme «in eine unsichere Zukunft gegangen».
Die gefürchtete «posizione dominante»
Ein Glück für Ebner: In der italienischen Politik kommt unverhofft sehr oft. Mittlerweile ist Mario Draghi Ministerpräsident, das 5-Sterne-Lager schwächelt mehr denn je und je schwächer es wird, desto unwahrscheinlicher – so hoffen die Herren am Weinbergweg – kommt es zum neuen alten Gesetz, das eine Wiedereinführung der «Legge 67/1987, articolo 3, lettera 1, comma b» vorsieht. Jener Gesetzespassus, der dafür sorgte, dass Unternehmen maximal 50% des regionalen Medienmarkts kontrollieren dürfen. Alles andere hätte – so die früheren Gesetzesgeber – zu einer riskanten «posizione dominante» innerhalb der Medienwelt geführt. Alles andere würde die vierte Gewalt in einer Demokratie verkommen lassen. 2004 wurde der Passus jedoch gestrichen und durch die Legge Gasparri ersetzt. Danach begann die Shopping-Tour der Ebner so richtig. «Um Arbeitsplätze und Zeitungen zu retten», wie Toni Ebner es beschreibt. Vermutlich auch aus manch anderen Gründen.
«Feststeht, dass wir aufgrund der unsicheren politischen Lage dennoch gezwungen waren, den Druck der Zeitung «Trentino» leider Gottes einzustellen», erzählt Ebner. Die Zeitung gibt es seit kurzem nur mehr online. Man könne die Leute zwar anderweitig integrieren. Doch gäbe es nun «ganz einfach aufgrund schlechter Politik ein Medium weniger.»
Krise fördert Konzentration
Mit der Krise der Zeitungen und der Medienwelt im Allgemeinen hat Toni Ebner sicherlich Recht. Das bringt man auch Journalismus-Studenten wie mir bei. Vermutlich schon in der ersten Vorlesung. Die Zeiten sind hart und sie werden nicht besser. Seit Facebook, Instagram & Co. auf dem Markt sind, müssen Medienunternehmen mit bis zu 80% weniger Einnahmen aus Werbeanzeigen auskommen. Und auch die Leserzahlen gehen stetig zurück.
Der Leser von heute hat sich mittlerweile an Gratis-Meldungen im Internet – immer und überall verfügbar – gewöhnt. Roland Turk, langjähriger RAI-Journalist und heute Vorsitzender des Kommunikationsbeirates der Autonomen Provinz Bozen, sagte 2020 in einem Interview, dass dem Leser dieses Verlangen, kostenlos Nachrichten konsumieren zu dürfen, kaum mehr auszutreiben sei. «Der Kampf der Redaktionen, sich etwas für Online-Inhalte zahlen zu lassen, ist schwierig.»
Damit können viele Unternehmen nicht mithalten. Sie gehen entweder pleite oder aber werden von größeren Anbietern mit mehr Kapazitäten aufgekauft. In Südtirol nur allzu deutlich spürbar, wo der «Athesia»-Konzern mittlerweile rund 80% des Medienmarktes kontrolliert und sich auch 80% der Werbeeinnahmen sichern kann. «Die Situation von heute beweist, dass wir unsere Arbeit in den letzten Jahren gut gemacht haben. Ansonsten würden die Zeitungen weder gekauft werden noch würden die Werbetreibenden Anzeigen schalten», so Toni Ebner im Gespräch. Die Südtiroler würden die Produkte der «Athesia» schätzen und mit Vertrauen belohnen.
Dass dieser vermeintliche Erfolg nicht von ungefähr kommt, sondern auch hart erarbeitet ist, bestreiten nicht einmal die schärfsten Kritiker der «Athesia». Wie etwa Christoph Franceschini, langjähriger Journalist bei der «Neuen Südtiroler Tageszeitung» und Redakteur beim Online-Portal „salto.bz“. «Die Familie Ebner ist sicherlich sehr tüchtig und hat sich einen Konzern aufgebaut, der verdientermaßen floriert», so Franceschini. Andererseits gäbe es in jedem modernen Staat Gesetze und Regeln, die eine zu große Medienkonzentration verhindern.
Monopol im Medienmarkt
Das Problem ist, dass der Medienmarkt kein Markt wie jeder andere ist. Hier geht es nicht nur darum, dass das jeweilige Unternehmen gut wirtschaftet und seinen Mitarbeitenden einen sicheren Lohn und der Allgemeinheit ein Produkt oder eine Dienstleistung liefert. Die Medienwelt hat horrend wichtige demokratische Aufgaben, sie ist die vierte Gewalt im Staat, soll dafür sorgen, dass Legislative, Judikative und Exekutive nicht am Bürger vorbei regieren, entscheiden und handeln. Sie soll Missstände aufdecken, Meinungen vertreten, zur Diskussion beitragen und damit die demokratischen Prozesse stärken.
In einer Demokratie haben Medien die Aufgabe, «durch Pluralität einen Marktplatz der Ideen herzustellen».
In einer Demokratie haben Medien die Aufgabe, «durch Pluralität einen Marktplatz der Ideen herzustellen», wie es der Südtiroler Historiker, Politikwissenschaftler und Journalist Günther Pallaver in einem Artikel aus dem Jahre 2008 beschreibt. Auf diesem «Marktplatz der Ideen» könne sich die oder der Einzelne umfassend informieren. Um sich eine Meinung zu bilden und um Entscheidungen zu treffen. Pro oder contra Flughafen Bozen? SVP oder doch lieber Grüne? Wie stehe ich zu einem europäischen Impfpass?
Ein Medienmonopol macht die Demokratie krank
Je mehr Medienvielfalt gegeben ist, desto wahrscheinlicher fühlt sich der einzelne Bürger irgendwo vertreten, verstanden. Je weniger Medienvielfalt, desto einseitiger und leiser wird die politische und gesellschaftliche Debatte. «Mit der Verringerung der Medien reduziert sich die Möglichkeit, von einem vielfältigen Informationsangebot auszuwählen», erklärt es die Medienwissenschaftlerin und freie Journalistin Janine Wergin. Dementsprechend macht ein Medienmonopol die Demokratie krank. Auch das wird ganz früh im Journalismus-Studium gepredigt. Vermutlich Vorlesung Nummer 2.
Und so haben selbst die liberalsten Staaten des Westens klare und strikte Regeln, was die Medienkonzentration betrifft. In einem Kommentar in der NZZ – der wohl liberalsten Zeitung im süddeutschen Sprachraum – heißt es, dass Demokratie den Meinungsstreit braucht, die öffentliche Auseinandersetzung der gesellschaftlichen Kräfte, den Wettbewerb der politischen Positionen. «Demokratie braucht publizistische Vielfalt – und die realisiert sich nicht in der Leserbriefspalte.» So könne der Pluralismus der Sichtweisen, Blickwinkel, Gewichtungen und Themenselektionen, der für die Meinungsbildung entscheidend ist, von einem Monopolblatt einfach nicht geboten werden.
Zwar herrscht in Südtirol noch kein solches Monopol, doch sind wir auf dem besten Weg dorthin. Unter anderem weil jene strikte Regeln zur Medienkonzentration – jene die 5-Sterne und Lega wieder einführen wollen – in Südtirol nicht mehr gelten und den so schon heiklen demokratischen Prozessen in der autonomen Alpenregion schaden. Prozesse, die seit jeher von zwei übermächtigen Spielern im Gleichschritt veranlasst und durchgesetzt werden: der Südtiroler Volkspartei SVP und der «Athesia», sprich seinem Schlachtross in blau-weiß, der «Dolomiten».
Die Verquickung «Athesia» und Politik
Die ersten Fragen eines Interviews sollten nicht zu gemein sein. Man soll den Gesprächspartner nicht vor den Kopf stoßen, sich «warmreden». Das versuche ich als ich Toni Ebner zunächst nach der Bedeutung der «Athesia» für die Südtiroler Geschichte frage. «Fakt ist, dass die «Dolomiten» – beziehungsweise ihre Vorgänger – die Südtiroler und Südtirolerinnen seit 1882 begleiten. Ähnlich einer Ehe: In guten wie in schlechten Zeiten», so Ebner. Faschismus, Option, Nationalsozialismus, Befreiung, Autonomiestatut.
«Und wie wichtig war die Verbindung mit der Südtiroler Volkspartei?». «Sie war», erklärt Ebner, «in den Anfangszeiten ausgesprochen wichtig.» Nach den Zeiten der Option hätten die «Da-Bleiber» nicht nur die SVP gegründet, sie hätten auch dafür gesorgt, dass die «Dolomiten» wieder erscheinen durfte. Da seien dieselben Wurzeln, der christlich-soziale Grundgedanke, die Verteidigung der deutsch-ladinischen Minderheit. Sinnbildlich hierfür: Die erste Titelgeschichte der «Dolomiten» hatte die Gründung und das Manifest der SVP zum Thema.
«Die Verbindung zwischen Partei und Presse war bewusst und gewollt»
Im Umkehrschluss heißt das – ganz banal gesagt – , dass die Südtiroler Politik sich jahrzehntelang keinem wahrhaftig kritischem Journalismus stellen musste. Der ehemalige FF-Journalist Hans Karl Peterlini beschreibt diesen Zustand mit den Worten: «Das bestimmende Bild in Tagesschau und Tageszeitungen waren durchschnittene Bänder, der Journalismus war weitgehend Ereigniswiedergabe und Huldigung.» Und Günther Pallaver erklärt, dass es zum einen die Südtiroler Volkspartei als «Einheitspartei» gab. Und dieser entsprach für viele Jahre die «Einheitspresse» des Hauses «Athesia». Die Verbindung zwischen Partei und Presse sei «bewusst und gewollt» gewesen.
«Diese Verbindung hat sich dann fortgesetzt im Kampf um die Rechte der Südtiroler», fährt auch Toni Ebner fort. Und weil er mit meiner nächsten Frage vermutlich schon rechnet, fügt er hinzu, «dass sich das Verhältnis heute normalisiert hat.» Es herrsche eine Situation vor, wie sie überall sonst auf der Welt zu finden sei: «Die Politik ist unzufrieden mit den Medien und die Medien schreiben Sachen, die der Politik nicht gefallen.»
«In Südtirol hält sich eine Zeitung eine Partei»
Dass es ganz so einfach nicht ist, zeigt ein mittlerweile legendäres Zitat, ein Bonmot des ehemaligen ÖVP-Spitzenpolitikers und Präsidenten des österreichischen Nationalrates Andreas Khol. «Überall auf der Welt halten sich Parteien Zeitungen, in Südtirol hält sich eine Zeitung eine Partei.» Manch böse Zungen legten diese Worte in der Vergangenheit gerne Toni Ebner selbst in den Mund. Unabhängig von ihrem Urheber machen sie jedoch einen Zustand deutlich, der für grundlegende demokratische Prozesse dramatische Folgen haben kann: Unter der absoluten Dominanz des Ebner-Konzerns auf dem Medienmarkt und dem damit einhergehenden politischen Einfluss leidet auch das politische Handeln und Treiben im Land. So hat sich die sonst so erstrebenswerte Unabhängigkeit eines Medienunternehmens in Südtirol ins perverse Extrem gesteigert: Wer lokale Informationen beziehen oder selbst geben will, ist auf die «Athesia» angewiesen. Weshalb nur wenige es wagen, Druck auf Verlag oder Verleger auszuüben. Hans Karl Peterlini beschrieb dieses Zustand einst mit den Worten: «Südtirol wird dominiert von einer mächtigen Partei, die ihrerseits oft an der Leine einer übermächtigen Zeitung liegt.»
Auch die Rechtspopulisten der Lega fordern: Der Staat muss das Medienmonopol des «Athesia»-Konzerns endlich brechen. Gelegenheit für einen Kommentar zum Südtiroler Journalismus. Für eine Erkundung. Für einen Hilfeschrei.
Ebners Beteuerung, dieser Zustand sei schon lange passé und habe sich mittlerweile normalisiert, wage ich zumindest zu bezweifeln. Fairerweise muss man Folgendes festhalten: Schon öfters gab es in letzter Zeit von Seiten der «Dolomiten» auch aggressive Kritik an SVP-Landeshauptmann Arno Kompatscher. So sollen sich innerhalb der SVP zwei Lager gebildet haben. Eines, dem die «Athesia» eher wollgesonnen ist und eines, das sich eher um Kompatscher versammelt und mit der Mediendominanz der Ebner hadert. Auch Christoph Franceschini sieht die Verbindung nicht mehr so evident stark wie früher: «Die SVP hat sich ein wenig von der Familie Ebner entfernt. Man hat zwar immer noch ein enges Verhältnis, jedoch buhlen jetzt auch andere Parteien um die Gunst der «Athesia», sei es von links als auch von rechts», erklärt er.
Unisono Kritik ist schlechte Kritik
Ein kleiner Trick um festzustellen, wie vielfältig eine Medienlandschaft ist – eine Art Schnelltest, wenn wir aktuelle Begriffe verwenden wollen – funktioniert in etwa so: Frage dich, wo ein fairer, aber kritischer Artikel überall erscheinen könnte. Je mehr Medien dir dazu einfallen, desto gesünder ist in der Regel der jeweilige Medienmarkt. Als ich mir diese Frage beim Schreiben meiner Zeilen denke, fällt die Antwort eher ernüchternd aus. Denn ein kritischer Beitrag über die «Athesia» versperrt den Weg zu einer Publikation in allen «Athesia»-Medien. Und das ist in Südtirol ein verdammt großer Batzen. Manch zynischer Freund hatte sogar gemeint, ein kritischer Beitrag über die «Athesia» würde jede Chance auf eine journalistische Karriere in Südtirol zunichte machen. Ich warte mal ab.
Solche banalen Überlegungen zeigen jedoch eines ganz klar: Vielmehr als die mehr oder weniger enge Verbindung Politik und «Athesia», sollte die Tatsache zu denken geben, dass es nur sehr wenige Medien gibt, die sich gegen eine solche Verbindung stellen können.
Toni Ebner sieht hier kein Problem. Im Gegenteil. «In Südtirol gibt es zwei deutsche und zwei italienische Tageszeitungen. Vier Tageszeitungen für eine Region mit einer halben Million Einwohner.» Das sei Weltrekord, so der «Dolomiten»-Chefredakteur. Dass 50 Prozent dieser Tageszeitungen – die «Dolomiten» und der «Alto Adige» – vom gleichen Verleger stammen und auch die meistgelesenen sind, würde keineswegs bedeuten, dass die Meinungsvielfalt gefährdet ist. «Der Leser hat jeden Tag die Möglichkeit auszuwählen, welches Medium er liest und mit welchem er zufrieden ist.» Außerdem gäbe es ja nicht nur Tageszeitungen, sondern auch Radiosender, Bezirkszeitungen und andere lokale Blätter. Dass auch von diesen ein Großteil mittlerweile zum «Athesia»-Konzern gehören, darüber spricht Ebner nicht. «Die Bürger belohnen gute Medien. Ganz einfach.»
Der «Marktplatz der Ideen» verkommt zum staubigen Niemandsland
Doch wenn die wichtigsten Medienprodukte zum gleichen Konzern gehören, wird eine differenzierte und vielfältige Berichterstattung schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Der «Marktplatz der Ideen» verkommt zum staubigen Niemandsland, in welchem nur ein einziger Laden seine Ware anpreist.
Auch Historiker Günther Pallaver beschreibt diese Verhältnisse mit sehr kritischen Worten. Denn: «Die reine Vielfalt von Medienprodukten ist noch kein Beweis für Medienpluralismus, wenn nicht auch die Frage der ökonomischen und publizistischen Medienkonzentration berücksichtigt wird», so Pallaver. Damit meint er zum einen die Verflechtung und die Zusammenschlüsse von Medienunternehmen – siehe Südtirol – , zum anderen das Schwinden selbstständiger und unabhängiger Redaktionen – siehe Südtirol.
Alle Medien aus dem Hause Ebner zielen – so viel muss einleuchten – auch in eine ähnliche politische Richtung. Und so ist es unwahrscheinlich, dass die «Dolomiten» die Corona-Politik der Landesregierung in den Himmel preist, während aus dem «Alto Adige» gleichzeitig kritische Stimmen zu hören sind. Ein Konfrontationskurs mit Rom wird entweder von allen verschiedenen «Athesia»-Medien gefordert oder eben von keinem. Ein strengeres Naturschutzgesetz wird vermutlich nicht im «L’Adige» gutgeheißen, während «Stol» - die Onlinezeitung aus dem Hause Ebner – es verurteilt. Und ein Oppositionspolitiker, der gegen die SVP wettert, wird vermutlich nicht von den Tageszeitungen der «Athesia» zerrissen, während er in den Radiosendern ebenjenes Unternehmens als «mutiger Anführer» gewürdigt wird. Die Liste solcher fiktiven Beispiele ließe sich lange fortführen. Und je länger sie wird, desto mehr sollte sie zu denken geben.
Manch zynischer Freund hatte sogar gemeint, ein kritischer Beitrag über die «Athesia» würde jede Chance auf eine journalistische Karriere in Südtirol zunichte machen. Ich warte mal ab.
Medien mit Monopolstellung stehen – so die Kommunikationswissenschaftler Heinz Pürer und Johannes Raabe – in der Gefahr «bestimmte Themen zu favorisieren und andere herunterzuspielen oder gar zu unterdrücken, einseitig Meinung zu machen und sich mit lokalen Mächten zu arrangieren.» Nota bene: Pürer und Raabe schreiben dies über Monopolstellungen im Allgemeinen. Dass der durchschnittliche Südtiroler Leser bei solchen Worten fast schon automatisch mit dem Kopf nickt, zeigt, wie sehr wir uns an diesen doch alarmierenden Zustand mittlerweile gewöhnt haben.
Verflechtung Medien und Wirtschaft
Medien haben die wichtige Aufgabe Missstände aufzudecken, sie dem Publikum zu erläutern und richtig einzuordnen. Missstände, die es auch im reichen Südtirol immer wieder gibt. Veruntreute Gelder bei lokalen Energieanbietern, fragwürdige Kreditvergaben eines hiesigen Bankinstituts oder Millionenausgaben für mangelhafte Schutzmasken. Um nur die größten Aufreger der letzten Jahre und Monate zu nennen. Unabhängig über solche Geschehnisse berichten kann jedoch nur, wer tatsächlich unabhängig ist. Ausgesprochen schwierig wird eine objektive Berichterstattung über wirtschaftliche Zusammenhänge, wenn der Berichterstatter selbst eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt.
Und auch hier trifft den «Athesia»-Konzern immer wieder sehr harsche Kritik. Denn das Unternehmen ist nicht mehr nur der wichtigste Medienkonzern des Landes, auch in unzähligen anderen Sparten mischen die Ebner mittlerweile ordentlich mit. Da sind zum einen die hauseigenen Marketing-Agenturen und Online-Portale, wie etwa «VIDA Marketing» oder «First Avenue», das zum Beispiel die App «Sentres», das Portal «Südtirol.Live» oder die Seite «Kultur.bz.it» mitbetreibt. Solche Anbieter lassen die Verbindung zum journalistischen Handwerk ja noch vermuten. Und dass – als Beispiel unter vielen – ein allzu schmeichelhaftes Interview mit VIDA-Marketing-Leiterin Marita Wimmer auf «Stol» publiziert wird ohne als Werbebeitrag gekennzeichnet zu werden, ist zwar ärgerlich und wenig professionell. Jedoch stört das keinen allzu großen Geist. Die Folgen sind nicht besonders weitreichend.
Problematischer wird es, wenn wir an all die weiteren Sektoren denken, in denen die Ebner ein Wörtchen mitzureden haben. «Etwa an die Schnalstaler Gletscherbahnen, an denen der «Athesia»-Konzern seit 2018 die Mehrheit hält», wie Gerhard Mumelter, früherer Hörfunkchef des RAI-Sender Bozen und langjähriger Rom-Korrespondent erklärt.
Erst kürzlich hatte sich der Heimatpflegeverband über den schillernden Marketingnamen «Iceman Ötzi Peak» aufgeregt, den die Ebner-AG der Grawandspitze im Schnalstal aufgestempelt hatte. Selbst Alpin-Legende Reinhold Messner beschwerte sich in einem Interview aus dem Jahre 2017 darüber, dass seltsamerweise ein Großteil der vom Land mitfinanzierten Filmprojekte mit benötigter Bergkulisse «rein zufällig» im Schnalstal gedreht werden.
«Die wichtigsten Medien berichten nicht darüber, weil sie selbst involviert sind.»
Oder man denkt an enorme Hotelkomplexe, die nun nicht unweit der Schnalstaler Gletscherbahnen gebaut werden sollen und zum Ebner-Imperium gehören. «Hier prallen Interessen aufeinander, gewaltige Geldsummen sind im Spiel und die wichtigsten Medien des Landes berichten nicht oder nicht objektiv darüber, weil sie eben selbst involviert sind,» so Gerhard Mumelter.
Sinnbildlich für diese enge Verbindung der «Athesia» und der Wirtschaft sind vor allem die Rollen die Michael Ebner, Tonis Bruder, einnimmt. Denn Michael Ebner ist nicht nur Vorsitzender des «Athesia»-Konzerns, sondern unter anderem auch Präsident der Handelskammer Bozen. Ein Zustand, der vor allem Online-Zeitungen wie «salto.bz» sauer aufstößt und immer wieder für publizistische Attacken in Richtung «Athesia» sorgt.
Die Handelskammer und die Unternehmen, die Teil davon sind, vergeben nämlich jährlich Millionen an Werbeaufträgen und Fördergelder an verschiedene Medien und Agenturen. «Auf diese Weise laufen Gelder der Handelskammer oder des Landes auch in Richtung «Athesia», so Christoph Franceschini. Etwa wenn wir an die oben erwähnten Filmprojekte im Schnalstal denken. «Das heißt, dass dieselbe Person einem Verband vorsteht, der Gelder vergibt und einem Unternehmen vorsteht, das jene Gelder erhält. Das ist ein eklatanter Interessenskonflikt.»
Viel weniger dramatisch sieht Toni Ebner diese Situation, als ich ihn danach frage: Der Direktor der Handelskammer Bozen bringe sehr viel Erfahrung mit und dies nicht nur aus seiner Zeit als Parlamentarier in Rom und Brüssel. «Er ist in freier und geheimer Wahl von den Mitgliedern der Handelskammer gewählt worden» und sei «holt zufällig mein Bruader» – wie Ebner es im charmanten Südtiroler Dialekt erzählt – «und holt gleichzeitig Vorsitzender der «Athesia»». Auch einen Interessenskonflikt will er nicht erkennen. «Es gibt glasklare Regelungen, wie öffentliche Werbegelder vergeben werden müssen. Der Anbieter mit dem besten Preisleistungsverhältnis hat die besten Aussichten auf Aufträge. Und das macht die «Athesia» natürlich sehr attraktiv für Werbekunden», so Ebner.
Die Kritik röchelt nur mehr, erstickt langsam und verstummt irgendwann komplett
Journalist Gerhard Mumelter hingegen hält die Situation für nicht tragbar. Man müsse sich nur überlegen, welche Power Michael Ebner mit seinen beiden Rollen einnimmt. «Zum einen koordiniert er einen extrem wichtigen Wirtschaftsverband und zum anderen die wichtigsten Medien im Land. In der Handelskammer gibt es verständlicherweise nur wenige Unternehmer, die es wagen, gegen Ebner die Stimme zu erheben», kritisiert Mumelter.
Dass Medientreibende mit enormen finanziellen Mitteln auch Verflechtungen in der Wirtschaft haben, ist oft unumgänglich und gehört zu einer freien Marktwirtschaft. Problematisch wird es dann, wenn Medienschaffende so eklatante Monopolstellungen einnehmen, dass der dünne Medienmarkt keine Luft mehr bietet für objektive Berichterstattung. Für eine funktionierende Kultur des Zweifelns, des Einspruchs, der Debatte. In einer solchen Situation röchelt die Kritik nur mehr, erstickt langsam und verstummt irgendwann komplett. Oder ganz frech gefragt: Wie objektiv kann man die Schließung der Skigebiete aufgrund der Corona-Maßnahmen beurteilen, wenn man selbst Besitzer und Betreiber einer Skianlage ist? Wie objektiv kann man über Artenschutz-Gesetze berichten, die zum Beispiel moorigen Biotopen höheren Schutz versprechen würden, wenn man selbst vorhat, ein Hotel zu bauen, dass einem solchen Biotop gefährlich nahe kommen würde?
Auftrag: Sprache schützen
Toni Ebner betont in unserem Gespräch immer wieder, wie wichtig die «Athesia» für den Schutz der deutsch- und ladinischsprachigen Minderheiten war und ist. So hat er ganz sicherlich Recht, wenn er erklärt, wie vital es für die Identität einer Minderheit ist, ein Medium in der eigenen Muttersprache konsumieren zu können.
Auch Politikwissenschaftler Günther Pallaver schreibt in diesem Zusammenhang, dass «die soziale Identität und Existenz für sprachliche Minderheiten ganz wesentlich von der Möglichkeit abhängt, sich in der eigenen Muttersprache auszudrücken.» Dies hat auch drastischen Einfluss auf die Medienwelt: Die sogenannte Selbstbestätigungsfunktion der Medien – das Schaffen einer sprachlichen Gemeinschaft – sei für viele Mitglieder der jeweiligen Sprachgruppe in Südtirol oft noch wichtiger als die reine Vermittlung von Informationen.
Als Chefredakteur der meistgelesenen Tageszeitung sieht Toni Ebner sich und die «Athesia» hier in der Pflicht. «In der «Dolomiten» werden deshalb auch jede Woche drei bis vier Seiten auf Ladinisch gedruckt.» Nicht nur um Sprache und Kultur zu schützen, sondern auch weil «die Ladiner und die deutschsprachigen Südtiroler einfach mehr gemeinsame Interessen haben als italienischsprachige und deutschsprachige Südtiroler», so Ebner. Zwar verneint er vehement, dass es kein harmonisches Gemeinschaftsgefühl der Sprachgruppen gibt, jedoch seien die Interessen der Deutschen und Italiener schlichtweg sehr verschieden. Da sei «eine andere Sprache, eine andere Kultur, eine andere forma mentis», so der «Dolomiten»-Chefredakteur.
In der Medienarbeit hat sich herausgestellt, dass es schlichtweg nicht funktioniert, Themen der verschiedenen Sprachgruppen zusammenzuwürfeln.
Toni Ebner.
Hier läge auch der Grund, weshalb in der Vergangenheit fast sämtliche mehrsprachigen Medien in Südtirol – wie etwa «Der Standpunkt» von 1947, Alexander Langers «die brücke» oder das «Blatt für deutsche Leser» als Beilage im «Alto Adige» – scheiterten und eingestellt werden mussten. «In der Medienarbeit hat sich herausgestellt, dass es schlichtweg nicht funktioniert, Themen der verschiedenen Sprachgruppen zusammenzuwürfeln», erklärt Ebner.
Trennung in den Medien, Trennung in der Gesellschaft
Auch Günther Pallaver räumt ein, wie schwierig eine mehrsprachige Berichterstattung ist. «Die jeweiligen Medien informieren in erster Linie die eigene Sprachgruppe und somit nur einen Teil der Südtiroler Gesamtgesellschaft», so Pallaver.
So hat sich im Mediensystem – immer Spiegel der jeweiligen Gesellschaft – eine ethnische Trennung gebildet und jede Sprachgruppe konsumiert ihre eigenen einsprachigen Medien.
«Nationale, oftmals auch nationalistische Fahnenträger ihrer jeweiligen Sprachgruppe»
Pallaver erklärt, dass dieser Zustand tiefe historische Wurzeln habe und bis ins Jahre 1945, also ans Ende des Zweiten Weltkrieges, zurückreiche. «Der italienischsprachigen Tageszeitung «Alto Adige» stand die deutschsprachige Tageszeitung «Dolomiten» gegenüber». Und beide verstanden sich als «nationale, oftmals auch nationalistische Fahnenträger ihrer jeweiligen Sprachgruppe.» Und auch wenn in den letzten Jahren und Jahrzehnten neue Medien den Weg in den Südtiroler Markt geschafft haben, bleibt die sprachliche Trennung der Medienprodukte immer noch die Regel.
Ähnlich schwierig sieht auch Christoph Franceschini das Publizieren von mehrsprachigen Medien. So gäbe es ihm zufolge in Südtirol immer noch nur ein Nebeneinander der Sprachgruppen und kein Miteinander. «Dies führt dazu, dass die Realitäten, die Themen, die Probleme der Sprachgruppen oft ganz andere sind. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Berichterstattung über diese Probleme und Themen eine andere ist», so der Journalist. So würden in den deutschsprachigen Medien ganz klar deutschsprachige Akteure dominieren oder in den italienischsprachigen Medien sehr selten Nachrichten aus der Peripherie gebracht, weil die meisten italienischsprachigen Familien in den Städten wohnen. Die allgemeinen journalistischen Prinzipien wie Relevanz, Valenz oder Dynamik werden in Südtirol um den alles entscheidenden Faktor erweitert: «den ethnischen Nachrichtenwert».
Auftrag: Miteinander stärken
Die Mehrsprachigkeit und der Druck, Nachrichten mit «ethnischem Wert» zu liefern, gehören sicherlich zu den größten Herausforderungen in der Südtiroler Medienlandschaft. Ein so schon überschaubarer Markt, in welchem ein quasi-monopolistisches Unternehmen der Konkurrenz die Luft nimmt, wird zudem noch zerrissen durch sprachliche Grenzen und kulturelle Unterschiede.
«Nichtdestotrotz waren wir bei «salto.bz» der Meinung, dass es auch mehrsprachig funktionieren kann,» so Christoph Franceschini. «salto.bz» gehört zu den wenigen Portalen, die relativ erfolgreich sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache berichten.
Franceschini erklärt zwar, dass es «rein wirtschaftlich immer noch Sinn macht, auf nur eine Sprache zu setzen und damit die eine Sprachgruppe anzusprechen». Jedoch wolle «salto.bz» dabei helfen, das Miteinander der Sprachgruppen aufzubauen und habe sich deshalb für die Zweisprachigkeit entschieden: «Wir wollen Themen auch aus anderen Positionen beleuchten. Themen, die für die eine Sprachgruppe nicht so augenscheinlich sind, aber für die andere sehr wichtig», erklärt er.
Notiz am Rande: Solche Probleme sind keine Südtiroler Eigenheit. Auch in der Schweiz – offiziell dreisprachig – stellt man sich seit Jahren die Frage, wie mehrsprachige Medien in kleinen Märkten überleben können. In der Stadt Biel – wo sowohl Deutsch als auch Französisch Amtssprache sind – werden jene Medien, die bewusst mehrsprachig berichten und damit versuchen das Miteinander zu stärken, auch bewusst staatlich oder kantonal unterstützt.
«Ethnisch fragmentierte Gesellschaften zerfallen in Teilgesellschaften.»
Auch Günther Pallaver ist der Meinung, dass die Südtiroler Medien hier eine eminent wichtige Rolle einnehmen könnten. Einnehmen sollten. «Wenn es keine gemeinsame, sondern eine ethnisch getrennte Kommunikation gibt, dann zerfallen ethnisch fragmentiere Gesellschaften in Teilgesellschaften», erklärt er.
Die unterschiedliche, vor allem massenmedial begründete Wahrnehmung von Realitäten führe zu unterschiedlichen Einschätzungen, Einstellungen und Verhaltensweisen unter den Sprachgruppen.
Pallaver zufolge müssen Medien in mehrsprachigen Gebieten wie in Südtirol nicht nur unabhängig informieren, aufdecken, einordnen. Sie sollten auch die Gratwanderung versuchen zwischen einer «identitätsstiftenden» und einer «friedensstiftenden und friedenserhaltenden Funktion»: Durch objektive und transparente Information sollten Medien auch über das Leben der anderen Sprachgruppe berichten. Über deren Probleme, deren Veranstaltungen, deren Platz in Südtirol. Dadurch kann man «Vorurteile ab- und gegenseitiges Vertrauen innerhalb der Sprachgruppen aufbauen.» Denn um die – immer noch bestehenden – ethnischen Spannungen Schritt für Schritt zu lockern, bräuchte es gemeinsame – und gemeinsam verständliche – massenmediale Kommunikation, in der über gemeinsame Themen und Inhalte diskutiert wird.
Dadurch steige das Maß an gegenseitigen Kenntnissen, was wiederum – dies ist wissenschaftlich bewiesen – die Einstellung gegenüber den anderen Sprachgruppen verbessert. Sich anbahnende ethnische Konflikte könnten in Interessenskonflikte umgewandelt werden. Und das sei von immenser Bedeutung. «Denn während Interessenskonflikte lösbar sind, sind es Identitätskonflikte, zu denen auch die ethnischen zählen, nicht.»
Aus großer Kraft folgt große Verantwortung
Während einige wenige Medien im Land das Problem der fehlenden Gemeinschaft erkannt und daraufhin entschieden haben, dem entgegenzuwirken, bleibt die «Athesia» ihrer Linie treu. Toni Ebner zufolge gibt es bereits jetzt ein «funktionierendes Miteinander». Die krassen, krampfhaften Trennungen früherer Tage seien Geschichte, immer mehr Südtiroler und Südtirolerinnen würden problemlos anderssprachige Tageszeitungen lesen. Mehrsprachige Medien würden nicht nur nicht funktionieren, sie seien schlichtweg nicht notwendig.
Würde der Medienmarkt Südtirols florieren und Raum bieten für mehrere Medien mit unterschiedlichen Ansichten, hätte die Entscheidung eines einzigen Konzerns, nur sprachlich getrennt zu berichten, keine allzu weitreichenden Folgen. Der eine handhabt es so, der andere ganz anderes. Der eine bleibt bei einer strikten Trennung, da der Markt seiner Einschätzung nach zu dünn ist. Der andere will bewusst zweisprachige Leser ansprechen. Der eine bringt jede Woche auch ein bis zwei Seiten auf Italienisch. Wieder ein anderer erklärt jeden italienischen Text mit einer kleinen Infobox auch auf Deutsch. Die Möglichkeiten wären mannigfaltig.
Doch wieder zeigt sich in Südtirol, wie problematisch die dominierende Stellung des «Athesia»-Konzerns ist: Denn durch die Entscheidung eines einzigen Unternehmens wird eine – wenn nicht vielleicht sogar die wichtigste – Methode, um ein Wir-Gefühl der Sprachgruppen zu schaffen, von vornherein so gut wie zerstört.
Weil die Führung eines Unternehmens sich ihrer fundamentalen gesellschaftlichen Verantwortung nicht bewusst ist, bleibt die Gesellschaft selbst der Leidtragende. Und Südtirol steht einem beeindruckendem Koloss gegenüber, der seine Kraft kennt, nicht aber seine Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. So würde Toni Ebner hier ganz sicherlich kontern, dass die Verantwortung primär der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung gelte. Doch solche Überlegungen sind nicht nur konfliktfördernd, sie zeugen von mangelnder Weitsicht und gebetsmühlenartigem Festhalten an alten Mustern. «Des mochen mir so, weil mir es schon olm so gmocht hoben» ist kein valides Argument. Eine Abschwächung der strikten sprachlichen Trennung in den Medien würde einem jeden Bürger zugutekommen. Egal welcher Muttersprache. Oder stört es den deutschen Leser, wenn Berichte aus einem der vielen Täler mit einer kleinen Infobox – wenigen Sätzen – auch dem italienischsprachigen Südtiroler erklärt werden? Wenn wöchentlich eine Seite im «Alto Adige» komplett auf Deutsch oder vielleicht sogar zweisprachig erscheint und ein aktuelles Thema aufgreift? Vermutlich nicht. Im Gegenteil. Solche kleinen Schritte hätten immense Auswirkungen auf das Gemeinschaftsgefühl im Land und würden – soviel Spekulation wage ich noch, obwohl ich keinen Einblick in die Finanzen der «Athesia» habe – sicherlich nicht die Kassen sprengen. Schließlich hat man bisher ja so fleißig Synergien genutzt.
Den Gebrüdern Ebner kann ich nur ans Herz legen, eine solche Variante nicht von vornherein auszuschließen. Sie birgt unglaublich viel Potenzial. Und vielleicht bleibt ja Zeit für den alten Comic-Klassiker «Spiderman», in dem es seelenvoll heißt: «Aus großer Kraft folgt große Verantwortung». Den Film gibt es auf Netflix übrigens sowohl auf Deutsch als auch auf Italienisch.
Ohne Konkurrenz kein Vorwärtskommen
Ich habe versucht aufzuzeigen, welche dramatischen Auswirkungen ein Medienmonopol auf die Meinungsvielfalt, die Unabhängigkeit der politischen Akteure und das friedliche Zusammenleben in einer Region haben kann. Da in der sonnigen Alpenregion jedoch immer noch der Rubel mehr wert ist als so manches Harmonie-Ideal, nun ein Schlusswort zu den wirtschaftlichen Risiken eines Monopols. So schreibt schon der österreichische Ökonom Josef Schumpeter 1911, dass der Konkurrenzkampf in einem gesunden Markt für einen ständigen Wettlauf zwischen Innovation und Nachahmung sorgt. Schumpeter spricht von Wettbewerbsdruck, der zu Leistung, zu Ideen, zu Qualität antreibt. Er spricht vom «Prozess der schöpferischen Zerstörung». Je mehr sich der Markt jedoch einem Monopolisten beugen muss, desto weniger Konkurrenzkampf, desto weniger Leistungsdruck, desto weniger Qualität.
Auch der Quasi-Monopolist «Athesia» muss sich nicht allzu große Sorgen um seine Mitbewerber machen. Sie sind entweder nicht vorhanden oder etablieren sich mehr schlecht als recht. Die Folge einer solchen Situation: Der Koloss kann – zumindest theoretisch – träge werden. Und faul. «Monopolzeitungen können in ihren publizistischen Leistungen und bei der Ausübung ihrer Kontrollfunktion nachlassen», so Pürer und Raabe. Und dies ohne große Verluste hinnehmen zu müssen. Sie können Preise erhöhen und Leistung senken und trotzdem finden die Produkte ihre Abnehmer. Nicht weil sie «einfach gut gemacht sind», wie Toni Ebner es beschreibt. Sondern weil Alternativen fehlen. Und aufgrund mangelnder Alternativen bleiben die Leser Leser. Schließlich können sie nicht recht überprüfen, ob der Monopolist seine Aufgaben ausreichend gewissenhaft macht. Und selbst wenn sie damit nicht zufrieden wären, gäbe es keinen wirklichen Konkurrenten, auf den man zurückgreifen könnte.
Doch was bedeutet mangelnde Qualität in der Medienbranche: Im journalistischen Betrieb ist es das Fehlen einer fairen und ausgewogenen Berichterstattung, das mangelnde Gespür für Geschichten, für Relevanz, für Unterhaltung. Wenn die Konkurrenz ausbleibt, dann fehlt den Redakteuren und Redakteurinnen im Land auch die Möglichkeit sich mit anderen zu messen, sich zu steigern. Es gibt – so die Journalistin Janine Wergin – keine Kontrolle von Seiten der anderen Journalisten, die etwa Informationslücken, Fehler oder Nachlässigkeiten ausgleicht. Oder Motivation steigert. «Journalisten ohne Konkurrenz werden – nach eigenen Angaben – leicht schlechte Journalisten», schreibt Wergin. Ein schneller Blick auf die Online-Zeitung «Stol» - 65.000 Abonnenten auf Facebook - und ich lese unter anderem folgende Headlines: «Dieter Bohlen hört bei „Deutschland sucht den Superstar auf“», «Michelle Hunziker und der tägliche Homeschooling-Horror». Aja, und was halten die Leser vom Interview der ehemaligen Royals; Abstimmung möglich. Für stolze 9,99 Euro im Monat gibt es bei «Stol Plus» sogar Zugang zu brisanten Beiträgen, wie etwa «Deutscher Hellseher gibt Hinweise zum Kriminalfall Neumair/Perselli».
Manche könnten in den Raum werfen, dass der Medienmarkt so schon stark in der Krise sei und man froh darüber sein müsse, dass wenigstens in dem einen Medium Journalisten und Journalistinnen ihre Arbeit frei ausüben können. Frei von finanziellen Nöten. Frei vom Druck aus der Politik. Aber Achtung: Auch diese Schlussfolgerung trügt. Denn Redakteure eines monopolistischen Mediums sind nicht nur anfälliger für Versäumnisse in ihrer Arbeit, sie sind auch um einiges abhängiger vom eigenen Arbeitgeber. So kann die Alleinanbieter-Stellung einer Zeitung auch zu einer Einschränkung der inneren Pressefreiheit führen, warnt Wergin. «Monopole machen Journalistinnen und Journalisten abhängig, weil sie sich keinen anderen Arbeitgeber suchen können, wenn sie mit dem einen nicht auskommen. Das diszipliniert. Wenn Wettbewerb irgendwo unverzichtbar ist, dann zwischen Medien in der demokratischen Gesellschaft», schreibt Wergin.
Wer Werbung schalten will, steht dem Angebotsmonopol gegenüber.
So ist eine solch eklatante Medienkonzentration schlecht für die Konkurrenz, für die Leser, für die Journalisten und zu guter Letzt auch schlecht für die Werbekunden. Für die Wirtschaft der jeweiligen Region. Zwar garantiert der Monopolist vermutlich am meisten Reichweite. Doch zu welchem Preis? Durch das Fehlen einer publizistischen Alternative würden Monopolzeitungen in viel stärkerem Maße Macht auf den Anzeigemarkt ausüben können, so Pürer und Raabe. Wer Werbung schalten will, steht dem Angebotsmonopol gegenüber. Was den Spielraum des Monopols erhöht, Preise nach eigenem Gutdünken festzusetzen und nicht nach den Regeln des Marktes. Anzeigekunden, die für das Fortbestehen eines Blattes unabdingbar sind, bleiben trotz zu hoher Preise Anzeigekunden. Weitere Summen fließen in die Kassen des Branchenprimus und machen das Leben der wenigen restlichen Anbieter umso schwerer.
Und jetzt wohin?
Nach knapp 15 Seiten – in der Regel nicht nur zu lang für Online-Portale, sonder auch für Magazine und Zeitungen, selbst wenn sie Monopolstatus genießen – versuche ich jene Leserinnen und Leser, die es bis hierhin geschafft haben, mit einem knapp Schluss zu entlassen. Kurz und schmerzlos: Wer sich ernsthaft mit dem Südtiroler Journalismus auseinandersetzt, wer sich um das Gemeinschaftsgefühl im Land sorgt, um die Demokratie und Politik, um die Qualität der Medien, muss die Position der «Athesia» hinterfragen. Zweifeln muss wieder erlaubt sein, ein kritisches Wort sollte ernstgenommen werden. Wenn die Verantwortlichen nicht handeln und jene, die eigentlich für Kritik und Kontrolle zuständig sein sollten, nicht endlich selbst vernünftiger Kritik und angemessener Kontrolle unterzogen werden, wird aus dem heute Quasi-Monopol ziemlich bald und ziemlich sicher morgen ein totales Monopol. Ein Koloss, der dem Land weiterhin mehr Schaden als Nutzen einbringt. Wir müssen nochmals über die Bücher gehen und nicht engstirnig und keinen Widerspruch duldend am Status Quo festhalten. Er führt in die falsche Richtung. Wir müssen beginnen, die richtigen Fragen zu den richtigen Problemen zu stellen und jene in die Verantwortung nehmen, die Südtirol nach vorne bringen sollten. In der Zwischenzeit versuche ich herauszufinden, ob irgendjemand diese Zeilen publizieren lassen will. Die Chancen stehen leider sehr schlecht.
Lothar J. Lechner Bazzanella, geboren im Südtirol, hat in Florenz und Heidelberg Jura studiert. Nach der Erkenntnis, dass ihm das Anwaltsleben nicht entspricht, ist er nach Zürich gezogen. Hier studiert er Journalismus und Corporate Publishing und schreibt für verschiedene Medien.
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Fairerweise beobachte ich
Fairerweise beobachte ich manchmal kleine lokalredaktionelle Strohfeuer, die der Tagblattlinie auch widersprechen (z.B. vom Leiter der Lokalredaktion Meran). Allerdings machen diese das Kraut leider nicht fett.
Im Übrigen: dass die Athesiamedien für den Schutz der deutschen Minderheit bedeutend waren(!), ist sicher richtig. Dass es aber heute ohne sie kein identitätsstiftendes deutsches Medium geben würde (so interpretiere ich die Aussagen von T. Ebner), ist Humbug. Und ich bin sicher, das weiß er selbst am besten.
Ganz Ihrer Meinung.
Ganz Ihrer Meinung. Entweder man ist ein mündiger Bürger oder lässt sich medial bevormunden.
In reply to Ganz Ihrer Meinung. by Elisabeth Garber
Nur beim Thema Corona sollte
Nur beim Thema Corona sollte man dann halt doch nicht zu mündig sein...
In reply to Nur beim Thema Corona sollte by Christian I
Hier geht's um was anderes
Hier geht's um was anderes als um SarsCov2... ...@CHRISTIAN I
In reply to Hier geht's um was anderes by Elisabeth Garber
Ja klar, aber es passt
Ja klar, aber es passt perfekt zum Thema.
Ich frage mich, wie jemand,
Ich frage mich, wie jemand, der die deutsche Grammatik nicht beherrscht, eine Diplomarbeit in Journalismus schreiben kann: "Zu viele – auch öffentliche – Werbe- und Fördergelder würden an die «Athesia» gehen, an dessen Spitze Michael Ebner thront;". Das ist ein typischer Kongruenzfehler, der auch in jeder "Dolomiten"-Ausgabe zu finden ist, aber wenn man die Athesia-Presse kritisiert, sollte man sich nicht auf ihre sprachliche Ebene herablassen. Es steht tatsächlich schlecht um den Journalismus in Südtirol.
In reply to Ich frage mich, wie jemand, by Hartmuth Staffler
Sehr geehrter Herr Staffler,
Sehr geehrter Herr Staffler,
Danke für Ihre Kritik. Der Fehler wurde korrigiert.
Meine Kritik gegenüber der Athesia hatte primär grundlegendere Faktoren als Grammatik und Rechtschreibung zum Thema. Da kann jedem - und vor allem einem Noch-Studenten wie mir in einer Forumsplattform wie "Salto", die ohne Korrektorat funktioniert - ein Fehler unterlaufen, finde ich. Wenn nicht, steht es nicht nur schlecht um den Südtiroler Journalismus, sondern vermutlich auch um die Südtiroler Gesellschaft.
Mit den besten Grüßen,
LJLB
In reply to Sehr geehrter Herr Staffler, by Lothar Josef L…
Ich weiß es zu schätzen, dass
Ich weiß es zu schätzen, dass Sie den Fehler korrigiert haben. Ich habe die "Dolomiten" öfters auf ähnliche Fehler aufmerksam gemacht, die sich dort erstaunlich häufen, aber nie eine Antwort erhalten. Sie haben natürlich Recht, wenn Sie den Inhalt für wichtiger befinden als die Form. Dennoch sollte zu gutem Journalismus auch eine gute Form gehören - mit der Erlaubnis zu vereinzelten Ausrutschern, denn niemand ist unfehlbar.
Mir ist der Beitrag
Mir ist der Beitrag entschieden zu lang für eine Plattform. Da kann ich ja gleich ein Buch schreiben. Die Sache mit der Lega in Rom schlucke ich so nicht. Es soll 2020 gewesen sein, aber 2018 hatten wir Landtagswahlen. Da wären die Vorzeichen für eine Regierungsbildung ganz andere gewesen. Doch die Lega wurde Partnerin der SVP. Zufall, Entscheidung, nur um das Team K zu schädigen? Ich glaube es nicht. Ich habe den Eindruck, Lothar Lechner Bazzanella kennt die Südtiroler Verhältnisse zu wenig gut. Mindestens was manche Kräfteverhältnisse betrifft. Fast zu vermessen finde ich die Behauptung, dass man einen Gesprächspartner nicht gleich vor den Kopf stoßen soll. Ich lache. Hat dieser Gesprächspartner einen Kopf, den man zum Stoßen bekommt? Oder liegt etwa das dicke Polster der Brieftasche dazwischen? Ich sehe da ganz andere Zusammenhänge zwischen dem Imperium und der Südtiroler Politik. Viel direktere und augenscheinlichere. Vielleicht für Zürich nicht so sichtbar. Einen Vorteil hätten Sie vielleicht, Herr Lechner Bazzanella. Sie dürften diese aufzeigen, ich nicht.
In reply to Mir ist der Beitrag by Sebastian Felderer
Sehr geehrter Herr Felderer,
Sehr geehrter Herr Felderer,
Danke für Ihre Kritik. Dass ich kein Experte für die politischen Verhältnisse in Südtirol bin, ist sicher richtig. Weshalb ich mich auch an Experten gewandt habe, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben. Primär Journalisten, Historiker und Politikwissenschaftler.
Die Lega-Story können Sie gerne auf Salto selbst nachlesen. Hier der Link: https://www.salto.bz/de/article/06102020/krisensitzung-am-vormittag
Ihre Kritik bzgl. meiner Aussage, man solle Gesprächspartner bei einem Interview nicht gleich mit den ersten Fragen provozieren, kann ich nicht nachvollziehen. Die wichtigsten Lehrmittel im Fach "Interview" raten zu einer solchen Taktik. Von Experten verfasste Bücher und - das kann ich Ihnen versichern - um einiges länger als 15 Seiten.
Beste Grüße aus Zürich,
LJLB
Salto & Amazon - da freuen
Salto & Amazon - da freuen sich die verantwortlichen Saltianer sicher, dass ihr Medium so lobend im "Doppelpack" genannt wird. "Goebbelspropaganda", versus "wir sind das Volk", aha. Guten Verkauf noch!
@KJ Beyer
Gratwanderung, keine
Gratwanderung, keine Gradwanderung. Tut mir in den Augen weh, Mann verzeihe mir die Kleinlichkeit. Der Fehler unterläuft zwar zumeist den nach Sauerstoff japsenden Bergfexen, aber er sollte zumindest im Stadtverkehr vermieden werden, bevor er auch dort zum Allgemeingut verkommt.
In reply to Gratwanderung, keine by Christoph Tappeiner
Sehr geehrter Tappeiner,
Sehr geehrter Tappeiner,
Sie haben natürlich Recht. Fehler wird korrigiert.
Beste Grüße,
LJLB
Es ist auch zu
Es ist auch zu berücksichtigen, daß die täglichen Themenangebote für eine Berichterstattung in Südtirol zu gering sind, sodaß der Leserschaft unterschiedliche Inhalte geliefert werden könnten. Gleich verhält es sich mit der Werbung. Um 530.000 Menschen mit einer Werbebotschaft in einer notwendigen Frequenz erreichen zu können, sind unverhältnismäßig hohe Investitionen notwendig. Dies rechnet sich weder für die Werbetreibenden noch für die Werbeträger, zumal es heutzutage effizientere Kommunikationsmittel gibt
Danke für den tollen, aber
Danke für den tollen, aber leider etwas zu lang gerateten Beitrag. Nur eines hätte ich noch zu beanstanden: Die NZZ ist meines Wissens eine Schweizer Zeitung und keine des "süddeutschen Raumes". LG
Vielen Dank für diesen
Vielen Dank für diesen Beitrag Herr Lechner Bazzanella! Der kritische externe Blick in einem Südtiroler Medium auf unsere Medien hat jedenfalls Seltenheitscharakter. Vielleicht haben Sie in Zukunft öfter noch Lust in Südtirol über Südtirol zu schreiben. Würde mich freuen!
Sehr geehrter Herr Freud,
Sehr geehrter Herr Freud,
bei manchen Punkten muss ich Ihnen leider widersprechen.
1) Dass Themen mit internationaler Relevanz auch in anderen, qualitativ hochwertigen Zeitungen nachgelesen werden können, ist sicher richtig. Fakt ist jedoch, dass vor allem jene Entscheidungen, die im Gemeinderat, im Landtag oder im Wirtschaftsverband gleich um die Ecke getroffen werden, das Leben der Bevölkerung beeinflussen. Dem europäischen Subsidiaritätsprinzip folgend liegen solche Entscheide wann immer möglich so nah wie möglich beim Bürger. Dementsprechend ist es umso dramatischer, wenn ein Monopolblatt die Aufgaben übernimmt, über solche Entscheide zu berichten, und einseitig Meinung macht. Der von Ihnen erwähnte "Hit" unterstreicht meine Bedenken: Medien mit Monopolstellung können es sich erlauben, qualitativ minderwertig zu berichten und dennoch werden sie gelesen.
2) Zu Ihrem zweiten Punkt: mangelndes Herz und zu lange Beiträge. Blogs, die rentabel sind und gleichzeitig von der breiten Bevölkerung gelesen werden, sind eine Seltenheit. Jungen Menschen vorzuwerfen, sie würden nicht den Mut haben, ihre - in der Regel so schon limitierten - finanziellen Mittel in ein mehr als unsicheres eigenes Medium zu spülen, ist unangebracht. Vor allem wenn es noch einige Medien wie etwa "Salto" gibt, die nicht nur mehrere Tausend Leserinnen und Leser haben, sondern die auch verstehen, dass manch komplexe Themen ihre 15 Seiten brauchen, um verständlich und einleuchtend kommuniziert zu werden.
Mit den besten Grüßen,
LJLB
Also, da gäbe es einiges
Also, da gäbe es einiges dagegen zu sagen, Hr. Freud ... Nur ganz kurz:
- Medien sind informierend und meinungsbildend oder sollte zumindest das ihr Auftrag und Ziel sein, Politiker (außer Populisten) sind das nicht. Ein gesundes Misstrauen ist bei beiden gut, aber ganz besonders bei Politikern.
- Medien werden nicht gewählt wie Politiker, sind also nicht automatisch der Spiegel der Wähler, daher hinkt der Vergleich mit den verdienten Medien gewaltig.
- "ist es volkswirtschaftlich sogar besser alles auf ein und dasselbe Medium zu konzentrieren." Das muss man sich fast schon auf der Zunge zergehen lassen. Die Ebners könnten es nicht besser sagen ...
- "einerlei, ob es 1mal oder 5mal publiziert wird." Schließlich haben ja auch alle Journalisten und Medien den selben Standpunkt, nicht war? Sprich, die Gehirne aller sind eh gleichgeschaltet, und wenn sie es noch nicht sind, dann machen wir sie eben dazu ...
- aber mit dem Fußball in Hintertupfing (oder wo war das?) haben Sie natürlich recht.
In reply to Also, da gäbe es einiges by Emil George Ciuffo
Ok, mit den Populisten ist
Ok, mit den Populisten ist mir wohl ein Schnitzer passiert ... Populisten sind natürlich nicht informierend, höchstens desinformierend. Meinungsbildend sind Populisten dahingehend, dass sie die Meinung ihrer Wähler imstande sind zu manipulieren.
https://www.salto.bz/de
https://www.salto.bz/de/comment/90896#comment-90896