Environment | Pestizide

Tribunal gegen Monsanto

Der Widerstand gegen eine industriell betriebene Landwirtschaft schafft neue internationale Allianzen. Jüngstes Beispiel: das Monsanto Tribunal in Den Haag.
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Foto: salto

Das Organisationskomitee gleicht einem Who is Who internationaler Nachhaltigkeitsapostel. Mit dabei: PreisträgerInnen des alternativen Nobelpreises Right Livelihood Award wie Vandana Shiva oder Hans Rudolf Herren, Autoren und Filmemacher wie Marie-Monique Robin oder  Andre Leu, die sich in ihrer Arbeit den Problemen des vorherrschenden Landwirtschaftsmodells widmen oder der Professor für Molekularbiologie Gilles-Éric Séralini, der die Bedenken gegen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel mit seinen Studien über genveränderte Organismen (GVO) und Pestizide stützt. Sie und viele weitere Gleichgesinnte aus der ganzen Welt treffen zwischen 14. und 16. Oktober in Den Haag zusammen, um Tribunal über das Symbol einer industriell ausgerichteten Landwirtschaft abzuhalten: den US-Saatguthersteller Monsanto, seit kurzem im Eigentum des Pharma- und Agrochemiekonzerns Bayer. Was dem Angeklagten vorgeworfen sind, findet sich auf der Homepage des selbsternannten Tribunals:

„Monsanto fördert ein Modell von Industrielandwirtschaft, das weltweit mindestens ein Drittel der anthropogenen Treibhausgasemissionen verursacht. Die industrielle Landwirtschaft ist zu einem großen Teil verantwortlich für die Abnahme von Bodenfruchtbarkeit und Grundwasserreserven, für Biodiversitätsverlust und Artensterben, sowie weltweit für die Verdrängung von Millionen von Kleinbauern. Mit der Patentierung von Lebewesen und Saatgut bedroht dieses Modell die Ernährungssouveränität von uns allen.“

Kritiker werfen dem Konzern seit langem vor, die Schäden, die ihre Produkte an Mensch und Umwelt verursachen, durch massives Lobbying, teuer bezahlte Studien oder Manipulation zu verschleiern. Während des Monsanto Tribunals sollen all diese Vorwürfe zusammengetragen und die verursachten Schäden evaluiert werden. Fünf international rennomierte Richter sollen dabei 30 Zeugen und Experten aus fünf Kontinenten anhören. Ziel des Tribunals ist es, ein Rechtsgutachten über den Schaden abzugeben, den Monsanto an Umwelt und Gesundheit verursacht hat. Damit verbunden ist auch das Ansinnen, Verbrechen gegen die Umwelt unter dem Begriff Ökozid im internationalen Strafrecht zu verankern.

Indirekt mit dabei beim Monsanto Tribunal sind auch die Malser und ihr Kampf gegen Pestizide.  Ihre Initiative wird im Rahmen einer People's Assembly,  einer Veranstaltung mit 800 internationalen Teilnehmern, die parallel zu den Anhörungen des Monsanto Tribunals stattfindet, von PAN-Italia–Vertreter Koen Hertoge vorgestellt.