Society | Konsum

O du fröhliche, o du selige Konsumzeit

Die Feiertage im Dezember sind für viele Menschen ein Anlass shoppen zu gehen. Doch die Einkäufe sollen auch nachhaltig sein. Ein paar Anregungen dazu.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: (c) Eleonora Bova für climateaction.bz

Artikel von Jenny Cazzola

 

Laut Wikipedia wird unter Konsum „der Verzehr oder Verbrauch von Gütern oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen verstanden.“ Man könnte das Wort Konsum aber auch als Akronym betrachten. Nämlich für Kaufe Ohne Nachzudenken Schädlichen Unfug in Mengen. Und gerade in der Zeit zwischen Anfang November und Ende Jänner hat man das Gefühl, dass die Menschen besonders viel konsumieren. Denn klar, die Feiertage stehen an und wir wollen unsere Liebsten ja beschenken und verwöhnen, sei es mit materiellen Dingen, oder mit einem schönen Weihnachtsbraten. Und bei den Schnäppchen, vom Black Friday bis zum Winterschlussverkauf, wie kann man da nein sagen? Also kaufen und verschenken wir, tauschen um und werfen weg. Dass das alles nicht unbedingt gesund für uns und den Planeten ist, wissen wir. Aber Wissen ist das eine, danach Handeln, das andere. Oder? Wir haben Partner des Netzwerkes für Nachhaltigkeit gefragt, was man tun kann, um weniger, oder zumindest nachhaltiger zu konsumieren?

Lokal bezwingt Global

Wir fangen mit etwas Einfachem an. Lokal kaufen, statt global. Auf Produkte aus der eigenen Region zurückgreifen, anstatt die Waren von weit weg zu importieren. Seit der Corona-Pandemie findet ein Umdenken in diese Richtung statt und das Bewusstsein für Regionalität steigt in der Bevölkerung. So erzählt Paul Kircher von Human Economy: „Die Globalisierung im Finanzsektor und in der Wirtschaft bergen große Risiken für kleine und mittelständische Betriebe und zunehmend sehen wir in vielen Ländern und Gebieten ein größeres Interesse für die Stärkung der regionalen Kreisläufe und die regionale Wirtschaft. Themen wie Null Kilometer, Produktion und Vermarktung von hochwertigen regionalen Produkten, Reduktion von schädlichen Produktionsformen wie beispielsweise in der Landwirtschaft mit immer größeren Flächen im Bioanbau, Sensibilisierung der Konsumenten für die Umwelt oder ein nachhaltiger Tourismus sind auch in der politischen Diskussion immer öfter präsent und bringen bei konkreter Umsetzung eine nicht zu unterschätzenden ökonomischen und sozialen Mehrwert in der Region.“

Human Economy ist eine Gruppe von Menschen, die versucht darüber aufzuklären, wie unser Geldsystem funktioniert. Für sie hängen alle Probleme dieser Welt direkt oder indirekt mit unserem Geld- und Finanzsystem zusammen und sie arbeiten seit fast zehn Jahren daran, „um alle Sozialpartner, einschließlich die politischen Entscheidungsträger, für die Einführung regionaler Verrechnungseinheiten zu sensibilisieren“, so Kircher. Mit regionalen Verrechnungseinheiten sind alternative, lokale Währungen gemeint. Kircher und seine Mitstreitenden sehen in ihrer Einführung große Vorteile für die lokale Wirtschaft, z.B. dass das Geld direkt in der Region ausgegeben wird und somit die Abhängigkeit von den globalen Märkten reduziert wird, was wiederum kleine und mittelständische Unternehmen zugutekommt. Oder, dass ökologische, soziale und kulturelle Projekte damit gefördert werden könnten. Noch ist die Einführung einer Südtiroler Verrechnungseinheit Zukunftsmusik. Aber Human Economy ist sich sicher: Um die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erfüllen, braucht es ein neues Wirtschaftssystem.

Lokale Kreisläufe sind auch den Unterstützer-Betrieben des Netzwerks für Nachhaltigkeit wichtig: Agentur SelberGmocht, Biokistl, Dorfmetzgerei Holzer, Triade Bio und Pur Südtirol – sie alle bieten die Möglichkeit, Konsum lokal auszurichten.

 

Coop statt Konsum

 

Eine weitere Möglichkeit nachhaltiger zu konsumieren, ist es bei Genossenschaften einzukaufen. Genossenschaften sind Unternehmen, deren Hauptziel nicht die Maximierung von Profiten, sondern das Erreichen eines bestimmten Zieles ist. „Charakterisiert ist eine Genossenschaft vom Gegenseitigkeitscharakter, der gegenseitigen Unterstützung und Förderung der Mitglieder. Das bedeutet, dass für die Mitglieder der Genossenschaft bessere Bedingungen geschaffen werden sollen, als sie jedes Mitglied für sich alleine auf dem Markt erzielen könnte.“ So steht es zumindest auf der Website des Landes. In Südtirol gibt es 890 registrierte Genossenschaften und wir haben Franco Farris von Coopbund Südtirol gefragt, ob ihm welche einfallen, die auf ein Umdenken weg vom Konsum abzielen.

Farris hat uns zwei genannt:

Die Konsumgenossenschaft Koncoop betreibt drei Supermärkte, zwei in Bozen und einen in Deutschnofen. Ihr Ziel ist es, die Konsumierenden das Angebot mitbestimmen zu lassen, einen ethischen und nachhaltigen Konsum zu fördern, lokale Produkte zu vermarkten und die Waren zu einem fairen Preis zu vertreiben. Im Sortiment der Koncoop-Supermärkte finden sich italienische Spezialitäten, lokale und nachhaltige Produkte, Produkte aus fairem Handel, gluten- und laktosefreie Lebensmittel, Produkte für den Haushalt, Tiernahrung, Produkte für die Schönheitspflege und Produkte für Eltern und Kinder. Mehr Informationen zu Koncoop gibt es auf der Website der Genossenschaft.

Altromercato hingegen ist die wichtigste Fair-Trade-Organisation Italiens. Seit 1988 setzt sie sich im Norden und Süden der Welt für eine gerechte Wirtschaft und für eine faire Verteilung der Gewinne ein. Auch Altromercato hat eine breite Produktpalette im Angebot, von Lebensmitteln, zu Kosmetikartikeln, bis hin zu Mode und Produkten für den Haushalt. Geschäfte von Altromercato finden sich z.B. in Bozen, Brixen, Meran und Leifers. Wo genau ist auf der Website von Altromercato ersichtlich.

 

Schenken mit Sinn

 

Im Dezember feiern viele Religionen wichtige Feste und damit einher gehen häufig Geschenke. Auch das Kaufen und Umtauschen von Geschenken feuert den Konsum an. Es muss aber nicht immer ein gekauftes Geschenk sein. „Es ist möglich, seine Liebsten auf sinnvolle Art zu beschenken und so gleich doppelte Freude zu bereiten: Im Namen des Beschenkten wird nämlich ein Projekt unterstützt“, erklärt Sandra D’Onofrio von der Caritas Diözese Bozen-Brixen. „So bekommt eine äthiopische Bäuerin eine Ziege, mit der sie eine kleine Käseproduktion starten kann, ein alter, einsamer Mensch in Serbien Brennholz für den kalten Winter, eine Familie in Kenia Saatgut für eine bessere Ernte, ein Dorf in Bolivien eine eigene Wasserleitung. Das sind alles Geschenke, die einen wirklichen Unterschied machen und das Leben gleich mehrerer Menschen nachhaltig verändern, statt nach wenigen Minuten unbeachtet in einer Ecke zu landen.“

Nicole Hofer von Climate Action sieht das ähnlich „Weihnachtsdekorationen und möglichst viele Geschenke gehören zum alljährlichen Weihnachtsritual. Einfach weil das der Brauch ist – aber brauch ich das, brauchen meine Liebsten das alles wirklich? Wer fragt sich das? Fakt ist, wir können uns unnötigen Konsumismus nicht mehr leisten. Diese Produkte, die meist anderswo hergestellt werden, verursachen viele CO2 Emissionen und befeuern die Klimakrise unnötig. Stattdessen schenken wir uns Zeit und Zuneigung, davon können wir nie genug haben und häufig kommt gerade diese im hektischen Einkaufsrummel zu kurz. Und ist es nicht sowieso schöner Geschenke und Weihnachtsdekoration selbst zu basteln, womöglich sogar zusammen mit den Liebsten? Da wird die Vorweihnachtszeit bereits besinnlich und weihnachtlich. Das erfüllt und die Zeit mit den Liebsten schafft schöne Erinnerungen, die langlebiger sind als jedes Spielzeug.“

 

Nach Weihnachten ist Winterschlussverkauf

 

Doch mit Dezember ist der Konsumrausch leider noch nicht vorbei. Denn im Jänner steht meist der Winterschlussverkauf an und wieder locken die Schnäppchen. Man möchte zu gerne zugreifen, doch geht das auch nachhaltig? Ja, mit nachhaltiger Mode aus Südtirol! Mittlerweile ist nachhaltige und fair produzierte Mode kein Nischenthema mehr. Vor Kurzem wurde sogar die Sustainable Fashion Map South Tyrol gelauncht, eine Karte, die einen Überblick über Marken, Geschäfte, Produzierende, und Secondhand Shops der nachhaltigen Modeszene in Südtirol bietet. Erstellt wurde die JOSEF SUSTAINABLE FASHION MAP SOUTH TYROL von der Publizistin und Modebloggerin Susanne Barta in Zusammenarbeit mit der Bozner Kommunikationsagentur franzLAB. Bis jetzt gibt es die Karte nur auf Englisch, aber sie liegt bereits in Hotels, Geschäften und Institutionen von ganz Südtirol auf und kann gratis in den hier aufgelisteten Orten bezogen werden.

 

Kampf gegen Konsum – aber nicht gegen Konsumierende!

 

Wenn wir die Ziele der Agenda 2030 erreichen und eine Chance gegen den Klimawandel haben wollen, müssen wir anfangen unser Konsumverhalten zu hinterfragen und zu ändern. Aber nicht jeder Mensch kann in jedem Lebensbereich nachhaltig handeln. Zum einen, weil wir nicht alle den gleichen Zugang zu Informationen über Produktionsbedingungen und Lieferketten haben, dieser ist stark abhängig vom Bildungsgrad und der persönlichen Sensibilität. Zum anderen, weil wir nicht alle die gleichen sozialen und finanziellen Rahmenbedingungen haben. Gerade arme Menschen sind oft auf Billigprodukte und Schnäppchen angewiesen und in Zeiten steigender Lebenserhaltungskosten sind immer mehr Menschen von Armut betroffen. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir über Konsum und nachhaltigen Konsum nachdenken und diskutieren. Darum an dieser Stelle ein kurzer Appell: Schauen wir nicht auf andere herab, die mehr oder weniger, oder anders konsumieren als wir. Hören wir ihnen zu, vielleicht können wir von ihnen noch etwas lernen.

Damit wünscht das Südtiroler Netzwerk für Nachhaltigkeit euch frohe Feiertage und ein gesundes neues Jahr!