Politics | Generationenwechsel

Russisches Zentrum Borodina: Kann Jakunin mit Kompatscher?

Erbschaften reichen weit und Freundschaften können brechen. Seit Februar 2014 hat das russisches Zentrum Borodina in Meran einen neuen Vizepräsidenten: Landeshauptmann Arno Kompatscher löst Luis Durnwalder ab. Neue Regeln im russchisch-südtirolerischen Poker?

"Ohne Heimat sein, heißt leiden", zitierte Gründungsmitglied Luis Durnwalder einen großen Russen. Fjodor Michailowitsch Dostojewski hat den ehemaligen Landeshauptmann von Südtirol beeindruckt, Väterchen Russland sowieso. In seinen Grußworten, welche die Gastfreundschaft Südtirols gegenüber russischen Bedürfnissen unterstrich, schrieb Durnwalder 2009: "Der flächenmäßig größte Staat der Erde ist für ein kleines Land wie Südtirol eine Chance für die Zukunft." Kontaktaufnahme mit Russland um zu fördern, "kulturell und wirtschaftlich, in der Wissenschaft und im Sport." Die russische Gemeinschaft in Südtirol habe dabei eine wichtige "Mittlerrolle", so Durnwalder, Vizepräsident der Borodina. 

Riegel vor - Neustart?
Doch nun ist er abgesetzt. Beschlossen wurde der Wechsel von der neuen Landesregierung auf ihrer letzten Februarsitzung. Luis Durnwalder kann nicht länger die russische "Zusammenarbeit stärken", Arno Kompatscher wurde "als Vertreter des Landes" in den Verwaltungsrat der Borodina entsandt.

Zarenbrunn und Kompatscher
Will Kompatscher dem viel kritisierten Zarenbrunn-Deal einen Riegel vorschieben? Eine Vereinbarung über den Verkauf des Komplexes aus dem 19. Jahrhundert wurde von der Gemeinde Meran, dem Land und dem Präsidenten Vladimir Jakunin bereits unterzeichnet. Für 6,8 Millionen Euro soll das Land den Immobilienkomplex Zarenbrunn ankaufen, um ihn dann kostenlos für 29 Jahre dem Verein Borodina zur Verfügung zu stellen. Mit "millionenschwere Kooperationen zwischen Russland und Südtirol; man denke zum Beispiel an die Aufträge in Sotschi", rechtfertigte Durnwalder seine Umtriebigkeit.

Vladimir Jakunin, ist nicht nur Präsident der Borodina, er ist auch Chef der staatlichen Eisenbahngesellschaft in Russland und enger Vertrauter von Wladimir Putin. Den "Luis" mochte er immer gerne, einiges galt es zu verhandeln in den letzen Jahren. Korruptionsvorwürfe hatten beide nie gestört, große Summen eher motiviert. "Der Standard" schrieb im September 2013 über die korrupten Winterspiele von Sotschi:

Noch gigantischer als die zu überwindenden Hindernisse ist allein die Bausumme: Mit 6,5 Milliarden Euro ist die von der russischen Bahn RZD gebaute Strecke das teuerste Projekt der Spiele.  Bahnchef Vladimir Jakunin ist ein enger Vertrauter Wladimir Putins.

Gegen den Korruptionsverdacht hatte sich Jakunin vehement zur Wehr gesetzt. Gegen das Schweizer IOC-Mitglied und Präsident des Ski-Weltverbandes Gian-Franco Kasper wetterte Jakunin:

Wenn du irgendwelche Unterlagen hast, die es belegen, dann pack sie auf den Tisch. Anderenfalls bist du ein Lügner und musst wegen Verleumdung vor Gericht

Ja, Durnwalder und Jakunin konnten miteinander. Mächtig sein und Ansagen machen war ihr politischer Stil. Am 25. Februar 2014 hätte die Vollversammlung der Borodina statt finden sollen. Doch dann kamen Arno Kompatscher die Rentenmillionen dazwischen. Die Statuten geben den neuen Partnern bis Juni Zeit, um die Sitzung nach zu holen, erklärt Borodina Direktor Andrey Pruss gegenüber der Südtiroler Tageszeitung. Dann treffen Arno Kompatscher und der russische Bahnchef aufeinander. Und werden miteinander sprechen müssen. Über Gelder, Zarenbrunn und einen neuen politischen Stil.

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Oskar Egger Tue, 09/16/2014 - 16:45

Und was ist mit dem Schaden, den die Gemeinde (sprich der Steuerzahler) Meran inzwischen erleidet?: bei einem Flohmarktl wurden bereits vor vielen Monaten sämtliche Einrichtungsgegenstände des Seniorenheims verschachert. Die alten Menschen haben inzwischen Unterkunft in Martinsbrunn, es zahlt die Gemeinde Meran...

Tue, 09/16/2014 - 16:45 Permalink