Brunecks Industriekrise
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Das Industrie-Jahr 2024 war geprägt von der Automobilkrise. Auch Südtirol war davon betroffen. In Bruneck stehen die Autozulieferer dicht an dicht. GKN-Sinter-Metals, GKN-Driveline und Intercable Automotive Solutions beschäftigen jeden fünften männlichen Bewohner des benachbarten Ahrntals. „Die Fabrik“, wie man einfach nur sagte, verschaffte Generationen Arbeit.
2024 befand sich das Ganze jedoch in der Schwebe. Die Krise der deutschen Autobauer, aber auch der Einbruch des E-Auto-Marktes führten zu Problemen im Pustertal. Es kam zu Teilarbeit und verkürzten Arbeits-Zeiten. Während Sinter-Metals die schwächere zweite Jahreshälfte mit einer starken ersten ausgleichen konnte und immer noch sehr gut ausgelastet ist, waren die Zeiten bei Driveline nicht so rosig. 35 zu streichende Stellen kündigte die Firma an. Das war das geplante Maximum. Die Gewerkschaften und die Verwaltung setzten sich an einen Tisch und verhandelten. Dabei konnte erreicht werden, dass freiwillige Kündigungen den Vorrang erhielten. Einige Arbeiter hatten während der Teilarbeit-Phase den Entschluss gefasst, die Firma ohnehin zu verlassen. Bisher gingen fünf mit Abfertigung. Andere Arbeiter wurden einfach verschoben, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zogen am selben Strang. „Es geht ja um den Erhalt des Standorts," so Andreas Unterfrauner von der SGB-Cisl und weiter: „Wahrscheinlich werden schon zehn Kündigungen ausreichen, es gibt schon genug Aufträge für 2026/27“. GKN-Driveline geht ebenfalls nicht davon aus, dass 35 Kündigungen nötig sind. Sie erwarten eine Enspannung der Lage. Ab März sei der Lohnausgleich bei Driveline nicht mehr nötig.
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Die Intercable wirkte 2024 noch stabil. Das Unternehmen nutzte die auftragsarme zweite Jahreshälfte für eine Reihe an Fortbildungen des Personals. Doch der Schein hat getrügt: Am 9.01.2025 kündigte das Unternehmen den Abbau von 50 Stellen an. Die Metallgewerkschaften von AGB/CGIL, SGBCISL und UIL/SGK zeigen sich besorgt, aber gefasst. Erste Versammlungen sind schon abgeschlossen, nun soll am Dienstag, dem 14. Jänner, das Gespräch mit dem Unternehmen eröffnet werden. Ob sich die Krise nochmals abschwächen lässt, ist offen.
Das Prozedere ist aus dem letzten Jahr ja schon bekannt. „Tatsächlich wurde das Ansuchen für Lohnausgleich bei Intercable abgelehnt, da es sich um eine langfristige Krise handelt und nicht wie angenommen um eine kurzfristige“, erklärt Unterfrauner. Dies überraschte die Arbeitnehmer-Vertreter. „Jetzt gilt es für die Gewerkschaften und das Unternehmen, Entschädigungsprämien für die zu entlassenden Arbeitnehmer auszuhandeln. Auch bei Intercable haben sich einige von ihnen schon seit Anfang der Automobilkrise Gedanken über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze gemacht. Listen mit Betrieben, die nach Arbeitnehmern suchen, sind schon in Arbeit“, erklärte der Gewerkschafts-Chef. Unterfrauner ist überzeugt, die Übergangsphase so gut wie möglich erleichtern zu können.
Intercable führt in ihrer Pressemitteilung die E-Auto-Krise als Grund an. Abgebrochene und verzögerte Projekte bei den Autobauern verzögern auch die Aufträge in Bruneck. Nach der Analyse des Marktes und deren voraussichtlicher Entwicklung fiel die Entscheidung. „Diese Entscheidung gehört zu den schwierigsten, die wir in der Geschichte von Intercable Automotive Solutions treffen mussten“, sagte Hannes Prenn, Präsident von Intercable Automotive Solutions. Auch hier war versucht worden, durch Verschiebung von Arbeitnehmern in nicht betroffene Bereiche Stellenkürzungen abzuwenden, schlussendlich wollte man das Ausbleiben von Lohnzahlungen nicht riskieren und biss in den sauren Apfel. Das Unternehmen will einen transparenten und fairen Abbauprozess mit den Gewerkschaften führen. Der Standort Bruneck wird nicht infrage gestellt.