Culture | Haus der Architektur

*Ständige Schwerpunkte

Im Unterschied zu vielen Nachbarregionen und -ländern fehlt erstaunlicherweise in Südtirol ein »Haus«, das sich permanent mit Architektur, Landschaftsplanung und Städtebau befasst.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Una casa perlàrchitettura
Foto: Architekturstiftung Südtirol | Studio Mut
  • Spätestens seit den 1990er Jahren hat die moderne Architektur in Südtirol einen deutlichen Auftrieb erfahren, der sich in Publikationen und Ausstellungen auch international bemerkbar gemacht hat. Im Unterschied zu vielen Nachbarregionen und -ländern fehlt erstaunlicherweise in Südtirol ein »Haus«, das sich permanent mit Architektur, Landschaftsplanung und Städtebau befasst. Gemeint ist ein Ort, wo relevante Themen als »Input« für die Öffentlichkeit und die Architekt*innen aufbereitet und Projekte aus Südtirol als »Output« im In- und auch Ausland vermittelt werden.

     

    Rispetto a molte regioni e paesi limitrofi, sorprendentemente in Alto Adige manca una
    «casa» che si occupi in modo permanente di architettura, progettazione paesaggistica ed urbanistica

  • Institutionen, die sich der Vermittlung von Architektur widmen, tun dies in der Regel durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen. Sie entsprechen einem museumsähnlichen Typus und werden von einer vergleichbar interessierten Öffentlichkeit aufgesucht und wahrgenommen. Wie in Museen sind die wichtigsten Formate Einzel-, Gruppen- oder Themenausstellungen mit einem Rahmenprogramm und – im Idealfall – Begleitpublikationen.
    Dieses Modell, das die Architektur von der bildenden Kunst »ausgeliehen« hat, bringt auch wesentliche kuratorische Herausforderungen mit sich. Architektur kann zwar als Baukunst verstanden werden, sie kann jedoch im Gegensatz zur Kunst weder im Original ausgestellt noch gesammelt werden. Es sind die Artefakte, die im Rahmen ihrer Planung entstehen – Pläne, Modelle, Skizzen – oder die Dokumentation ihrer Nutzung – Fotografien, Texte, Filme –, die im Ausstellungsraum für das Original einstehen oder in Archiven bewahrt werden.
    Die Organisation von architekturvermittelnden »Häusern« ist äusserst heterogen. Grundsätzlich lassen sie sich in private oder öffentliche Institutionen unterscheiden. Hiervon ist indirekt auch ihre Rechtsform abhängig, die wiederum ihre Leitung bestimmt: Vereine haben einen Vorstand, Stiftungen einen Stiftungsrat. Ausnahmen bestätigen die Regel und so ist es kaum möglich, Institutionen zu finden, die das idente Gründungs-, Führungs-, Finanzierungs-, rechtliche und Betriebsmodell haben.

  • Casi Studio Internationali

    Per i «case studies» dei paesi limitrofi, descritti nelle prossime settimane seguente, abbiamo intenzionalmente selezionato una gamma che presenta caratteristiche differenti. Possono essere lette come ipotesi di ciò che potrebbe essere presente in Alto Adige: cosa appare coerente, cosa appare spropor-zionato, cosa troppo modesto. La storia della costituzione e gli obiettivi che queste istituzioni si sono poste determi-nano la loro forma organizzativa così come le sfide sem-pre ricorrenti per riuscire ad assicurarle finanziariamente (siano esse pubbliche e/o private). Il più grande comune denominatore è rappresentato dalle persone che con impe-gno le gestiscono. Alcune di loro le abbiamo intervistate per questa pubblicazione. Le ringraziamo espressamente per il tempo dedicatoci e per averci fornito informazioni preziose sulle loro istituzioni.

  • Das nationale Architekturmuseum
    Wenn ein Land seine Architektur auch als sein Kultur-gut erkennt, ergreift es idealerweise die Initiative für ein Architekturmuseum. Ein solches kann ausschliesslich auf den Bereich Architektur ausgerichtet sein – wie das Staatliche Schtschussew-Museum für Architektur in Moskau (1934), das Suomen arkkitehtuurimuseo in Helsiki (1956), das Centre Canadien d’Architecture (CCA) in Montreal (1979), das Danish Architecture Centre (DAC) in Kopen-hagen (1986), das Eesti Arhitektuurimuuseum in Tallinn (1991), die Cité de l’architecture & du patrimoine in Paris (2007) – oder auch Teil einer umfassenderen staatlichen Kulturinstitution sein, die sich Design und/oder Kunst im Allgemeinen widmet und Architektur entweder als Teil oder als Schwesterdisziplin davon versteht. Letzteres ist der Fall bei ArkDes in Stockholm (1962), dem MAXXI in Rom (2010) oder das Het Nieuwe Instituut in Rotterdam (2013), in das das 1988 gegründete Nederlands Architectuurinstituut (NAI) integriert wurde. Allerdings werden nicht alle Institutionen, die ihr Land in ihrer Nomenkla-tur haben, automatisch von diesem finanziell unterstützt: Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfur am Main erhält keine finanziellen Zuschüsse vom Bund und das Schweizerische Architekturmuseum (S AM) in Basel bekommt seit 2019 keine Unterstützung mehr vom Schweizer Bundesamt für Kultur.

  • Das akademische Architekturmuseum
    Staatliche Architekturinstitutionen unterhalten meist auch ein Archiv, dessen Bestand oder Neueinkäufe in Ausstellungen thematisiert werden. Neben staatlichen Archiven gibt es auch solche, die mit Architekturfakultäten verbunden sind. Bei Ausstellungs- und Publikationstätigkeiten im Architekturbereich sind Universitäten oft Schnittstellen, wo die akademische und wissenschaftliche Forschung die Brücke zur Architekturvermittlung sucht. De facto sind diese historisch sogar die ersten Architekturmuseen: Das Architekturmuseum der Technischen Universität Müchen verfügt über ein Archiv, das bis ins Jahr 1868 zurückreicht, während das Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin 1885/86 als Sammlung gegründet wurde. Die Verbindung zwischen Archivieren und Ausstellen ist in der Schweiz fast schon systematisch zu finden: an der EPF in Lausanne sind die Archives de la construction moderne eng mit Archizoom im Austausch, an der ETH Zürich das gta Archiv mit gta Ausstellungen, an der Accademia di architettura der Università della Svizzera italiana (USI) in Mendrisio das Archivio del Moderno und das Teatro dell’Architettura.

  • Das Architekturzentrum
    Auf regionaler Ebene sind Architekturzentren in der Regel der lokalen Produktion bzw. dem Input für die lokale Architekturszene gewidmet und werden im Idealfall von regionalen Regierungen unterstützt. Sie sind in vielen Ländern zu finden, aber in Österreich scheint neben dem Architekturzentrum Wien (Az W) die systematische Präsenz in den Bundesländern am stärksten formalisiert zu sein: Architektur Raumburgenland in Eisenstadt, Architektur Haus Kärnten in Klagenfurt, ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich in Krems, afo architekturforum oberösterreich in Linz, die Initiative Architektur in Salzburg, das Haus der Architektur (HDA) in Graz, aut. architektur und tirol in Innsbruck (siehe S.40), das Vorarlberger Architektur Institut (vai) in Dornbirn (siehe S. 48). 1996 haben sich die Architekturhäuser der Bundesländer, die Österreichische Gesellschaft für Architektur und die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs zu einem Netzwerk zusammengeschlossen: Die Architekturstiftung Österreich.

     

    Im Unterschied zu vielen Nachbarregionen und -ländern fehlt erstaunlicherweise in Südtirol ein »Haus«, das sich permanent mit Architektur, Landschaftsplanung und Städtebau befasst.

  • Das Architekturforum
    Architekturforen haben in der Regel eine ähnliche regionale Ausrichtung wie Architekturzentren. Allerdings sind die Initiativen meistens halböffentlich (durch Berufsverbände) oder, wenn sich eine engagierte Gruppe von lokalen Architekt*innen zusammenfindet, auch privat. Der Schwerpunkt liegt dabei eher auf dem Diskurs in Form von Veranstaltungen und weniger auf Ausstellungen, da es oft an Räumlichkeiten oder finanziellen Mitteln mangelt. Architekturforen sind vorwiegend als Vereine forma-lisiert, in denen sich sowohl Architekten*innen als auch architekturahe Mitglieder engagieren und die Aktivitäten durch Beitragszahlungen oder ihre Mitarbeit unterstützen. Diese Form ist in der Schweiz besonders weit verbreitet: Raumforum Aargau, Architekturforum Uri, Architekturforum Bern, Glarner Architekturforum, Architekturforum Konstanz Kreuzlingen, Architektur Forum Obersee, Schaffhauser Architektur Forum, Architektur Forum Schwyz, Architekturforum im Touringhaus (Solothurn), Architektur Forum Ostschweiz, Architekturforum Thun, Forum Architektur Winterthur, BauForum Zug, Architekturforum Zürich, Architekturforum Biel, Freiburger Architekturforum, Forum d’Architectures (Lausanne). Architekturforen sind daher besonders dort verbreitet, wo die Vereinskultur stark ausgeprägt ist.

  • Das Architektur-affine Kunsthaus
    Viele bedeutende Kunstinstitutionen befassen sich regelmässig mit der Architektur. Da im Rahmen der Entwicklung von Projekten auch künstlerische Objekte entstehen, liegt der Schwerpunkt meist auch auf derartige Formate: Skizzen, Collagen, Modelle... Insbesondere Architekten, die mit ihrer Produktion der Theorie und/oder der Utopie nahe stehen, kommen in den Fokus (Superstudio, Archi-zoom, Yona Friedman, Hans Hollein, Aldo Rossi, Zaha Hadid...), aber auch solche, die gleichermaßen im Design tätig sind (die Mailänder Gruppe Memphis oder die New York Five). Das Centre Georges-Pompidou in Paris, das Museum of Modern Art (MoMA) in New York oder das von Lilli Hollein geleitete Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien widmen sich regelmäßig der Architektur, wenn auch meist mit dem Schwerpunkt auf monografischen Ausstellungen (der Architekt als Künstler). Institutionen wie das MoMA oder das Centre Pompidou sammeln ebenfalls. Andere Institutionen wie Kunst Meran/o Arte (siehe S. 114) widmen der Architektur eine jährliche Ausstellung. Es gibt auch räumliche Symbiosen: Das Schweizerische Architekturmuseum (S AM) ist in der Kunsthalle Basel untergebracht, während arc en rêve (siehe S. 78) in Bordeaux seine Räumlichkeiten mit dem Museum für moderne Kunst CAPC teilt.

  • Das Architekturhaus
    Eine Reihe von Architekturhäusern basiert auf der Erhaltung oder sogar Rettung eines architektonisch wertvollen Gebäudes. Auf Initiative von Architekt*innen, die sich zu einem Verein oder einer Stiftung zusammengeschlossen haben, kaufen sie oder eine öffentliche Körperschaft diese Gebäude und betreiben und nutzen sie als architekturvermittelnde Einrichtungen. Das heutige Schweizerische Architekturmuseum (S AM) in Basel wurde 1984 im Rahmen der Rettung des Domushauses von Max Rasser und Tibère Vadi als Architekturmuseum (AM) gegründet. Das Gelbe Haus in Flims (siehe S. 60) ist ein von Rudolf Olgiati geerbtes und von Valerio Olgiati umgebautes Haus. Architektonische Meisterwerke wie das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht, das Melnikov-Haus in Moskau oder zahlreiche Projekte von Le Corbusier (der Pavillon Le Corbusier in Zürich, die Maison Blanche in La Chaux-de-Fonds, die Villa Le Lac am Genfer-see,...) werden als sich selbst gewidmeten Museen unterhalten und bieten überdies Ausstellungen an, die sich mit dem Architekten selbst befassen oder sein Werk in einen breiteren thematischen Kontext stellen.

  • * A partire dal numero 135 di Turris Babel, nel corso del prossimo anno presenteremo, alternandoci al nostro consueto ritmo di due settimane, testi ed esempi relativi a una possibile Casa per l'Architettura in Alto Adige. In questo modo desideriamo avvicinare il tema a un vasto pubblico e scoprire insieme i vantaggi e il significato di una tale istituzione per l'Alto Adige.

    Un ringraziamento va al team di Turris Babel, sotto la direzione di Alberto Winterle, e al curatore del numero, Andreas Kofler, che hanno accolto e sviluppato questo tema.

    Finora:

    *Siamo pronti

    *Und dann?

    *Domus architecturae

    *Un’ esistenza nomade

    *Wir müssen reden

  • Architekturbiennalen und -triennalen
    Der globale Architekturkalender umfasst auch Biennalen und Triennalen, die alle zwei oder drei Jahre in meist wiederkehrenden Räumlichkeiten abgehalten werden. In Venedig findet seit 1980 alle zwei Jahre im Wechsel mit der Kunst eine internationale Architekturbiennale statt, bei der das Arsenale und die nationalen Pavillons der Giardini genutzt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf thematische Ausstellungen zu einem übergeordneten kuratorialen Thema. In Italien haben diese Großveranstaltungen eine besondere Bedeutung, da die Landschaft der architekturausstellenden Institutionen sonst eher karg ist. Die Triennale in Mailand hat ihren festen Sitz im Palazzo dell’Arte, wo auch außerhalb der eigentlichen Triennale Ausstellungen zu Architektur und Design stattfinden. Weitere internationale Architekturbiennalen finden u. a. in Chicago, Istanbul, Rotterdam und Seoul statt, Triennalen wiederum in Oslo, Lissabon, Brügge und Sharjah.

  • Die Architekturgalerie
    Obwohl es im Laufe der Geschichte immer wieder Sammler von architektonischen Artefakten gab, wie etwa Sir John Soane, ist die Begeisterung für das Sammeln zu anderen als pädagogischen oder museologischen Zwecken ein Phänomen, das erst in den späten 1970er Jahren aufkam. Diese Entwicklung hat in den letzten Jahren mit der Gründung spezialisierter Galerien – wie Drawing Matter in London – weiter zugenommen. Als private Architekturgalerie werden oft Orte bezeichnet, wo Architekt*innen einen Raum für eine Ausstellung anmieten können und selbst, oder über Kooperationen, die Geldmittel dafür aufbringen. Nach diesem Modell arbeiten die Galerie d’architecture in Paris oder die Galerie Aedes in Berlin. Dementsprechend zeigen solche Galerien in der Regel auch monografische Ausstellungen. In Tokio können Architekten ihre Architekturmodelle gegen eine Gebühr im Schaulager »Architectural
    Model Storage« archivieren bzw. ausstellen.

  • Der Projektraum
    Insbesondere die Planungsämter der großen Städte sind vor dem Hintergrund eines politischen Mandats gefordert, die wesentlichen Leitlinien ihrer Stadtplanung zu vermitteln. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen oder das Basler Bau- und Verkehrsdepartement unterhalten zu diesem Zweck u.a. auch Stadtmodelle, die laufend ergänzt werden um gebaute und geplante Projekte im Kontext abzubilden und nicht selten ein Bestandteil von Präsentationen von Wettbewerben oder städtebaulichen Projekten sind. In Rovereto wurde im Juni 2011 das Urban Center als Raum für den Dialog über wichtige Veränderungen in der Stadt und neue Möglichkeiten für den öffentlichen Raum eröffnet. Solche Verbindungstellen zwischen den Vorstellungen der Bürger*innen und den Ressourcen der Stadtverwaltung sind selten, dafür aber umso wertvoller.

  • Se si sommano tutti gli attori e le attività altoatesine, si capisce che la Casa dell'Architettura dell'Alto Adige esiste già, ma senza un centro fisico.

    Iniziative presentate finora:

    *Südtiroler Künstlerbund

    *Ar/Ge Kunst

    *Neues Bauen in den Alpen

    *artForum Gallery

    *Kunst Meran/o Arte

    *Neue Architektur in Südtirol

    *Lungomare

    *Archimod

    *BAU

    *Architekturstiftung Südtirol