“Es herrscht eine gewisse Nervosität”
Nicht nur Journalisten, die sich in Gastkommentaren und auf Facebook kritisch zu Wort melden, bringen Thomas Widmann dieser Tage auf die Palme. Auch eigene Parteikollegen versetzen den Gesundheitslandesrat in Rage. Konkret ist es Jasmin Ladurner. Die SVP-Landtagsabgeordnete hat es mit einem einzigen Klick geschafft, Widmann derart gegen sich aufzubringen, dass dieser ihr in der Sitzung der SVP-Fraktion am Mittwoch damit drohte, sie vor das Partei-Schiedsgericht zu bringen. Jedes Parteimitglied kann das Ehrengericht der SVP anrufen, wenn es bei anderen Parteimitgliedern oder -funktionären “Fehlverhalten” oder “Vorkommnisse, die das Ansehen der Partei beeinträchtigen können” vermutet. Was hat sich Jasmin Ladurner zu Schulden kommen lassen? Sie hat auf Facebook unter den Post von salto.bz zur jüngsten Fritto-Misto-Kolumne von Alexandra Kienzl ein Like, also ein “Gefällt mir” gesetzt. In “Lossmer’s, Thommy” trennt sich Kienzl symbolisch und mit viel Ironie gespickt vom Gesundheitslandesrat, in den sie das Vertrauen verloren hat.
salto.bz: Frau Ladurner, wünschen Sie sich einen neuen Gesundheitslandesrat?
Jasmin Ladurner: Ich wünsche mir vor allen Dingen eines: Dass wir uns über die wirklich wichtigen Dinge unterhalten. Denn es gibt Menschen im Land, die Existenzängste und psychische Sorgen haben, die Krankenhäuser sind am Anschlag, die Lage ist insgesamt kritisch. Insofern finde ich eine Diskussion um ein “Like” völlig Fehl am Platz.
Dazu kommt, dass eine freie Meinungsäußerung und kritische Diskussionen in einer Demokratie Platz haben müssen, auch wenn sie nicht immer jedem gefallen.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass dieses “Like” fraktionsintern größere Empörung hervorruft, als öffentliche Diskreditierungsversuche unserem Landeshauptmann gegenüber
Warum haben Sie das Like gesetzt? War es eine Kritik an der Politik des Gesundheitslandesrats?
Ich teile durchaus einige Punkte, die Frau Kienzl in ihrem Fritto-Misto-Satire-Artikel pointiert beschreibt.
Thomas Widmann hat Ihnen mit dem SVP-Ehrengericht gedroht. Haben Sie mit dieser harschen Reaktion gerechnet?
Nein. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, als wäre eine gewisse Nervosität im Spiel. Solche Einschüchterungsversuche lasse ich aber nicht gelten. Denn ich arbeite im Rahmen meines Mandates, vor allem intern, genauso für die Anliegen der Südtirolerinnen und Südtiroler. Und dabei muss es doch zulässig sein, auch kritische Fragen zu stellen und Informationen einzufordern. Besonders in Krisenzeiten. Dann aber anstelle von zufriedenstellenden Antworten auf meine gestellten Fragen als – Zitat – “junges, unerfahrenes Madl” degradiert zu werden, spricht für sich.
Können Sie die Kritik an Ihrem Like nachvollziehen?
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass freie Meinungsäußerung offensichtlich von manchen nicht akzeptiert wird bzw. nicht für alle im selben Maße zu gelten scheint. Und dass dieses “Like” fraktionsintern größere Empörung hervorruft, als es öffentliche Diskreditierungsversuche unserem Landeshauptmann gegenüber tun – und das in Zeiten wie diesen, in denen wir alle an einem Strang ziehen und bestmöglich für die Bewältigung dieser Krise arbeiten sollten.
Das lange Beschönigen der Situation, wie es von einigen praktiziert wurde, und die teils katastrophale Kommunikation prangere ich stark an
Ist Ihnen jemand in der Fraktionssitzung zur Seite gesprungen?
Mir geht es darum, meine Meinung zu vertreten. Dieses Recht muss jede und jeder haben – nicht nur einige.
Warum haben Sie das “Gefällt mir” unter dem salto-Post inzwischen zurückgenommen?
Um etwas Luft herauszunehmen. Die Einschüchterungsversuche ließen dennoch nicht lange auf sich warten.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, als wäre eine gewisse Nervosität im Spiel
Gibt es in Ihren Augen Dinge in der aktuellen bzw. inzwischen seit fast einem Jahr andauernden Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Krisensituation, die in Südtirol hätten besser laufen können? Falls ja, welche?
Im Nachhinein sind alle immer schlauer. Insofern wäre es unseriös, jetzt über Vergangenes “gscheid” zu sein. Was ich allerdings stark anprangere und kritisiere – wie bereits am Montag intern in der Parteileitung – ist das lange Beschönigen der Situation, wie es von einigen praktiziert wurde, und die teils katastrophale Kommunikation. Wir befinden uns in einer enormen Krise, nicht im Wahlkampf. Die Menschen sind stark verunsichert. Dementsprechend braucht es höchste Transparenz und nachvollziehbare, klare Botschaften.
Geht ja!
Geht ja!
Unerschrockene Frauen solidarisiert euch!
Es braucht mehr denn je, mutige, kompetente Frauen die Klartext sprechen und politischen Macho-Machtspielen, die Luft rauslassen.
In reply to Geht ja! by Herta Abram
Stimmt. Einige sagen sogar,
Stimmt. Einige sagen sogar, dass Länder, die von Ministerpräsidentinnen geführt werden, deutlich besser durch die Pandemie gekommen sind ....
In reply to Stimmt. Einige sagen sogar, by Elisabeth Hammer
Wenn das einige sagen, dann
Wenn das einige sagen, dann muss das wohl stimmen.
Wenn Sie sich da mal nicht
Wenn Sie sich da mal nicht schwer täuschen... ich lese dahinter viel eher einen neidisch-pikiertenen hochkarätigen Politikerkollegen der Frau Ladurner heraus, mit Anklang zu Frauenfeindlichkeit und Pauschalierung (Marie & Jasmin) ...
... da fürchtet wohl eher ein grobschlächtiger Herr mittleren Alters die junge Frau...
... schade, dass diese unwürdige persönliche Polit-Beisserei im Forum - und auch noch anonym - ausgelebt wird...
... gemäß Netiquette gar nicht “gewünscht”, aber ...es geschieht.
Ja so eine Krisenmanagerin
Ja so eine Krisenmanagerin wie die Ministerpräsidentin von Neuseeland hätte ich auch gerne :c)
Pagination