Nach Altenburg bei Kaltern
Diese Rundwanderung bringt uns im Süden Südtirols zum Berggasthaus Gummererhof hoch über Tramin, geht ins Dörfchen Altenburg (615 m), das am Mendelhang über dem Etschtal auf einem Geländebalkon thront und ein Prachtpanorama bietet, daneben winken kulturhistorische und botanische Leckerbissen.
Wegverlauf
Von der Sportzone in Kaltern (Parkplatz, Bushaltestelle) nehmen wir bergauf den Weg 523 (Göllersteig), die asphaltierte Zufahrt zu einer Schottergrube mündet bald in die Forststraße „Ziegelstadel“, die zu einer Forsthütte mit Brunnen führt. Wir sind nun am Traminer Höhenweg (Nr. 9), folgen ihm den Berghang entlang leicht bergauf durch schönen Buchenwald und weiten Ausblicken, um zuletzt, den Wegweisern folgend, zum Gummererhof absteigen, bis hierher 2 h 20’. Von dort geht es durch Obstwiesen und an einzelnen Häusern entlang nach Altenburg, hier gehen wir am Restaurant Sonnegg kurz bergauf und fädeln am Waldrand den Waldsteig Nr. 11 ein, ein, der uns ohne nennenswerter Steigung wieder zum Ausgangspunkt bei den Sportanlagen führt.
Der Abstecher zur Ruine St. Peter
Das sollten Sie nicht versäumen: von der Kirche von Altenburg führt ein romantischer Steig über Treppen, Felsstufen und eine stabile Hängebrücke, sehr gut mit Geländern und Handlauf gesichert, in 10 Minuten zur felsigen Hügelkuppe mit der Kirchenruine von St. Peter.
Wanderinfo
Gehzeiten: Parkplatz Kaltern Sportzone - Gummererhof 2h 20 min; Altenburg 1 h; Parkplatz 40 min; insgesamt 4 h. Länge 15 km, 450 Höhenmeter.
Anfahrt mit PKW über Kaltern – Sportzone, hier Parkplätze und Bushaltestelle
Die zwei Kirchen von Altenburg und die Heilige Kümmernis
Bei Altenburg zeugen Kirchen und Ruinen von einer geheimnisvollen und kulturhistorisch spannenden Vergangenheit. Bemerkenswert ist, dass Altenburg gleich mit zwei Kirchen aufwarten kann. Am Rande der Geländeterrasse steht frei die gotische, dem hl Vigilius, dem Schutzpatron des Fürstbistums Trient zu dem Altenburg jahrhundertelang gehörte, geweihte Kirche, die um 1500 in der heutigen Form gebaut wurde. Kurios ist das Fresko an der Westwand des Turmes. Es erinnert an das hoch verehrte Kruzifix im Dom zu Lucca, Volto Santo genannt, das Christus nach alter orientalischer Manier als König, mit Krone, einem langen Gewand und Vollbart, darstellt. In der religiösen Volksmeinung wurde daraus eine bärtige Frau, die am Kreuz starb, die hl Kümmernis, von der Folgendes erzählt wurde: Gegen ihren Willen sollte sie einen heidnischen Prinzen heiraten, ihre Gebete, dies zu verhindern, wurden erhört, über Nacht wuchs ihr ein entstellender Bart worauf sie der Bräutigam verschmähte, sie jedoch gekreuzigt wurde. Vom Kreuz herab ließ sie einem armen Geiger, der ihr zum Trost aufspielte, einen silbernen Schuh herabfallen.
Unmittelbar südlich der Vigilius-Kirche bietet eine Wiesenkuppe einen herrlichen Ausblick über das Überetsch und auf den 400 m tiefer liegenden blau blitzenden Kalterer See. Noch etwas tiefer, auf einem Steig in 15 Minuten zu erreichen, liegt die Ruine der St.-Peter-Kirche aus dem 6. Jh. An der Kante zum Tal sind geheimnisvolle Schalensteine zu entdecken sowie an der südlichen Kirchenmauer ein altes Felsengrab aus der Zeit der Kirchengründung. Der Volksmund erzählt, es handle sich um das Ruhebett des hl Vigilius, nach einer anderen Legende um einen heidnischen Menschenopferplatz. Die Kirchenruine, Schalensteine und die rätselhafte Felswanne machen aus der mit Buschwald bewachsenen Kuppe in jedem Fall einen magischen Platz.
Eine botanische Seltenheit
Auf den trockenen Südwesthängen des Hügels von St. Peter Altenburg finden wir im noch nicht voll belaubten, lichten Unterholz des Laubwaldes eine wunderbare Blume, das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Die wärmeliebende, seltene Orchidee wächst bei uns in lichten Wäldern, zwischen Gebüsch, an Waldsäumen und auf mageren Halbtrockenrasen. Das Purpur-Knabenkraut ist eine robuste und stattliche Orchidee, mit einer Höhe bis zu 80 cm gehört es zu den größten heimischen Knabenkräutern. Der große Blütenstand mit seiner kontrastreichen Färbung und die frühe Blütezeit im April macht die Bestimmung leicht.
Die Einkehr beim Gummererhof
Die Wanderung führt uns zum einem einfachen Berggasthaus, dem Gummererhof, er liegt mitten in Wiesen und Weinbergen, im Rücken von hohen Bergen geschützt, mit prächtiger Sicht. Seit über 30 Jahren wird am Gummererhof ein kleiner Ausschank betrieben, seit 2008 keltert Franz Gummerer selber Wein, zu den lokalen Sorten Weißburgunder und Gewürztraminer gesellt sich der rote Diolinoir, eine Reben-Neuzüchtung aus der Schweiz, die einen frischen, blumigen Rotwein mit schönen Tanninen und einer guten Farbintensität ergibt. Die Speisekarte ist klein, was auf den Tisch kommt schmeckt gut und ist schön angerichtet: Knödelvariationen, Eierspeisen, süße Omeletts und solche mit Speck, Käse oder Gemüse, Schlutzkrapfen, knackige Salate, Kuchen und Strudel. Durstlöscher sind neben den Eigenbauweinen hausgemachte Säfte, darunter selbstgepresster Apfelsaft.
Berggasthaus Gummererhof, Söll 68, 39040 Tramin, Tel.: 0471 860430, www.gummererhof.com. ÖZ: 01. April bis 15. November, Montag und Dienstag Ruhetag
Weitere Einkehrmöglichkeiten in Altenburg:
Restaurant Pizzeria Sonnegghof, Tel. 0471 963520.
Restaurant Altenburger Hof, Altenburg 37, Tel. 0471 964143
Autor: Oswald Stimpfl
www.folioverlag.it
www.stimpfl.info