Dropping „Drops“
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j.dvst ist das neue Projekt von Julian Matzneller (Aldein/Meran), der nach vielen Jahren in verschiedenen Bands, u.a. bei den Emo-Grungern Junk Love, vor etwa zwei, drei Jahren angefangen hat radikal das zu machen, was ihm gefällt. Ohne Kompromisse.
Die Musik von j.dvst ist ohne Kompromisse, in der Tat, und es ist etwas schwer sie zu umschreiben. Eigentlich würde es ja völlig ausreichen zu sagen, das ist schöne Musik. Punkt.
Das gilt für die vier, seit 2022 erschienenen Singles ebenso, wie für die neue, am vergangenen 10. Oktober 2024 erschienene EP „Drops“.
Aber ganz so einfach machen wir es uns nicht, zumal j.dvst Musik macht, die ziemlich aus der Zeit gefallen ist. Es ist im Prinzip eingängige, verträumte Popmusik, aber eben aus einer anderen Zeit.
Die Songs von j.dvst sind zwar Pop, aber kein Mainstream. Es ist Musik, die weit in die Achtziger Jahre zurückverweist, einen bezaubernden Lo-Fi-Charm besitzt und eine flüchtige, schwebende Atmosphäre erzeugt, die sich nicht so leicht festmachen lässt. Sind es die Keyboards, die Synthesizer? Ist es die Stimme, die wirkt, als würde j.dvst eigentlich für sich selbst singen? Oder ist es die Verbindung von Alternative Rock/Grunge und den erwähnten Pop-Elementen, wie im Song „Don't Move Away“?
Die Atmosphäre die während der Songs von „Drops“ entsteht ist jedenfalls einnehmend und bezaubernd fremd. Hierzulande gibt es nichts, was irgendwie vergleichbar wäre.
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Es gibt den Begriff Dream-Pop, mit dem versucht wird, eine gewisse Strömung in der Popmusik begrifflich einzufangen. Dieser Begriff mag auch auf j.dvst zutreffen, wäre aber unzureichend, denn hier spielen die Synthesizer zwar eine wesentliche Rolle, aber es ist auch ein deutlicher Post-Punk-Einschlag spürbar. Wer einen Beweis dafür braucht, mag sich die Basslinien von „Some Kind of Disorder" zu Gemüte ziehen.
j.dvst ruft mit seiner Musik noch etwas in Erinnerung. Die so genannte Berlin-Trilogie von David Bowie – die Alben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ - und die direkt damit zusammenhängende Krautrock-Elektronik der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre: Cluster, La Düsseldorf, Neu!... Experimentierfreudigkeit verband sich mit dem Alltag deutscher Großstädte und einer romantischen Sehnsucht nach Innerlichkeit und Harmonie. Die Revolution war vorbei, es galt nun wieder zu sich selbst zu finden, sich auf dem Weg ins Unbekannte zu machen.
j.dvst ist mit seinen Songs nicht weit davon entfernt, such sich aber natürlich seine eigenen Wege. „Back In The Sun“ ist beispielsweise ein straighter Rocksong und der leiicht angepunkte Opener der EP, „Don't Move Away” hätte vielleicht auch zu j.dvst's früherer Band Junk Love gepasst. Beide verlieren aber durch die besonderen Arrangements ihre verträumte Leichtigkeit nicht.
Wundbar. Es gibt im Moment nichts ähnliches hierzulande.
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Aus unterschiedlichen Gründen ist es im Oktober zu keiner Release-Fete gekommen, obwohl es ein Vinyl zu „Drops“ gibt, eine Platte, die, ausgestattet mit Sticker und Inlay, auf der B-Seite drei der vier bisher erschienenen Singles bereit hält, auch „Air From The Stars“.
Wer ein Vinyl haben möchte, kann j.dvst direkt kontaktieren, oder bis zum nächsten Frühjahr warten. j.dvst gibt es nämlich nicht nur als Solo-Projekt, sondern auch als Band. Die Band trifft sich regelmäßig und ist eigentlich schon bereit für die Bühne.
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Info:
j.dvst Spotify: https://open.spotify.com/intl-de/artist/695mOXU4jDjv9w6ap4MrRm
j.dyst Instagram: https://www.instagram.com/j.dvst_/ -
(c) j.dvst / Martin Stimpfl