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Die Claudiana und ihr Ruf
Foto: Privat
„Der Ruf wird der Claudiana nicht gerecht, unsere Studenten und Studentinnen bekommen eine ausgezeichnete Ausbildung und sind weltweit gefragt“, erklärt Professor Klaus Eisendle, Präsident des Ausbildungszentrums für Gesundheitsberufe. In „Ver-Ruf“ geraten ist die Claudiana in letzter Zeit vor allem aufgrund von politischer Debatten im Landtag und den entsprechenden Presseberichten in den Medien. Unter anderem sorgte eine Umfrage, die im Auftrag der Claudiana vom Institut für Sozialforschung und Demoskopie Apollis im Jahr 2021 durchgeführt wurde, vor Kurzem für Diskussionen. Die Landtagsabgeordnete des Team K, Maria Elisabeth Rieder, hatte die Umfrage angefordert, allerdings lediglich eine 16-seitige Zusammenfassung erhalten – die teilweise kein gutes Licht auf das Ausbildungszentrum warf.
Man habe davon abgesehen, die vollinhaltliche Umfrage zur Einsicht auf die Homepage zu stellen, so Eisendle und erklärt, dass die Inhalte bzw. die wichtigsten Punkte aufgrund der Komplexität zusammengefasst und im Rahmen einer Pressekonferenz zusammen mit den bereits getroffenen Verbesserungsmaßnahmen vorgestellt worden seien. Es gebe also keine Geheimnistuerei und kein Verstecken von unangenehmen Wahrheiten. Befragt wurden 408 Studierende verschiedener Studiengänge an der Claudiana, 159 Absolventen, 37 Koordinatoren und Tutoren der Lehrgänge, 197 Dozenten und Dozentinnen sowie 87 Studierende anderer Universitäten wie beispielsweise in Innsbruck (rund 30). Befragt wurden die Studenten und Studentinnen unter anderem nach den Stärken und Schwächen ihrer Universität, die Gründe, weshalb man sich gegen ein Studium an der Claudiana entschieden oder was zu einem Studienabbruch geführt hat.
Dass ein hoher Prozentsatz der Befragten erklärte, dass sie sich kein weiteres Mal für ein Pflegestudium entscheiden würden, könne auch darauf zurückgeführt werden, dass die Umfrage mitten in der Pandemie durchgeführt worden sei. Während die Claudiana mehr oder weniger geschlossen war, wurde die Situation an der Innsbrucker Fachhochschule dagegen wesentlich lockerer gehandhabt. „Dieses Ergebnis ist deshalb mit Vorsicht zu genießen“, so Professor Eisendle, der betont, dass, wenn die Umfrage im nächsten Jahr wiederholt wird, das Ergebnis anders aussehen wird bzw. weitaus positiver.
Dieses Ergebnis ist deshalb mit Vorsicht zu genießen.
„Wir wollten wissen, was wir tun können, um uns zu verbessern bzw. um zu verstehen, in welchen Bereichen wir Probleme haben, die wir beheben müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Eisendle, der weiters erklärt, dass die in den Medienberichten geäußerte Kritik, dass im Anschluss an die Umfrage nichts unternommen worden sei, nicht gerechtfertigt sei. „Dem ist nicht so“, betont Professor Eisendle, der auf ein ein Verbesserungsprogramm von 20 Punkten verweist, das sich in der Umsetzung befindet bzw. bereits umgesetzt wurde. Im kommenden Jahr ist eine Wiederholung der Umfrage geplant, anhand derer bereits die Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen ablesbar sein sollten wie beispielsweise die Anhebung der Vergütung für die geleisteten Praktika. Auch bei der Studienbeihilfe wolle man nachziehen und wie in Österreich einen Beitrag von 600 Euro monatlich für die Studenten der Krankenpflege bereitstellen. „Österreich hat diese Maßnahme ergriffen, weil dort der Mangel an KrankenpflegerInnen noch weit gravierender ist als bei uns“, erklärt Professor Eisendle. In den verschiedenen Krankenhäusern in Wien und anderen Städten hätten deswegen bereits ganze Abteilungen geschlossen werden müssen.
Reform und Geburtenrückgang
Der Fachkräftemangel im Pflegebereich stellt für den Südtiroler Gesundheitsbetrieb ein massives Problem dar, allerdings nicht nur für diesen, sondern europaweit sind KrankenpflegerInnen, Hilfs-Pflegekräfte und sämtliche in der Pflege tätigen Personen Mangelware. Grund dafür ist zum einen die Reform der Ausbildung in den Gesundheitsberufen, die im Jahr 1992 auf Basis eines EU-Gesetzes eingeführt wurde, zum anderen der gleichzeitig stattgefundene Geburtenrückgang. Vor besagter Reform gab es in Südtirol fünf Krankenpflegeschulen, und zwar in Bozen, Meran, Brixen, Bruneck und Schlanders. Voraussetzung dafür war der Besuch von zwei Jahren an einer Oberschule, die Ausbildung selbst dauerte drei Jahre und schloss mit dem Matura-Diplom ab. Mit 1992 wurde die Ausbildung auf Universitäts-Niveau angehoben, womit nur eine medizinische Fakultät berechtigt war, die entsprechenden Diplome und Titel zu verleihen. Nach einigen Jahren Übergangsfrist wurde im Jahr 1996 die Claudiana mit Sitz in Bozen gegründet und – mangels einer eigenen medizinischen Universität in Südtirol – Verträge mit verschiedenen medizinischen Universitäten geschlossen, welche für die Ausbildung verantwortlich sind. Die Universität Verona ist zuständig für die Ausbildung der Krankenpfleger, Padua für die Sanitätsassistenten, Ferrara für die Physio-Therapeuten, Sapienza für die Podologen und die Università di Cattolica del Sacro Cuore (Rom) für die meisten anderen Studienlehrgänge. Rund 700 Studentinnen und Studenten besuchen pro Jahr einen der Lehrgänge an der Claudiana, 150 Studenten und Studentinnen pro Jahr schließen ihr Studium ab. Damit kommen immerhin 15 Prozent der Absolventen einer Südtiroler Universität von der Claudiana.
„Nachdem die Matura Voraussetzung für die Ausbildung zum Krankenpfleger bzw. zur Krankenpflegerin war, sind die Anmeldungen um rund die Hälfte zurückgegangen“, berichtet der Präsident der Claudiana. Dieselbe Entwicklung habe es aber auch in Österreich und anderen europäischen Ländern gegeben, welche die Reform durchgeführt haben. Zwar gibt es im Bereich Krankenpflege 250 Studienplätze, allerdings wurden diese nicht einmal zu den Hochzeiten alle in Anspruch genommen. Maximal haben 200 Studenten und Studentinnen den Studiengang Krankenpflege besucht und wenn dieser Wert wieder erreicht werden könnte, wäre man mehr als zufrieden, so Eisendle. Durchschnittlich liege die Zahl der Anmeldungen bei rund 120 jährlich, wobei einige das Studium aber nicht antreten, andere wiederum nach einem Jahr zu einem Medizinstudium oder einer anderen Ausbildung im Pflegebereich wechseln. Zwischen 80 und 100 Studenten und Studentinnen schließen pro Jahr das Pflegestudium ab. Um noch mehr Studenten zu gewinnen, insbesondere aus dem Pustertaler Raum, wurde als Pilotprojekt die Krankenpflege-Ausbildung in Bruneck gestartet. „Das Projekt ist auf drei bis fünf Jahre ausgerichtet, wenn es gut läuft, wird möglicherweise auch in Schlanders eine Außenstelle eingerichtet“, so Professor Eisendle.
Akademisierung
Aufgrund der Akademisierung des Studiums ist die Ausbildung zwar theoretischer geworden, allerdings wird auf den Praxisbezug nach wie vor sehr viel Wert gelegt wird. Wie Professor Eisendle erklärt, sind 45 Prozent des Unterrichts, also rund 1.480 Stunden am Patienten-Bett und 330 Stunden in Form von Simulationen, als Praktikums-Stunden vorgesehen. Nachdem ehemals rund 80 Prozent der Studenten und Studentinnen beim ersten Versuch der ersten großen Prüfung im ersten Jahr durchgefallen sind – in dieser Prüfung wurde der gesamte behandelte Stoff sämtlicher Fächer abgefragt – wurde diese nach intensiven Verhandlungen mit der zuständigen Medizinischen Universität von Verona dahingehend geändert, dass anstatt einer großen Prüfung mehrere Teilprüfungen eingeführt wurden. Angedacht war auch, dass die Prüfung in der jeweiligen Muttersprache absolviert werden konnte. Dies war allerdings nicht mehr notwendig, nachdem sich durch die Änderung der Prüfungsmodalitäten der Prozentsatz umgedreht hat: Mittlerweile bestehen mehr als 80 Prozent der Studenten die erste Prüfung beim ersten Anlauf, weniger als 20 Prozent fallen durch. Durch das Splitten sind die einzelnen Prüfungen zwar nicht leichter geworden, aber machbarer, da sie über einen größeren Zeitraum hinweg absolviert werden können. Das Problem war auch nicht die Sprache, wie bisweilen vermutet wurde – denn auch bei den italienischsprachigen Prüfungen bestehen mehr deutschsprachige Studenten als italienische Muttersprachler – sondern der große Stoffumfang.
„Die Akademisierung der Ausbildung kommt den Patienten zugute, gleichzeitig fehlt das Personal für die normale Basis-Pflege“, schildert Eisendle die komplexe Thematik. Die Abgänger der Claudiana haben ein Universitäts-Diplom, zu ihren Aufgaben in den Gesundheitseinrichtungen gehört aber nach wie vor die Essensausgabe oder das Bettenmachen. Eine Tätigkeit, für die sie überqualifiziert sind, ebenso wie für die Sekretariatsaufgaben oder den Telefondienst. Für diese weniger komplexen Tätigkeiten fehlt aber wiederum das entsprechende Personal, weshalb es unter anderem ein Ziel sein müsste, weitere Mitarbeiter für die Verwaltungstätigkeit einzustellen und jene, die das Studium an der Claudiana nicht schaffen, für eine Ausbildung an der Landesfachschule für Sozialberufe Hannah Arendt zu motivieren. Diese dauert ab der Mittelschule vier Jahre, bei einem Mittelschulabschluss und einem Mindestalter ab 17 Jahren ein Jahr in Vollzeit, berufsbegleitend zwei Jahre oder alternativ zwei Jahre in Teilzeit bei einem Mindestalter von 25 Jahren. Ein wesentlicher Vorteil dieser Ausbildung besteht darin, dass für den Arbeitsmarkt relativ schnell Personal zur Verfügung gestellt werden kann.
Ein Minus für Bozen
Wie eingangs erwähnt, ging es in der Umfrage um die Gründe, weshalb sich die Studenten und Studentinnen für oder gegen die Claudiana entschieden haben. Interessanterweise haben die primären Gründe, weshalb sich junge Menschen für ein Auslandsstudium entscheiden, nichts mit dem Ausbildungszentrum selbst zu tun, sondern laut Angaben der Befragten fehle der Landeshauptstadt das studentische Flair, genügend leistbarer Wohnraum und ein ansprechendes Freizeit- und Kulturangebot. Bemängelt wurden aber auch die hohen Kosten für das Studium, die sich jährlich auf rund 2.000 Euro belaufen, inklusive Kosten für die abschließende Prüfung müssen die Studenten für die dreijährige Ausbildung 7.000 Euro investieren. Aufgrund dieser Kritik wurden in der Folge umgehend die Praktika-Beiträge erhöht. In vielen Fällen würden diese Beträge die Studiengebühren abdecken, in manchen sogar übersteigen, wenn die Eltern nicht eine gewisse Einkommensgrenze übersteigen, berichtet Professor Eisendle. Zusätzlich erhalten die bedürftigen Studenten ein Stipendium. Und nun will man als Reaktion auf den 600-Euro-Bonus in Österreich noch einmal nachbessern. Was das fehlende Freizeit- und Kulturangebot betrifft, habe sich die Südtiroler Hochschülerschaft bereit erklärt, mehr Angebote zu schaffen. Auch bezüglich fehlenden Wohnraumes gibt es bereits das OK seitens der Landesregierung für die Errichtung eines Wohnheimes am Campus der Claudiana. Dieses soll den Studierenden 200 Wohneinheiten bieten, weiters soll eine Mensa darin Platz finden. Mit der Fertigstellung wird im Jahr 2025 gerechnet.
Viele Verbesserungsmaßnahmen wurden aufgrund der Umfrage bereits in Angriff genommen und versucht, Schwachstellen zu beheben. Auch Anregungen seitens der Studenten würden geprüft – und sofern finanziell möglich – auch umgesetzt.
Interessanterweise stellte sich die zweisprachige Ausbildungsform, die oft in die Kritik geraten ist, als eine der großen Stärken der Claudiana heraus. Das Konzept sieht vor, den Unterricht jeweils zur Hälfte in den Unterrichtssprachen Deutsch und Italienisch zu halten, worauf sehr genau geachtet wird. Positiv bewertet wurde weiters die Nähe zu Familie und Freunden. Befragungen wurden aber auch unter jenen Studenten durchgeführt, die ihr Studium an der Claudiana abgebrochen haben. Die meisten Abbrüche, rund 15 Prozent, werden nach rund einem halben Jahr verzeichnet bzw. nach dem ersten Praktikum. Als Hauptgrund wurde angegebenen, dass das Berufsbild nicht den Erwartungen entsprach. Andere seltenere Gründe waren der hohe Schwierigkeitsgrad der Ausbildung, aber auch die Inhalte der Studienpläne. „Diese werden von der jeweiligen Universität vorgegeben, mit welcher eine Konvention abgeschlossen wurde, somit können wir sie nicht beeinflussen“, erklärt Professor Eisendle.
Nach dem Sinn braucht man nicht zu suchen, wenn man jeden Tag merkt, wie sehr man gebraucht wird.
Auch Absolventen, die ihr Diplom an der Claudiana erhalten haben, wurden befragt. Immerhin 86 Prozent der Befragten gab an, dass sie mit ihrem Job sehr zufrieden sind, was von Professor Eisendle mit der Aussage kommentiert wird: „Man muss erst einmal eine Berufsgruppe finden, die derart zufrieden mit ihrer Tätigkeit ist.“ Gerade in einer Zeit, in welcher in der Gesellschaft eine Sinnleere herrsche, würden solche Tätigkeiten immer wichtiger oder wie der Präsident der Claudiana es ausdrückt: „Nach dem Sinn braucht man nicht zu suchen, wenn man jeden Tag merkt, wie sehr man gebraucht wird.“ Sehr gute Werte habe man auch zu der Frage, ob die Claudiana hilfreich dabei war, eine Arbeitsstelle zu finden. 78 Prozent der Befragten haben angegeben, dass die Ausbildung an der Claudiana vorteilhaft gewesen sei.
Image
Um das Image der Claudiana zu verbessern, wird verstärkt in Kampagnen und einer verbesserten Kommunikation investiert. Zudem wurde das Logo überarbeitet, der Name geändert (viele hatten nicht verstanden, dass das Ausbildungszentrum universitären Charakter hat) und eine neue Internet-Steite fertiggestellt. Auch die verschiedenen Veranstaltungen wie beispielsweise der jährlich stattfindende Open Day, bei welchem sich Oberschüler über die Ausbildungsmöglichkeiten informierten können, stößt auf viel Zuspruch und ist immer ausgebucht. Auch andere Veranstaltungen, die gemeinsam mit dem Sanitätsbetrieb organisiert werden, sind gut besucht. „Wir investieren in Fortbildungsmaßnahmen und haben ein Forschungszentrum gegründet, wobei mittlerweile an die 170 Publikationen veröffentlicht worden sind.“ Aufgrund der Ergebnisse der Umfrage wurde ein Kommunikationsbüro eingerichtet, an das sich die Studierenden mit ihren Fragen werden können.
„Ich habe mir bei dieser Umfrage nicht erwartet, dass Faktoren wie Campusgefühl und Universitätsstadt-Feeling, Freizeitangebote und kulturelle Veranstaltungen eine derart große Rolle spielen“, erklärt Professor Eisendle abschließend und ergänzt: „Ich bin auch davon ausgegangen, dass die Zweisprachigkeit als weitaus größeres Problem gesehen wird, wobei diese aber wirklich die Stärke der Claudiana ist.“
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Für den Bau von übertrieben
Für den Bau von übertrieben aufgeblähten Strukturen und der Schaffung babilonischen kostspieligen Ver-Waltungs-Strukturen dafür, sitzt bei den Politikern das Geld sehr locker, weil sie sich "mit Scheren in der Hand Bänder-durchscheidend (im Verein mit dem teuren General-Direktor, neuerdings CEO) in den Medien, glänzende Ergebisse bei kommenden Wahlen erwarten."
Bei der Entlohnug der Verwaltungs-Strukturen wird richtig geklotzt, aber beim Pflege-Personal wird kleinlich geknausert!!!
In reply to Für den Bau von übertrieben by Josef Fulterer
Im Prinzip alles
Im Prinzip alles "Beschäftigungsmaßnahmen". Oder, um es mit mittelalterlichen Worten zu sagen, eine Frage der "Investitur" (nebst jener der Investition).
V.a. beim TeamK herrscht seit Anbeginn die scheinbare Notwendigkeit vor, dass die bestimmten gut bezahlten Spitzen-Posten stets und möglichst automatisch besetzt bzw. nachbesetzt werden.
Warum aber nicht neue Investituren schaffen?
Ist der Ruf erst ruiniert,
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert ...
Danke Herr Dr. Eisendle und
Danke Herr Dr. Eisendle und der Autorin für diese andere Sicht auf die Dinge bzw. auf die Situation.
Und was das Schlechtreden von TeamK-Frau Rieder betrifft; Der von Frau Rieder geforderte Bruneck-Ableger der Claudia scheint aktuell jedenfalls ihr größter Fehlschuss zu sein.