Wenn Musik zur Vision einer besseren Jugend wird
Musik als Instrument, um Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen, sie von Kriminalität und Drogen fernzuhalten und ihnen neue Horizonte zu eröffnen. Dies war der Gedanke von José Antonio Abreu als er das Projekt “El Sistema” ins Leben gerufen hat. Die Vision des Dirigenten und ehemaligen Kulturminister Venezuelas war, das Elend der Kinder und Jugendlichen zu mindern und ihnen inmitten der Gemeinschaft von Chören und Orchestern eine Chance zu geben. Die Musik wird dabei zur Bildung und sozialen Stabilisieurng von Kindern eingesetzt, aber auch zu deren Inklusion und Integration.
El Sistema in Italien und in Südtirol
Das Projekt hat weite Kreise gezogen und findet Anhänger in über 60 Ländern weltweit, darunter auch in Italien. Hier gibt es 54 Gruppen und Ausbildungsstätten, die 7.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 18 Jahren miteinbeziehen. Seit kurzem kann nun auch die Region Trentino-Südtirol auf eine solche Gruppe zählen. Zu verdanken ist dies der Initiative von Franz Comploi, Professor für Musik an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen. Seit Oktober ist er der künstlerische und institutionelle Referent für die Region Trentino-Südtirol für das das nationale Komitee der Jugendchöre und –orchester.
“Dem Projekt El sistema liegt der Grundgedanke zugrunde, dass die Musikkenntnisse allen Menschen vermittelt werden können”, erläutert Franz Comploi, “aber spezielle Aufmerksamkeit ist jenen gewidmet, für die Musikerziehung eine echte Lebenschance bieten kann und ihrem Leben eine konkrete Wende geben kann.” Die Zielgruppe des Projekts sind für Comploi zunächst alle, die Musik machen wollen, “vor allem aber ist das Ziel, Möglichkeiten zu schaffen, dass alle Kinder und Jugendliche – in ihrer Freizeit – gemeinsam Musik machen dürfen.”
Der unschätzbare Wert der Musik, für alle
Derzeit setzt er sich dafür ein, das System in der Region zu verbreiten und sich mit Chören wie Orchestern zu vernetzen, und auch in der Unternehmerschaft Unterstützer zu suchen. “Wir starten mit Kooperationen mit einigen Schulen in Bozen und Brixen, an denen zum Teil schon ähnliche Projekte stattfinden. Wir möchten diese Schulen darin unterstützen und auf nationaler Ebene vernetzen”, erklärt Comploi. Gelegenheit, die Projekte vorzustellen und mehr über zukünftige Möglichkeiten der Kooperation zu erfahren, wird der Professor für Musik bereits am Montag, 17. November haben. Dann nämlich findet in Rom ein nationales Treffen der Koordinatoren statt.
“Jeder Mensch, jedes Kind, hat ein Recht auf Musik, auf musikalische Bildung, und wir sollten uns einsetzen, dass jedem Kind diese Möglichkeit geboten wird. Dabei geht es nicht nur darum, dass Musik hilft und heilt oder schlau und klug macht, integrierter oder sozialer oder selbstsicherer. Sondern Musik hat als 'Musik' einen unschätzbaren Wert für alle Menschen”, ist Franz Comploi überzeugt. Und hofft, “dass diese Initiative auch bei uns Früchte tragen kann.”