Society | Senioren

Gesundes Altern

Es wird immer wichtiger, nach organisatorischen und technologischen Lösungen für die Probleme der älteren Menschen zu suchen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Change Pixabay
Foto: Pixabay

Die steigende Lebenserwartung und die Alterung der Gesellschaft ist eine Tatsache, die alle entwickelten Länder betrifft. Die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation haben deshalb einen Plan 2021-2030 zum Thema „gesundes Altern“ verabschiedet. Darin sind vier Aktionsbereiche vorgesehen:

  • die Schaffung eines physischen, sozialen und wirtschaftlichen Umfelds, das für ältere Menschen geeignet ist;
  • die Bekämpfung von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung gegen das Altern;
  • die Entwicklung einer integrierten präventiven, kurativen, rehabilitativen und palliativen Pflege;
  • die Gewährleistung der Langzeitpflege.

Das Ziel ist also nicht nur ein längeres, sondern auch ein gesünderes Leben. Natürlich ist die Gesundheitsvorsorge bereits in jungen Jahren von großer Wichtigkeit. Aber auch mit der besten Vorsorge kann man das Altern mit all seinen Folgeerscheinungen nicht aufhalten. Von renommierten Forschungsinstituten wird daher nach immer neuen technologischen Lösungen gesucht, die bei der Verwaltung und Überwachung des Gesundheitszustands und der Vorbeugung von chronischen Krankheiten helfen können. Hier spielt der Schutz der Privatsphäre natürlich eine große Rolle. Es werden auch Prototypen von technischen Hilfsmitteln entwickelt, die Menschen unterstützen sollen, die nicht mehr selbständig leben können oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Projekte in diese Richtung hat man auch bei uns bereits ausprobiert. Um dies allerdings im größeren Stil anwenden zu können, braucht es die öffentliche Hand, die notwendigen Ressourcen und Experten im digitalen Bereich. Man muss jeden Fall einzeln betrachten, um die geeigneten Technologien zum Einsatz zu bringen. Dabei spielen natürlich die digitalen Kenntnisse der betroffenen Personen eine wichtige Rolle.

In Anlehnung an die europäischen Vorgaben haben die lokalen Rentnergewerkschaften der Politik daher einen Vorschlag für ein Gesetz zum aktiven Altern unterbreitet. Trotz mehrerer Aussprachen verstaubt dieses Gesetz aber in irgendeiner Schublade der Landesregierung. Dabei handelt es sich um eine zeitgemäße Maßnahme, die auch bei uns in Südtirol von großer Aktualität ist. Südtirol hat eine überdurchschnittliche Lebenserwartung, was sicherlich positiv ist, aber auch Probleme mit sich bringt.

Alt sein bedeutet heute zum Glück nicht nur eine Last für das Gesundheitswesen und die Rentenkassen zu sein. Die Jahre in relativ guter Gesundheit steigen mit dem Durchschnittsalter und diese soll und kann man sinnvoll für die Gesellschaft nutzen. Dies ist auch für die Personen selbst ein großer Vorteil. Sich irgendwie nützlich zu fühlen, steigert das Selbstwertgefühl und verlangsamt viele degenerative Krankheiten, insbesondere psychischer Natur.

Auch die Wirtschaft sollte dieser Tatsache Rechnung tragen. Seniorinnen und Senioren sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der Arbeitsplätze schafft und bewahrt. RentnerInnen haben vermehrt wirtschaftliche Ressourcen, sei es als Renten, aber auch in Form von Geld- und Immobiliarvermögen. Auch sind sie eher bereit, das Geld auch auszugeben, da man meist nur für einen begrenzten Zeitraum planen kann. Dabei denkt man meist an die verbleibende Lebenszeit und will diese auch genießen. Wichtig ist, dass die Wirtschaft dieses Potential erkennt und die Nachfrage mit angemessenen Angeboten zu befriedigen versucht. Ein Beispiel sind die Angebote für ältere Mitbürger in den Ferienorten oder in den historischen Städten außerhalb der normalen Hochsaison. Auch bevorzugen SeniorenInnen kulturelle Reisen und Leistungen im Wellnessbereich.

Im Immobilienbereich kann man hingegen viele Neuerungen und Experimente ausprobieren.  Kondominien in denen sich die Generationen bewusst vermischen, Wohnblocks mit einem Angebot an gemeinsamen Dienstleistungen, in denen ältere und jüngere Menschen leben und Wohnungen mit digitaler Technik, die es den Menschen erlaubt, so lange als möglich autonom zu leben.

Ein Gesetz allein kann all dies kurzfristig sicherlich nicht ermöglichen. Es wäre aber ein positiver Anfang. Zumindest könnte man bei den Seniorinnen und Senioren das Gefühl der Nutzlosigkeit verringern. Sich zum „alten Eisen“ zugehörig zu fühlen ist der Anfang des Prozesses der Vereinsamung, der dann mit zunehmenden Alter immer weiter fortschreitet.  Und gerade das Gefühl des Alleinseins ist eines der großen Probleme der SeniorInnen in der heutigen Gesellschaft, da der Verwandten- und Bekanntenkreis unweigerlich immer kleiner wird.

Daher sind neue ganzheitliche Ansätze notwendig, die im Rahmengesetz zu aktiven Altern enthalten sind. Natürlich braucht es dann eine zweite Phase, in der man die Vorgaben dann konkret umsetzt. Hier ist die ganze Gesellschaft gefordert: das Land, die Gemeinden, die Sozialverbände, die Genossenschaften und insbesondere der tertiäre Sektor. Da solche Projekte Geld und Zeit erfordern, drängt die Zeit. Wir erwarten und von der Politik daher nicht nur Warnungen vor der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft und gute Vorsätze, sondern auch konkrete Maßnahmen für die älteren Mitbürger.

Alfred Ebner