Society | Straftaten

Jugendgewalt während der Pandemie

Ein Vorfall neben einem Einkaufszentrum in Algund wirft die Frage auf, wie mit Jugendgewalt umzugehen ist – und wie es Jugendlichen während der Pandemie eigentlich geht.
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Foto: Ben den Engelsen on Unsplash

Seit der Pandemie sei die Jugendgewalt angestiegen, berichten Jugendorganisationen. Der Präsident des Jugendgerichts, Benno Baumgartner, hingegen erklärt gegenüber Rai, dass die Anzahl der Straftaten seit der rasanten Verbreitung des Coronavirus zwar zurückgegangen sei, aber einzelne Straftaten ungewöhnlich heftig waren.

Für die Psychologin Cristina De Paoli vom Verein La Strada / Der Weg ist der Ausbruch von Gewalt bei Kindern und Jugendlichen durch Langeweile und die Unterdrückung der jugendlichen Bedürfnisse während der Pandemie zu erklären, wie sie im Gespräch mit Rai erläutert. Durchschnittlich 500 bis 600 Straftaten werden pro Jahr beim Jugendgericht behandelt, bei 200 davon kommt es zu einer Strafverhandlung. Zudem werden heute Gewalttaten Jugendlicher gefilmt und dann in sozialen Medien geteilt.

Es steht die Frage im Raum, wie mit Jugendgewalt wie kürzlich in Algund umzugehen ist: Vorige Woche versuchte eine Gruppe von Teenagern neben dem Einkaufszentrum Algo in Algund einen Vater einzuschüchtern. Wie er stol.it schilderte, beleidigten die Buben den Mann, spuckten ihn an und begannen ihn zu schubsen. Da er mit dem Auto und seinen zwei Söhnen unterwegs war, hielt er sich seinerseits zurück und rief die Sicherheitsbehörden an. „Die meinten nur, was sollen wir denn tun?“, wird der Mann auf stol.it zitiert.

 

Runder Tisch zu Jugendgewalt

 

In der Gemeinde Meran wurde Anfang des Jahres bereits von der zuständigen Gemeinderätin Ema Albieri ein Runder Tisch zum Thema Jugendgewalt eingerichtet. Das erste Treffen fand vor ein paar Wochen mit verschiedenen Jugendorganisationen aus dem Burggrafenamt statt. Von dem aktuellen Fall in Algund hat Albieri bereits erfahren: „Wir hören nun von den ersten Fällen, wo Jugendliche nicht andere Jugendliche, sondern Erwachsene angreifen.“

 

 

„Ein erster Überblick zu dem Thema zeigte mir, dass es noch wenig Wissen darüber in der allgemeinen Bevölkerung gibt“, erklärt sie. Zudem gebe es bereits eine Vielzahl an Vereinen und Projekten, die mit jungen Menschen im Burggrafenamt arbeiten. Die nächsten Ziele des Runden Tisches seien nun die Evaluierung des bestehenden Angebots für Jugendliche und die Bedarfsanalyse neuer Projekte zur Prävention von Jugendgewalt.

Die Opposition Liste Rösch / Grüne schlägt angesichts der letzten Episoden von Jugendgewalt vor, Jugendtreffs in Einkaufszentren einzurichten. Paul Rösch, der ehemalige Meraner Bürgermeister, betont in einer Pressemitteilung: „Erstens ist das, was passiert ist, leider kein Einzelfall mehr. Es ist vielmehr Teil eines Klimas, eines Phänomens, das uns einmal mehr daran erinnert, dass es auch bei diesen Themen notwendig ist, vom Lokalen zum Globalen und umgekehrt zu denken. Es ist notwendig wirksame Strategien und Interventionsmaßnahmen zu ergreifen.”

 

 

Sozialarbeiter und Kandidat der Liste Rösch / Grüne Paolo Endrizzi schlägt außerdem vor, in Absprache mit den Eigentümern und Ladenbesitzern im Einkaufszentrum Algo einen Jugendtreff einzurichten. „Damit würde das auf Konsum ausgerichtete Angebot des Einkaufszentrums um einen Bildungs- und Jugendtreff ergänzt.“