Culture | Salto Afternoon

Herz, Hand, Verstand

Ulrike Bernard stellt in einer dreiteiligen Vorlesungsreihe Frauen mit ökofeministischer Überzeugung vor – ein ganzheitliches Erlebnis für Teilnehmer*innen.
Ökofeminismus
Foto: Sippakorn Yamkosikorn von Pexels

Die Künstlerin und Umweltaktivistin Ulrike Bernard stellt in einer Vorlesungsreihe drei Frauen vor, die ihr Leben dem Umweltaktivismus widmen und dabei eine tiefe Verbindung zwischen den ökologischen sowie gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit aufzeigen. Im Vorlesen aus ihren Autobiografien (und anderen Texten), wird ein Raum der Verbindung geöffnet: zu den Autorinnen selbst, deren Worten und ihrem kraftvollen Tun. Die Vorlesung wird in deutscher Sprache abgehalten, erforderlich ist der GreenPass. Frei ist der Eintritt und freiwillig die Spende. 

Schützen, bewahren und erneuern...

Die Reihe findet unter dem Motto Etwas wagen: Herz, Hand, Verstand statt. Denn das Denken der jeweils präsentierten Frauenbiografien ist von Ganzheitlichkeit geprägt. Verdeutlicht werden soll, dass alles miteinander in Beziehung steht: schützen, bewahren und erneuern wird als lebensnotwendiges Wissen anerkannt und praktiziert.

 

Feminismus oder Tod 

Das Wort „écofeminism“ (dt.: Ökofeminismus) wurde in den 1970er Jahren von der französischen Frauenrechtlerin Françoise d’Eaubonne geprägt (†2005). Sie stellte das erste Mal in ihrem Werk Le féminisme ou la mort (dt.: Feminismus oder Tod) einen Zusammenhang zwischen der Ausbeutung der Erde und der Unterdrückung der Frau her. In Frankreich setzte sich das Konzept damals nicht durch, kam aber in den 1990ern wieder an die Oberfläche. Vor allem indigene Frauen stehen weltweit meist an der Front von Klimabewegungen, was in der breiten Öffentlichkeit aber oftmals unsichtbar gemacht wird. 

Eine Verbidnung zwischen ökologischen und gesellschaftlichen Fragen 

Die dreiteilige Vorlesereihe hat bei BASIS (Schlanders) ihren Auftakt und nimmt im OST WEST Club (Meran) und im Rahmen vom KUBATUR Verein (Kastelruth) ihren Fortgang. Ulrike Bernard stellt als Gastgeberin und Vorleserin an jedem Abend jeweils eine Akteurin des Ökofeminismus vor:

Vorlesung 1: BASIS Vinschgau Venosta am 24.08, 19 Uhr: Vandana Shiva 
Vandana Shiva ist eine indische Wissenschaftlerin und Umweltaktivistin. 2004 stoppte sie zusammen mit ihrer Organisation ein Gesetzesvorhaben, das das Recht der Bauern einschränken sollte, eigenes Saatgut zu benutzen. Jedes dritte Kind in Indien gilt als chronisch unterernährt, „weil wir Baumwolle anbauen und Hybrid-Mais, der an Tiere verfüttert wird“, sagt Shiva. „Nahrungsmittel verschwinden von unseren Feldern und damit von den Tellern der Armen.“ In den alten Saaten sieht sie die Lösung gegen Mangelernährung. 1993 bekam Shiva den Alternativen Nobelpreis verliehen. 

 

Vorlesung 2: Ost-West-Club am 25.08, 19.30 Uhr: Wangari Muta Maathai 
Wangari Muta Maathai (†2011) war eine kenianische Biologin und Umweltaktivistin und sah die Not der Frauen um sich herum. Sie verstand, wie der Kampf um die schwindenden Ressourcen des Landes immer wieder zu Konflikten führte und von politischen Eliten missbraucht wurde. Eigeninitiative zu fördern, um Bäume zu pflanzen, die Zerstörung des Waldes aufzuhalten und ländliche Lebensgrundlagen (wieder) zu erschaffen – das war die Antwort Wangari Maathais. Bekannt ist das Aufforstungsprojekt „green belt movement“, eine Bewegung in der vor allem Frauen Bäume pflanzten, um der voranschreitenden Erosion in Kenia aktiv entgegen zu wirken.

 

Vorlesung 3: KUBATUR, Garten Schulmuseum Tagusens (Kastelruth) am 26.08, 19 Uhr: Starhawk 
Miriam Simos alias Starhawk ist eine amerikanische Schriftstellerin, Aktivistin, Hexe und Permakulturdesignerin. Sie verwebt ihren Blick auf Ökofeminsmus mit Ansätzen von Magie und Ritualen. In ihren Texten geht sie der „Kraft-von-innen“ nach – einer Kraft die auf Immanenz beruht und die sich deutlich von einem Prinzip der „Macht-über“ unterscheidet. Hier ein Auszug aus Starhawks Wilde Kräfte (Originaltitel: Dreaming the dark, 1982): 


„Wenn wir pflanzen, wenn wir weben, wenn wir schreiben, wenn wir gebären, wenn wir organisieren, wenn wir heilen, wenn wir durch den Park rennen, wo die Rotholzbäume Dunst ausschwitzen, wenn wir das tun, wovor wir Angst haben, dann sind wir nicht getrennt. Wir sind von dieser Welt und voneinander, und die Kraft in uns ist riesig, wenn nicht sogar eine unbesiegbare Kraft.“

 

Die Vorleserin Ulrike Bernard ist 1985 in Bozen geboren. Von 2006 bis 2012 studierte sie Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin, der Bezalel Academy of Arts and Design Jerusalem und der Listaháskóli Islands Academy of Arts Reykjavik. In Berlin leitet sie umweltpädagogische Kurse für Kinder, Frauen mit Fluchterfahrung und inklusive Gruppen. Sie versteht sich dabei als Gastgeberin, die ihren KursteilnehmerInnen einen gemeinsamen Lern- und Entdeckungsprozess ermöglicht. Passend zu ihrem interdisziplinären Ansatz taucht sie aktuell in die Welt der Heilpflanzen ein.