Environment | Jugend & Klima
„Das Gefühl nicht allein zu sein“
Foto: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic on Wikimedia by Funk Dooby
Gemeinsam von youngCaritas, der Kolpingjugend und dem Coworking della Memoria (Arci) organisiert, soll bei den Tagen vom 19. bis zum 23. September unter dem Motto und Hashtag „Keep it Cool“ aktiver, gemeinschaftlicher Klimaschutz in Südtirol mehr als graue Theorie im Vordergrund stehen. Dabei geht es nicht nur um Information, es finden etwa auch Musik, Tausch- und Reparaturveranstaltungen und Filme einen Platz. Noch bis zum 9. September (Frist vom 31. August verlängert) können interessierte Institutionen sich an der Aktion beteiligen und unter [email protected] Projekte vorschlagen. Gerade am südtirolweiten „Free Action Day“ am 21. September, soll es dann darum gehen, als Gruppe für Umwelt und Klima aktiv zu werden.
Salto.bz: Frau Montesani, wie weit oder eng wird der Begriff Youth bei der „Youth 4 Climate Week“ gefasst. Ab wann ist man kein Jugendlicher mehr?
Amanda Montesani: Das ist eine schwierige Frage, gerade für youngCaritas, da in unserem Namen auch das Wort young vorkommt. Wir sprechen Oberschüler:innen, aber auch Studierende an und wollen auch nicht unbedingt eine Grenze setzen, da sich das Angebot eigentlich an alle richten sollte, hauptsächlich aber doch an diese Altersgruppe.
Man lädt „Organisationen, Jugendzentren, Pfarreien, Jugendgruppen und Schulen“ ein an der Woche teilzunehmen, insbesondere am Free Action Day am 21. September. Lassen sich für die „konkreten“ Aktionen einige Beispiele machen?
Zum Beispiel stellt eine Organisation ein Repair-Café auf die Beine, eine andere veranstaltet einen Upcycling-Workshop. Eine Schulklasse möchte ein Plogging organisieren, das heißt Jogging in Kombination mit Müll einsammeln. Es geht darum unser Territorium zu motivieren aktiv zu werden und Konkretes umzusetzen, damit sichtbar wird, in welcher Form man etwas machen kann. Das Ziel ist es, an einem Tag gemeinsam aktiv zu sein und bereits bestehende Ressourcen zu verwenden. Wenn man schon etwas zu dem Thema gemacht hat, lässt es sich wieder machen und ohne großen Aufwand organisieren. Man kann dabei auch als Vorbild dafür dienen, dass es viele jugendgerechte Möglichkeiten gibt, etwas zu machen.
In der Presse-Aussendung werden Sie zitiert: „In den vergangenen Monaten haben wir viele Jugendliche getroffen und ihre Ideen und Kritiken gehört.“ Wem galt in erster Linie die Kritik?
Es war vielfach nicht unbedingt Kritik sondern mehr die Meinung der Jugendlichen. Wir haben viel mit Praktikant:innen zu tun und haben sie gefragt, was sie von der Idee der Woche halten, damit das Angebot bei ihnen richtig ankommt und um sie mit einzubeziehen. Wir haben daher versucht etwas von Vorträgen und Seminaren wegzugehen, hin zu einem jugendgerechten Stil. Deswegen finden etwa am zweiten Tag Swap-Parties in mehreren Jugendzentren statt, da sich dort die Themen Wiederverwendung und Slow Fashion angehen lassen. Die Kritik war mehr an der Methodik, die zu wissenschaftlich oder repetitiv genannt wurde. Deswegen versuchen wir viel mit verschiedenen Kunstformen zu arbeiten, um miteinzubeziehen, dass es auch auf andere Art geht. Wir versuchen es jedenfalls.
Interessant und niederschwellig sicherlich auch die „Social Challenge“. Gerade unsere Nutzung der sozialen Medien ist aber ein ziemlicher Stromfresser, wenn man auf Daten-Speicher, Verbindung und Endgeräte blickt. Wie gehen Social Media und Klimaschutz zusammen?
Wir haben in erster Linie versucht, jene Orte zu bespielen, wo die Jugendlichen bereits am aktivsten sind und tatsächlich sind das die Social Media, gerade Instagram und TicToc. Wir haben uns alles mögliche durch den Kopf gehen lassen, aber dort erreicht man die Jugendlichen am besten. Wir verwenden also diesen Raum, auch weil die meisten Jugendlichen schon Profis sind im Umgang mit Videos. Wir sind zumindest auf der Seite, dass sie dies nützlich und, unter Anführungszeichen, pädagogisch wertvoll nutzen, wodurch wir sensibilisieren und motivieren können, aktiv etwas für den Klimaschutz zu tun. Es ist ein Mittel zum Zweck geworden. Natürlich ist auch hier Resourcenverbrauch ein wichtiges Thema, aber es ist ein Weg, der gut ankommt.
Mit 60 Sekunden Dauer für die Videos ist das Zeitfenster eng gesteckt. Zu welchen Verhaltensänderungen lässt man sich in einer Minute motivieren?
Das ist die Challenge, auf kreative Art und Weise dieses Problem zu lösen, wir haben das Zeitlimit aber auch genommen, weil Videos für Reels und Stories nur so kurz gehen dürfen. Das Gewinnervideo wird dann auch in den Regionalzügen und Bussen laufen, wo es ebenfalls nicht zu lang sein darf. 60 Sekunden, das ist auf jeden Fall eine Herausforderung, es geht darum herauszufinden, was in dieser Zeit das wichtigste mitzuteilen ist.
Es hat sich bei den Fridays for Future-Demonstrationen vor der Sommerpause ein starker Rückgang bei der Teilnehmerzahl beobachten lassen. Nehmen das Interesse am Thema oder der Glaube an Veränderung bei Jugendlichen ab? Resigniert man?
Es ist ganz unterschiedlich und schwierig zu bewerten, da wir viele verschiedene Aussagen von den Jugendlichen hören. Teilweise heißt es „Das Thema höre ich schon zu oft. Ich kann nichts mehr davon hören.“, andererseits informieren sie sich dann zu wenig., um sich für das Thema zu interessieren. Je nach Alter sind auch andere Bedürfnisse da und das Thema rückt in den Hintergrund. Vielfach ist aber auch der Gedanke da: „Wenn ich alleine etwas mache, dann ändert sich sowieso nichts.“, weswegen wir besonderen Wert darauf legen, dass am 21. September viele gemeinsam etwas machen, damit wieder das Gefühl aufkommt eben nicht allein zu sein. Das Phänomen von Fridays for Future ist auch ganz unterschiedlich, wenn man etwa nach Wien oder Innsbruck blickt sieht es wieder anders aus. Hier in Südtirol ist das immer wieder anders. Woran es genau liegt, weiß ich leider nicht.
Welches ist das Ziel der Woche, woran ließe sich ihr Erfolg messen?
Es zählt nicht nur das Informieren an sich. Das Ziel ist, den Jugendlichen die Möglichkeit aufzuzeigen, den Raum den wir ihnen in dieser Woche bieten, auf ihre Art und Weise zu nutzen. Es ist auch wichtig zu erfahren, was sie davon halten und was sie brauchen um aktiv zu werden im Umweltschutz. Deswegen hoffen wir darauf, dass viele diese Möglichkeit nutzen und dass sich dadurch etwas ändert. Umweltschutz ist auch eine Art Lebensstil, den man beibehalten kann, etwa indem man Second-Hand-Kleider kauft oder Dinge repariert, statt sie wegzuwerfen. Man sollte diese kleinen Beispiele anbieten, damit sie im Alltag vieler Anwendung finden.
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Wünsche allen, die sich gegen
Wünsche allen, die sich gegen die Erderwärmung einsetzen, viel Erfolg. Es ist nicht fünf vor Zwölf, sondern höchstwahrscheinlich Zwölf.
In reply to Wünsche allen, die sich gegen by Dietmar Nußbaumer
Es ist nicht mehr zu
Es ist nicht mehr zu übersehen! - Auch in Südtirol wurden schon mehrere Kipppunkte der KLIMA-KRISE ausgelöst:
> abschmelzende Gletscher wegen der zu hohen Temperaturen, die auch mit der Auflösung der Permafrost-Bindung große Bergstürze verursachen
> häufiger auftretende Wirbelstürme, verursacht durch die viel zu hoch steigenden Warmluft-Wasserdampfblasen, die von der Erdrotation angeschoben werden und große Schäden in den Wäldern, sowie an den Gebäuden anrichten
> zunehmend groß-kalibrige Hagelschläge, ebenfalls von den viel zu hoch steigendenWarmluft-Wasserdampfblasen verursacht
> punktuelle Starkregen bis über 200 mm, in Folge des Ausbleibens der Höhenwinde zur Verteilung der Niederschläge, überfordern die Abflusssysteme und die Bäche
> Orkan-artige Winde, wegen den Überreaktionen beim Wetter, treten häufiger auf
> die extrem trockene Witterung des ablaufenden Sommers, beeinträchtigt die landwirtschaftliche Produktion und gefährdet auch die Auffüllung der Trinkwasserspeicher in den Berghängen, wenn nicht im Herbst vor dem Eintritt der Frostperiode erhebliche Regenfälle eintreten
Es ist zu begrüßen, wenn sich die Jugend um die Zukunft kümmert und hoffentlich auch in den fetten, nur auf kurzfristigen höchsten Profitt ausgerichtenden Verbänden, ein Umdenken einleitet!