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Athesia im Kindergarten

Mehrere Südtiroler Kindergärten kaufen Dolomiten-Abonnements an, „um die Sprachentwicklung und Reflexionstätigkeit der Kinder zu stärken“. Kein Südtiroler Witz.
Asilo
Foto: Pixabay
Die Wege der Landesverwaltung sind unergründlich.
Zu dieser Feststellung muss man kommen, wenn man sich das Dekret Nr. 10181 vom 13. Juni 2022 anschaut. Mit dieser amtlichen Verfügung gibt der Direktor des Beschaffungsamtes des Landes, Stephan Tschigg, grünes Licht für den Ankauf von zwei Abonnements der Tageszeitung „Dolomiten“.
Eine alltägliche Transaktion, die kaum auffällt, wenn man nur den Betreff des Dekretes liest: „KG_BX_Ankauf Dolomiten-Abonnement Firma Athesia Medien Bozen Ausgabe: 135,88 Euro“.
Schaut man sich das Dekret aber genauer an, so kommt man aus dem Staunen kaum mehr heraus. Der Antrag stammt vom Kindergartensprengel Brixen, und die beiden Dolomiten-Abos sind für die Kindergärten St. Peter in Villnöß und Oberbozen. Demnach wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der frühkindlichen Landesstrukturen durch Steuergelder über das Tagblatt der Südtirol alltäglich informiert werden?
Doch weit gefehlt. Denn im Dekret des Landes wird der Ankauf wörtlich so begründet:
 
„(…) hat als zweckmäßig erachtet, 2 Dolomiten-Abonnements lt. Angebot vom 08.06.2022 zu einem Gesamtpreis von 135,88 Euro, MwSt. inbegriffen, für die Kindergärten St. Peter/Villnöß und Oberbozen anzukaufen, um die Sprachentwicklung und Reflexionstätigkeit der Kinder zu stärken“.
 
Ja, Sie haben richtig gelesen. Das Ebner-Blatt gilt anscheinend als pädagogische Stütze in den Südtiroler Kindergärten. Obwohl Kinder im Kindergarten nicht lesen können, ist das Tagblatt der Südtiroler im Vorschulalter essenziell für deren Sprachentwicklung und „Reflexionstätigkeiten“. Unbestätigten Meldungen zufolge soll man in diesen Kindergärten besondere Erfolge einfahren, wenn man den Kleinen die Kommentare von „krah“ vorliest.
Unbestätigten Meldungen zufolge soll man in diesen Kindergärten besondere Erfolge einfahren, wenn man den Kleinen die Kommentare von „krah“ vorliest.
Dass das Ganze aber kein Ausrutscher ist, sondern im Kindergartensprengel Brixen durchaus System hat, zeigt sich an einem ähnlichen Ankauf vor rund einem Jahr.
 
 
 
Am 18. Juni 2021 hat Tschiggs Vorgänger Johann Parigger per Dekret (Nr. 11195/2021) gleich vier Dolomiten-Abos für den Brixner Kindergartensprengel angekauft.
Die Begründung damals:
 
„(…) hat als zweckmäßig erachtet, 4 Dolomiten-Abonnements lt. Angebot vom 16.06.2021 zu einem Gesamtpreis von 256,36.- Euro, MwSt. inbegriffen, für die Kindergärten Tils, Klobenstein, Barbian und Elvas anzukaufen, um ein Literacyprojekt – vom Sprechen zur Schrift - durchführen zu können.“
 
Nur am Dolomitenlesen kann die Kindersprache genesen.
 

Ebners Lager

 
Dass dem Südtiroler Schildbürgertum - wenn es um den mächtigen Medienkoloss geht - kaum Grenzen gesetzt werden, zeigt ein weiteres aktuelles Dekret des Beschaffungsamtes des Landes.
Diesmal geht es um einen Altbestand.
Jahrzehntelang war das Pädagogische Institut für die Ausarbeitung der Südtiroler Schulbücher zuständig. Bereits vor 20 Jahren wurden der Auftrag für Druck, Lagerung und Verteilung dieser Schulbücher an den „Verlag Athesia Tappeiner“ vergeben. Der Ebner-Verlag hat sich an diesem Deal jahrelang eine golden Nase verdient. Inzwischen aber sind diese Bücher veraltet und sie können im Unterricht nicht mehr eingesetzt werden.
 
 
 
Unter dem Betreff  „Entsorgung Schulbücher - Athesia Tappeiner Verlag“ hat das Beschaffungsamt des Landes am 28. April 2022 ein Dekret erlassen (Nr. 7279/2022), in dem es heißt:
 
„(…) hat festgestellt, dass das Erscheinungsjahr der Bücher ca. 20 Jahre zurückliegt und sie aufgrund der veränderten Rahmenrichtlinien keine Verwendung mehr im Schulunterricht finden, somit unverkäuflich sind und dadurch hohe Lagerungskosten anfallen, und es deshalb notwendig ist, die Restposten der Schulbücher zu entsorgen;
hat festgestellt, dass daher als Vertragspartner nur die Vertriebsfirma Athesia Tappeiner Verlag für die Entsorgung in Frage kommt;
hat als zweckmäßig erachtet, für die Entsorgung der Lagerbestände die Firma Athesia Tappeiner Verlag zu einem Gesamtpreis von Euro 4.514,00 MwSt. inbegriffen, zu beauftragen, um weitere Kosten zu vermeiden“.
 
Der Ebner Koloss verdient damit nach Druck, Verkauf und Lagerung noch einmal mit der Entsorgung.
So etwas nennt man wahrscheinlich Südtiroler Gemeinwohlökonomie.
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Sigmund Kripp Thu, 07/21/2022 - 09:56

Eine gute Sache wäre auch, gleich bei der Kindergarteneinschreibung auch ein SVP-Kartl mit zu verkaufen, so sind die Kinder ein Leben lang geschützt vor unbotmäßigen Politabweichungen!

Thu, 07/21/2022 - 09:56 Permalink
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kurt duschek Thu, 07/21/2022 - 10:40

....auch die Alto Adige gehört jetzt der Athesia, also wird jetzt vermutlich der italienische Kindergarten mit Abos der AA beglückt! Ironie ENDE!

Thu, 07/21/2022 - 10:40 Permalink
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rotaderga Thu, 07/21/2022 - 10:43

Das ist für mich nichts Neues: Bei mir gabs im Kindergarten quadratische Wischpapiere auf dem Klo. Manchmal war noch Dolom und Volksb auch Sonntagsb.. oder irgendwas drauf.

Thu, 07/21/2022 - 10:43 Permalink
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M A Thu, 07/21/2022 - 12:52

Es werden Steuergelder in die Hand genommen, um für einen Privaten weitere Kosten zu vermeiden...
Wohin darf ich mich wenden? Ich bin auch ein Privater und habe jede Menge weitere Kosten! Ich garantiere ein kostengünstiges Angebot!

Thu, 07/21/2022 - 12:52 Permalink
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Wolf Kremer Sat, 07/23/2022 - 14:05

In diesem speziellen Fall ist die Begründung der Landesregierung für die Akquisition der Kindergartenabos eher zu kritisieren als das Verhalten der Athesia.

Sat, 07/23/2022 - 14:05 Permalink
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Liliana Turri Sun, 07/24/2022 - 12:20

Il fatto ha proprio dell'incredibile. Leggendo distrattamente il titolo e passando ad altro, mi ero illusa si trattasse di un impegno per l'apprendimento del tedesco nelle scuole dell'infanzia italiane, a mezzo di una pubblicazione di materiale didattico apposito in vendita col quotidiano "Dolomiten". Poichè sono convinta che l'apprendimento della seconda lingua dovrebbe avvenire già dalla prima infanzia istituendo un terzo modello di scuola a fianco dei due monolingue, ho quasi ritenuto positivo il fatto. Invece no! La lettura dell'articolo, chiarisce il reale scopo.

Sun, 07/24/2022 - 12:20 Permalink
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Michael Bockhorni Mon, 07/25/2022 - 16:08

wenn schon mit einer pädagogischen Grundlage "Literacyprojekt – vom Sprechen zur Schrift" argumentiert wird, dann muss ja aus medienpädagogischen Gründen auch die Tageszeitung bzw. andere Medien abonniert werden.

Mon, 07/25/2022 - 16:08 Permalink
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Hartmuth Staffler Mon, 07/25/2022 - 17:58

Ich sehe das Ganze eher als Anreiz für die "Dolomiten"-Redakteure, sich um ein besseres Deutsch zu bemühen, damit die Kindergartenkinder, noch bevor sie überhaupt lesen können, korrektes Deutsch lernen. Wer will sich denn schon vor Kindergartenkindern blamieren. Hoffentlich hat es die erwünschte Wirkung, was ich allerdings stark bezweifle.

Mon, 07/25/2022 - 17:58 Permalink