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Das richtige Mittel?

Wie Ressortdirektor Ulrich Stofner das kritisierte Corona-Comic für Schulen verteidigt. Und wie seine Worte bei den Kritikern ankommen.
Corona-Comic
Foto: APB

584 Personen. So viele haben den offenen Brief unterschrieben, mit dem die Initiative “Reminderz” das Corona-Comic “Conny & Covy” kritisiert, das das Land Schulen bereit stellt, um den Kindern die Sicherheitsvorschriften näher zu bringen. Darin werde “mit unglaublichen Geschlechterstereotypen und Wertehaltungen gearbeitet”, bemängelte auch die Sprecherin der Allianz für Familie Christa Ladurner.

 

In dem offenen Brief, der an die Generaldirektion des Landes, Landeshauptmann Kompatscher und die Landesräte Deeg, Achammer, Alfreider und Widman adressiert ist, heißt es unter anderem: “Die Vermittlung zentraler sozialer Werte, gesellschaftsfähigen Verhaltens, emotional adäquater Reaktionen und eine gendergerechte Darstellung ist im Rahmen einer Präventionsstrategie gegen jegliche Erkrankung bei Kindern unerlässlich.” Die 584 Unterzeichner fordern unter anderem, das Comic-Heft zurückzuziehen.

 

“Eine Warnung vor Leichtfertigkeit”

 

Eine Woche nachdem das Schreiben abgeschickt ist, kommt eine Antwort. Es ist Ulrich Stofner, Ressortdirektor von Arno Kompatscher, der schreibt:

“Sehr geehrte Unterzeichner des offenen Briefes von Reminderz zum Thema ‘Comic-Broschüre Conny&Covy’,

wir bedanken uns für die konstruktive Rückmeldung zur Broschüre.

Wir hoffen, dass wir uns in einem einig sind: Das wichtigste Ziel des Comics ist es, den Schülerinnen und Schülern der Grund- und Mittelschulen die besonderen Verhaltensregeln in dieser besonderen Pandemie-Zeit zu vermitteln.

Der Comic dient als altersgerechtes Stilmittel: Die Form der Darstellung soll die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schülern auf sich ziehen. Die überspitzt dargestellten Charaktere und Verhaltensweisen sollen die Bedeutung der Regeln herausarbeiten.

Wir stellen fest und verstehen, dass einige Leserinnen und Leser manche Passagen im Comic als nicht vorbildhaft empfinden. Wir erhalten aber auch Reaktionen von anderen Personen: Sie sehen im Comic – wie auch wir – eine gezeichnete Warnung vor Leichtfertigkeit im Umgang mit dem Virus. Die dargestellten Regeln sollen uns vor Ansteckungen mit all ihren Folgen für Gesundheit sowie Einschränkungen von Schulbetrieb, Familienleben, Wirtschaft und Gesellschaft bewahren.

Gleichzeitig möchten wir klarstellen: Die Auftraggeber und Macher der Broschüre sind von Werten wie Hilfsbereitschaft und Freundschaft überzeugt und stehen zweifelsfrei hinter ihnen. In Corona-Zeiten braucht es selbstverständlich weiterhin Hilfsbereitschaft und gleichzeitig ein Einhalten von Verwaltungsregeln: Einem Freund etwas zu trinken anzubieten, ist hilfsbereit; aus ein und derselben Flasche trinken hingegen ist im Augenblick wegen der Ansteckungsgefahr nicht zweckmäßig. Darauf soll der Comic hinweisen.

 

Auch spontane Rückmeldungen von Experten zeigen uns, dass der Comic die Werte der Kinder und Jugendlichen nicht gefährdet, und dass auch das Umfeld wie Lehrpersonen und Eltern zum Verstehen der Botschaft des Comics beitragen kann. Wir ersuchen alle Erwachsenen, den Kindern die Einordnung des Comics zu erleichtern und darauf hinzuweisen, dass es dabei um die Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand, Hände waschen, Atemschutz) geht. Wenn wir dies tun, erreichen wir gemeinsam dieses wichtige Ziel.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Stofner”

Wer die Auftraggeber und Macher konkret sind, darüber gibt Stofner keine Auskunft. Inzwischen haben aber die Freiheitlichen und Team K zwei Landtagsanfragen eingereicht, in der sie wissen wollen, wer die Erstellung des Comics veranlasst und durchgeführt hat. Und auch, ob an der Erstellung Experten mitgewirkt haben.

Von zahlreichen solcher Experten bzw. Expertinnen erhält Stofner indes eine Replik – in Form eines weiteren offenen Briefs, den die “Reminderz” am Donnerstag Abend verschicken.

 

“Vergeuden Sie nicht Ihre und unsere Zeit”

 

Die Antwort des Ressortdirektors ist nicht gut angekommen, wie aus dem Schreiben hervorgeht. Darin heißt es etwa:

“Es gibt vermutlich keine*n Expert*in in diesem Bereich, der/die diese Comics absegnet, (inhaltlich und nicht formal, denn Comics an sich sind als Methode durchaus geeignet): zum einen, weil sehr viele hiesige Expert*innen die Briefe von Forum Prävention und den Reminderz unterzeichnet haben, und zum anderen, weil dieser Comic inhaltlich durch alle gängigen Evaluierungstools fällt. Die Rechtfertigung, dass Ihnen durch ‘spontane Bekundungen’ nicht namentlich genannter Experten mitgeteilt wurde, dass die ‘Werte der Kinder nicht gefährdet’ würden, ist intransparent und verkennt die eigentliche Problematik, Reichweite und neurobiologische Wirkung redundant generierter Inhalte bei Kindern. Vor allem aber ist eine Broschüre, deren bestes Qualitätssiegel ist, dass sie ‘nicht gefährdet’ (sofern von engagiertem Bildungspersonal abgepuffert), keine gelungene Präventionsmaßnahme und muss entfernt und überarbeitet werden.”

Abschließend richten die über 60 Unterzeichnerinnen einen deutlichen Appell an den Ressortdirektor: “Wir erwarten uns von einer Führungskraft, dass sie ihre und unsere Zeit nicht mit floskelhaftem Dialog und Rechtfertigungsversuchen vergeudet, sondern die konstruktive Kritik von zahlreichen namentlich angeführten Expert*innen annimmt und ihren Auftrag der Prävention in Zeiten wie diesen – wo selbige einen zentralen Stellenwert in ihrem täglichen Zusammensein einnimmt – verantwortungsvoll und nach gängigem Wissensstand umsetzt.”

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Martin Sitzmann Fri, 09/25/2020 - 17:33

Einen Fehler öffentlich zuzugeben, ist in Südtirol nicht üblich und wird von vielen in arroganter Weise abgelehnt. Viel eher sieht man sich dann als Opfer einer unerhörten Majestätsbeleidigung und lenkt von der eigenen Verantwortung ab.
Und dann noch Konsequenzen aus den eigenen Fehlern ziehen - ja das darf nun gar nicht sein! Welche Würstchen sind da nur am Werk, bedauernswert. Nicht einmal die E...r haben sie, so eine kleine Broschüre zurückzuziehen.

Fri, 09/25/2020 - 17:33 Permalink