Politics | Meran
Sieg am Brunnenplatz
Foto: upi
Es ist Paul Rösch, der Dario Dal Medico überzeugen muss. „Du hast gewonnen“, sagt der ehemalige Grüne Meraner Bürgermeister zu seinem sichtlich verdutzten Kontrahenten im Meraner Ratssaal. Kurz vor 23 Uhr ist die letzte Wahlsektion ausgezählt. Dario Dal Medico gewinnt die Stichwahl mit 7.075 Stimmen (50,3%) gegen Paul Rösch mit 6.979 Stimmen (49,7%). Am Ende geht es auch diesmal - wie bereits vor einem Jahr - äußerst knapp her. Dario Dal Medico hat 96 Stimmen mehr, die ihn zum neuen Meraner Bürgermeister machen.
Es ist die Revanche zu den Stichwahlen vor einem Jahr. Damals hatte Paul Rösch die Nase noch knapper vorne. Er siegte mit 37 Stimmen Vorsprung.
Vergleicht man die Ergebnisse der beiden Stichwahlen so wird deutlich, dass Dario Dal Medico im Vergleich zum Vorjahr 62 Stimmen dazu gewonnen hat, während Paul Rösch gleichzeitig 71 Stimmen verloren hat. Diese Stimmenverschiebungen waren wahlentscheidend.
Unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Endergebnisses wird auch klar, wer den ersten italienischen Bürgermeister seit 26 Jahren in der Passerstadt gekürt hat. Die Meraner SVP und ihre Wählerinnen und Wähler. Es ist kein Zufall, dass zum Umtrunk im Meraner Fosterbräu mit dem Wahlsieger noch in der Nacht die halbe SVP-Kandidateninnen-Liste auftaucht.
Offiziell war die SVP bei dieser Stichwahl blockfrei, dass man aber dem Gewinner noch in der Wahlnacht diese Aufwartung macht, kann man mit Höflichkeit erklären. Oder mit der Genugtuung, dass jener strategisch- politische Plan aufgegangen ist, der im Stillen unterm Edelweiß ausgeheckt wurde.
Obermaiser Patrioten
Zahlen lügen nicht.
Das Meraner Wahlergebnisse machen deutlich, dass Dario Dal Medico diese Wahl im Kernland der SVP-Wähler gewonnen hat: in Obermais. Dort hat der italienische Mitte-Rechts-Kandidat jene 96 Stimmen geholt, mit denen er letztlich zum neuen Bürgermeister wurde.
Das macht ein Blick auf die Ergebnisse mehr als deutlich.
In den zwei Wahlsektionen 22 und 23 (Leichtergasse/Grundschule De Amicis) und 24 und 25 (Brunnenplatz/Grundschule Gilm) hat Dario Dal Medico im Vergleich zum ersten Wahlgang deutlich mehr als sein Gegner zulegen können.
Paul Rösch hat mit 1.578 Vorzugsimmen in Obermais zwar immer noch mehr als doppelt so viele Stimmen bekommen, als Dario Dal Medico mit 769 Stimmen. Im Vergleich zum ersten Wahlgang konnte der grüne Spitzenkandidat aber nur 115 Stimmen dazu gewinnen, während der italienische Spitzenkandidat in Obermais 405 Stimmen mehr bekommen hat.
Auch woher diese Stimmen kommen, liegt auf der Hand. Die Lega hatte im ersten Wahlgang hier 32 Stimmen und Fratelli D´ Italia 21 Stimmen. Demnach wurde Dal Medico in Obermais massiv von den SVP-Wählern und Wählerinnen gewählt. Die SVP-Kandidatin Katharina Zeller bekam vor zwei Wochen in diesen vier Sektionen 788 Stimmen. Mindestens die Hälfte davon sind jetzt zu Dal Medico gewandert.
Auch das kein Zufall. Denn nach Informationen von Salto.bz hat vor allem den Bauernbund und dessen Kandidat Christoph Mitterhofer aktiv Werbung für Dario Dal Medico gemacht. Die Ironie der Geschichte dabei: Mitterhofer saß bisher für die Südtiroler Freiheit im Meraner Gemeinderat und ist kurz vor den Wahlen zur SVP gewechselt. Weil der Jungbauer aber darauf spitzt im neuen Stadtrat zu sitzen, scheinen inzwischen alle ethnischen Bedenken verflogen zu sein.
Sinicher Graben
Paul Rösch hat diese Wahl in Sinich verloren. Ob dabei die Schließung der MEMC oder die politisch aufgeputschte „falda di Sinigo“ ausschlaggebend war, Tatsache ist, dass das traditionell italienische Sinich für den italienischen Bürgermeister eine gemähte Wiese war. 689 Wählerinnen und Wähler stimmten hier für Dal Medico und nur 293 für Rösch. Der neue Meraner Bürgermeister konnte im Vergleich zum ersten Wahlgang auch hier um 185 Stimmen zulegen.
Dario Dal Medico hat 15 der 21 Wahlsektionen für sich entscheiden können. In 12 Wahlsektionen hatte Paul Rösch die Nase vorne. Nur im Meraner Krankenhaus kam es zum Gleichstand: 11 Stimmen für beide Kandidaten.
Deutlich zugelegt hat Dal Medico aber auch in den drei Wahlsektionen in der Mittelschule Wenter in der Karl-Wolf-Straße. Es ist die Wahlsektion der Gratscher Bauern. Rösch bekam dort insgesamt 845 Stimmen und Dal Medico 793 Stimmen. Im Vergleich zum ersten Wahlgang vor zwei Wochen konnte Rösch um 52 Stimmen zusetzen, während Dal Medico 79 Stimmen mehr bekommen hat. Die SVP hatte hier im ersten Wahlgang 322 Stimmen. Demnach dürfte hier der Großteil der SVP-Wählerinnen zuhause geblieben sein.
Wahlziel erreicht
Die Meraner SVP rund um Katharina Zeller hat ihre Wahlziele trotz einer schmerzlichen Niederlage mit diesem Ergebnis erreicht. Das oberste Ziel war die Rückeroberung des Rathauses. Die Wahlergebnisse der letzten drei Gemeinderatswahlen haben deutlich gemacht, dass die Liste Rösch/Grüne immer mehr an Zustimmung gewinnt und die SVP gleichzeitig immer mehr Stimmen verliert. Dass man diesen Trend nur dann stoppen und umdrehen kann, wenn Paul Rösch das Bürgermeisteramt verliert, war allen unterm Edelweiß klar. Auch deshalb haben vor allem die Meraner SVP-Wirtschaft aber auch weite Teile der Bauern aktiv für den Gegenkandidaten geworben. Aus der Sicht der Volkspartei ist der smarte Anwalt das kleinere Übel.
Dazu kommt, dass nur mit einem Dal-Medico-Sieg die SVP den Vizebürgermeister stellen kann. Das Amt wird an Katharina Zeller fallen, die damit eine Wahlniederlage mit dem zweithöchsten Amt in der Stadt krönen kann. Vieles spricht schon jetzt dafür, dass man die stärkste Partei im Gemeinderat, die Liste Grüne/Rösch, in Opposition schicken wird.
Aus der Sicht der Volkspartei ist der smarte Anwalt das kleinere Übel.
Dann wird die Allianz Dal Medico-Zeller auch die Lega zum Regieren in Meran brauchen. Man wird die Salvini-Jünger mit der Präsidentschaft im Gemeinderat ködern, um auf eine Mehrheit von 20 Stimmen im 36köpfigen Gemeinderat zu kommen.
Erst dann ist in der Gemeinde Meran endlich wieder alles in der richtigen Hand.
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Lieber Franceschini,
Lieber Franceschini,
Ich denke, Sie sollten sich etwas besser informieren, bevor Sie Ihre Artikel schreiben, oder besser gesagt, Sie sollten die Informationen, welche Sie Ihren Lesern liefern, vervollständigen, wenn Sie seriösen Journalismus betreiben wollen, was Sie meiner Meinung nach nicht versuchen. In diesem Sinne möchte ich Ihnen mitteilen, dass fast alle Kandidaten der Liste Paul Rösch/Grüne auch in der Brauerei Forst anwesend waren.
In reply to Lieber Franceschini, by Aris Deflorian
Lieber Deflorian,
Lieber Deflorian,
Das ist mir durchaus bekannt. Am Tisch neben dem Eingang. Nur ist mir nicht bekannt, dass Sie oder ihre Parteigenossen sich dort dazugesetzt hätten.
Was verständlicher Weise natürlich Ihr Bier ist.
In reply to Lieber Deflorian, by Christoph Fran…
Ja was lag denn näher, dass
Ja was lag denn näher, dass die SVP plötzlich auf grün verfällt, oder dass sie aufgrund Ihrer DNA und Ausrichtung, doch mit dem Kandidaten der Liste Civiche aufgrund vorliegender Machtoptionen sympatisierte?
Eine Niederlage hat es in
Eine Niederlage hat es in Meran nur für die Demokratie infolge der üblen Machtspiele der SVP gegeben.
Die einzige Analyse die hier
Die einzige Analyse die hier vorgenommen werden sollte, ist der Prozentsatz der Wahlbeteiligung von 46,3%.........darüber sollte die Politik nachdenken, egal von welcher Liste......