Economy | Reaktion der Milchbauern

Die Milchrechnung

Südtirols Milchbauern machen mobil und drehen dem Milchriesen Mila den Rücken zu. Sie wollen mehr Geld um ihre Produktionsspesen decken zu können. Josef Geisler, Obmann des Tiroler Bauernbundes und Annemarie Kaser vom Sennereiverband aus Südtirol bestätigen „die Krise ist da“.
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Der Valiefhof in Stilfs gibt monatlich 6.000 Liter Milch an die Mila ab. Bäuerin Monika Niederegger ist 55 Jahre alt, in Stilfs waren sie vom Valiefhof die ersten, die zur großen Sennerei gingen, das war 1980. Heute gibt es einen Literpreis von 49 cent, „sehr wenig“, sagt Frau Niederegger und fügt hinzu: „Man muss nehmen, was man kriegt, aber brauchen...ja, brauchen tätn wir mehr. Der Benzin steigt, bis gefüttert ist, die Melchmaschinen brauchts, das Spülpulver, die Putzhudern....“.

Österreichische Bauern sind zufrieden

Dass 49 cent zu wenig sind, das sehen auch andere Mitglieder der 3.200 starken Genossenschaft Milkon (Mila) so. 79 Kastelruther Bauern haben im November 2012 gekündigt, in einem Jahr läuft die Kündigungsfrist aus, dann wollen sie zur Brixner Sennerei Brimi wechseln, wo 54 Cent ausgezahlt werden. 100 Landwirte am Ritten haben dasselbe vor, Unmut auch im Sarntal, Vöran und Mölten. Josef Geisler, Obmann des Tiroler Bauernbundes wirft einen Blick auf Südtirol und vergleicht. Die Milchpreise in Österreich liegen zwar mit 40,05 Cent weit unter denen, die in Südtirol ausbezahlt werden, trotzdem seien die Bauern in Österreich nicht benachteiligt: „Die Betriebskosten sind in Südtirol sicherlich höher als bei uns, schon allein die Treibstroffpreise sind bei euch ein großer Kostenfaktor, ich versteh die Südtiroler Bauern schon.“ Kleine Sennereien, die Nischenprodukte und hochwertige Bioprodukte anbieten, und einen anderen Auszahlungspreis berechnen, gibt es auch in Österreich. „Dass da teilweise zehn Cent pro Liter mehr ausgezahlt werden als bei der großen Tirol Milch, das erregt bei uns keinen Unmut. Das nimmt man zur Kenntnis. Kleine Sennereien tragen schließlich auch ein größeres Risiko“, stellt Geisler klar.

Emotion Milch

Konkurrenz belebt das Geschäft - so sieht es auch Annemarie Kaser, Direktorin des Südtiroler Sennereiverbandes. Klar ist für sie aber auch, dass Bauern beim Preis mitreden wollen. Denn die Probleme in der Milchproduktion sind dem Verband durchaus bewusst. Unlängst, bei der Jahresversammlung der Milchbauern am 24. April, war deshalb auch „die Krise“ Thema. Kostensteigerungen bei Futter und Energie machen das Leben der Milchbauern immer schwieriger, „wir vom Sennereiverband wollen, dass es langfristig allen Bauern gut geht. Dass einige besser dastehen als andere, das kann nicht sein“, so Kaser. 100 Landwirte hatten 2012 die Milchproduktion eingestellt, „wir befinden uns in einem schwierigen Marktumfeld. Die Wirtschaftskrise ist überall zu spüren, der Konsum rückläufig und eingekauft wird dann, wenn es Angebote gibt“, heißt es in einer Presseaussendung des Verbandes.

Spaltung

5.136 Milchbauern produzieren derzeit in Südtirol Milch, 12.000 bäuerliche Betriebe sind es insgesamt. Die derzeitige Milchpreisdiskussion spaltet einmal mehr die Landwirte. Robert Zampieri, Geschäftsführer der Milkon spricht gar von einer „Zweiklassengesellschaft unter den Bauern“. In der Ausgabe der Tageszeitung am 26. April sagt Zampieri: „Mir kommt es vor wie in den 30er Jahren. In den Dörfern entsteht das Problem zwischen Dableibern, die die Verräter sind und diejenigen, die (die Sennerei) wechseln wollen.“ Josef Geisler aus Nordtirol spricht davon, dass „das Milchthema ein stark emotionales sei. ein Milchhof kann nun mal nur das auszahlen, was am Mark erwirtschaftet wird.“ Annemarie Kaser sieht es so: „Emotional ist immer das, was der Bauer gerade produziert. Bei den Milchbauern, ist es die Milch und bei Obstbauern, ist es das Obst. Fakt ist: die Milchbauern haben es momentan wirklich nicht leicht.“

 

 

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Rupert Gietl -r Fri, 04/26/2013 - 15:54

Nicht zuletzt braucht es ein Umdenken bei uns Konsumenten:
Warum soll unsere südtiroler Milch nicht mehr kosten, wenn sie dafür gentechnik- und silofrei, umweltschonend und nachhaltig produziert worden ist?
Solange viele Mitbürger bei Auto, Reisen und Elektroartikeln nur das beste haben wollen, aber einen Liter Milch nur kaufen, wenn er 50 Cent / Liter kostet, wird sich an der Misere nicht viel ändern.

Fri, 04/26/2013 - 15:54 Permalink
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Rupert Gietl -r Fri, 04/26/2013 - 15:57

Warum scheint in Österreich häufig vieles leichter zu sein, als in unserer Vorzeigeregion?
Wo uns doch immer gesagt wird, wir seien die besten...

Fri, 04/26/2013 - 15:57 Permalink