Belloni, Elisabetta
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Politics | Präsidentenwahl

Frau in Sicht ?

Mit Elisabetta Belloni hat endlich eine Frau Chancen aufs höchste Staatsamt

Italiens Präsidentenwahl ist und bleibt ein anachronistisches Theater. Während Präsidenten in anderen Parlamenten per Knopfdruck gewählt werden, herrscht in Rom ein mittelalterlich anmutendes Ritual. Jeder einzelne Stimmzettel wird aus der Urne genommen, hochgehalten, geöffnet und fünf Mal weitergereicht, der Name laut verlesen und protokolliert. Dass die stundenlangen Live-Schaltungen aus dem Palazzo Montecitorio niedrige Einschaltquoten aufweisen, kann nicht verwundern. Natürlich spielen auch noch immer die traditionellen veti incrociati und die übrigen Rituale eine wichtige Rolle.

Aber nach der ersten Wahlgängen sind nur noch drei Namen übrig, die realistische Chancen auf den Einzug in den Quirinalspalast haben: der Uralt-Christdemokrat Pier Ferdinando Casini, für den bisher die SVP gestimmt hat, Regierungschef Mario Draghi und - endlich - eine Frau. Mit Elisabetta Belloni , einer hoch qualifizierten und international angesehenen Diplomatin, die durch viele Jahre die Farnesina gleitet hat - das italienische Aussenministerium. Sie war Botschafterin in Wien und Bratislava und leitete über Jahre den Krisenstab des Aussenministeriums, wo sie sich um heikle Aufgaben kümmerte - etwa die Befreiung italienischer Geiseln in Krisenländern wie Somalia.  2014 und 2015 war sie Kabinettschefin des damaligen Aussenministers Paolo Gentiloni. Regierungschef Mario Draghi - der ebenfalls viele Stimmen erhält - zum Präsidenten zu wählen, wäre eine Verrücktheit - zumal er als Premier voll ausgelastet und gut eingearbeitet ist. Logik freilich ist ein Kategorie, die Italiens Politik noch nie eine Rolle gespielt hat.