Economy | Robotik

Roboter und die Zukunft der Wirtschaft

Michael Terzer, Forscher bei Fraunhofer Italia über Open-Source Betriebssysteme für Roboter und wie unsere Wirtschaft davon profitieren kann.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Michael Terzer

 

[von Julian Dejori]

 

Die South Tyrol Free Software Conference kurz SFScon im NOI Techpark hat sich mittlerweile zu einer der wichtigsten Konferenzen zum Thema Freie Software in ganz Europa etabliert. Ziel ist es, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Region zu stärken und Synergien zwischen den verschiedenen Akteuren im IT Bereich zu fördern. Auch dieses Jahr war die Veranstaltung mit 400 Besuchern äußerst gut besucht. Dabei gaben über 40 Speaker Einblicke in die verschiedenen Bereiche. Einer davon war Michael Terzer, Forscher bei Fraunhofer Italia. Er erzählt uns über die Forschungsaktivitäten an Robotersystemen, sowie wie die lokale Wirtschaft davon profitieren kann

salto bz: Herr Terzer, Fraunhofer Italia hat seinen Sitz im NOI Techpark in Bozen. Wie eng und in welchen Bereichen ist die Zusammenarbeit mit den anderen „Bewohnern“ des Techparks?

Michael Terzer: Durch die Umsiedlung unseres Institutes in den Techpark ist unsere Reichweite enorm gestiegen. Unsere interdisziplinäre Aufstellung in verschiedenen Forschungsbereichen wie Mechatronik & Automatisierung, Process Engineering in Construction und Business Model Engineering, ermöglicht das Zusammenarbeiten mit den „Bewohnern“ des Techparks, wie zB. LVH-APA, UNIBZ, IDM, Eurac, CasaClima und verschiedenen Startups in einigen Forschungsprojekten sowie auch in Industrieprojekten.

Das Fraunhofer Institut arbeitet genauso wie weitere große Player mit Hilfe von ROS (Robot Operating System). Einem Softwareframework für die Entwicklung und Programmierung von Robotersystemen. Worum genau handelt es sich dabei und welche Vorteile bringt dieses mit sich?

ROS ist ein Open-Source Betriebssystem für Roboter und mechatronische Systeme jeder Art. Dabei kann es sich um Industrie-Arme, mobile Plattformen, Personal Robots oder Humanoiden handeln. Wir verwenden ROS hauptsächlich für die Forschung an der Fabrik der Zukunft – Industrie 4.0, sowie in der Präzisions-Landwirtschaft. Die Verwendung von ROS ermöglicht es uns, bestehende Lösungen und Technologien, die im Netz bereitgestellt werden, in unseren Systemen zu verwenden und unseren eigenen Beitrag in der Forschung und Entwicklung zu leisten. Die Robotik-Community unterstützt sich somit gegenseitig und treibt die Innovation mit Vollgas voran.

Nun ist ROS ja größtenteils Open Source gestützt. Auch in Südtirol geht man mit dem Open Data Hub in diese Richtung. Ist Open Source der richtige Weg um den Fortschritt voranzutreiben oder gibt es noch weitere oder bessere Möglichkeiten um den wachsenden Bedarf an Innovationen zu stillen?

Oft tun sich regionale kleinere und mittlere Unternehmen schwer teure Lizenzgebühren für Software zu bezahlen. Unsere Intention ist es diese Unternehmen zu unterstützen, weswegen wir klar auf freie Software wie ROS setzen. Wir sehen jedoch auch die Problematik, wenn es Richtung Produkt-Zertifizierungen, Sicherheitsimplementierungen und Zulassungen geht. Die 2. Version von ROS will sich auch solchen Problematiken annehmen und sie hoffentlich verbessern.

Kleine und mittelgroße Unternehmen profitieren enorm von dieser Software

ROS wird von großen Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie INTEL, Qualcomm, der NASA oder dem MIT angewendet. Nun besteht unsere Südtiroler Wirtschaft ja hauptsächlich aus klein- und mittelgroßen Unternehmen. Gibt es in solch einer Umgebung überhaupt die passenden Anwendungsbereiche für ein derartiges System?

Wie vorher erwähnt sind es gerade diese kleinen und mittelgroßen Unternehmen, welche durch eine solche Software enorm profitieren können. Offene Software-Bibliotheken, Schnittstellen, Regelungen und andere Tools stehen dem Benutzer gut dokumentiert zur Verfügung. Es ist sehr selten, dass eine Organisation jeden Bestandteil eines Roboters selbst plant, fertigt und programmiert. Viel öfter ist es der Fall, dass Organisationen Ihre spezielle Expertise entwickeln, diese mit anderen durch z.B. ROS teilen, und somit zusammen schneller neue innovative Roboterapplikationen schaffen können.

Mit Unterstützung der Autonomen Provinz und EFRE gibt es ein gemeinsames Forschungsprojekt zum Thema Machine Learning. Worum geht es dort und wo kann das Ergebnis konkret eingesetzt werden?

Fraunhofer Italia konnte sich die Finanzierung eines Forschungsprojektes aus Mitteln des EFRE sichern, welches sich mit der dezentralen Steuerung von Produktionsprozessen widmet. Die hochflexible und wandlungsfähige Steuerung von Produktionsprozessen gewinnt immer mehr an Bedeutung, je kleiner die bestellten Stückzahlen werden. Im Rahmen dieses Projektes, welches noch bis Ende 2019 läuft, wird eine Forschungsinfrastruktur erstellt, welche angewandte Forschung von neuartigen Steuerungskonzepten an einer realen Produktionsanlage ermöglicht. Ein Modul setzt Machine Learning ein, um den Menschen bei Routinetätigkeiten zu entlasten und von Ihm zu lernen. Durch die Entwicklung eines Demonstrators konnten wir eine Sortieraufgabe mit Machine Learning Algorithmen und einem kollaborativen Roboter implementieren, und bereits vielfach Unternehmen, Universitäten, Schulen und anderen Besuchern bei uns im NOI vorführen. Des Weiteren bieten uns solche Demonstratoren vielfache Möglichkeiten, Studenten und Praktikanten aus allen Fachrichtungen bei Ihren Praktika und Abschlussarbeiten zu unterstützen.

Ein Beispiel für ein Tool in ROS bezeichnet rviz. Worum handelt es sich dabei/wozu kann man es verwenden?

Rviz ist eine 3-dimensionale Visualisierungs-Software in ROS und wird von uns verwendet, um Einblick in das System zu erlangen. Das Tool bietet uns den Zugang zu all dem, was das System sieht, denkt und tut. Dadurch können auch Simulationen durchgeführt werden, welche uns helfen das System vor dem applizieren der Hardware unter Kontrolle zu bekommen.

Nun arbeitet Fraunhofer Italia vor allem im Auftrag von Wirtschaft und Industrie. Bei der SFScon haben sie ein System welches in der Landwirtschaft eingesetzt wird vorgestellt. Wozu dient es?

Das System, von dem Sie sprechen nennt sich AgROSense. Es wurde in einer Forschungs-Kollaboration mit der UNIBZ entwickelt, um hochsensible Lasersensoren zu stabilisieren, welche 3-dimensionale Abbildungen von Obstwiesen generieren und dadurch Ernteertrag, Gesundheitszustand sowie Wachstumsveränderungen der Pflanzen erfassen können.

Sie waren bei der heurigen SFScon erstmals einer der über 40 Speaker. Haben Sie für sich selbst wichtige Inputs mitnehmen können?

Die SFScon war eine sehr gut organisierte Konferenz die mich durch ihre Internationalität, junge Besuchermenge und interessanten Vorträge sehr überrascht hat. Zudem konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, sowie wichtige Kontakte knüpfen.

Dürfen wir uns bereits auf Sie als Speaker bei der nächsten SFScon freuen?

Es würde mich sehr freuen, auch nächstes Jahr mit einem interessanten Thema bei der SFScon dabei zu sein.

Vielen Dank für das Gespräch

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gorgias Fri, 12/28/2018 - 19:32

Opensource-Betriebsysteme sollten grundsätzlich bevorzugt werden. Besonders in der öffentlichen Verwaltung, wo es oft um Spezialanwendungen geht die eigens entwickelt werden und die dann nicht im Besitz der öffentlichen Körperschaft ist.
Auch kann man sich die Frage stellen warum man nicht grundsätzlich OpenSource verwendet, da die meisten Gründe diese für mechatronische Systeme zu verwenden auch für normale Desktop-PC gelten würde.

Fri, 12/28/2018 - 19:32 Permalink
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Karl Trojer Thu, 02/07/2019 - 18:01

Zum Thema "Arbeitsplätze" , meine Meinung : Wenn Roboter Arbeit ersetzen, die bisher Menschen gemacht haben, sollten diese verhältnisgerecht besteuert werden; so würde von diesen, auch für die Zukunft, ein menschengerechtes Sozialsystem mitfinanziert, das ansonsten zerbrechen würde.

Thu, 02/07/2019 - 18:01 Permalink