Politics | Bildung

Sparen an der falschen Stelle

Dass die Bücherschecks in den Oberschulen ausgesetzt werden sollen, erntet breite Kritik. Auch in der SVP erheben sich Stimmen.
Bücher
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“In meinen Augen ist schlicht und einfach die Botschaft fatal.” Mit diesem und ähnlichen Kommentaren nahm die salto-Community die Nachricht auf, dass es im Schuljahr 2021/22 keine Bücherschecks für Oberschüler geben soll. Maximal 150 Euro erhalten Schüler der 3. bis 5. Oberstufe, um sich Schulbücher anzukaufen. Die soll es im kommenden Schuljahr nicht geben, damit “Kernleistungen zum Ausgleich von sozialen Unterschieden gesichert und weiterhin finanziert werden können”. Denn der Landeshaushalt sei durch die Folgen der Corona-Pandemie “enorm belastet”. So rechtfertigt Bildungslandesrat Philipp Achammer die Streichung. Dafür erntet er breite Kritik – auch aus den eigenen Reihen. Der Grundtenor: Die Bildung ist der absolut falsche Bereich für Einsparungen – trotz, aber vor allem gerade wegen der Herausforderungen der Corona-Pandemie.

 

Sparen ja, aber nicht hier

 

“Der Zugang zu Bildung ist ein Recht und zentrales Gut, das im letzten Jahr ganz besonders unter den Pandemie-Maßnahmen zu leiden hatte. Neben der organisatorischen und psychischen Belastung des Distanzunterrichts kommt nun eine zusätzliche Belastung für einkommensschwächere Familien hinzu”, zeigt der Freiheitliche Parteiobmann Andreas Leiter Reber auf. “Die enormen wirtschaftlichen Schäden des Lockdowns und die Ausgleichszahlungen haben riesige Löcher in den Landeshaushalt gerissen, die nicht mehr länger zugedeckt werden können und nun laufend zum Vorschein kommen. Doch ein Land, das am Bildungswesen spart, schneidet sich selbst ins Fleisch.”

Neben der Aussetzung der Bücherschecks sollen auch die Mittel für Leihbücher in der Grund-, Mittel- und ersten beiden Klassen Oberschule gekürzt werden. Ebenso ausgesetzt wird das Kilometergeld für Abendschüler. Diese Maßnahmen seien “nicht förderlich für das Vertrauen der Jugendlichen in die Politik und treffen sozial ohnehin schwache Familien”, zeigt ASGB-Jugend-Chef Kevin Gruber in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der HochschülerInnenschaft sh.asus auf. Peter Gruber, Landesjugendsprecher der Südtiroler Freiheit, findet: “Die Schüler und Jugendlichen sind ohnehin die großen Verlierer dieser andauernden Pandemie. Fernunterricht, Feierverbote, Verbote von Freizeitaktivitäten und jetzt auch noch grobe Einschnitte bei der Finanzierung der Bildung. Einmal mehr zeigt sich, dass diese Landesregierung kein Gespür für die Jugend hat.”

Ganz ähnlich sieht es der Team-K-Landtagsabgeordnete Alex Ploner: “Unter dem Fernunterricht haben besonders Schüler aus einkommensschwachen Familien gelitten. Dass nun auch noch der Bücherscheck für Oberschüler gestrichen wird, setzt dem Ganzen die Krone auf. Weder die Mittel für die Covid-Spürhunde, noch die Millionenbeträge für die Bewerbung Südtirols werden hinterfragt, aber Bücher für einkommensschwache Schüler und Stipendien für besonders leistungsstarke Studierende werden gestrichen. Diese durchaus notwendige Sparpolitik setzt aus meiner Sicht an den falschen Stellen an.”

 

Kritik aus der SVP

 

Im Osten Südtirols erheben auch Exponenten der Regierungspartei ihre Stimme. Aus Bruneck melden sich Barbara Willimek und Leon Pergjoka für den Gemeindesozialausschuss der dortigen SVP-Arbeitnehmerinnen zu Wort. Dort sei man “besorgt” und spreche sich “klar gegen die Einsparung der Bücherschecks und des Kilometergeldes für Abendschüler” aus. In einer Stellungnahme heißt es: “Wir sind der Meinung, dass es sich hier vielmehr um eine Frage der Priorität handelt, als um eine Geldfrage, d.h. den Wert, den wir als Politik und Gesellschaft der Bildung zukommen lassen. Natürlich stellt uns die Pandemie vor großen Herausforderungen und wir sind uns bewusst, dass nicht unendliche Mittel uns zur Verfügung stehen. Aber an den Ausgaben für Bildung, sollte nicht gespart werden! Die Schule (das Schulsystem) steht sonst schon vor großen Herausforderungen, muss und soll sich selbst in nächster Zeit neu erfinden und denken, d.h. es kommen immer größere Erwartungen und damit neue Herausforderungen auf sie zu. Da sind solche Einsparungen fehl am Platz. Zudem hat mit solchen Einkürzungen niemand gerechnet! Benachteiligt werden vor allem Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien und dem Mittelstand, welche sonst schon durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind. Eine gute und solide Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen ist die Basis für eine gute und gesicherte Zukunft für die heranwachsenden Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Und das sollte eine unserer höchsten Prioritäten sein, als Politik und als Gesellschaft! Gerade in Zeiten, wo die technisch-informatische Ausstattung mit zu einer großen Belastung für Familien mit Kindern im Schulalter darstellt, sollten diese Familien zusätzliche Unterstützungen und nicht Kürzungen erfahren.”