Politics | Verkehr

"Schließt die Bozner Westeinfahrt"

Eine Bürgerversammlung in Gries kann Ängste vor einem drohenden Verkehrskollaps nicht zerstreuen. Rudi Benedikter schlägt deshalb eine radikale Lösung vor.
Vittorio Veneto Straße
Foto: Google Maps

Als “ernüchternden Abend” erlebte der Bozner Stadtviertelrat Rudi Benedikter eine Bürgerversammlung in der Bozner Mendelstraße am Montag. Thema: der Wiedergewinnungsplan für die Altstadt Gries, also das Gelände rund um die heutige Kellerei Bozen. Dort schafft René Benko bekanntlich mit über 100 neuen Wohnungen rund 30.000 Kubikmeter zusätzlichen Wohnraum. Für die stark belastete Verkehrsachse Moritzingerweg-Vittorio-Veneto-Straße-Grieser Platz, auf der bereits heute im Durchschnitt täglich 16.000 Autos gezählt werden, ein endgültiger KO-Vorschlag, fürchtet nicht nur der ehemalige Bozner Gemeinderat. “Es gab auch unter den rund 80 bis 100 anwesenden BürgerInnen ziemlich viel Skepsis”, erzählt Benedikter.

Anlass dafür geben laut dem Stadtviertelrat nicht nur 300 bis 320 geplante Tiefgaragen-Plätze für das geplante neue Grieser Wohnviertel. Auch der bisherige Verkehrsanziehungspunkt, die Kellerei Bozen, verschwindet nicht aus dem Viertel, sondern wird nur ein Stück stadtauswärts verlegt. Während die Kellerei bisher vor allem zur Erntezeit für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgte, wird sich dies am neuen Sitz ändern, wo künftig auch Detailhandel betrieben werden darf, fürchtet Rudi Benedikter. Aus einem - vor allem saisonal beschränktem - Verkehrsmagneten würden in Gries also künftig zwei; und das das ganze Jahr über. “Wenn man bedenkt, dass derzeit auch noch das Krankenhaus Bozen massiv erweitert wird, ist das Verkehrschaos perfekt.”

Zufahrt nur mit Bozner Parkpickerl

Vor allem angesichts der mangelnden Antworten der Stadtregierung auf die neue Herausforderung. “Die anwesenden Stadträte haben versichert, dass man ein zusätzliches Verkehrsaufkommen dank einer zunehmenden Verlagerung auf Radverkehr und öffentliche Verkehrsmittel in den Griff bekommen werde”, sagt Benedikter. Zumindest für die Schmiedgasse hat Vize-Bürgermeister Christoph Baur in Aussicht gestellt, sie nach der Realisierung der Wohnbauten nur mehr für Anrainer befahrbar zu machen. “Da ging es aber wohl vor allem um eine Beruhigung der anwesenden Anrainer der Schmiedgasse“, meint der Stadtviertelrat. Nachdem über die Schmiedgasse künftig auch die Zu- und Ausfahrt des Radverkehrs in und durch das neue Wohnviertel gehen soll, sei der PKW-Verkehr in der engen Einbahnstraße generell zu hinterfragen.

Angesichts der vielen offenen Baustellen will Rudi Benedikter seinem Stadtviertelrat auf einer Sitzung am Dienstag Abend eine radikale Lösung vorschlagen: Die Westeinfahrt für Nicht-Bozner an der Kreuzung von Vittorio-Veneto-Straße und Moritzingerweg zu schließen. Die Voraussetzung dafür sieht er bereits im Städtischen Verkehrsplan gegeben, in dem die gesamte Achse als „Anliegerstrasse“ klassifiziert sei – im Gegensatz zur Drususallee, die in die höhere Kategorie „Innerstädtische Verbindungsstrasse“ eingestuft sei. Erlaubt man Fahrzeugen ohne Bozner Parkpickerl nur mehr bis zum Krankenhaus zu fahren, würde man auch den Zielen des Bozner Mobilitätspans näher kommen, den Pendlerzustrom von Westen auf die Eisackuferstraße abzudrängen, argumentiert Benedikter. „Nur getraut sich das offensichtlich niemand durchzusetzen, weil es diesbezüglich eine schizophrene Haltung der Anrainer und Geschäftsleute gibt.“