Die neue SAV
Mit ihren 35 Jahren ist die SAV, die Südtiroler Autorenvereinigung in einem respektablen Alter angekommen und beinahe hatte es in den letzten Jahren den Anschein, als wollte sie sich zur Ruhe setzen. Zwar fanden Lesungen und Buchvorstellungen statt, doch unter der Ägide von Peter Oberdörfer als Vorsitzender und Geschäftsführer, gab es keine tiefergreifenden Initiativen, etwa die Förderung der Autoren betreffend.
Dies soll nun mit der Neubestellung von Vorstand und Programm anders werden. Im Dezember 2015 fand eine Vollversammlung der 30 Mitglieder der SAV statt; in Neustift diskutierte man über die Neuausrichtung und Weiterentwicklung der Autorenvereinigung, über Visionen und Fragen wie „Was bringt die Literatur in die (Südtiroler) Gesellschaft? Was kann die SAV kurz-, mittel- und langfristig geben?"
„Eines der stärksten Themen, das wir alle als dringlich und wichtig empfanden, ist die Mehrsprachigkeit in der Südtiroler Autorenschaft. Das ist immer noch und schon wieder ein Thema und es hat mich selbst auch verwundert, dass die Frage nach den sprachlichen Identitäten nach wie vor so stark im Raum steht,“ erzählt Maria C. Hilber, die im neuen Vorstand mitarbeitet. Die SAV hatte sich in den 1990er Jahren von einer anfangs deutschsprachigen Ausrichtung auch der italienischen und ladinischen Sprachgruppe geöffnet und versammelt seitdem die Südtiroler Dreisprachigkeit, doch darüber hinaus gibt es keine Kontakte ins Trentino oder in andere Nachbarsregionen.
Vor allem die jungen Autoren haben die Neuordnung der SAV vorangetrieben. So sind neben Maria C. Hilber auch der Poet und Performer Jörg Zemmler, die Schriftstellerin Maxi Obexer als Vorsitzende, Lene Morgenstern als Kontakt zur Jugendszene und der Übersetzer und Autor Stefano Zangrando als Mittler zur italienischen Autorenschaft das neue operative Leitungsgremium. „Wir verstehen uns als Team und werden auch so arbeiten, vor allem dass unsere Kommunikation nach außen und nach innen transparent abläuft, ist uns allen wichtig," sagt Hilber.
Neben einer neu zu belebenden Mehrsprachigkeit sind es vor allem Förderthemen, die die neue SAV beschäftigt. „Wir haben bereits einen Brief an Landesrat Achammer geschrieben, in dem wir den Wert von Literaturvermittlung in den Schulen bekräftigen; die Schullesungen wurden vor drei Jahren vom Kulturamt des Landes selbst übernommen und 2016 dann leider ausgesetzt.“ Schullesungen seien die Basis für eine Leseförderung unter Schülern, gerade in direktem Kontakt zu Schriftstellern könnten Schreib- und Entstehungsprozesse und die Liebe zur Literatur vermittelt werden. „Wir haben mittlerweile eine zuversichtlich stimmende Antwort des Landesrates erhalten, wollen aber natürlich am Thema dranbleiben.“
Die Förderung von Autorinnen und Autoren soll wichtiger Fokus der SAV werden, die Anerkennung des Berufsprofils und die Tarifpolitik, weiters auch ein Mentoringprogramm für junge Schriftsteller. „Auch haben wir neue interessante Literaturprojekte gesammelt und wollen die nun schauen zu verwirklichen.“ Neue Ideen, neue Kräfte, neue Funktionen – einer Renaissance der SAV steht nichts mehr im Weg.