Hilfe, Bärenangriff!
Während die Landesregierung noch tüchtig ein Referendum zusammenstellt, ob der Bär nun bleiben darf oder nicht, wächst gleichzeitig die Wut und die Angst gegenüber dem mächtigen Raubtier. Nicht nur in Trient, sondern auch in Südtirol steht man dem Projekt „Life Ursus“ eher skeptisch gegenüber. Steigt die Furcht, so ist auch eine Frage unausweichlich; was soll ich tun, wenn ich tatsächlich dem Bären begegne? Heinrich Erhard, ehemaliger Amtsdirektor für Jagd und Fischerei, gibt wichtige Tipps:
Wie soll ich mich verhalten, wenn ich einen Bär sehe?
Das hängt zu allererst mal von den Umständen ab. Es ist ein Unterschied, ob man auf ihn auf einer weiten Ebene trifft oder an einer Böschung bzw. Verengung, wo es wenig Fluchtmöglichkeiten gibt. Der Bär sollte immer genug Freiraum haben, um sich zurückzuziehen. Andernfalls kann dieser sich bedroht fühlen und als einzige Möglichkeit den Angriff in Betracht ziehen. Ein Hund ist an der Leine zu halten. Ansonsten kann es passieren, dass jener bei freiem Herumstreunen den Braunbären direkt zum Menschen führt.
Ist Schreien hilfreich?
Auf keinen Fall! Laute, unangenehme Geräusche kann das feine Gehör des Wildtieres überstrapazieren. Laute Rufe bringen nur Unruhe und Verwirrung. Halblautes Reden, Beten oder Singen ist aber ok. Somit macht man sich als Mensch bemerkbar. Und Menschen stehen bekannter Weise nicht auf dem Speiseplan des Braunbären.
Wie soll ich mich zurückziehen?
Sicherlich kommt vorerst Fluchtinstinkt auf, wenn man so einem großen Tier gegenübersteht. Allerdings sollte man, falls kein Auto oder Schutzhütte in der Nähe ist, hastiges Wegrennen vermeiden. Denn dadurch kann der Jagdtrieb geweckt werden. Und merke dir, der Bär ist immer schneller als der Mensch. Zuerst sollte man stehen bleiben und ihn beobachten. Ohne ihn dabei direkt in die Augen zu starren. Anschließend, sofern kein auffälliges Verhalten bemerkt wird, kann man sich langsam entfernen. Auf Bäume klettern bringt jedenfalls nichts. Vor allem Jungbären sind gute Kletterer. Ein Hund ist an der Leine zu halten. Andernfalls kann jener bei freiem Herumstreunen den Braunbären direkt zum Menschen führen. Richtet sich der Bär auf seinen Hinterbeinen auf, so deutet dies noch nicht auf einen Angriff hin. Er macht dies nur, um besser sehen und riechen zu können. Er „checkt“ somit nur die Lage.
Was, wenn er wirklich angreift?
Da haben sich Methoden aus Kanada bewährt. Ein fallengelassener Rucksack oder eine abgeworfene Jacke kann Zeit verschaffen, einen Fluchtweg aufzusuchen. Falls also ein Alpenbär attackiert, kann es sich auch um einen sogenannten „Scheinangriff“ handeln. Diese Strategie nutzt dieser immer wieder, um Fressfeinde in die Flucht zu schlagen. Dabei kommt es meistens nicht zu einem Körperkontakt. Das Tier bleibt einige Meter vor einem stehen. Sollte es passieren, dass er jedoch zu nahe kommt, so gilt es sich zu schützen. Vor allem die Weichteile, wie Hals und Bauch sollten dann keinesfalls freiliegen. Man legt sich bestenfalls flach auf den Boden, die Hände schützend über dem Kopf gehalten. Der Bär wird dann vielleicht schnuppern und erkennen, dass keine Gefahr besteht. Will er aber Beute machen, so gilt es sich mit Steinen zu wehren. Vor allem sollte dann auf die Nasenpartie gezielt werden. Die ist nämlich sehr empfindlich.
Wie sieht es mit Futter aus?
Essen oder Essensreste haben in einem Bärengebiet nichts zu suchen. Bären sind da wie Füchse. Sobald sie eine Futterquelle gefunden haben, schnüffeln sie danach. Und können damit durch die Duftspur in die Siedlungsräume der Menschen kommen. Das Ergebnis sind beraubte Bienenstöcke, entleerte Mülltonnen und geplünderte Vorratskammern. Wichtig ist vor allem Ruhe bewahren. Auch wenn dies schwerfällt, ein Raubtier bemerkt Aufregung und Nervosität sofort.
Einen ausführlichen Ratgeber zum Verhalten in Bärengebieten stellt die Südtiroler Forstwirtschaft auf ihrer Homepage zur Verfügung.