Society | Kommentar
Einladung zur Betriebsfeier
Foto: Diözese Bozen-Brixen
Seit 20 Jahren kommt der Brief vom Amt für Medien und Kommunikation der Diözese Bozen Brixen pünktlich zum Jahreswechsel. Es ist eine Einladung von Bischof Ivo Muser.
Am 24. Jänner feiert man den Heiligen Franz von Sales. Er ist der Schutzpatron der Journalisten und Journalistinnen. An diesem Tag lädt der Bischof traditionell zum Presseempfang in das Bozner Pastoralzentrum. Es soll auch die Gelegenheit für Presseleute sein, den wichtigsten geistlichen Würdenträger unseres Landes direkt kennenzulernen und sich mit seiner Weltsicht auseinanderzusetzen.
Heuer wartet der Bischof dabei mit einer besonderen Überraschung auf. „Journalismus und Geschichte. Bischof Ivo Muser im Gespräch mit den Chefredakteuren Toni Ebner und Alberto Faustini. Moderation: Stefan Wallisch“, steht auf der Einladung zu lesen.
Demnach erwartet die Eingeladenen heuer eine Nachhilfestunde zum Kapitel „Kommunikation, Journalismus, Erinnerung und Geschichte“ mit den zwei wichtigsten Chefredakteuren des Landes.
Es ist ein Gespräch, eine Veranstaltung und eine Einladung mit einem entscheidenden Schönheitsfehler. Denn das ganze ist kein Presseempfang, sondern eine Betriebsfeier des „Athesia AG“. Mit höchsten kirchlichen Ornamenten.
Das ganze ist kein Presseempfang, sondern eine Betriebsfeier des „Athesia AG“. Mit höchsten kirchlichen Ornamenten.
Toni Ebner ist der zweitgrößte Athesia-Aktionär. Er ist nicht nur Chefredakteur und Mitbesitzer des Dolomiten, sondern auch der Verlagsanstalt „Athesia“, den Verlag der jahrzehntelang das Monopol der Geschichtsdeutung in Südtirol für sich beansprucht hat und auch heute noch nach eigenem Gutdünken und Interessen Südtirols Zeitgeschichte publiziert, interpretiert und finanziert.
Alberto Faustini ist ebenfalls Angestellter des Athesia-Konzerns. Man kann sich vorstellen wie kontrovers die Diskussion zwischen dem Besitzer eines Konzerns und seinem Angestellten ablaufen wird.
Aber auch die Hauptperson und der Gastgeber haben direkte wirtschaftliche Interessen in und an diesem Konzern.
Der größte Aktionär der „Athesia AG“ ist die „E & E Holding und Consulting GmbH“. Es ist die Holding in der die Familie Ebner vor wenigen Jahren den Großteil ihrer Beteiligungen an der Athesia zusammengefasst hat. Mit 109.000 Stammaktien (Stand: 26. Juni 2019) hält die Ebner-Familienholding damit 50,25 Prozent des Athesia-Konzerns. Rechnet man die Aktien dazu, die die Mitglieder der Familie Ebner weiterhin als Privatpersonen halten, kommt man auf knapp 60 Prozent.
Zweitgrößter Aktionär mit 14.565 Stammaktien ist die Diözese Bozen-Brixen, jene Institution, der Ivo Muser als Bischof vorsteht. Dazu kommen in der Aktionärsliste der Athesia noch zwei Dutzend kirchliche Würdenträger und Institutionen. Wie das Vinzentinum (11.729 Stammaktien) , die Domkirche Maria Himmelfahrt (6.074 Stammaktien) das Kassian Tschiderer Werk (5.919 Stammaktien), die Barmherzigen Schwestern (4.607 Stammaktien) oder das Diuk (2.509 Stammaktien).
Der Bischof tritt mit diesem Empfang und dieser Einladung die Pressevielfalt in diesem Land mit Füssen.
Vor diesem Hintergrund dürfte klar werden, dass der Bischof mit diesem Empfang und dieser Einladung die Pressevielfalt in diesem Land mit Füssen tritt. Oder ist Franz von Sales vielleicht auch der Patron der PR-Berater und der gekauften Berichterstattung?
Seine Exzellenz, der Bischof, wird es dem Schreiber dieser Zeilen, deshalb verzeihen müssen, wenn er die Einladung mit Überzeugung ausschlägt und dieser PR-Aktion aus dem Hause „Athesia“ fern bleibt.
Da dieses Medium – nach Ansicht eines der Vortragenden – ja eh unter der Wahrnehmungsgrenze liegt, wird selbst der höchste Chef von Ivo Muser kaum etwas davon mitbekommen.
Als Hoffnung für 2020 bleibt nur, dass all jene Journalistinnen und Journalisten, die noch einen Funken Achtung vor dem unabhängigen und freien Journalismus haben, sich vom Oberhirten nicht wie die Schafe vorführen lassen.
Und aus Protest diesem Empfang des Bischofs fern bleiben.
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Ob Boykott wirklich die
Ob Boykott wirklich die richtige Antwort auf eine solche Einladung ist, wage ich zu bezweifeln. Wie wäre es, wenn Du und Deine Kollegen die Diskussion durch spannende Fragen etwas in Schwung bringen würdet? Dann gäbe es im Anschluss an den Empfang bestimmt wunderbare Artikel zu schreiben und zu lesen. Eine solche Chance sollte man sich als mutiger Journalist doch nicht entgehen lassen...
Bischof Muser ist mit dieser
Bischof Muser ist mit dieser getürkten Einladung UNGLAUBWÜRDIG und unseriös gegenüber der gesamten Journalistenrige in Südtirol,ausser denen der Athesia Medien. Bei Toni Ebner und Co. wird es an "Selbstbeweihraucherung" nicht fehlen. Verblödelung pur!