Südtirols Werk und Sampdorias Beitrag

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Südtirol gegen Sampdoria. Der Abstiegskracher am 26. Spieltag der Serie B. Hätte das jemand noch vor 5 Jahren so formuliert, man hätte sich verwundert die Augen reiben müssen. Aber "Der Samp" tut sich schwer, versuchte es mit großen Namen (etwa Andrea Pirlo auf der Trainerbank), hat aber alles nichts gebracht. Für die Mannschaft von Andrea Sottil geht es in dieser Saison ums Überleben. Nicht bloß um den Verbleib in der Serie B. Ums Überleben!
Und für Südtirol? Gilt ähnliches. Der FCS kämpft nicht nur gegen den Abstieg (in die Bedeutungslosigkeit), sondern auch mit dem (eigenen) schlechten Management, mit Umbruch über Umbruch - im Kader wie auf der Trainerposition. Übrigens sind die beiden Mannschaften auch statistisch ganz eng beieinander. Es war also angerichtet heute im Drusus Stadion. Abstiegskampf pur.
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Die Grundausrichtung
Südtirol presste wieder hoch bei gegnerischem Abstoß. Dazu manndeckend. 5-3-2 gegen den Ball, manchmal auch 5-2-3, wenn Casiraghi höher schob (und zu Odogwu und Merkaj in die Angriffsreihe aufschloss), um den Druck auf die gegnerischen Innenverteidiger (3er-Kette) zu erhöhen.
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Das war wieder sehr aussichtsreich, weil wiederum ein Gegner zu Gast im Drusus Stadion war, der selbst große Schwierigkeiten beim Spiel mit Ball hat. Die Folge: Viele Abspielfehler bei den Gästen, viele Ballgewinne für den FCS in der gegnerischen Hälfte. Halt noch nicht viele Tore...
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Südtirol ging früh nach einem Konter 1:0 in Führung und presste in Folge dessen nicht mehr so hoch. Die Südtiroler zogen sich dann in die eigene Hälfte zurück und formierten sich im 5-3-2. Sampdoria reagierte darauf prinzipiell gut. Die Gäste besetzten die Zwischenlinienräume (die Südtirol auch nicht zu schließen vermochte), nur kamen die Anspiele in diese Zonen sehr selten an. Samp verfügt derzeit nicht über die individuelle Qualität, einen tiefstehenden Gegner bzw. die Zwischenlinienräume zu bespielen.
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Die größte Gefahr ging (bei beiden Mannschaften) von den jeweiligen „Stoßstürmern“ aus. Jeder Angriff lief bei Südtirol über Raphael Odogwu, der sich zurückfallen ließ, anspielbar machte, Bälle festhielt, um die eigene Mannschaft das Aufrücken zu ermöglichen. Bei Sampdoria war dies die nominelle Sturmspitze - M’Baye Niang. Der arbeitete genauso wie Odogwu auf der anderen Seite: Er wich auf die Flügel aus, ließ sich zurückfallen, machte hohe Zuspiele fest oder erzwang einen Fehler bei seinem direkten Gegenspieler.
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Samp schwächt sich selbst – der FCS bleibt cool
Odogwu war auch entscheidend bei der ersten spielentscheidenden Szene. Zweimal wurde er in ähnlicher Art und Weise von seinem direkten Gegenspieler, Ferrari, gefoult. Zweimal erhielt dieser dafür die Gelbe Karte. Die Folge: Südtirol spielte 45 Minuten lang in Überzahl – genauer: 30 Minuten lang in einfacher Überzahl (11 gegen 10). Dann foulte auch Depaoli das zweite Mal gelbwürdig und flog ebenfalls vom Platz. Die restliche Viertelstunde spielte Südtirol also in 11-zu-9-Überzahl. Das Spiel war ohnehin schon sehr hart umkämpft – von Beginn an: Viele kleine Fouls, viele Unterbrechungen. Die Gäste hatten sich – als Fazit – nicht im Griff, während Südtirol in den entscheidenden Momenten cool blieb. So etwa beim entscheidenden Elfmeter von Daniele Casiraghi in der 88. Minute.
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An die Redaktion, Mir ist…
An die Redaktion,
Mir ist schon klar, dass Ihr hier einen Drahtseilakt vollziehen müsst, wenn Ihr über den FC Südtirol berichtet - Fussball ist ja schließlich für die Proleten, und nicht für die Salto-LeserInnen… Deswegen muss man ja auch bei Reportagen über Fussball ein neues literarisches Mittel erfinden, um sich vom Pöbel abzugrenzen. Ich kann nur gratulieren, bei Euren Fussball-Reportagen konsequent über alles *außer* die Tore zu berichten zeugt wirklich von geistiger Tiefe, die sich nur dem aufgeklärten Bildungspublikum offenbart.
In risposta a An die Redaktion, Mir ist… di Joker
Wenn ich richtig gelesen…
Wenn ich richtig gelesen habe ist Fußball schließlich für Proleten,bedeutet also Pöbel,also gehöre ich auch dazu ,da ich selbst Spieler und Trainer war. Für mich sind Spielanalysen von Herrn Hofer sehr gut,denn er erklärt ( auch mit Bild) mit welchem Spielsystem beide Mannschaften gespielt haben .Ich bin mir sicher,daß einige Trainer von Südtirols- Fußball- Mannschaften diese Spielanalysen auch lesen.
In risposta a Wenn ich richtig gelesen… di Georg Markart
Mir ist schon klar, dass…
Mir ist schon klar, dass mein Kommentar etwas zu viel Biss hat. Also, für diejenigen die sich angegriffen fühlen: Ich halte weder Fussballinteressierte für Proleten, noch spreche ich Herrn Hofer die analytische Kompetenz ab. Es mutet nur etwas elitär an, wenn man bei einer Analyse eines Fußballspiels die Tore außen vor lässt. Kann schon sein, dass das elitäre Publikum bestehende aus den Südtiroler Fußballtrainern über solchen Nebensächlichkeiten steht, und sich nur für die wirklich wichtigen Dinge interessiert, aber muss man deswegen das gemeine Fußvolk, das es nicht besser versteht und glaubt die Tore wären wichtig, so verprellen?
Und da ich es auch dieses Mal nicht geschafft habe den Sarkasmus ganz zu unterdrücken, hier nochmal in Klartext: Bitte schreibt in euren Spielanalysen auch etwas zu den Toren, es fällt dabei niemandem eine Zacke aus der Krone, versprochen.
45 Minuten mit 11 gegen 10…
45 Minuten mit 11 gegen 10 und kein Tor aus dem Spiel heraus?
15 Minuten davon mit 11 gegen 9, und kein Tor aus dem Spiel heraus?
DAS ist denkwürdig!