Für die Mittelschicht nur Brotkrumen?
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Wobi-Präsidentin Francesca Tosolini weist die jüngsten Vorwürfe gegen das Institut für sozialen Wohnbau (Wobi) zurück. Eine in Bozen wohnhafte Familie mit Migrationshintergrund wartet bereits seit Jahren auf eine Wobi-Wohnung. Die berufstätigen Eltern mit vier Kindern leben derzeit auf engem Raum in einem 36 Quadratmeter großen Appartement.
„95 Prozent unserer Wohnungen sind belegt.“
Um auf die eigene Notsituation aufmerksam zu machen, wandte sich die Familie vergangene Woche an die Presse, wie SALTO berichtete. Fälle wie diese seien häufig, bestätigt die Wobi-Präsidentin. „Ich will keine Einzelheiten zu der Familie nennen, aber in der Warteliste hat der Haushalt mit sechs Personen im Vergleich zu anderen Familien mit sechs Personen zu wenig Punkte, um eine Wobi-Wohnung zu erhalten“, erklärt Tosolini. Das Vergabesystem mit Punkten sei so transparent wie möglich, betont sie.
Punkte werden für Einkommen, Besitz, Anzahl der Familienmitglieder und die derzeitige Wohnsituation vergeben. Ob die Antragstellenden in ihrem Herkunftsland Besitztümer haben, könne das Wobi allerdings nicht nachprüfen. Mit der Umsetzung des Landesgesetzes zum öffentlichen und sozialen Wohnbau (LG 5/2022) soll künftig ein kleiner Anteil der rund 14.000 Wobi-Wohnungen in Südtirol an Familien der Mittelschicht vergeben werden. In Bozen sind das maximal 60 der 6.000 Wohnungen.
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Mit dem „bezahlbaren“ Mietzins sollen also auch Familien wie jene in dem Bozner Stadtviertel Don Bosco eine Wobi-Wohnung erhalten. Denn dieser richtet sind an alle, deren Einkommen über der Höchstgrenze für die Beantragung einer Sozialwohnung liegt. Das Wobi arbeitet nun an der Umsetzung der Ausschreibungen. Derzeit ist es deshalb noch nicht möglich, um eine Wohnung zum leistbaren Mietzins anzusuchen.
Um dem wachsenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum nachzukommen, hat die Landesregierung letztes Jahr das Wobi-Bauprogramm beschlossen. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2033 617 Wohnungen mit einem finanziellen Gesamtvolumen von 323,7 Millionen Euro gebaut werden.
Die Möglichkeit, auch sanierungsbedürftige Wohnungen zu vermieten, lehnt Tosolini entschieden ab. Diese Möglichkeit befürwortet etwa der Bozner Sozialstadtrat Juri Andriollo (PD). „95 Prozent unserer Wohnungen sind belegt und wir sind bemüht, die Sanierungsarbeiten zu beschleunigen und die Wartezeit zu verkürzen“, erklärt Wobi-Präsidentin Tosolini. Dass ein bestimmter Anteil an Wohnungen wegen Umzügen und Mieterwechseln immer leer stehen wird, sei nicht zu vermeiden.
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