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Arbeitgeber WaltherPark

Vor einem Jahr geriet der WaltherPark mächtig ins Benko-Straucheln. Seit zwei Monaten ist das Schoeller-Einkaufszentrum Arbeitgeber für rund 600 Beschäftigte. Alles gut?
Waltherpark
Foto: Waltherpark Spa
  • Kling, Kasse, klingelingeleing... Wie die Weihnachtszeit die Kassen im Bozner WaltherPark klingeln hat lassen und lässt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Wie wichtig es allerdings war, den Einkaufstempel rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft fertigzustellen, zeigte sich noch vor wenigen Monaten, als Tag und Nacht am Bau gearbeitet wurde und die letzten Pflastersteine am Vorplatz am Tag der Eröffnung in den Boden gehämmert wurden. Ein Weihnachten 2025 ohne WaltherPark? Unmöglich! Das wäre ein absolutes Dilemma für die Betreiber gewesen. Und Dilemmas gab es ja schon genug im Zusammenhang mit der städtebaulichen Schwergeburt.

  • Die Ideatoren

    René Benko und Heinz Peter Hager gelten als Ideatoren des WaltherParks und ernten aus führenden Politikreihen Südtirols und innerhalb der lokalen Medienlandschaft reichlich Applaus. Am gestrigen Sonntag veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf ihrem Onlineauftritt unter dem Titel Insolvenzverwalter greift nach Benkos Stiftungen einen ausführlichen Beitrag über die Rückholung gebunkerter Millionen in Liechtenstein. Während die Staatsanwaltschaft dort Betrug und Geldwäsche wittert, gestalten sich die Ermittlungen zu den Benko-Stiftungen in Österreich schwieriger. Auch zur ominösen Stiftung Laura.

  • Hainz Peter Hager und René Benko: Florierender Wirschaftskreislauf: Geschäfte, Immobilien, Geschäfte, Immobilien, Geschäfte, Immobilien, Geschäfte, Immobilien... Stiftung! Foto: Rainews.it

    „Nach den Ermittlungen rund um das Benko-Imperium zieht sich sein Vertrauter Heinz Peter Hager offenbar aus dessen Privatstiftung Laura zurück“, hieß es wortgetreu vor fast genau einem Jahr in einer Rai Südtirol-Medung. Der Südtiroler Wirtschaftsprüfer und Unternehmer fungierte bis Mitte Dezember 2024 als Vorstandsvorsitzender der Laura Privatstiftung. Doch dann, das plötzliche Aus. „Ein paar Tage vor meiner Verhaftung – wir hatten regelmäßig Kontakt. Als das angebliche kriminelle Konstrukt der Staatsanwaltschaft bekannt wurde und er plötzlich als ‚Mafioso‘ galt und wir als seine Gefährten, habe ich alle Beziehungen abgebrochen“, antwortete Hager in dem am 3. Dezember 2025 veröffentlichten Interview unter dem Titel Parla Hager gegenüber dem Alto Adige auf die Frage, wann er zum letzten Mal mit René Benko gesprochen habe. Welche Rolle Hager bei der Stiftung tatsächlich spielte ist hingegen bis heute nicht wirklich geklärt. Offen darüber geredet wird natürlich auch nicht. 

  • Eingekaufte Beschäftigungslage

    Genau ein Jahr nach dem Rückzug Hagers als Vorstandsvorsitzender der Laura Stiftung veröffentlicht der Arbeitsmarktservice mit Stand 15. Dezember 2025 die aktuellen Beschäftigungszahlen zum Bozner Großprojekt. 616 unselbständig Beschäftigte seien gemeldet, heißt es darin. „Der WaltherPark hat nicht nur zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch Menschen neue Chancen eröffnet, die zuvor keinen unmittelbaren Zugang zum Arbeitsmarkt hatten“, betont Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof. 

    Als Besonderheit verkauft wird, dass rund 21 Prozent der Beschäftigten zuvor als arbeitslos gemeldet gewesen seien. Hinzu kämen auch Personen in ihrer ersten unselbständigen Beschäftigung sowie Menschen, die über einen längeren Zeitraum nicht erwerbstätig waren. Insofern habe der neue Standort „einen aktivierenden Effekt“ gehabt. Aktivierend? Wirklich?
     

    Die Mieten? Unbezahlbar. Wohnungen? Es gibt kaum welche...

  • Foto: Amt für Arbeitsmarkbeobachtung

    Doch um welchen Preis, unter welchen Anstrengungen und über welche Machenschaften der WaltherPark im Filz des Signa-Gewusels und mit Geldern der öffentlichen Hand geschaffen wurde, lässt Amhof in ihrer Aussendung außen vor. Ebenso die Tatsache, welche Niedriglohn-Arbeitsplätze mit dem WaltherPark entstanden sind und dass die meisten Beschäftigten keine Bleibe in Bozen finden. Aber wer spricht beim WaltherPark schon gerne vom Bozner Fiasko? 
     

    Es gibt einen hohen Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse sowie eine Konzentration der Beschäftigung auf wenige große Arbeitgeber.


    Dass der neue Standort einen anregenden Effekt habe, bezweifeln einige. Die für die Grünen in den Bozner Stadtrat gewählte Kindergärtnerin Cornelia Brugger machte sich dazu selbst ein Bild und führte vor wenigen Tagen mit einem Beschäftigten ein Gespräch. Bis Ende März dürfe er in einer vom Arbeitgeber organisierten Residence wohnen, erzählte dieser Brugger, ab April aber solle er – wie auch andere – eine Wohnung finden. Gehalt und Realität würden demnach nicht zusammenpassen. „Die Mieten? Unbezahlbar. Wohnungen? Es gibt kaum welche“, heißt es in einem Eintrag Bruggers in den sozialen Medien.

  • Rauf und runter: Einkaufen im WaltherPark. Bleibt die Einkaufstempel-Idee für Bozen im Trend? Foto: Seehauserfoto
  • Alle (paar) Jahre wieder

    Die Analyse der Arbeitsmarktbeobachtung weist neben den nüchternen und von der Politik zu rosarot interpretierten Zahlen und Fakten auch auf zwei kritische Aspekte hin: Es gibt einen hohen Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse sowie eine Konzentration der Beschäftigung auf wenige große Arbeitgeber. Dies werfe tatsächlich Fragen zur längerfristigen Beschäftigungsstabilität auf. Deshalb werde die Arbeitsmarktbeobachtung des Landes „die weitere Entwicklung des WaltherParks auch in den kommenden Monaten systematisch beobachten und insbesondere die Zusammensetzung der Arbeitskräfte, die Vertragsdauer sowie mögliche Verdrängungseffekte im Bozner Arbeitsmarkt analysieren“, meinte Stefan Luther Direktor des Arbeitsmarktservice Südtirol.

    Man werde – so eine Idee – die 2016 durchgeführten Untersuchungen zu den Einkaufszentren Twenty und jenem am Brenner zehn Jahre später mit den Daten vom WaltherPark, dem Algo in Algund sowie den spätmittelalterlichen Lauben in Meran und Bozen auswerten, kommentierte Walter Niedermair von der Arbeitsmarktbeobachtung auf Nachfrage von SALTO. 
    Dann wird sich womöglich zeigen, dass Benkos und Hagers Einkaufstempel-Idee für Bozen in den 1990er-Jahren noch durchaus passabel gewesen wäre, während sie 2025 vor allem eines ist: voll retro. 
    Oder eben nicht.