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Plodar unt Friaular saint òlbm guit pitnònt auskèmmin

Wird Sappada/Plodn die erste Gemeinde, der der per Referendum initierte Regionenwechsel gelingt?

Es tut sich etwas in Sappada/Plodn. Am 28. März 1852 wurde die widerspenstige, deutschsprachige Gemeinde unter Österreichischer Herrschaft vom Friaul abgetrennt und der Provinz Belluno zugeordnet, mit der es dann 1866 zu Italien kam. Im Ersten Weltkrieg als potentielle Österreich-Unterstützer teilweise zwangsevakuiert, im Zweiten Weltkrieg zwischen den Mühlen der Operationszone Alpenvorland und der Karnischen Partisanenrepublik, gehört die Gemeinde auch heute noch zur Diözese von Udine – und will dort auch politisch hin.

Quelle: senato.it

Im März 2008 stimmten die Plodner per Referendum für eine Rückkehr in die Autonome Region Friaul-Julisch Venetien. Um genau zu sein: 1199 Wahlberechtigte schritten mit einer Beteiligung von 75% zur Urne und stimmten zu 95% für den Regionswechsel. (zum Vergleich Cortina: 2007, 3643, 70%, 76%). Die Provinz Udine gab dazu ihr positives Gutachten bereits ein Jahr später, gefolgt von der Region Friaul-Julisch-Ventien 2010 und der Region Venetien 2012.

Quelle: Freia de Vierte

Seither nehmen zwei Gesetzentwürfe (ddl 951, Isabella De Monte, PD und ddl 1082 Raffaela Bellot, Fare! con Tosi) in Rom ihre Hürden und wurden dort im Herbst mit einem Preisschild von 700.000 Euro versehen. Das seien angeblich die Mehrkosten, die eine autonome Gemeinde dem Staat bereiten würde. Ein Kuriosum, mit dem sich also jeder Einwohner für 44 monatliche Euro in einem Jahr freigekauft hätte.

Auf Einladung des Bürgermeisters, Manuel Piller Hoffer bringt „unser“ Herbert Dorfmann den Grenzgemeindenfond ins Spiel, was in diesem Kontext etwa skurril klingt:

«Non credo sia percorribile l’idea della creazione di un nuovo fondo, ma bisogna pensare all’estensione dei fondi di confine anche ai comuni di montagna confinanti con il Friuli, con il coinvolgimento politico ed economico della regione guidata dalla mia ex collega Debora Serracchiani.»

Nur gut, dass in Rom nach der Hürde der Commissione Bicamerale nun auch diese 700.000-Euro-Hürde der Commissione Bilancio genommen wurde und die Akte Sappada jetzt endlich bei der Commissione Affari Costituzionali liegen darf, bevor sie in die Kammer kommt. Dort erreichen sie die Glückwünsche des M5S-Abgeordneten Frederico D’Incà:

«Da qui  le perplessità mie e di tanti bellunesi, sulle reali intenzioni del Partito Democratico in commissione affari costituzionali nel votare in modo favorevole il passaggio di Sappada in Friuli Venezia Giulia, senza veder finire l’iter in senato nell’ennesimo caso di insabbiamento politico.»

Im PD machen sich derweil Roger De Menech und Gianclaudio Bressa Gedanken, die auch unsereins durch den Kopf gehen sollten:

«No. Il distacco è ormai irreversibile. Ma si sappia che Sappada porterà con sé tutti i Comuni della fascia confinaria col Friuli, fino all’Alpago, che ovviamente vorranno celebrare pure loro il referendum e che riporterà a galla i Comuni del confine con Trento e Bolzano che, immancabilmente, ripresenteranno il referendum. Vorrò proprio vedere, a quel punto, il Parlamento o le altre istituzioni dire di no a qualcuno, dopo il sì a Sappada.»

Bizzarr wirkt hingegen die Sehnsucht der Sezessionisten Venetiens, denen sich die Gelegenheit bietet, demokratisch legitimierten Gebietsverlust einmal aus der anderen Perspektive zu empfinden, aus der Perspektive des Verlassenen, des Geschmähten. Sehnsucht, die Gottvertrauen in die Erwartung des jüngsten Gerichts projeziert, der Inkarnation des freien Trivenetos:

«Quanto a Sappada, quando tornerà nel Veneto assieme al suo Friul, sarà accolta festosamente, come è giusto che sia.»

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Sepp.Bacher Mi., 03.02.2016 - 07:26

Ich hatte schon vor Jahren mit einem Freund (Geschichte-Lehrer) einen kleine Reise übers Osttiroler Lesachtal zu den Sprachinseln gemacht. Schon in Maria Luggau stießen wir auf die Tradition, dass Blodner und auch Zahrer regelmäßige Bittgänge über die Berge zur dortigen Gnadenmutter machten und noch machen.
In Tischlwong (Paluzza) konnten wir nur noch wenige Spuren des Deutschen entdecken - mehr auf dem Friedhof als im Gasthof!
Als wir durch die Schlucht nach Zahre/Sauris fuhren, waren wir überrascht, als wir auf zweisprachige Bezeichnungen wie "Rio Blottenboch" (in Südtirol nicht denkbar) antrafen. Bei unseren Versuchen, Menschen zu finden, mit denen wir unsere Sprache, unseren Dialekt sprechen könnten, hatten wir Mühe. Doch es gelang. Der Mann konnte uns in unserem Dialekt nicht verstehen, wir ihn aber in seinem Mittelalterlichen Tirolerisch schon. Er erzählte uns, dass er beim Militär in Trient stationiert war und bald mal ins Bersntol gefahren ist und sich dort auf Anhieb verstand: isch die gleiche Sproch! Wir wunderten uns, denn laut unseren Begleit-Büchlein über die deutschen Sprachinseln, sollte diese anderer Herkunft sein. In Blodn/Zappada haben wir uns lange auf dem Friedhof aufgehalten. Interessant war die Entwicklung der Familiennamen. So entdeckten wir, dass die Langläufer Fauner und Piller-Kottrer dort ihre Wurzeln hatten. Es gibt aber auch viele ver-italianisierte Namen.
Wir dachten, diese deutschen Sprachinseln sollten als Exklaven der Autonomen Region Trentino Südtirol angeschlossen werden, da sie ja in ähnlicher Lage waren/sind wie Lusern und im Bersntol (Eichleit (Roveda), Gereut (Frassilongo), Florutz (Fierozzo) und den Weilern St. Franz und St. Felix. Im Talschluss Palai (Palù del Fersina). Sie könnten dann Zusammen ein eigenes Sprach-, Geschichts- und Kurturzentrum gründen und diese erforschen, didaktische Hilfen erarbeiten, sich zu Bildung, Kultur und festen treffen.

Mi., 03.02.2016 - 07:26 Permalink
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Benno Kusstatscher Mi., 03.02.2016 - 07:52

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ich weiß nicht, ob ich eine ethnisch bzw sprachlich bedingte Exklave für zeitgemäß halten würde. Allerdings finde ich schon, dass wir den isolierten Gemeinden gegenüber eine gewisse Verantwortung tragen, gerade wir, die wir von Österreich stets mit einer Selbstverständlichkeit die Wahrnehmung der Schutzmachtfunktion einfordern. Ob Schüleraustausch, Grenzgemeindenfond oder schlicht Ausstrahlung von RAI Südtirol usw, da gibt es viel Luft nach oben. Ich wäre dafür, das als Patenschaft im neuen Autonomiestatut zu verbriefen.

Mi., 03.02.2016 - 07:52 Permalink
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Thomas Benedikter Do., 04.02.2016 - 22:03

Vielen Dank für diese Information, Benno, ich drücke den Plodarn alle Daumen für ihr Projekt, zumal meine Vorfahren von dort stammen. Sie schrieben sich damals noch Benedictis, auch noch auf dem Bladener Friedhof zu finden.
Für die Patenschaft Südtirols für Plodn könnte ich mich sehr erwärmen. Aber auch im Friaul ist die deutschsprachige Minderheit offiziell anerkannt und sicher besser dran als in Venetien.

Do., 04.02.2016 - 22:03 Permalink
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Benno Kusstatscher Do., 04.02.2016 - 22:50

Antwort auf von Thomas Benedikter

Na das ist ein lustiger Zufall!

"Besser dran als in Venetien." Der Satz schmerzt, auch wenn inhaltlich völlig korrekt. Lies mal weiter:

http://corrierealpi.gelocal.it/belluno/cronaca/2016/01/31/news/bottacin…

und dann die jüngste Presseaussendung des BARD:

"L'assessore regionale Gianpaolo Bottacin ha ragione: il passaggio di Sappada al Friuli innescherà la valanga dei comuni referendari, e non basteranno più i fondi di confine a fermare la frana". Il movimento Belluno Autonoma Regione Dolomiti appoggia le dichiarazioni dell'esponente leghista bellunese sulla situazione dei comuni di confine e dell'intero bellunese: "Lo abbiamo ribadito pochi giorni fa: non si possono usare i fondi ex Brancher per tenere in scacco il Bellunese. È tempo che il Governo e il Partito Democratico, tramite i loro esponenti bellunesi, diano risposte concrete".
"La proposta di un Veneto a statuto speciale è affascinante, - continuano dal Bard - ma crediamo che sia difficilmente praticabile, e comunque bisognerebbe riconoscere a Belluno un'autonomia particolare. La partita si gioca comunque sul piano fiscale: si ottenga il riconoscimento del modello del Trentino Alto Adige. Trento e Bolzano riscuotono i tributi, trattenendone il 90% e versando a Roma il restante, così possono garantire sviluppo e servizi: questo è il sistema che ci serve".
"Anche per questo - proseguono dal Bard - chiediamo intanto che il deputato e segretario Pd, Roger De Menech, raccolga l'idea dell'assessore Bottacin di modifica dell'articolo 116 della Costituzione". Bottacin, infatti, nei giorni scorsi aveva rilanciato la proposta di inserire all'articolo 116 anche il nome della Provincia di Belluno, a fianco di quello di Trento e Bolzano: "Se Lega e Pd riuscissero a portare a casa questa modifica, verrebbero finalmente cancellate le disuguaglianze con i nostri vicini. Bressa e De Menech portino al più presto questa proposta sul tavolo del Governo, senza dimenticare l'accordo per il ripristino dell'elettività".
L'autonomia in Costituzione limiterebbe la voglia di fuga dei comuni di confine bellunese, ma dal movimento chiedono che non si stoppi il cammino dei comuni referendari: "Da Lamon a Taibon, passando per Sappada e i comuni ladini - le cui motivazioni non sono solo politico-economiche, ma soprattutto storiche -, tutti i comuni che hanno visto vincenti i referendum per il passaggio di regione hanno diritto ad avere risposte, nel rispetto della democrazia e della volontà del popolo. Solo una provincia veramente autonoma può arginare la valanga referendaria. - concludono dal movimento - Davvero si vuole arrivare al braccio di ferro con il territorio, pur di non riconoscere al Bellunese la giusta dignità?"

Do., 04.02.2016 - 22:50 Permalink
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Franz Pugl -r Fr., 05.02.2016 - 11:32

Vielen Dank, dass das thematisiert wird! Ob der Übergang von Plodn ins Friaul in die politische Diskussion um die Referenden der Ladiner in der Provinz Belluno ein wenig Aufschwung bringt?

Fr., 05.02.2016 - 11:32 Permalink
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Mattia Frizzera So., 07.02.2016 - 16:16

Queste iniziative mi lasciano perplesso perchè indirettamente fanno capire che le autonomie speciali sono privilegiate rispetto alle altre regioni. E inoltre i tira-e-molla parlamentari non risolvono l'unico vero problema: rendere l'Italia un vero paese federale con tutte le regioni che hanno le stesse competenze, stessi oneri ed onori. Rimane ovviamente il nonsenso del fatto che aree montane del Veneto, della Lombardia o del Piemonte non abbiano le stesse possibilità di simili zone di Trentino, Altoadige, Fvg e Valle d'Aosta.

So., 07.02.2016 - 16:16 Permalink
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pérvasion So., 07.02.2016 - 18:02

Antwort auf von Mattia Frizzera

Die Autonomien sind auf sprachlich-kulturelle Eigenheiten zurückzuführen und haben mit Berg, Ebene oder Meer nichts zu tun. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich einer Föderalisierung abgeneigt wäre. Nur: Der Staat entwickelt sich gerade in die genau entgegengesetzte Richtung.... und das geht nur, weil die Mehrheit der ParlamentarierInnen aus allen Regionen mitspielen. Bin schon gespannt, wie das entsprechende Referendum ausgeht, aber sehr hoffnungsfroh bin ich nicht.

So., 07.02.2016 - 18:02 Permalink
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Christian Mair Mi., 10.02.2016 - 09:21

Antwort auf von pérvasion

Eine klassische "linke" Position könnte aber auch den Bergbewohner als "Klasse" interpretieren. Autonomie im Sinne von Selbstverwaltung spielt aus dieser Sicht eine Rolle in einer starken Positionierung des öffentlichen Sektors gegenüber dem Markt, errungen zwar aus minderheitenrechtlichem Aspekt, aber eine mögliche demokratische Errungenschaft ähnlich Menschenrechten, Abschaffung der Todesstrafe,.....

Mi., 10.02.2016 - 09:21 Permalink
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Benno Kusstatscher So., 07.02.2016 - 21:00

Antwort auf von Mattia Frizzera

Historisch haben die Autonomien natürlich mit Sprachgruppen zu tun, aber das akute Problem ist vielmehr die Schlechterstellung der Alpentäler und die damit verbundene Abwanderung. Demokratisch sind Bergregionen immer dünner besiedelt und haben kein Stimmgewicht - auch nicht im autonomen FVG. Und Mattia hat Recht: es ist eine Schande, wie die derzeitigen Reformen den Alpentälern die kalte Schulter zeigen. Wer im Disagio festsitzt wird den Karren auch nicht aus dem Dreck ziehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dessen Auswirkungen auch bei uns sichtbar werden, und damit meine ich nicht ausgehöhlte Autonomie, sondern all die indirekten Auswirkungen, wenn man den Disagio vor der Tür hat.

So., 07.02.2016 - 21:00 Permalink