Umwelt | Schnals

Athesia setzt auf Lifte und Après Ski

Die Umweltverbände fordern einen drastischen Kurswechsel im Skitourismus: Der Rekurs gegen die geplante Erweiterung der Schnalstaler Gletscherbahnen ist noch offen.
Baustelle Schnalstaler Bergbahnen Talstation
Foto: Baucon.bozen / Facebook
  • Die Landesregierung hat im Frühling dieses Jahres die Erweiterung des Skigebietes Schnals genehmigt. Mehrheitseigentümer der Schnalstaler Gletscherbahnen ist seit dem Jahr 2018 die Athesia AG. Die Familie Ebner will das Skigbiet weiter modernisieren, die Liftanlagen Gletschersee 1 und 2 sollen an eine andere Stelle verlegt und verlängert werden. Bei der Talstation entsteht derzeit zudem eine neue Tiefgarage mit Servicegebäude, gegenüber ein neues Restaurant mit Après Ski und Bar

    Letztes Jahr war bereits die alte Pendelbahn von Kurzras auf den Schnalstaler Gletscher mit einer neuen ersetzt worden, die Gesamtinvestition lag bei knapp 16 Millionen Euro mit einem Landesbeitrag von 1.983.112 Euro. Die neue voll verglaste Cabrio-Kabinenbahn – traditionell in rotem Design wie das Modell aus dem Gründerjahr 1975 – wurde letztes Jahr nach nur acht Monaten Bauzeit zu Weihnachten eröffnet, beauftragtes Unternehmen war Doppelmayr.  

  • Eröffnung mit Landesrat Daniel Alfreider und Landesrätin Rosmarie Pamer: Michl Ebner, Präsident der Schnalstaler Gletscherbahnen AG, lobte den Bau der neuen Anlage als „eine der faszinierendsten Anlagen im gesamten Alpenbogen“. Foto: Schnalstaler Gletscherbahnen
  • Auch für das neue Projekt haben die Betreiber Anträge für Förderung eingereicht, bestätigt das Amt für Seilbahnen. Inzwischen haben die Südtiroler Umweltverbände beim Verwaltungsgericht in Bozen gegen die genehmigte Machbarkeitsstudie Rekurs eingereicht. „Die angestrebte Schigebietserweiterung in einem Gebiet von hohem ökologischen Wert, wo Pflanzen- und Tierarten der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie leben, ist zu überdenken“, erklären CAI Alto Adige, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Lipu und Mountain Wilderness in einer Mitteilung an die Medien.

    Im Umweltbericht wird die Neupositionierung mit Lawinengefahr begründet. „Entlang der Aufstiegsanlagen herrscht sehr hohe Lawinengefahr, die Anlagen müssen bei starken Schneefällen geschlossen werden und waren auch wiederholt Schauplatz von Lawinenabgängen; zuletzt im November 2019.” 

    „Ganz im Gegenteil befeuert diese Strategie nur die weitere Beschleunigung des Klimawandels.“

    Der Umweltbeirat des Landes hatte sich in seiner ersten Stellungnahme vom 17. Oktober 2023 negativ zu dem neuen Bauvorhaben geäußert und die Gründe für die ablehnende Bewertung dargelegt. Vor allem die negativen Auswirkungen auf Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse und auf ein Natura-2000-Gebiet sowie die Störung einiger geschützter Vogelarten, darunter das Schneehuhn, werden beanstandet.        

    Die vorgeschlagenen Eingriffe liegen größtenteils außerhalb des bestehenden Skigebiets von Schnals, das im Landesplan für Skilifte und Skipisten ausgewiesen ist. Dieser Landesplan ist es auch, der den Bau neuer Skipisten und Skilifte in gesetzlich geschützten Gebieten verbietet. 

  • Gletscher in Schnals: Die Skigebietserweiterung widerspricht dem eigenen Landesplan für Skilifte und Skipisten. Foto: HPV
  • „Unerklärlicherweise hat derselbe Umweltbeirat nach einer Anhörung der Projektbetreiber mit einer Mehrheit von 4 zu 3 Stimmen eine positive zweite Stellungnahme abgegeben, ohne die in der vorangegangenen negativen Stellungnahme dargelegten Argumente zu widerlegen“, so die Verbände. Die Verbände fragen sich, warum das Land einen Fachplan zum Schutz der empfindlichen Gletscherwelt hat, wenn es dann Maßnahmen genehmigt, die im Widerspruch zu diesem Plan stehen.         

    Die Tendenz, Skigebiete aufgrund der Erderhitzung in immer höhere Lagen zu verlegen, müsse ernsthaft überdacht werden. Das Problem des zunehmenden Schneemangels werde nur verschoben, aber nicht gelöst. „Ganz im Gegenteil befeuert diese Strategie nur die weitere Beschleunigung des Klimawandels“, kritisieren die Umweltverbände. „Unser Appell an die Landesregierung ist es, den Kurs zu ändern und den Umgang mit unserer Landschaft in Verantwortung gegenüber dem Planeten und den zukünftigen Generationen zu überdenken.“ 

    Die Antwort des Verwaltungsgerichts dürfte in den nächsten Monaten vorliegen. Die Verbände haben diese Woche neue Unterlagen eingereicht. In der Zwischenzeit wirbt das hauseigene Nachrichtenportal Stol.it für die neue Pendelbahn in Schnals. 

     

     

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Herta Abram Sa., 06.07.2024 - 07:41

Es muss uns klar sein, dass kapitalistische Wachstumsideologie mit patriarchalen Herrschafts- und Ausbeutungsdynamiken zusammenhängt und die Demokratie und den Planeten gefährdet.
Die Athesia ist ein Beispiel in Südtirol dafür,
aber die kapitalistische Wachstumsideologie,
- als Teil patriarchaler Herrschaft und Ausbeutung -, beherrscht auch die Welt!
Soll heißen: Wir fahren den Planeten an die Wand. Im Kleinen wie im Großen.

Sa., 06.07.2024 - 07:41 Permalink
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Günther Alois … Sa., 06.07.2024 - 07:51

Die Familie Ebner scheint kein Gewissen für die Natur zu haben! Gewinnmaximierung ist bei denen anscheinend einziger Punkt ohne Rücksicht auf die Umwelt,Fauna,Flora und Co.

Sa., 06.07.2024 - 07:51 Permalink