Eppaner Anrainer-Leiden
Dass die Eppaner sich intensiv und durchaus emotional mit den großen Mobilitätsprojekten des Landes, die (auch) ihre Gemeinde betreffen beschäftigen, hat sich nicht zuletzt vergangene Woche gezeigt. Am Abend des Montags, 29. Februar, waren Vertreter der Flughafen-Betreibergesellschaft ABD im Lanserhaus in St. Michael/Eppan zu Gast gewesen. “Den Nachbarn vorstellen” wollte die ABD sich und den Flughafen. Für den Präsidenten Otmar Michaeler hagelte es allerdings harsche Kritik und sogar Buh-Rufe aus dem anwesenden Publikum. Doch auch anderswo macht man sich der Unzufriedenheit über ein vom Land geplantes Projekt Luft. Es sind die Anrainer des Pillhofs an der Frangarter Straße, die sich dieser Tage zu Wort melden. Sie fühlen sich beim geplanten Metrobus-Vorhaben übergangen. “Wir sind nicht gegen das Metrobus-Konzept Überetsch”, stellen die Anrainer klar. Allerdings wünscht man sich eine “weitsichtige, zukunfts- und problemorientierte Lösung”. Denn jene, die die Landesregierung anbietet, sei das nicht.
Keine Besserung in Sicht
Bereits heute ist die SS 42 und insbesondere der Abschnitt am Pillhof in Frangart eine der meist befahrenen Straßen des Landes. 23.996 Fahrzeuge pro Tag wurden 2014 im Durchschnitt an der Zählstelle Pillhof registriert. Damit ist der besagte Straßenabschnitt nach der A22 und der MeBo der verkehrsreichste im Land. Gleichzeitig werden an der Kreuzung Pillhof die Lärmgrenzwerte durchgängig überschritten. Die meisten Sorgen bereitet den Anrainern allerdings die hohe Unfallrate in der Gegend: “Zwischen MeBo-Kreuzung, Kreuzung Pillhof und Hofeinfahrten nach dem Kreuzungsbereich Pillhof gibt es täglich Unfälle, von Blechschäden bis hin zu Schwerstverletzten und Toten.” “Erst vor wenigen Tagen, am 3. März, musste ich wieder einen Unfall bei der Engstelle ‘Vinothek Pillhof’ miterleben”, berichtet Norbert Gasser. Er ist einer der Anrainervertreter Pillhof, die seit Jahren das Gespräch und, wie sie sagen, eine “konstruktive Zusammenarbeit” mit den zuständigen Landesämtern suchen. Denn das 7,7 Millionen schwere Metrobus-Baulos 3 “Pillhof” überzeugt sie nicht. Doch die Mühen waren bislang erfolglos.
Momentaufnahme vom Unfall am vergangenen Donnerstag, 3. März. Foto: Norbert Gasser
“2014 gab es die erste Anrainer-Versammlung, um im Zuge der Umgestaltung des Kreuzungsbereichs Pillhof der Landesregierung beziehungsweise dem zuständigen Ressort Mobilität und Straßendienst von Landesrat Florian Mussner die Probleme präsent zu machen”, berichten die Anrainer. Die Liste der Probleme, von denen sie sprechen, haben sie im Februar 2015 den Zuständigen im Amt für Mobilität und Straßendienst übergeben. Auf folgende Missstände wird hingewiesen: fehlende Gehsteige in der Engstelle Pillhof; Überschreitung der Lärm- und Abgasgrenzwerte sowohl am Tag als auch nachts; künftig noch stärkere Lärmbelästigung in den beiden Einfahrten der geplanten Unterführung; besonders gefährliche Ein- und Ausfahrten in Kurvennähe, immer an der Engstelle Pillhof. “Zudem müssen wir davon ausgehen”, ergänzen die Anrainer, “dass es durch die geplante Umsetzungsvariante der Kreuzung Pillhof zu höheren Fahrgeschwindigkeiten und somit zu einer noch höheren Unfallgefahr kommen wird”. Bei einem Treffen im Herbst 2015 wurden diese Befürchtungen von Verkehrsexperten des Landes übrigens bestätigt.
Selbst sind die Anrainer
Um den Landesämtern nicht nur mit Kritik zu begegnen, und weil man überzeugt ist, Anrecht auf eine “lebenswerte und vor allem sichere Wohnzone Pillhof” zu haben, haben die Anrainer einen Alternativvorschlag ausgearbeitet. “Urbanistikzone Pillhof – Anrainerprobleme, Lösungsvorschläge” lautet der Titel des Konzepts. Darin festgehalten, vier Forderungen – sichere Abindung an die Metrobushaltestelle; separate Aus- und Einfahrtsspuren; Sicherheit für Fußgänger dank Fußgängerübergang; Lärmschutzbauten – und eine mögliche Lösung, wie diese realisiert werden könnten: durch eine unterirdische Umfahrung.
Die Vorteile der Untertunnelungs-Variante liegt für die Anrainer auf der Hand: einfacher zu realisieren; keine weitreichenden Verkehrsbehinderungen während der Bauphase; eine massive Reduzierung der Abgas- und Lärmbelästigung; Sicherheit für Fußgänger und Benützer der öffentlichen Verkehrsmittel; sehr einfache Gestaltung des Kreisverkehrs inklusive der Metrobushaltestelle. Einziger Nachteil: Mehrkosten von 4 Millionen Euro. Diese allerdings stünden “in keinem Verhältnis” zu den Nachteilen des vom Land geplanten Projekts.
Die Uhr tickt
Hoffnungsvoll waren die Anrainervertreter zu mehreren Treffen mit Mobilitätslandesrat Mussner und seinem Amtsdirektor Valentino Pagani gegangen. Auch weil sie sich den Rücken gestärkt fühlten. Die Bürgermeister der Gemeinden Eppan, Kaltern und Tramin befürworten die Untertunnelung, ebenso eine Reihe von Technikern, die das alternative Projekt begutachtet haben. Einzig die Landesregierung scheint von der Anrainer-Variante nichts wissen zu wollen. “Uns wurde zugesagt, dass man konkrete Lösungen für unsere Probleme vorlegen würde”, so Norbert Gasser. Passiert ist allerdings nach dem ersten Treffen 2014 bis heute nichts.
“Wir wurden immer vertröstet”, gesteht Gasser. Nicht nur ihm drängt sich die Frage auf: “Warum setzt man ein Konzept um, das von fast allen beteiligten Parteien mit Ausnahme des Landesamtes für Mobilität abgelehnt wird?” In den kommenden Tagen wollen die Anrainervertreter, gemeinsam mit verschiedenen Politikern (unter anderem wird ein entsprechender Beschluss aus dem Eppaner Rathaus erwartet) und Verbänden, ihr Anliegen nochmals “eindringlich” thematisieren. “Um bei zuständigem Amt und Landesrat eine kritische Bewertung des eigenen Projekts zu erwirken.” Denn die Zeit wird knapp. Im Oktober soll laut offiziellem Terminplan die Ausführung des Baulos 3 und damit die Arbeiten am Pillhof beginnen. Doch dass die Landesregierung ein Projekt weitertreibt, “ohne auf die Probleme und Fragen von Gemeinde und Anrainern einzugehen”, will man in Eppan einfach nicht glauben.
Ich dachte immer die meist
Ich dachte immer die meist befahrene Straße im Land sei die Pustertaler Staatsstraße?
Wenn die Eppaner schlau sind, dann wählen sie entschieden gegen den Flugplatz. Mit dem gesparten Geld kann man wahrscheinlich Tunnel und Überetscher Bahn samt goldenen Bahnhöfen bauen.