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Stiftungspräsident Lofoco Junior

Der 26-jährige Sohn eines Gemeinderates der Alleanza wird der Präsident der Stiftung Pitsch, die drei Seniorenheime in Meran führt. Das sei Vetternwirtschaft, werfen die Grünen der Stadtregierung vor.
Giuseppe Lofoco
Foto: Giuseppe Lofoco/LinkedIn
  • „In Anbetracht seines Alters kann Giuseppe Lofoco noch nicht viel Berufserfahrung gesammelt haben. Die Verwaltung hält es jedoch für wichtig, jungen Menschen, die es verdienen, die Möglichkeit zu geben, sich auch beruflich weiterzuentwickeln“, erklärt der Meraner Bürgermeister Dario Dal Medico (Civica) gegenüber dem Alto Adige. Dass der junge Mann der Sohn seines Gemeinderatskollegen Enrico Lofoco (Alleanza) im Listenbündnis von Civica und Alleanza ist, kommentiert er nicht. 

  • Claudia Bellasi: Foto: Liste Rösch/Grüne

    Giuseppe Lofoco ist 26 Jahre alt und der neue Präsident des Verwaltungsrates der Stiftung Pitsch, die in Meran als öffentliche Einrichtung drei Seniorenheime führt. Es sind die Seniorenwohnheime Pitsch und zum Heiligen Antonius und das Haus Seisenegg. Damit übernimmt Lofoco das Amt von Rossana Andreoni. Entschieden hat das der Meraner Gemeindeausschuss kürzlich einstimmig. 

    Wie in der Meraner Gemeindepolitik üblich, regeln die Koalitionspartner die Besetzung wichtiger Stellen im Verwaltungsapparat unter sich. Es gilt die stillschweigende Vereinbarung, die Wahl des Koalitionspartners nicht zu kommentieren, außer die Person ist wegen eines bestimmten Umstands in Verruf geraten. Für den Posten des Präsidenten im Stiftungsrat Pitsch sind mehrere Personen im Register der potentiellen Verwaltungsräte der Gemeinde Meran in Frage gekommen. 

    Gewonnen hat die Auswahl nun der junge Jurist, der sich wie sein Vater im Strafrecht spezialisiert und derzeit in dessen Büro ein Praktikum absolviert. Auch öffentliches Management war Teil seines Jurastudiums in Padova, das er mit Auszeichnung abgeschlossen hat. Für seine neue Aufgabe als Stiftungspräsident erhält er eine Entschädigung von 2.247,58 € brutto pro Monat. Seit dem 20. Juni ist er zudem im Register für potentielle Verwaltungsräte eingetragen. 

    „Unser Land ist voll von begabten jungen Menschen, die darum kämpfen, in einer wettbewerbsorientierten Arbeitswelt die richtige Anerkennung zu finden.“

    Dass diese Informationen nun in einem Artikel der Tageszeitung „Alto Adige“ erscheinen, bevor eine diesbezügliche Anfrage an den Bürgermeister beantwortet wurde, überrascht die Grünen. Die Oppositionspartei fordert mehr Transparenz bei der Postenvergabe im Verwaltungsapparat ein und stellt in Frage, ob die Personalentscheidung alleine aufgrund der Kompetenzen des Bewerbers gefallen ist. „Uns geht es nicht um das Alter oder die Person, sondern um die notwendigen Kompetenzen für eine so wichtige Stelle in der Stadt Meran“, erklärt die Grüne Gemeinderätin Marlene Messner

    „Diese Ernennung wirft wichtige Fragen zu Fairness und Leistungsprinzip auf. Dies scheint ein klares Beispiel für Vetternwirtschaft zu sein, eine Praxis, die dem sozialen Gefüge schadet und das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen untergräbt“, so Claudia Bellasi, ebenso Gemeinderätin der Grünen. „Es lässt sich nicht leugnen, dass unser Land voll von begabten jungen Menschen ist, die jeden Tag darum kämpfen, in einer wettbewerbsorientierten und schwierigen Arbeitswelt die richtige Anerkennung zu finden. Wie viele von ihnen, die nicht durch familiäre Bindungen und Klientelismus gebunden sind, hatten schon die Möglichkeit, eine Stiftung zu leiten?“