Zwei Prozesse
Es sind zwei völlig verschiedene Fälle. Dennoch gleichen sich die Besetzung und auch das Drehbuch.
Auf der einen Seite der Ankläger, Staatsanwalt Giancarlo Bramante und auf der andere Seite durchaus prominente Angeklagte.
In einem Fall geht es um die seit einigen Wochen abgesetzte Ressortdirektorin von Landeshauptmannstellvertreter Christian Tommasini und amtierende Amtsdirektorin Katia Tenti, sowie die beiden Bozner Bauunternehmer Antonio und Angelo Dalle Nogare. Im anderen Fall um die Südtiroler Biathlon-Legende und den ehemaligen Weltverband-Vizepräsident Gottlieb Taschler, dessen Sohn Daniel und den italienischen Dopingarzt Michele Ferrari.
Staatsanwalt Giancarlo Bramante: Einleitung von zwei Hauptverfahren.
In beiden Gerichtsfällen beteuern die Angeklagten bis heute ihre Unschuld. Anfänglich mit großen Worten, inzwischen deutlich kleinlauter. In beiden Fällen hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen vor Monaten abgeschlossen.
In den vergangenen Tagen wurde in beiden Gerichtsfällen der Antrag von Staatsanwalt Giancarlo Bramante auf Einleitung des Hauptverfahrens hinterlegt. Ein Voruntersuchungsrichter wird jetzt entscheiden, ob es zu einer öffentlichen Hauptverhandlung kommt oder nicht. Selbst die Verteidiger gehen inzwischen aber davon aus, dass es zur öffentlichen Verhandlung und zum Prozess kommen wird.
Der Dopingfall
Als die Nachricht der Dopingermittlungen gegen Gottlieb und Daniel Taschler durch die Medien ging und Abhörprotokolle publik wurden, erklärte Gottlieb Taschler im Dezember 2014 noch selbstbewusst: „Das ist Rufmord. Denn diese abgedruckten Telefongespräche hat es nie gegeben“. Sein Anwalt Flavio Moccia assistierte: „Weder gegen Daniel noch gegen Gottlieb Taschler wird ermittelt“.
Biathlon-Legende Gottlieb Taschler: Prozess im Frühjahr
In Wirklichkeit sind die Beweise der Carabinierisondereinheit NAS und der Staatsanwaltschaft erdrückend. Die Verteidigungslinie Taschlers, Dopingarzt Michele Ferrari hätte seinen Sohn nur wegen eines Schuldrüsenproblems behandelt, ist längst zertrümmert. In den abgehörten Telefongesprächen und mehreren Treffen in Ferrara und Antholz ging es um das Dopingmittel EPO. Davon jedenfalls ist die Staatsanwaltschaft überzeugt.
Anfang August wurden die Ermittlungen abgeschlossen. Die Angeklagten haben bis jetzt keine wirklich entlastenden Gegenbeweise vorgelegt. Deshalb auch der Antrag des Staatsanwaltes zu Einleitung des Hauptverfahrens gegen Gottlieb und Daniel Taschler und Michele Ferrari.
Der Voruntersuchungsrichter wird – bei der Fülle der Beweise – mit allergrößter Wahrscheinlichkeit den Prozess auf Frühjahr 2016 festlegen.
Auch der Fall rund um Katia Tenti ist bekannt.
Katia Tenti ließ dem Bozner Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare mit dem sie seit längerem in einer privaten Beziehung steht, vorab die Unterlagen für eine 25-Millionen-Euro-Wettbewerbsausschreibung des Wohnbauinstitutes zukommen. Die Ausschreibungsbedingungen sollen danach entsprechend den handschriftlich angemerkten Vorschlägen des Bauunternehmers abgeändert worden sein.
Katia Tenti und Antonio Dalle Nogare haben bisher eine Anhörung vor dem Staatsanwalt ausgeschlagen. Ihr Anwalt Carlo Bertacchi hat zwar einen langen Verteidigungsschriftsatz hinterlegt, doch der hat die Staatsanwaltschaft keineswegs überzeugt.
Zudem kam es in den vergangenen Wochen zu einer intensiven Verhandlung zwischen Verteidigung und Anklage. Carlo Bertacchi wollte für Angelo Dalle Nogare, einen gerichtlichen Vergleich (pattegamento) durchsetzen. Dem Unternehmer, der inzwischen über 80 Jahre alt ist, wird versuchte Bestechung vorgeworfen. Der Bozner SVP-Gemeinderat Georg Mayr hat vor dem Staatsanwalt ausgesagt, dass Dalle Nogare ihm für seine Stimme zur Bauleitplanänderung im Gemeinderat 20.000 Euro geboten hätte.
Aus dem geplanten Vergleich wurde aber nichts. Denn die Staatsanwaltschaft hat eine klare Linie vorgegebenen: Entweder ein gerichtlicher Vergleich für alle drei Angeklagten oder gar keiner.
Katia Tenti und Antonio Dalle Nogare: „Offenbarung und Nutzung von Amtsgeheimnissen“.
„Wir ziehen es vor in das Hauptverfahren zu gehen“, sagt Anwalt Carlo Bertacchi, „denn ich gehe davon aus, nachweisen zu können, dass die Ausschreibungsunterlagen keineswegs geheim waren und auch nicht für Dalle Nogare abgeändert wurden.“
Die Anklage gegen Katia Tenti lautet auf „Offenbarung und Nutzung von Amtsgeheimnissen“, sowie die „Störung der freien Durchführung eines Auswahlverfahrens durch Absprache“.
Staatsanwalt Giancarlo Bramante hat in den vergangenen Monaten die Anklage aber noch einmal ausgeweitet. Er verlangt auch die Einleitung des Hauptverfahrens gegen die Mapp GmbH und ihre Verantwortlichen. Dieses Unternehmen soll den Grund für das Wobi bereitstellen und das 25 Millionen-Geschäft auch umsetzen.
Die Mapp GmbH wird am 7. September 2011 in Bozen gegründet. Das Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von 50.000 Euro gehört zu 60 Prozent der „Dalle Nogare Bauunternehmen Gmbh“, der in Mailand ansässigen Muttergesellschaft des Bozner Unternehmens, und zu 40 Prozent der „Veba Invest GmbH“. Im Verwaltungsrat sitzen Antonio und Angelo Dalle Nogare, sowie Martin Zisch und Peter Paul Pohl.
Die „Veba Invest GmbH“ wird am 12. Februar 2003 vom Meraner Ingenieur Siegfried Unterberger gegründet. Unterberger ist zwei Jahre lang Alleinverwalter des Unternehmens, danach übernimmt sein Mitarbeiter und Schwiegersohn, Martin Zischg, bis heute diese Rolle. Die Veba Invest hat ein Gesellschaftskapital von 90.000 Euro und gehört zu 35 Prozent der „GSU Gmbh“ (GSU steht für Gruppe Siegfried Unterberger), den Unterberger-Kindern Johanna (6%), Paul und Verena (je 3%), dem Latscher Immobilienmakler Peter Paul Pohl (5%), dessen Ehefrau Eva Maria Tumler (20%), dessen Bruder Ingenieur Siegfried Pohl (12,5%) und seiner Ehefrau Herta Breitenberger (12,5%) sowie Maria Barbara Götsch (3%).
Derweilen scheinen aber auch neue Probleme auf Katia Tenti zuzukommen. Am vergangenen Donnerstag haben Beamte der Finanzwache im italienischen Kulturassessorat die gesamten Dokumentation zur Bewerbung Bozens zur Europäischen Kulturhauptstadt beschlagnahmt. Die fehlgeschlagene Initiative, die von Ressortdirektorin Tenti angeführt wurde, hat rund eine Million Euro gekostet. Bereits Ende 2013 machte der Landtagsabgeordneten der Südtiroler Freiheit, Sven Knoll, eine Eingabe. „Es kann doch nicht sein, dass die Region Veneto 70.000 Euro für dieselbe Initiative ausgibt und wir eine Million“ argumentiert Knoll seit Jahren. Die teure Bewerbung wurde politisch bereits mehrmals auch Kulturlandesrat Christian Tommasini angekreidet.
Am vergangenen Donnerstag haben Beamte der Finanzwache im italienischen Kulturassessorat die gesamten Dokumentation zur Bewerbung Bozens zur Europäischen Kulturhauptstadt beschlagnahmt.
Inzwischen ermittelt der Staatsanwalt am Rechnungshof Robert Schülmers. Schülmers lies jetzt die gesamte Dokumentation im Kulturamt beschlagnahmen.
Auch hier gilt die Unschuldsvermutung.
Herrlich, es gibt eine neue
Herrlich, es gibt eine neue Krankheit: die Schulddrüsenüberfunktion.
Besonders betroffen davon Landespolitiker, Steigbügelhalter, Baulöwen,
Statthalter, Großinvestoren, eine Gegentherapie wird zur Zeit in der Staatsanwaltschaft überprüft. Allerdings mit aller Vorsicht; Ansteckungsgefahr.