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Aus Protest geschlossen

Die Trockenfrüchte-Händler am Bozner Obstplatz streiken. Die Regelungen der Gemeinde nehmen ihnen die Möglichkeit, wirtschaftlich zu überleben – so die Kritik.
Geschlossene Stände am Obstmarkt
Foto: SALTO
  • Trotz reichlich Bewegung und vielen Besuchern sind viele der Stände am Ostmarkt in Bozen am heutigen Montag (7. Juli)  geschlossen. Es handelt sich dabei um jene Stände, die normalerweise Trockenfrüchte und Gewürze verkaufen. Doch heute streiken sie. Die langjährigen Betreiber schlagen Alarm: Die Bestimmungen der Stadtverwaltung, die den Verkauf von Trockenfrüchten auf maximal 20 Prozent des Gesamtsortiments beschränken, würden die wirtschaftliche Existenz vieler Marktstände gefährden, so die Anwaltskanzlei Brenner in einer Medienmitteilung.

  • Trister Anblick: Gleich mehrere Stände am Obstplatz bleiben heute zu. Foto: SALTO
  • Zuerst ein Lichtblick, aber dann ...

    Jahrelang sei auf das Problem aufmerksam gemacht und prozessiert worden – ohne Erfolg. Die Gemeinde habe die Hände verschränkt und mitgeteilt „arrangiatevi“. Danach habe es dann doch einen Hoffnungsschimmer gegeben: Im April–Mai 2025 gab die Stadtverwaltung über den Unternehmerverband eine Studie in Auftrag, welche sich mit Fragen wie „Was braucht der Obstplatz?“„Wie kann er erneuert werden?“„Wie kann er das pulsierende Zentrum von Bozen werden?“, „Wie kann man ihn aufwerten?“„Welche Abendprogramme sind möglich, damit geschlossene Stände und Randale aufhören?“ beschäftigt. Die Standbetreiber seien voller Hoffnung bei allen Events und Sitzungen dabei gewesen. An einer Sitzung sei auch der ehemalige Bürgermeister anwesend gewesen und habe sich sehr interessiert gezeigt.

    Doch dann die Kehrtwende. Die Polizei komme und mahne, die Betreiber müssten sich an die Regeln halten, ansonsten gebe es Geldstrafen zwischen 100 Euro und 500 Euro. Bei drei Verstößen folge der Lizenzentzug. Statt einer Übergangslösung bis zu einer neuen Reglementierung soll nun hart durchgegriffen werden, kritisiert die Kanzlei Brenner und stellt sich die Frage: „Werden die Obstplatzbetreiber zum Spielplatz übergeordneter Interessen oder ist es bereits alles ein abgekartetes Spiel, wo die Mächtigen bereits ihre Interessen positioniert haben?“

  • „Zu verpachten oder zu verkaufen“: Dieser Standbetreiber lässt seine Tätigkeit auf. Foto: SALTO
  • Trockenfrüchte am beliebtesten

    „Frisches Obst verkauft sich kaum noch – insbesondere nicht an 14 Ständen gleichzeitig wie im Reglement vorgesehen, die Nachfrage ist gering, und vieles verdirbt. Trockenfrüchte sind mittlerweile unsere wichtigste Einnahmequelle. Ohne diese dürfen wir unser Geschäft bald zusperren“, erklären die Vertreter der betroffenen Händler. Würden alle nur Gemüse verkaufen, würden sie zu Schauspielern verkommen, die ein Bild nachstellen, welches es nicht mehr gibt. Mit ihrer heutigen Protestaktion wollen die Marktbetreiber die Aufmerksamkeit der Gemeinde und der Öffentlichkeit auf eine Regelung lenken, die sie als „realitätsfern und schädlich für die lokale Wirtschaft“ bezeichnen. „Wir fordern keine Sonderrechte, sondern einfach die Möglichkeit, wirtschaftlich überleben zu können“, betonen die Protestierenden. Die derzeitige Vorschrift entziehe ihnen das einzige Produkt, das sich regelmäßig und wirtschaftlich tragfähig verkaufen ließe. 

    Im Zuge der Aktion blieben die Marktstände heute geschlossen. Die Händler fordern dringend ein Gespräch mit der Gemeindeverwaltung, um über eine Überarbeitung des Reglements zu sprechen und flexiblere Kriterien einzuführen, die der aktuellen Marktsituation Rechnung tragen.

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Karl Gudauner Mo., 07.07.2025 - 14:11

Ist natürlich Absicht, wenn die Regeln verschärft werden und dann gestraft wird. Es hieß ja, die Stände mit Trockenfrüchten verfälschen das Bild des traditionellen Obstmarkts. Vielfalt tut dem Obstmarkt gut. Die Wirtschaftlichkeit ist Voraussetzung, um einen Stand zu betreiben.

Mo., 07.07.2025 - 14:11 Permalink