Wirtschaft | Mobilität

Der Verkehr geht zurück – minimal

14.225.770 Fahrzeuge passierten im vergangenen Jahr die Mautstelle Schönberg. Um 137.332 weniger als im Jahr zuvor. Dies die aktuellen Daten der ASFINAG.
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Foto: commons.wikimedia.org
  • Während der letzten Jahre und Jahrzehnte hat der Verkehr über den Brenner stetig zugenommen, einzig die Corona-Pandemie konnte dem wachsenden Verkehrsaufkommen kurzzeitig Einhalt gebieten. Seit Kurzem liegen der österreichischen Autobahnbetreibergesellschaft ASFINAG die aktuellen Daten für das Jahr 2024 vor, die von einem sehr leichten Rückgang berichten – ein Rückgang in „homöopathischen Dosen“, wie die Tiroler Tageszeitung in ihrer heutigen Ausgabe berichtet und eine Reihe von Tiroler Politiker zitiert, wie beispielsweise Landeshauptmann Anton Mattle und Verkehrs-Landesrat René Zumtobel, welche die Tiroler Fahrverbote rechtfertigen, ohne die der Verkehr noch mehr steigen würde. Ob und welche Auswirkungen die Fahrverbote auf das Verkehrsaufkommen haben oder doch am Ende die sich anbahnende Wirtschaftskrise in Deutschland dafür verantwortlich ist, geht aus den Zahlen selbst nicht hervor. 

  • Luegbrücke im nördlichen Wipptal: Welche Auswirkungen die mehrjährigen Sanierungsarbeiten auf das Verkehrsaufkommen haben werden, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Foto: Verkehrsinfos.it
  • Laut Daten der ASFINAG wurden an der Mautstelle Schönberg im Jahr 2024 insgesamt 14.225.770 Fahrzeuge gezählt, was einem Rückgang von 0,37 Prozent (137.332 Fahrzeuge) im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Aufgeschlüsselt nach Kategorie sind allerdings Unterschiede bemerkbar: So sank der Schwer-Verkehr um 1,22 Prozent auf 2,37 Millionen Lkw. Der prozentuale Rückgang beim Pkw-Verkehr liegt ebenfalls in diesem Bereich, und zwar bei minus 1,1 Prozent; in Zahlen ausgedrückt sank der private Reiseverkehr von 11.677.455 auf 11.548.596 Fahrzeuge, sprich: 128.859 Pkw weniger passierten 2024 den Brenner als im Vergleichsjahr 2023. Ein Anstieg verzeichnet wurde hingegen in den Kategorien 2 und 3 bzw. bei den Klein-Transportern (+8,35 %) und Camping-Bussen (+5,74 %). Angesichts des geringen Anteils beider Fahrzeugkategorien am Gesamt-Verkehrsaufkommen fällt dieser Zuwachs mit 14.748 bzw. 6.161 Fahrzeugen jedoch kaum ins Gewicht. 

    Wie sich die Sanierung der Lueg-Brücke auf die Verkehrszahlen im heurigen Jahr auswirken wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Die Handelskammer Bozen wiederholte jedoch in ihrer gestrigen (7. Jänner) Aussendung die Forderung nach einer vorübergehenden Aussetzung des Nachtfahrverbots für Lkw, um den Verkehrsfluss gleichmäßiger zu verteilen und den Stau in den Tagesstunden zu reduzieren. Laut Handelskammer gefährdet die zunehmenden Verkehrsbeschränkungen nicht nur die Logistikbranche, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit Italiens insgesamt. Als „Querschüsse aus Südtirol“ werden derartige Forderungen hingegen bei unserem nördlichen Nachbarn gewertet, denen der Verkehrssprecher der ÖVP, Florian Riedl, umgehend eine Absage erteilte. 

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Franz gasser Do., 09.01.2025 - 08:43

Mal schauen was da Raus kommt.
Südtiroler Landesregierung koaliert mit Rechts.
Salvini hat Tirol wegen Nachtfahrverbot, beim Europäschen Gerichtshof angezeit.
Frage:" Wie wird sich die Landesregierung dazu bekennen, da Österreich ja immer noch unser Schutzmacht ist??
Womöglich immer noch nach dem selben Moto:" In Rom leckn, und in Wien plärrn".
Dös Dopplspiel werd irgendwonn ausgspielt sein.

Do., 09.01.2025 - 08:43 Permalink
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Ludwig Gruber Do., 09.01.2025 - 11:36

Was für ein Schauspiel!
Handelskammer und Wirtschaftskammer malen Schreckensbilder, weil der Druck auf die betroffene Bevölkerung erhöht werden soll. 
Ich verstehe nicht, wieso sich die Bevölkerung in Südtirol diese Zerstörung Ihres Lebensraums gefallen lässt. 
"Zunehmende Verkehrsbeschränkungen" sind wohl noch zu wenig wirksam, wenn Staus immer länger, die Belastung von Lärm und Abgasen immer unerträglicher wird.
Bei den Lösungen für die Zukunft sind diese Interessenvertretungen immer sehr schnell still, weil es ganz brachial um das bestehende Geschäftsmodell geht und sonst um gar nichts. 
Das ist verantwortungslos*.
Offensichtlich fällt aber immer unter den Tisch, was die Lebensqualität vor Ort betrifft: die Regionalwirtschaft wird zerstört, wenn Güter und Leistungen immer längere Wege nehmen*. Unsere lokalen Unternehmen stehen nicht nur im Stau, den diese "liberalen Lösungen" verursachen, sondern werden auch mit Billigangeboten von weiß Gott woher ausgespielt. 

Letztlich geht es um die Frage, wessen Geschäfte gefördert werden und was die betroffene Bevölkerung dafür auszuhalten hat.

* Seit den 80ern wissen wir, dass die Klimakatstrophe kommt (Club of Rome), seit den 90ern wissen wir, dass die Frächterlobby ihre Interessen immer durchsetzt (EU-Beitritt Österreichs). 
Was war Euer Beitrag dabei?

Do., 09.01.2025 - 11:36 Permalink