Politik | AfD und Demokratie

Wie viel AfD verträgt die Demokratie?

Wie viel AfD verträgt die Demokratie? Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Aufstieg der Partei und den Herausforderungen für die politische Landschaft in Deutschland. Der Text beleuchtet sowohl die politischen, sozialen als auch medienstrategischen Aspekt
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AFD
Foto: Maxifun Live
  • Wie viel AfD verträgt die Demokratie?

    Seit ihrer Gründung im Jahr 2013 hat sich die Alternative für Deutschland (AfD) von einer eurokritischen Protestpartei zu einer in Teilen offen rechtsextremen Kraft entwickelt. Besonders in Ostdeutschland verzeichnet die Partei stabile Wahlerfolge, teilweise ist sie dort sogar stärkste Kraft. Die politische Landschaft der Bundesrepublik steht vor einer Herausforderung: Wie soll man mit einer Partei umgehen, die demokratisch gewählt ist, gleichzeitig aber durch Hetze, Desinformation und Verbindungen zu extremistischen Milieus auffällt?

    Häufig werden Vergleiche mit der österreichischen FPÖ gezogen. Diese greifen jedoch zu kurz. Zwar handelt es sich auch bei der FPÖ um eine rechtspopulistische Partei mit teils ähnlichen Positionen, doch hat die FPÖ eine deutlich längere Geschichte: Sie war bereits mehrfach Teil österreichischer Bundesregierungen, stellt oder stellte Landesregierungen, und ist somit institutionell stärker eingebunden. 

    Auch der Vergleich mit italienischen Rechtsparteien wie Fratelli d’Italia oder der Lega trägt nur bedingt. Nach der Wahl 2022 wurde befürchtet, Italien rutsche unter Giorgia Meloni stark nach rechts ab. Doch die Regierung zeigt sich bisher weit moderater als erwartet. Ihre Politik ist konservativ, aber nicht radikal-populistisch oder antieuropäisch. Dies unterscheidet sie grundlegend von der Rhetorik und dem Kurs der AfD.

    Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie soll Deutschland auf die zunehmende Stärke der AfD reagieren?

  • 1. Demokratische Abgrenzung („Brandmauer“)

    Die sogenannte Brandmauer zur AfD – also die klare Abgrenzung aller anderen demokratischen Parteien – ist aktuell das dominierende politische Mittel. Sie signalisiert: Keine Zusammenarbeit mit einer Partei, die in Teilen rechtsextrem eingestuft wird (z. B. in Thüringen der „gesichert rechtsextreme“ Landesverband).

    Doch wie lange kann diese Strategie noch aufrechterhalten werden? Ist es realistisch, dauerhaft eine Partei mit teils über 20 Prozent Zustimmung im Bundestag zu ignorieren? Oder muss die Politik irgendwann, spätestens wenn Mehrheiten nicht mehr ohne die AfD möglich sind, über eine andere Form des Umgangs nachdenken?

    Diese Fragen werfen die drängende Folgefrage auf: Ist die derzeitige politische Konstellation – insbesondere eine große Koalition oder eine Zusammenarbeit zwischen Union und SPD – die letzte Chance, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen? Viele Menschen haben nämlich das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates verloren. Sie fühlen sich mit ihren Sorgen – etwa in Bezug auf Migration, innere Sicherheit oder soziale Gerechtigkeit – nicht mehr ernst genommen. Deshalb wenden sie sich aus Protest der AfD zu.

    Diese Wählerinnen und Wähler zurückzuholen, gelingt nur durch eine spürbare Veränderung des Status quo – dort, wo es realistisch und rechtlich umsetzbar ist. Besonders beim Thema Migration hängt vieles von europäischer Kooperation ab. Aber auch auf nationaler Ebene braucht es konkrete, sichtbare Maßnahmen. Gleichzeitig müssen demokratische Parteien stärker erklären, warum viele AfD-Forderungen schlicht nicht umsetzbar sind. Hier kommt vor allem der CDU eine Schlüsselrolle zu: Sie muss aufzeigen, dass einfache Lösungen in einem komplexen Europa unrealistisch sind.

    Ein Blick nach Italien kann hier aufschlussreich sein. Die Regierung Meloni wurde mit der Erwartung gewählt, einen radikalen Wandel in der Asylpolitik durchzusetzen. Doch trotz vollmundiger Ankündigungen blieb die große Wende aus – der Handlungsspielraum innerhalb der EU und die realpolitischen Zwänge sind auch für rechte Regierungen bindend. Diese Realität muss klar benannt und kommuniziert werden. Nur durch Transparenz, politische Bildung und ehrliche Aufklärung können populistische Narrative entkräftet werden.

    Ein Aufweichen der Brandmauer birgt die Gefahr, das Vertrauen in die demokratischen Institutionen noch weiter zu untergraben. Deshalb gilt: Die Brandmauer bleibt notwendig – aber sie allein reicht nicht. Sie muss begleitet werden von konsequenter politischer Arbeit, Reformwillen und echter Problemlösung. Nur so kann verhindert werden, dass die AfD langfristig von der Unzufriedenheit mit dem Status quo profitiert.

  • 2. Politische Auseinandersetzung – statt moralischer Empörung

    Ein zentraler Fehler im Umgang mit der AfD besteht darin, sich auf moralische Empörung und symbolische Abgrenzung zu beschränken. So wichtig es ist, klare Werte zu vertreten und Grenzüberschreitungen deutlich zu benennen – allein reicht das nicht. Denn Empörung erreicht meist nur die ohnehin Überzeugten und verstärkt den Eindruck vieler AfD-Wählerinnen und -Wähler, dass die "Altparteien" keine sachliche Auseinandersetzung mehr führen wollen.

    Deshalb braucht es eine inhaltliche und strategisch kluge politische Auseinandersetzung mit der AfD. Demokratische Parteien sollten deren Thesen, Forderungen und Weltbilder gezielt entkräften. Viele Positionen der AfD wirken auf den ersten Blick plausibel, erweisen sich aber bei genauer Betrachtung als nicht umsetzbar, widersprüchlich oder gar schädlich. Diese Widersprüche müssen konsequent herausgearbeitet und öffentlich gemacht werden.

    Die AfD darf nicht durch Schweigen, Wegducken oder reine Empörung profitieren. Sie muss auf allen politischen Ebenen – im Bundestag, in den Landtagen, in Talkshows und auf Social Media – argumentativ gestellt werden. Eine sachliche Konfrontation mit Fakten, rechtlicher Realität und europäischem Kontext ist unerlässlich.

    Das erfordert Mut, mediale Präsenz, rhetorische Stärke und klare Fakten. Viele Parteien tun sich damit schwer. Oft fehlt es an Expertenwissen, an strategischer Kommunikation oder an politischen Köpfen, die dieser Herausforderung dauerhaft gewachsen sind. Hier wäre es notwendig, gezielt Politikerinnen und Politiker zu stärken, die diese Aufgabe glaubwürdig und offensiv übernehmen können.

    Dabei kann die Auseinandersetzung auch über politische Bildung und Aufklärung hinausgehen. Etwa durch Faktenchecks, journalistische Analysen oder gezielte Gegenkampagnen zu Desinformation. Besonders wirksam ist es, dort anzusetzen, wo die AfD in ihrer Kommunikation einfache Lösungen verspricht – etwa bei Migration, Energie oder Sozialpolitik – und realistische, nachvollziehbare Alternativen aufzuzeigen. Nicht mit moralischem Zeigefinger, sondern mit Kompetenz und Glaubwürdigkeit.

    Langfristig ist politische Auseinandersetzung der demokratischste und nachhaltigste Weg, der AfD die Deutungshoheit zu nehmen. Denn nur wenn die Wählerinnen und Wähler die inhaltliche Leere oder Widersprüchlichkeit erkennen, beginnt ein Umdenken. Der politische Wettbewerb lebt vom Streit – aber er muss auf dem Boden der Tatsachen geführt werden. Genau hier muss die AfD immer wieder gestellt werden.

  • 3. Ursachenbekämpfung – Wähler zurückholen

    Wer die AfD schwächen will, muss verstehen, warum Menschen sie wählen. Studien und Umfragen zeigen: Es geht nicht nur um ideologische Nähe zu rechtspopulistischen Positionen, sondern häufig um ein tiefes Gefühl des Abgehängtseins, der Unsicherheit und des Misstrauens gegenüber den etablierten Parteien. Viele AfD-Wählerinnen und -Wähler empfinden einen Kontrollverlust – sei es durch Globalisierung, Migration, die Klimakrise oder wirtschaftliche Umbrüche. Sie haben das Vertrauen verloren, dass Politik ihre Lebensrealität überhaupt noch wahrnimmt oder verbessern kann.

    Die Reaktion darauf kann nicht allein Empörung oder politische Ausgrenzung sein. Es braucht eine glaubwürdige, bürgernahe Politik, die sich den alltäglichen Sorgen und Fragen der Menschen widmet – etwa zu bezahlbarem Wohnen, sicherer Energieversorgung, gerechter Bildung oder fairer Löhne. Nur durch konkrete Verbesserungen des Status quo lässt sich langfristig Vertrauen zurückgewinnen.

    Ein Beispiel ist die Migrationspolitik: Hier wünschen sich viele Bürger Klarheit, Steuerung und Begrenzung. Der Wunsch nach Ordnung ist kein Zeichen von Fremdenfeindlichkeit, sondern Ausdruck eines Bedürfnisses nach Sicherheit. Parteien wie die CDU/CSU müssen diesen Wunsch ernst nehmen und zugleich aufklären, warum radikale Forderungen – wie sie die AfD aufstellt – nicht umsetzbar oder gar schädlich wären. Die Realität in anderen Ländern zeigt das deutlich: Auch unter Giorgia Meloni in Italien blieb der erhoffte radikale Kurswechsel in der Migrationspolitik weitgehend aus. Die strukturellen Herausforderungen sind komplex und nicht mit einfachen Lösungen zu bewältigen.

    Ursachenbekämpfung bedeutet also: Politische Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, soziale Sicherheit zu stärken und den Dialog mit den Bürgern zu suchen – besonders in Regionen, die sich vom politischen Zentrum vernachlässigt fühlen. Nur so lässt sich der Nährboden für populistische Erfolge langfristig austrocknen.

    Gleichzeitig ist dieser Weg mühsam und dauert. Populistische Versprechen wirken schnell und emotional, reale politische Veränderungen hingegen brauchen Zeit, Ressourcen und gesellschaftliche Kompromisse. Doch ohne diese Anstrengung wird es kaum möglich sein, den wachsenden Einfluss der AfD dauerhaft zu begrenzen.

  • 4. Juristische Mittel und Beobachtung durch den Verfassungsschutz

    Es ist unbestreitbar, dass Teile der AfD bereits durch den Verfassungsschutz beobachtet werden. Diese Beobachtung ist gerechtfertigt, wenn sich extremistische Tendenzen im Verhalten und in der Rhetorik manifestieren. Der Verfassungsschutz hat hierbei eine wichtige Aufgabe, um die Verfassungsordnung und die demokratischen Prinzipien zu schützen. Es ist jedoch entscheidend zu erkennen, dass die AfD insgesamt noch nicht als verfassungsfeindlich oder demokratiegefährdend eingestuft wurde – und ob sie in dieser Weise bewertet werden kann, unterliegt strengen rechtlichen Kriterien.

    Die mögliche Einstufung der AfD als verfassungsfeindliche Organisation und das daraus resultierende Parteiverbot ist ein schwerwiegender Schritt. Ein solches Verbot ist nur unter sehr hohen verfassungsrechtlichen Hürden möglich und würde weitreichende politische und gesellschaftliche Folgen haben. Ein solcher Schritt könnte durchaus kontraproduktiv wirken, da er das Narrativ der AfD weiter befeuern könnte: Wenn die „Altparteien“ die AfD nicht politisch besiegen können, müsse man sie eben verbieten. Dies könnte den Wählerinnen und Wählern das Gefühl vermitteln, dass die AfD nicht durch sachliche Argumente oder politische Auseinandersetzung, sondern nur durch ein Verbot zum Schweigen gebracht werden soll. Ein solches Vorgehen könnte das Vertrauen in die demokratischen Institutionen und den politischen Wettbewerb weiter untergraben.

    Ein Parteiverbot sollte daher nur als äußerste Maßnahme in Betracht gezogen werden, wenn die Gefahr für die Demokratie wirklich gegeben ist. Stattdessen sollten demokratische Kräfte weiterhin auf politische Auseinandersetzung, Aufklärung und die Bekämpfung der Ursachen des populistischen Aufschwungs setzen. Nur so lässt sich eine langfristige, gesellschaftlich akzeptierte Lösung finden, die nicht nur die AfD schwächt, sondern auch das Vertrauen in die Demokratie stärkt.

  • 5. Medien und Öffentlichkeit

    Die Frage, wie viel Aufmerksamkeit der AfD in den Medien und der öffentlichen Debatte zugemessen werden sollte, ist ein zentrales Dilemma im Umgang mit der Partei. Auf der einen Seite kann das Ignorieren der AfD dazu führen, dass sie als „unterdrückte Wahrheit“ wahrgenommen wird. Ihre Anhängerinnen und Anhänger könnten sie als Opfer einer Medienzensur sehen, was die ideologische Identifikation mit der Partei stärken könnte. Andererseits kann zu viel Aufmerksamkeit der AfD in den Medien ebenfalls problematisch sein, da sie dadurch in den Fokus rückt, ihre extremen Positionen weiter verbreitet werden und sie von der Aufmerksamkeit auf die etablierten politischen Parteien ablenkt.

    Das Dilemma liegt also darin, dass sowohl Ignorieren als auch Überbetonung der AfD negative Konsequenzen haben können. Der Schlüssel liegt in einer kritischen, faktenbasierten Berichterstattung, die nicht in Skandalisierung verfällt, aber die wahren Positionen und Widersprüche der Partei deutlich macht. Die Medien sollten AfD-Positionen und -Äußerungen transparent darlegen und analysieren, ohne ihnen zu viel Raum zu geben, die öffentliche Debatte zu dominieren. Eine sachliche Auseinandersetzung ist notwendig, um die Wählerinnen und Wähler über die oft unhaltbaren und widersprüchlichen Aussagen der AfD aufzuklären.

    Kritische, faktenbasierte Berichterstattung bedeutet, dass Medien sich nicht in eine emotionale oder polarisierende Debatte hineinziehen lassen, sondern stattdessen auf fundierte Argumente und auf eine klare Darstellung der Fakten setzen. Dies ist besonders wichtig, um nicht selbst zur Verstärkung von Populismus beizutragen, sondern den Wählerinnen und Wählern eine informierte Entscheidung zu ermöglichen. Auf diese Weise können die Medien einerseits zur Aufklärung beitragen und andererseits verhindern, dass die AfD durch unreflektierte Berichterstattung ungewollt Auftrieb erhält.

    Insgesamt müssen Medien eine ausgewogene Balance finden, um der AfD weder zu viel Raum zu geben noch sie vollständig zu ignorieren. Dies erfordert eine verantwortungsbewusste und gut überlegte Medienstrategie, die langfristig zur Entmystifizierung und Schwächung der Partei beiträgt.

  • Fazit

    Der Aufstieg der AfD stellt die demokratische Ordnung in Deutschland vor eine tiefgreifende Herausforderung. Der Umgang mit dieser Partei erfordert eine differenzierte Herangehensweise, die sowohl die Notwendigkeit der politischen Abgrenzung als auch die Bedeutung einer sachlichen Auseinandersetzung mit ihren Inhalten berücksichtigt.

    Die „Brandmauer“ zur AfD ist nach wie vor eine wesentliche Maßnahme, um zu verhindern, dass diese Partei die politische Mitte gefährdet. Doch diese Strategie alleine wird nicht ausreichen, um die AfD langfristig in ihrer politischen Bedeutung zu beschränken. Vielmehr erfordert es eine klare politische und argumentative Auseinandersetzung, um den Wählern die inhaltlichen Widersprüche und unrealistischen Forderungen der AfD aufzuzeigen. Diese Auseinandersetzung darf nicht auf moralische Empörung und symbolische Abgrenzung beschränkt bleiben, sondern muss auf einer sachlichen, faktenbasierten Diskussion beruhen, die den Wählern Alternativen bietet.

    Gleichzeitig ist es entscheidend, die zugrunde liegenden Ursachen für den Erfolg der AfD anzugehen. Populistische Parteien wie die AfD profitieren oft von sozialer Unsicherheit, Enttäuschung und einem Gefühl des Kontrollverlusts. Um diesen Wählern wieder Vertrauen in die demokratischen Parteien zu geben, müssen konkrete und glaubwürdige Lösungen für gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme angeboten werden. Nur durch politische Glaubwürdigkeit und eine konsequente, bürgernahe Politik kann der Nährboden für populistische Erfolge nachhaltig ausgetrocknet werden.

    Der Einsatz juristischer Mittel und die Beobachtung durch den Verfassungsschutz sind wichtige Instrumente, um extremistische Tendenzen innerhalb der AfD zu überwachen. Ein Parteiverbot jedoch sollte nur als äußerste Maßnahme in Erwägung gezogen werden, wenn eine echte Gefahr für die Demokratie besteht. Ein solches Verbot könnte den populistischen Narrativen der AfD nur zusätzlich Auftrieb geben und das Vertrauen in die demokratischen Institutionen weiter schädigen.

    Schließlich müssen auch Medien und Öffentlichkeit verantwortungsvoll mit der AfD umgehen. Eine kritische, faktenbasierte Berichterstattung ist erforderlich, um ihre Positionen zu entlarven, ohne die Partei unnötig aufzuwerten. Es ist eine Balance zu finden zwischen der notwendigen Auseinandersetzung und dem Verhindern einer unreflektierten Skandalisierung.

    Insgesamt erfordert der Umgang mit der AfD eine langfristige Strategie, die auf politische Auseinandersetzung, Ursachenbekämpfung und eine sachliche Diskussion setzt. Nur so kann verhindert werden, dass die AfD weiterhin von der Unzufriedenheit vieler Bürger profitiert und das Vertrauen in die Demokratie langfristig zurückgewonnen wird.

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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Fr., 11.04.2025 - 13:40

Es ist für mich unverständlich, dass man den Rechtsextremismus der Fratelli d'Italia mit der Aussage relativiert, dass die AfD ja viel schlimmer sei. Das mag zwar stimmen, macht aber deswegen die FdI nicht zu einem demokratischen Vorbild.

Fr., 11.04.2025 - 13:40 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Fr., 11.04.2025 - 21:13

Auch wenn es auf den ersten Blick irritierend erscheint, ist das Problem der politischen Linken, dass ihr das intellektuelle Rüstzeug fehlt, um rechtspopulistischen Strömungen entgegenzutreten. Es reicht einfach nicht, die Rechtsextremismuskeule zu schwingen, weil sich in den letzten 10 Jahren die Rahmenbedingungen verändert haben: Zwei wesentliche Faktoren sind dabei, dass uns der Optimismus abhanden gekommen ist und dass die klassischen Parteien nicht mehr "liefern". Die Generation meiner Eltern ist noch mehrheitlich davon ausgegangen, dass es ihren Kindern besser ergehen wird als ihnen selbst. Die Erwartungshaltung ist heute deutlich pessimistischer. Das wird natürlich auch den regierenden Parteien zugeschoben. Teils zu Recht, teils aber auch lediglich als Projektionsfläche. Dadurch wird auch die Scheu davor kleiner, mal eine andere Partei zu wählen - trotz oder manchmal sogar aufgrund der Ablehnung der "klassischen" Parteien gegenüber den neuen Populisten von rechts und links.

Daher vertrete ich schon seit einigen Jahren die Haltung, dass man einer Partei wie der AfD nur durch geradlinige konservative und wirtschaftsfreundliche Politik den Wind aus den Segeln nehmen kann. Ich halte es für naiv, wenn Leute diesem Trend mit Regenbogenflaggen, Gendersternchen und kostenlosen Tampons und Kondomen entgegentreten wollen.

Insofern wäre es vernünftig, wenn die politische Linke in die Analyse geht und einen Kurswechsel vollzieht: Anstatt Bürgerlich-Konservative ins rechtsextreme Eck zu stellen und damit die Rechtsextremismuskeule weiter abzustumpfen wäre es vielleicht besser, die Rolle der Konservativen im Kulturkampf gegen Populisten anzuerkennen.
Das passiert aber nicht und daher wird die sogenannte "Brandmauer" auch nicht funktionieren, denn das ist dann so, als würde man die Brandschutztüre aufkeilen. Dann ist ein tödlicher Kamineffekt vorprogrammiert.

Fr., 11.04.2025 - 21:13 Permalink
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Profil für Benutzer Manfred Klotz
Manfred Klotz Sa., 12.04.2025 - 07:09

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

Das intellektuelle Rüstzeug fehlt der Linken sicher nicht. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der durchschnittliche IQ von progressiv denkenden Menschen (dass sich solche eher links der Mitte beheimatet fühlen und weshalb dürfte klar sein) höher ist als der von Konservativen. Dazu gibt es mittlerweile Dutzende Studien, mit verschiedenem Ansatz aber ähnlichem Ergebnis. In den 90ern wurde auch in Südtirol eine interessante Analyse dazu veröffentlicht, bei der man Informationen zum Bildungsniveau der Wähler mit dem damaligen Erfolg des MSI gekreuzt hat.
Was den Linken fehlt ist eine gewisse Kompaktheit, eine gemeinsame Stoßrichtung wenn wir so wollen. Da verpufft viel Potential, weil man sich an teilweise vernachlässsigbaren Details aufreibt.
Einer Partei wie der AfD kannst du nicht mit rationellen Mitteln entgegentreten, der Grund dafür ergibt sich aus dem ersten Satz.

Sa., 12.04.2025 - 07:09 Permalink
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Oliver Hopfgartner Sa., 12.04.2025 - 08:17

Antwort auf von Manfred Klotz

Ich wäre bei dieser Kategorisierung aus mehreren Gründen vorsichtig, bin dir aber gleichzeitig dankbar für deinen Einwand.
1. ist IQ (Intelligenzquotient gemessen nach diversen Testverfahren) nicht dasselbe wie Intellekt.
2. kann der IQ je nach Testverfahren und Vorerfahrung mit dem jeweiligen Testverfahren stark variieren.

Wir können uns aber gerne die Strategie der Linken anschauen: Was machen linke Parteien oder Bewegungen gegen populistische Strömungen? Die Rechtsextremismuskeule habe ich bereits genannt. Dann ist die sogenannte "Brandmauer" ein weiteres Werkzeug, sprich die Ausgrenzung von rund 1/3 der Wählerschaft. Hier greife ich dankend deinen Einwand auf: Die politische Linke macht nämlich gerne dasselbe wie du, indem sie den Wählern populistischer Parteien gerne unterstellt, "dumm" oder "uninformiert" zu sein. Auf diese Art und Weise werden aber auch die Sorgen, Ängste und Nöte dieser Leute lächerlich gemacht und man bestärkt sie gruppendynamisch in ihrer Rolle.

Was mich persönlich stört, ist auch die fehlende Ideologiekritik. Kaum ein linker Politiker ist aus meiner Sicht in der Lage, die ideologische Basis der Wahlprogramme von rechtspopulistischen Parteien zu kritisieren und ich sehe dafür zwei Gründe: Ein Grund ist das fehlende intellektuelle Rüstzeug (das nicht unbedingt mit dem IQ zu tun haben muss, sondern mit einer intellektuellen Grundhaltung), ein weiterer Grund kann die eigene ideologische Scheuklappenblindheit sein. Es ist halt schwer am Ast des politischen Gegners zu sägen, indem man Ideologiekritik übt, wenn man selbst auf demselben Ast sitzt, weil man dieselben Ressentiments bedient - nur eben mit umgekehrten Vorzeichen.

Unabhängig davon muss man aber auch sagen, dass die beste Argumentation nichts bringt, wenn es nicht auch eine attraktive Alternative auf dem Wahlzettel gibt. Für konservativ eingestellte Menschen gibt es aktuell wenig Wahlmöglichkeiten: FDP und NEOS sind im Vergleich zu den 2000ern deutlich richtung links/grün abgedriftet, Südtirol hat einen LH, der genau so gut bei den Grünen sein könnte und auch die Union/ÖVP haben in den letzten Jahren stark an konservativer Kante verloren. Für unzufriedene Konservative ist es also aktuell schwer, abseits von AfD/FPÖ ihrem Unmut wahltechnisch Luft zu verschaffen.

Daher glaube ich, dass es wichtig wäre, dass entweder die christlich-sozialen Parteien ihr konservatives Profil schärfen oder sich eine neue bürgerliche Partei gründet, die das Vakuum zwischen ehemaligen Volksparteien, den nach links gekippten Liberalen und den nach rechts abdriftenden Rechtspopulisten einnimmt. Ich sehe da ein Potenzial von 5-20%.

Sa., 12.04.2025 - 08:17 Permalink
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Milo Tschurtsch Sa., 12.04.2025 - 19:20

Antwort auf von Manfred Klotz

Also wer in Deutschland noch die angestammten Parteien wählt dem fehlt das intellektuelle Rüstzeug schon gewaltig, denn die Taten und Auswirkungen derselben rational noch als bürgerfreundlich zu bewertende da fehlt es an logisch-folgerichtigem Denken.
Seit Jahren findet ein „degrowht“ statt, Firmen gehen reihenweise pleite oder wandern ab weil sie die erhöhten Energie preise, (Abschalten funktionierender Atomkraftwerke!) die überbordende Bürokratie und die ideologisch- motivierten Steuern nicht mehr stemmen können, Rezession im 3. Jahr, zunehmende Verarmung des Mittelstandes usw.
Dann die ausufernde illegale Migration geduldet und gefördert vom Staat obwohl D ausschließlich von sicheren Drittstaaten umgeben ist . Die steigende Kriminalitätsstatistik überproportional von Ausländern begangen( wo vor allem Frauen betroffen sind).
Weiters die totale Degradierung der Bürger als bloßes Stimmvieh, denen man vor der Wahl das genaue Gegenteil von dem versprochen hat was man noch am Wahlabend revidiert und mit dem abgewählten Bundestag eiligst beschlossen hat( abgewählte Abgeordnete entscheiden über nicht gewählte Inhalte sprich unermessliche Schulden ,abzubezahlen von den künftigen Generationen).
Zunehmende Aushöhlung der Demokratie durch verschärfte „Majestätsbeleidigungsparagraphen“, Gefängnisstrafen für Journalisten wegen Auslegung von Satire als Politikerverhöhnung, gar nicht zu reden von der willkürlichen evidenzlosen Demontage der Grund- und Menschenrechte jahrelang!! die zunehmende Zensur der freien Rede, die Meldestellen für „ falsche“ Äußerungen usw. usf.
Dies alles unter der Ampel und in Ansätzen bereits vorher.
Dass da die Leute die Schnauze voll haben wundert auch nur die die das alles bewusst nicht wahrhaben wollen ( oder aufgrund intellektueller Unzulänglichkeiten).
Ein normaler Mensch wählt das was er nicht haben will ab.
Aber sie drehen es immer wieder so dass alles beim Alten bleibt. (die 16 Pozent Partei SPD erhält am meisten Ministerien). Millionen! Wähler werden ausgegrenzt und als Nazis , rechtsradikal oder sonst was beschuldigen und sich dann wundern.
Wobei noch viel mehr zu sagen wäre.

Sa., 12.04.2025 - 19:20 Permalink
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Profil für Benutzer gorgias
gorgias Sa., 12.04.2025 - 21:59

Antwort auf von Manfred Klotz

Davon abgesehen dass ich dem hier zustimme:
>1. ist IQ (Intelligenzquotient gemessen nach diversen Testverfahren) nicht dasselbe wie Intellekt.<
Linke können noch so intelligent sein, wenn sie sich aber nicht mit den Inhalten der AfD außeinandersetzen, dann nützt das wenig. Man hat sich einfach zurückgelehnt und diffamiert, verzerrt, totgeschwiegen und ausgegrenzt. Leider hat das die Probleme nicht gelöst, die leider in der Realität bestehen und die AfD ist so groß geworden dass das nicht mehr möglich ist.
Nebenbei hat die Linke viele kognitive Muster von Sekten übernommen, die aus Denkstops bestehen, die die sachliche Teilname ein einem Diskrus verunmöglichen.

Sa., 12.04.2025 - 21:59 Permalink
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Manfred Gasser Sa., 12.04.2025 - 08:19

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

"Daher vertrete ich schon seit einigen Jahren die Haltung, dass man einer Partei wie der AfD nur durch geradlinige konservative und wirtschaftsfreundliche Politik den Wind aus den Segeln nehmen kann."
Also wird mit Merz jetzt der Abgesang auf die AfD eingeleitet, oder doch nicht?
" Anstatt Bürgerlich-Konservative ins rechtsextreme Eck zu stellen.... "
Sie meinen also wirklich die AfD sei eine Bürgerlich-konservative Partei, ehrlich jetzt?

Sa., 12.04.2025 - 08:19 Permalink
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Oliver Hopfgartner Sa., 12.04.2025 - 18:07

Antwort auf von Manfred Gasser

Zum ersten Zitat: Merz und die CDU füllen das von mir beschriebene Vakuum aus meiner Sicht nicht aus. Ein Grund dafür ist, dass der nun zaghaft angedeutete Schwenk hin zu einer konservativeren Linie in Anbetracht der jahrelangen Regierungstätigkeit und der fehlenden Personalerneuerung nicht glaubwürdig ist.

Zum zweiten Zitat: Das meine ich nicht und das habe ich folglich auch nicht geschrieben. Ich denke eher, dass eine bürgerlich-konservative Partei Stimmen binden würde, die sonst zur AfD abwandern würden.

Sa., 12.04.2025 - 18:07 Permalink
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Manfred Gasser Sa., 12.04.2025 - 19:04

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

Könnten Sie mir Ihre Vorstellung von bürgerlich-koservativ genauer erläutern? Denn was oder wer wäre denn konservativer als die CDU? Da bliebe doch nur noch eine Partei über, oder?
Und welche bürgerlich-konservativen Politiker werden von den Linken oder Grünen ins rechtsextreme Eck gestellt? Vielleicht jene, die sich mit einem Identitären treffen, um über die "Ausländerfrage" zu diskutieren?

Sa., 12.04.2025 - 19:04 Permalink
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Oliver Hopfgartner Sa., 12.04.2025 - 20:08

Antwort auf von Manfred Gasser

Ich hatte u.a. geschrieben: >>Für unzufriedene Konservative ist es also aktuell schwer, abseits von AfD/FPÖ ihrem Unmut wahltechnisch Luft zu verschaffen.
Daher glaube ich, dass es wichtig wäre, dass entweder die christlich-sozialen Parteien ihr konservatives Profil schärfen oder sich eine neue bürgerliche Partei gründet, die das Vakuum zwischen ehemaligen Volksparteien, den nach links gekippten Liberalen und den nach rechts abdriftenden Rechtspopulisten einnimmt. Ich sehe da ein Potenzial von 5-20%.<<

Ich sage also, dass es diese bürgerlich-konservative Alternative (die dann wohl irgendwo zwischen dem liberalen Lager, dem christlich-sozialen Lager und dem rechtspopulistischen Lager angesiedelt wäre) eben nicht gibt.

Wenn ich eine bürgerlich-konservative Haltung beschreiben würde, dann fallen mir z.B. u.A. folgende Elemente ein: Klares Bekenntnis zu Familie, Tradition und zur jüdisch-christlich-abendländischen Prägung unserer Gesellschaft. Wie werden diese Aspekte in den "schwarzen" Parteien im deutschsprachigen Raum umgehandhabt?

Die "Ausländerfrage" halte ich für aufgebauscht und ich bin davon überzeugt, dass o.g. Werte auch von vielen zuwandernden Ausländern geteilt werden - außer sie pflegen radikales Gedankengut wie z.B. Antisemitismus. Das trifft aber meiner Erfahrung nach nicht auf die Mehrheit von Migranten oder Migrantenkindern zu. Es mag sein, dass Sie nicht inflationär mit dem Begriff "rechtsextrem" um sich werfen. Ein aktuelles Beispiel ist die Berichterstattung nachdem ein Antrag im Bundestag durchkam, nachdem er u.a. von AfD und Union unterstützt wurde. Die Frankfurter Rundschau titelte z.B. wie folgt: >>Friedrich Merz und die Brandmauer: Der Tabubruch<< und das Artikelbild zeigte Franz von Papen mit der Bildunterschrift >>Der Steigbügelhalter: Franz von Papen (Mitte) verhalf Hitler an die Macht.<<
Man kann also nicht sagen, dass sich dieses Phänomen ausschließlich auf junge, übermotivierte Aktivisten beschränkt und Leute betrifft, die sich mit Identitären treffen. Es handelt sich hier meinerseits um ein wesentliches Problem in unserer politischen Kultur und fände es sinnvoller, es ernst zu nehmen anstatt es zu bagatellisieren.

Sa., 12.04.2025 - 20:08 Permalink
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Manfred Gasser Sa., 12.04.2025 - 23:08

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

Ihre Beschreibung von konservativ kann ich nachvollziehen, auch die Flucht vieler Konservativer nach rechts. Aber ich bezweifle stark einen Wahlerfolg einer neuen konservativen Partei, ohne die Migranten-Schiene zu bespielen, was dazu führen würde, dass diese neue Partei einfach nur eine schlechte Kopie der AfD wäre.
Und was hat der FAZ-Artikel mit der Art zu tun, wie die Linken und Grünen anscheinend Konservative als Rechtsextreme abstempeln? Oder habe ich vielleicht etwas falsch verstanden?

Sa., 12.04.2025 - 23:08 Permalink
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Manfred Gasser Sa., 12.04.2025 - 23:24

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

Ihre Beschreibung von konservativ kann ich nachvollziehen, auch die Flucht vieler Konservativer nach rechts. Aber ich bezweifle stark einen Wahlerfolg einer neuen konservativen Partei, ohne die Migranten-Schiene zu bespielen, was dazu führen würde, dass diese neue Partei einfach nur eine schlechte Kopie der AfD wäre.
Und was hat der FAZ-Artikel mit der Art zu tun, wie die Linken und Grünen anscheinend Konservative als Rechtsextreme abstempeln? Oder habe ich vielleicht etwas falsch verstanden?

Sa., 12.04.2025 - 23:24 Permalink
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Oliver Hopfgartner So., 13.04.2025 - 13:28

Antwort auf von Manfred Gasser

Nachdem jede Partei "Migration" als Programmpunkt adressiert, müsste man so oder so eine Position zu diesem Thema beziehen. Die Frage ist, wie man sich positioniert. Daher kann keine Partei dieses Thema völlig ignorieren. Man muss ja nicht mal eine besonders harte Position zu diesem Thema einnehmen, da die Missstände teilweise auf sehr trivialen Problemen beruhen:
1. Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung, die Anreize umzudrehen: Man sollte für Frauen und Kinder die Abreise aus Kriegsgebieten in sichere (Nachbar-)Länder erleichtern und die illegale Einwanderung (bei der insbesondere, junge Migranten mit Bereitschaft zu illegalen Handlungen Vorteile haben) erschweren.
2. (Völliger) Abbau der Zugangsbeschränkungen zum Arbeitsmarkt.
3. Strengeres Vorgehen gegen straffällig gewordene Einwanderer, z.B. durch Ausweisung.

Die Einwanderung für Frauen und Kinder zu erleichtern, strenger gegen Kriminelle vorzugehen und die Integration durch Abbau von Zugangsbeschränkungen zum Arbeitsmarkt abzubauen ist eine Haltung, die wohl die meisten Konservativen teilen können und die keineswegs von rassistischen oder ausländerfeindlichen Ideologien geprägt ist. Ich glaube sogar, dass das Positionen sind, denen auch viele Linke etwas abgewinnen könnten oder täusche ich mich?

Frankfurter Rundschau, nicht FAZ. Ich nannte das Beispiel, um zu unteramauern, dass es sich um ein reales Phänomen handelt und nicht bloß um subjektive Wahrnehmung.

So., 13.04.2025 - 13:28 Permalink
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Ludwig Thoma Sa., 12.04.2025 - 11:40

Grundsätzlich gibt es zwei "Parteien". Auf der einen Seite die "die Ausländer sind Schuld" und auf der anderen die "mit wirtschaftsfreundlicher Politik", "Steuerentlastung" "Wachstum", wird es uns allen besser gehen.
Tatsache ist, dass mit dem derzeitigen Steuersystem in beiden Fällen nur die Superreichen profitieren. Bei der ersten Gruppe werden die ja ganz offen von denen gesponsert.
Nach jeder "Krise" wird der Sozialstaat abgebaut und die "Mittelschicht" wird dünner. Diese beiden Errungenschaften, Sozialstaat und eine breite Mittelschicht, sind sowohl historisch als auch geographisch eine Ausnahme. Diese haben solange gut funktioniert, als die Spitzensteuersätze sehr hoch waren. (53% in D unter Helmuth Kohl, 90% in den USA bis 1964 usw. usf.).
Hier, also bei den Superreichen anzusetzen, wäre der Ansatz, möchte man nicht 90% der Bevölkerung in totaler Armut und ein paar Prozent Superreiche haben (wie in quasi allen Ländern Südamerikas, Nigeria, Südafrika, Indien usw.).
Aber anstattdessen hören wir "die Zuwanderung muss gestoppt werden" und "Steuerentlastungen für Wirtschaftswachstum".

...und dann gibt es noch Leute die sich intellektuell erhaben fühlen, wenn sie der einen oder anderen Gruppe angehören.

Sa., 12.04.2025 - 11:40 Permalink