Umwelt | Klimapolitik

Auf dem Holzweg

Die Umweltaktivisten von Extinction Rebellion South Tyrol nehmen die Holzinitiative ProRamus genauer unter die Lupe. Ihre Grundsatzkritik: Die Kampagne sei reines Marketing und Greenwashing. Die Landespolitik solle in Sachen Klima endlich handeln.
IDM, Holzwirtschaft
Foto: IDM/Patrizia Corriero
  • Die jungen Aktivisten und Aktivistinnen nehmen sich kein Blatt vor den Mund. 
    Damit zeigt die Landesregierung zum wiederholten Mal, dass ihre Stärke vor allem im Marketing und Greenwashing liegt“, steht in der Aussendung zu lesen. Und weiter: „So wie auch der Klimaplan 2040, welcher sich laut Einschätzungen von Expert*innen in seiner zweiten Version verschlechtert hat. Es fehlen weiterhin konkrete Details wie Zeitpläne und Finanzierung, womit alles möglich, aber nichts konkret ist. Die partizipativen Initiativen Klimarat und Stakeholder Forum erscheinen auf den ersten Blick gut. Doch die daraus resultierenden Ergebnisse, zusammengefasst in über 200 Seiten, sind für die Politik nicht bindend.“ 
    Die scharfe Grundsatzkritik an der Klimapolitik der Landesregierung kommt von der Gruppe Extinction Rebellion South Tyrol. Die Aktivisten haben erst vor einem Monat mit einer Aktion vor dem IDM-Sitz auf das Problem Overtourismus hingewiesen. Jetzt nimmt die Gruppe eine Initiative in die Mangel, die von der offiziellen Politik und Wirtschaft als konkrete Aktionen in Sachen Klima- und Umweltschutz verkauft wird.

  • Das Projekt

    Im Fokus der Kritik steht das Projekt „ProRamus“. Es handelt sich um eine Initiative, die vom Land Südtirol, dem Südtiroler Bauernbund, dem Handwerkerverband, dem Unternehmerverband, dem Südtiroler Energieverband und der IDM getragen wird. 
    Es handelt sich dabei um eine Art Werbeaufritt für Südtirols Holzwirtschaft. 

  • ProRamus: Das offizielle Video
    (c) ProRamus

  • Auf der IDM-Seite wird das Projekt so beschrieben:

    „Die Bedeutung des Sektors Holz soll noch weiter gestärkt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. IDM entwickelt daher gemeinsam mit Vertretern institutioneller und wirtschaftlicher Organisationen unter dem Namen ProRamus strategische Programme für die Weiterentwicklung des Sektors und ist Initiator von Schlüsselprojekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei entstehen gewinnbringende Verbindungen mit regionalen und grenzüberschreitenden Akteuren aus Wirtschaft, Forschung und Weiterbildung. Gemeinsam schaffen wir nachhaltiges Wachstum und Fortschritt für Südtirol.“

  • Makabrer Standort

    Extinction Rebellion South Tyrol greift jetzt die Unterstützung der Landesregierung für die Initiative ProRamus frontal an. „Eine zentrale Aktivität bestand darin, einen kreativ gestalteten Holz-Haufen einmal quer durchs Land zu schicken und sich damit für die Medien ablichten zu lassen“, kritisieren die Südtiroler Klimaaktivisten. Nicht zu übersehen sei dabei die Aufschrift „Ein starker Beitrag fürs Klima“ in den drei Landessprachen und eine Erklärung, dass Bäume natürliche Klimaschützer sind, da sie CO2 binden. Beim abgebildeten Holzhaufen seien es konkret 40 Tonnen. Auf der Webseite der Initiative würden jedoch Angaben zur Berechnung dieser Zahlen und auch jegliche Hinweise auf wissenschaftliche Quellen zum Thema Klima und Nachhaltigkeit fehlen.

  • Protestaktion auf ProRamus-Holzstapel: „Bald ist Schluss mit Vögeln“ Foto: Extinction Rebellion South Tyrol
  • Die Tour der Holz-Installation startete im Mai diesen Jahres und hat nach Aufenthalten in verschiedenen Südtiroler Städten – etwa auf dem Magnago-Platz vor dem Palais Widmann und dem Landtag – seinen neuen Standort in Deutschnofen im Eggental gefunden. Auch diese Standortwahl wird von Extinction Rebellion aufs Schärfste kritisiert.
    In der Aussendung schreibt die Gruppe: „Nahezu makaber, nachdem die Straßen wenige Kilometer weiter im Tal durch das riesige Vaia Areal führen. Im Oktober 2018 gingen durch den Sturm Vaia 6.000 Hektar Wald verloren. Ein Paradies für den Borkenkäfer, der sich seither durch die von Hitze- und Trockenheit gestressten Wälder Südtirols frisst. Es waren 2023 wohl 10.000 Hektar des von Fichten-Monokultur geprägten Waldes in Südtirol betroffen. Biolog*Innen aus Südtirol sehen in all dem eine Chance für den Wald, denn es findet eine Verjüngung statt und je weniger die Menschen in diese Phase eingreifen, desto besser kann sich der Wald renaturieren.“ 

     

    „Es wurden genug öffentliche Gelder für Marketing und Greenwashing Kampagnen ausgegeben, nun sollen diese endlich in für die Bevölkerung sinnvolle Bereiche investiert werden“

     

    Extinction Rebellion South Tyrol fordert die Landesregierung jetzt auf, endlich zu handeln. Es müssten Maßnahmen aus dem Klimaplan 2040 konkretisiert und umgesetzt werden sowie Projekte, die dagegen verstoßen, sofort gestoppt werden. „Es wurden genug öffentliche Gelder für Marketing und Greenwashing Kampagnen ausgegeben, nun sollen diese endlich in für die Bevölkerung sinnvolle Bereiche investiert werden“, meinen die Umweltaktivisten.

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Hartmuth Staffler Di., 15.10.2024 - 13:17

""Die Tour der Holz-Installation startete im Mai diesen Jahres und hat nach Aufenthalten in verschiedenen Südtiroler Städten – etwa auf dem Magnago-Platz vor dem Palais Widmann und dem Landtag – seinen neuen Standort ...". Die Holzstapel-Aktion ist tatsächlich eher peinlich und hilft der Umwelt bzw. dem Klima kaum. Der Klimawandel, zu dessen Einbremsung in Südtirol wenig bis gar nichts getan wird, schadet auch unserem Land. Der Salto-Artikel hingegen schadet mit seiner Missachtung der Grammatik der deutschen Sprache in Südtirol. Wer konsequent sein will, sollte auch auf die Kongruenz achten. Dass andere, wesentlich größere Medien in Südtirol mit den Grammatikregeln noch weit freizügiger umgehen, ist eine etwas dürftige Entschuldigung.

Di., 15.10.2024 - 13:17 Permalink