Politik | SVP-Bozen

Luis, der Bürgermeister

Luis Walcher über sein Antreten auf der SVP-Liste, seine Chancen Spitzenkandidat zu werden, drei mögliche Szenarien und die Zukunft der Bozner SVP.

Salto.bz: Herr Walcher, Sie werden für die SVP bei den Gemeinderatswahlen in Bozen ins Rennen gehen?

Luis Walcher: Ich habe lange überlegt, ob es gut ist noch einmal anzutreten. Am Ende habe ich entschieden wieder zu kandidieren. Ich glaube, dass ich in den letzten zehn Jahren als Gemeinderat, in der Bau- und Urbanistikkommission, als SVP-Fraktionssprecher und als Präsident des Gemeinderates sehr viel lernen konnte. Zudem bin ich ein durch und durch politischer Mensch, der sich mit 41 Jahren noch nicht zum alten Eisen zählt. Aus diesen Gründen habe ich mich entschieden, wieder anzutreten.

Sie wollen als Bürgermeister-Kandidat ins Rennen gehen. Doch Stadtobmann Dieter Steger scheint damit keine große Freude zu haben?

Ich stelle mich auch als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung. Ich habe bisher aus der Partei nichts Negatives gehört. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich einer der Kandidaten sein werde.

„Ich stelle mich auch als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung. Ich habe bisher aus der Partei nichts Negatives gehört.“

Dieter Steger hat die Listenerstellung zur persönlichen Angelegenheit gemacht. Er geht damit ein großes, politisches Risiko ein?

Es stimmt, der Stadtobmann sucht Kandidaten. Gleichzeitig hat er aber auch alle anderen Mitglieder des Koordinierungsausschusses gebeten, Kandidaten zu suchen. Dieter Steger sucht vielleicht vermehrt einen Bürgermeisterkandidaten, aber jeder ist angehalten Kandidaten für den Gemeinderat zu suchen. Denn die Volkspartei will mit einer breiten und guten Mannschaft antreten.

Alles eher als ein leichtes Unterfangen?

Es ist sicher nicht einfach. Mit drei, vier Sitzungen in der Woche überlegen es sich vor allem Menschen mit Familie dreimal, ob sie sich das antun sollen. Zudem steht die Politik derzeit im Ruf, nicht immer für die Menschen zu arbeiten.

Es kristallisiert sich mit Sebastian Seehauser ein neues, junges Gesicht als möglicher SVP-Spitzenkandidat heraus?

Jeder hat die Gelegenheit zu kandidieren. Ich denke, es gibt drei Szenarien oder Wege. Entweder man setzt auf neue Kandidaten, die bisher politisch noch nicht aktiv waren. Zu denen zählt Seehauser. Oder man greift auf Kandidaten zurück, die bereits eine gewisse Erfahrung haben. Das kann die Stadträtin Judith Kofler-Peintner sein, Silvia Hofer oder auch durchaus ich.

Und die dritte Kategorie?

Man kann auch auf eine Persönlichkeit zurückgreifen, die stadtbekannt ist und der man zutraut, dem Amt auch die entsprechende Würde zu geben. Ich glaube, hier könnte sich in den nächsten Tagen durchaus noch eine sehr bekannte Bozner Persönlichkeit herauskristallisieren.

Das heißt, es gibt jemanden?

Ich höre es.

„Ich glaube, dass sich in den nächsten Tagen durchaus noch eine sehr bekannte Bozner Persönlichkeit herauskristallisieren könnte.“

Von dieser Persönlichkeit redet man seit Monaten. Wird es am Ende im Bozner Koordinierungsausschuss nicht viel eher zu einer Kampfabstimmung zwischen Sebastian Seehauser und Luis Walcher kommen?

Das weiß ich nicht. Sicher ist, dass er sich zur Verfügung stellt und dass ich mich zur Verfügung stelle. Auch Judith Kofler-Peintner und einige andere sind beim Überlegen. Man wird sehen, wie sich das Ganze in den nächsten Tagen entwickelt.

Sie können auf eine Lobby zählen, mit der man in Südtirol jede Wahl gewinnt: die Bauern. Auch in Bozen ein Vorteil?

Das möchte ich nicht kommentieren. Ich muss mich auf jeden Fall nicht schämen. Die Landwirte machen in Bozen zwar nur 2 Prozent der Bevölkerung aus, sie tun für die Gestaltung der Stadt und des Stadtbildes aber weit mehr als diese zwei Prozent aussagen. Deshalb muss ich mich auch nicht verstecken, wenn ich sage, dass mich der Bauernbund unterstützen wird.

Von diesen Gemeinderatswahlen hängt das politische Überleben der Bozner SVP ab?

Es wird eine sehr wichtige Wahl. Denn es wird eine Wahl werden, bei der die italienische Rechte sehr gute Chancen hat durchzukommen. Die SVP muss das Prädikat zurückgewinnen, für die Deutschen und die Ladiner in Bozen wieder der erste Ansprechpartner zu sein. Das ist mir klar. Es wird deshalb in Bozen eine neue Politik brauchen, damit die Menschen die SVP wieder als attraktiv empfinden. Das letzte Mal hatten wir mit 16 Prozent kein gutes Ergebnis. Das heißt, wir müssen besser werden.

„Die SVP muss das Prädikat zurückgewinnen,  für die Deutschen und die Ladiner in Bozen wieder der erste Ansprechpartner zu sein.“

Die Grundsatzfrage wird lauten: Schaut man nur auf das eigene Ergebnis oder versucht man alles, damit der PD-Kandidat gegen die Rechte das Rennen macht?

Das erste Ziel ist es, die Wahl am 8. Mai zu gewinnen. Wir haben noch gut 80 Tage Zeit und wir arbeiten jetzt daran, eine gute und breite Gruppe von Kandidaten ins Rennen zu schicken. Allein dadurch wollen wir zeigen, dass die Volkspartei die Stadtliste ist. Danach schaut man weiter.

„Man muss schauen, ob es überhaupt zu einer Stichwahl in Bozen kommen wird.“

Das klingt fast so, als könnten Sie sich im zweiten Wahlgang auch die Unterstützung eines rechten Kandidaten vorstellen?

Man muss schauen, ob es überhaupt zu einer Stichwahl in Bozen kommen wird. Denn meiner Meinung nach werden viel weniger Bürgermeisterkandidaten antreten, als man derzeit glaubt. Wenn nur wenige antreten, könnte einer auch ohne die SVP im ersten Wahlgang die Mehrheit schaffen. Oder es schafft sie die Volkspartei.

Sie sind aber sehr zuversichtlich?

(lacht). Es werden auf jeden Fall sehr besondere Wahlen werden.