Sport | FC Südtirol Analyse

Guter Matchplan, kein Spielglück

Der FC Südtirol verliert zu Hause gegen Spitzenreiter Pisa 1:2. Valentes Plan ging in der 1. Halbzeit auf, am Ende fehlte lediglich das Glück - und der Mut.
Fabian Tait trifft zur 1:0-Führung
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Das Spiel Fußball lässt sich in zwei Phasen unterteilen: 

    1. Die eigene Mannschaft hat den Ball. 
    2. Der Gegner hat den Ball. 

     

    Grundsätzlich. Dieses Phasenmodell ist aber inzwischen umfangreicher geworden, man spricht von mindestens zwei weiteren Phasen: vom Umschalten nach Ballgewinn und dem Umschalten nach Ballverlust. Klingt nach viel Theorie. Ein „Matchplan“ funktioniert aber meist dann gut, wenn die verschiedenen Phasen ineinandergreifen, wenn die Spieler eine Ahnung davon haben, was sie in jeder Phase des Spiels tun müssen.

     

  • Phase 1: Südtirol im Spielaufbau

    Südtirol baute das eigene Spiel im Ballbesitz (Phase 1) in einer 4er-Kette auf, meistens ließen sich Arrigoni und Praszelik (ersetzte den gesperrten Kurtic) etwas zurückfallen. Dies nicht nur, um bei eventuellen Ballverlusten viele Spieler zwischen Ball und eigenem Tor zu haben, sondern auch um die Gäste aus Pisa etwas aus deren tieferen Pressingformation herauszulocken. 

  • Der FC Südtirol im Spielaufbau: Heute gab es meisten einen 4er-Aufbau, der Gegner sollte rausgelockt werden. Foto: SALTO
  • Umschaltphase nach Ballverlust - Gegenpressing

    Dann wollten die Südtiroler nach einer Seitenverlagerung schnell vertikal spielen und mit den Mittelfeldspielern nachrücken. Ziel: Strafraum besetzen und sich für das Gegenpressing in Stellung bringen. “Gegenpressing” meint den Versuch, nach Ballverlust sofort wieder den Ball zu erobern (Umschaltphase 1). Die Idee dahinter: Der Gegner ist nach Ballgewinn in den ersten 5-10 Sekunden noch nicht geordnet, vielleicht etwas hektisch, jedenfalls aber unter Zeitdruck. Diese Drucksituation erhöht man nun dadurch noch einmal, indem man auch den Raum noch enger macht.

  • Südtirol im Gegenpressing: Nach der Spielverlagerung wurde schnell vertikal gespielt, Südtirols Mittelfeld rückte nach, um sich für das Gegenpressing in Stellung zu bringen. Foto: SALTO
  • Südtirol im tieferen Mittelfeldpressing

    Das funktionierte in der ersten Halbzeit sehr gut. Pisa konnte sich aus diesen Druckphasen nur selten geordnet befreien. Gelang es doch einmal, sich aus dem unmittelbaren Gegenpressing des FCS zu befreien, ging Südtirol ins Angriffspressing (Phase 2) über und konnte sich so meistens den Ball zurückerobern. Das war alles sehr gut durchdacht. Der Spielverlauf kam dem FCS dann auch noch entgegen: Die frühe Führung durch Tait erlaubte es den Gastgebern, sich etwas weiter zurückzuziehen und noch mehr auf Konter zu lauern: den Zwischenlinienraum schließen und kompakt verschieben.

  • Der FCS nach der Führung: Nun galt es, sich weiter zurückzuziehen und kompakt den Raum zu verknappen. Foto: SALTO
  • Pisas Prinzipien greifen erst spät

    Und Pisa? Die Mannschaft von Filippo Inzaghi tat sich schwer, spielerisch am kompakten Block der Südtiroler vorbeizukommen. Südtirol verschob, wie gesagt, kompakt und lenkte die Gäste mit dem Ball nach außen. Pisa wirkte dem entgegen, indem der Zwischenlinienraum überladen wurde. Das geschah beim Ausgleichstreffer, vor dem außerdem Fabian Tait verletzt ausgewechselt werden musste – sicher auch ein Faktor so kurz vor dem Ausgleichstreffer. Pisa konnte dieses Stilmittel (10er-Raum überladen) so recht aber erst am Ende der 1. Halbzeit durchsetzen. Südtirol hatte damit große Probleme, der Halbzeitpfiff kam der Heimmannschaft aber zur Hilfe. 

  • Der erste größere Aufreger in der zweiten Halbzeit war der Elfmeterpfiff: FCS-Verteidiger Cepitelli traf den gegnerischen Stürmer am Bein, die logische Folgen: Elfmeter und Rückstand – 1:2. Valente wechselte nach und nach, brachte u. a. Merkaj als zweiten Stürmer. Aber das war leider weitestgehend wirkungslos, weil der gut konzipierte Plan Valentes dem improviserten Chaos-Fußball weichen musste, zu dem manche Trainer greifen, wenn sie in Rückstand geraten. Sicher, die Absicht, mit einem weiteren Stürmer die Präsenz in Tornähe zu erhöhen, mag nachvollziehbar sein. Dadurch “fehlte” aber ein Spieler im Zwischenlinien- und Rückraum, um die zweiten Bälle aufzunehmen und ins Gegenpressing zu kommen. 

  • Die Südtiroler Doppelspitze: Die beiden Stürmer besetzen zwar die letzte Linie, der Raum dahinter ist allerdings verwaist. Gegenpressing ist so nicht mehr möglich. Foto: SALTO
  • Hier hätte ich mir etwas mehr Mut von Valente gewünscht, an seinen Prinzipien festzuhalten. Der Plan war ja gut, zum ersten Mal in dieser Saison auch noch konsequent durchgezogen. Hoffentlich nicht zum letzten Mal.

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Georg Markart So., 20.10.2024 - 09:13

Für mich wird Casiraghi letzhin zu oft ausgewechselt,er ist einer der wenigen Spieler beim FCS, der bei Standart-Sitiutationen welche sich in den letzten 15/20 Minuten ergeben, ein Tor erzielen könnte.

So., 20.10.2024 - 09:13 Permalink