Gesellschaft | Gewalt

Geschlechtsspezifische Gewalt in Italien

Ein Bericht des italienischen Innenministeriums beleuchtet die Trends und Entwicklungen bei geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen, zeigt alarmierende Daten und analysiert die Auswirkungen neuer Gesetze auf die Prävention und Bekämpfung dieser Verbrechen.
Gewalt an Frauen, Gewalt gegen Frauen
Foto: Pexels/Mart Production
  • Im Juli 2024 veröffentlichte das italienische Innenministerium eine umfassende Analyse zur geschlechtsspezifischen Gewalt. Diese Untersuchung wird von der Zentraldirektion der Kriminalpolizei und ihrem kriminalpolizeilichen Analysedienst durchgeführt, welcher auf die Sammlung, Verarbeitung und Analyse von Kriminaldaten spezialisiert ist. Die Ergebnisse beleuchten insbesondere Verbrechen gegen Frauen und liefern wertvolle Einblicke in die Dynamik dieser Verbrechen sowie deren Entwicklung über die letzten Jahre.

  • Die Bedeutung des "Code Red" Gesetzes

    Code Red: spielt eine zentrale Rolle im Schutz von Opfern häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt. Foto: upi

    Das Gesetz Nr. 69 vom 19. Juli 2019, auch bekannt als "Code Red", spielt eine zentrale Rolle im Schutz von Opfern häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt. Dieses Gesetz führte neue Straftatbestände ein, darunter den Verstoß gegen das Verbot des Verlassens der Wohnung und des Betretens bestimmter Orte, die unrechtmäßige Verbreitung von Bildern oder Videos mit sexuellem Inhalt, und die Nötigung zur Heirat. Es zielt darauf ab, den Schutz für weibliche Opfer zu erweitern und strengere Maßnahmen gegen Täter zu ermöglichen. 

    Die Daten zeigen einen allgemeinen Anstieg der gemeldeten Fälle dieser Straftaten: Nötigung zur Heirat um 21 %, Verletzung des Wohnverbots um 18 %, Verunstaltung durch Gesichtsverletzungen um 3 % und unrechtmäßige Verbreitung von Bildern um 1 % im Dreijahreszeitraum.

  • Straftaten und Trends

    Ab Januar 2024 wurden neue Datenerfassungsverfahren eingeführt, um detailliertere Informationen zu Täter-Opfer-Beziehungen und Tatdynamiken zu sammeln. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Effizienz der Polizeiarbeit und die Wirksamkeit der Gesetze zu verbessern.

    Die Analyse zeigt, dass bestimmte Straftaten als Frühindikatoren für geschlechtsspezifische Gewalt gelten. So etwa Verfolgungshandlungen, Misshandlungen von Familienmitgliedern und sexuelle Gewalt. Im untersuchten Dreijahreszeitraum (2021-2023) stiegen die Fälle von Verfolgungshandlungen um 6 %, Misshandlungen von Familienmitgliedern um 11 % und sexueller Gewalt um 15 %. Im Vergleich der ersten Halbjahre 2023 und 2024 gab es einen Rückgang bei Verfolgungshandlungen um -8 % und sexueller Gewalt um -2 %, während Misshandlungen von 11.808 auf 12.424 Fälle um 5 % zunahmen.

  • Vorsätzliche Tötungsdelikte

    Besondere Aufmerksamkeit wird den sogenannten vorsätzlichen Tötungsdelikten geschenkt, die in vielen Fällen das ultimative Ergebnis einer Eskalation von Gewalt darstellen. 

    Die Analyse der letzten drei Jahre zeigt, dass die Zahl der weiblichen Opfer im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 um 10 % gesunken ist. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 141 Tötungsdelikte registriert, mit 49 weiblichen Opfern, von denen 44 in einem familiären Kontext getötet wurden. Von diesen fanden 24 ihren Tod durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners. 

    Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Zahl der Tötungsdelikte von 176 auf 141 zurück, was einem Rückgang von 20 % entspricht. Die Zahl der weiblichen Opfer sank von 62 auf 49 (-21 %). Bei den Straftaten im familiären/affektiven Bereich ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen, und zwar von 81 auf 67 (-17%); auch die Zahl der weiblichen Opfer ist rückläufig, und zwar von 53 auf 44 (-17%). Die Zahl der vom Partner oder Ex-Partner begangenen Tötungsdelikte ging ebenfalls von 36 auf 29 (-19 %) zurück.

  • Vorsätzliche Tötung: Dabei wird der Tod einer anderen Person bewirkt, das kann aber muss nicht proaktiv geschehen. Foto: SALTO/D.C.P.C. - dati operativi