Umwelt | Almen

Wiesen statt Schotterpisten

In Südtirol werden durch Straßen erschlossene und unerschlossene Almen gleich gefördert. Die Umweltverbände verlangen einen Kurswechsel, um dem Straßenbau im alpinen Raum entgegenzuwirken und die Natur somit zu schützen.
Straßenbau Hirberalm
Foto: Marco Agnoli
  • Südtirols Umwelt- und Alpinverbände fordern Umdenken. Der Druck zum Bau von Erschließungsstraßen in Südtirols sensiblen Naturgebieten, insbesondere im Naturpark Rieserferner-Ahrn, nehme kein Ende, so der Alpenverein Südtirol, der Club Alpino Italiano, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Heimatpflegeverband Südtirol. 
    Jüngste Projekte wie die geplante Erschließungsstraße von der Äußeren zur Inneren Hirberalm sowie zur Eppacher- und Tristenalm in Rein stoßen auf deutliche Kritik von Seiten der Verbände. Seit Jahren setzten sie sich gegen den Bau solcher Zufahrtsstraßen auf unerschlossene Almen ein und plädieren für ein Umdenken in der Südtiroler Berglandwirtschaft, die vermehrt auf teure Erschließungsstraßen setze. Diese würden oft als unerlässliche Voraussetzung für die Bewirtschaftung der Almen dargestellt, die Umweltverbände weisen jedoch darauf hin, dass es Alternativen gebe und man letzte Ruhezonen erhalten muss. „Wir wollen darauf drängen, dass gerade in den Naturparks die Almen nicht mit Straßen erschlossen werden. Es geht hier auch um Naturschutz“, so Georg Simeoni, Präsident des Alpenvereins Südtirol.

  • Georg Simeoni: Der Alpenverein Südtirol setzt sich gemeinsam mit anderen Verbänden für einen Richtungswechsel ein. Foto: AVS
  • Zerstörung des Reiner Höhenwegs

    Mit großer Enttäuschung nehmen die Verbände das positive Gutachten der Dienststellenkonferenz zum Projekt der Erschließungsstraße zur Inneren Hirberalm zur Kenntnis. „Wir haben erst vor einem Monat von dieser Genehmigung erfahren“, bekundet Albert Willeit vom Heimatpflegeverband.
    Bereits 2011 wurde eine ähnliche Strecke von der zweiten Landschaftsschutzkommission negativ bewertet und auch das Amt für Natur(-parks) sprach sich damals gegen die Straße aus. Heute, trotz unveränderter Bedingungen, wurde die Errichtung der Straße genehmigt und bereits mit dem Bau begonnen. „Früher war das Amt für Naturparks immer sehr strikt gegen diese größeren Eingriffe, inzwischen hat sich hier bei der Anschauung etwas geändert“, so Willeit weiter. Die Umweltverbände beklagen, dass dabei der historische Reiner Höhenweg auf rund 900 Metern zerstört wird und fordern Aufklärung darüber, warum dieses Projekt nun doch eine Genehmigung erhalten hat.

  • Ein zweites umstrittenes Projekt

    Umstritten ist auch das Projekt der Erschließung der Eppacher- und Tristenalm, die durch steiles und schwer zugängliches Gelände führen soll. Der Bau dieser Straße würde erhebliche Eingriffe in die Naturlandschaft des Naturparks Rieserferner-Ahrn erfordern, so die Verbände. Sie appellieren an die Entscheidungsträger, die Argumente des Natur- und Landschaftsschutzes in der Bewertung dieses Projekts angemessen zu berücksichtigen. 
    Die negativen Folgen solcher Erschließungsstraßen seien zahlreich: Die Bauarbeiten in schwer zugänglichem Gelände hinterließen dauerhafte Schäden an der Natur und die leichter zugänglichen Almen würden ihren ökologischen Wert verlieren, wenn sie intensiv bewirtschaftet oder touristisch genutzt werden. Beispiele wie die heftig umstrittene Antersasc-Alm würden zeigen, dass selbst nach dem Bau einer Straße die landwirtschaftliche Nutzung nicht garantiert ist.

  • Der Weg zur Eppacher Alm: Die Umweltverbände fürchten erhebliche Eingriffe in die Naturlandschaft des Naturparks Rieserferner-Ahrn. Foto: Heimatpflegeverband
  • Umdenken bei der Förderung der Almwirtschaft

    Die Umwelt- und Alpinverbände fordern einen grundlegenden Wandel bei der Förderung der Almwirtschaft. Statt teure Zufahrtsstraßen zu finanzieren, sollten unerschlossene Almen durch gezielte und wesentlich erhöhte Förderungen unterstützt werden. Derzeit gibt es nämlich keine Unterschiede in den Beiträgen für erschlossene und unerschlossene Almen, was den Druck zum Bau von Almstraßen erheblich erhöht. „Man müsste einen Unterschied für Almen machen, die sich in Gebieten befinden, wo es schwierig oder unangemessen ist, Straßen zu bauen“, meint Simeoni.
    Die Verbände fordern, dass wirtschaftliche Interessen Einzelner nicht über den Schutz der Natur und den Erlebniswert für Viele gestellt werden dürfen und wollen sich weiterhin für den Erhalt der traditionellen Almwirtschaft auf den letzten unerschlossenen Almen einsetzen. Sie hoffen indes, dass die Dienststellenkonferenz die Erschließungsstraßen zur Eppacher- und Tristenalm und ähnliche Projekte ablehnt.