Politik | Referendum

Jobs Act, Kündigung, Einbürgerung

Am 8. und 9. Juni wird in Italien über fünf Referenden abgestimmt – zu Arbeitsrecht, Kündigungsschutz und Staatsbürgerschaft.
Referendum 2025
Foto: Fac simile/KI generiert
  • In der Südtiroler Öffentlichkeit ist das Referendum, das in der zweiten Juni-Woche abgehalten wird, kaum ein Thema – obwohl die Gewerkschaften eifrig die Werbetrommel rühren. Kritisch äußerten sich bislang die Freiheitlichen, die sich in ihrer jüngsten Presseaussendung „entschieden und kompromisslos“ gegen die geplante Änderung des Staatsbürgerschaftsrechts aussprachen und konsequent für das Abstammungsprinzip (ius sanguinis) eintreten. 

  • Staatsbürgerschaft: Am 8. und 9. Juni wird unter anderem darüber abgestimmt, ob die Aufenthaltsdauer, die maßgeblich ist bei der Beantragung der italienischen Staatsbürgerschaft, von zehn auf fünf Jahre herabgesetzt wird. Foto: KI generiert
  • Auf nationaler Ebene haben Vertreter der Regierungsparteien aktiv Stimmung gegen das Referendum gemacht bzw. dazu aufgerufen, den Wahllokalen fernzubleiben, wie das Portal Il Post vor Kurzem berichtete. Nach Außenminister Antonio Tajani, Vorsitzender von Forza Italia, der dazu aufrief, nicht zur Wahl zu gehen, äußerten sich auch Vertreter der Lega und von Fratelli d’Italia in ähnlicher Weise. Großes Aufsehen erregte die Stellungnahme von Ignazio La Russa, dem Präsidenten des Senats, der sinngemäß erklärte: „Ich werde Propaganda machen, damit die Leute zu Hause bleiben.“ Dagegen mobilisiert Elly Schlein, Parteivorsitzende des PD, gemeinsam mit der Gewerkschaft CGIL ihre Anhänger und spricht sich für ein „Ja“ bei allen fünf Fragestellungen aus. Weitere Unterstützer sind das Movimento 5 Stelle, die Alleanza Verdi und Sinistra. Wie Il Post berichtete, erreichten in der Vergangenheit von 77 bisher abgehaltenen abrogativen Referenden (die ersten 1974, die letzten im Juni 2022) nur 39 das Quorum – 35 davon zwischen 1974 und 1995. Seither waren nur 4 von 29 (alle im Juni 2011) gültig.

  • Öffnungszeiten und Ablauf

    Die Wahllokale sind am Sonntag, dem 8. Juni, von 7.00 bis 23.00 Uhr sowie am Montag, dem 9. Juni, von 7.00 bis 15.00 Uhr geöffnet. Damit ein Referendum gültig ist, muss die Beteiligung bei mindestens 50 Prozent der Wahlberechtigten liegen. Zur Abstimmung stehen fünf sogenannte abrogative Referenden – also Referenden zur Abschaffung bestehender Gesetze. Wer mit „Ja“ stimmt, befürwortet die Abschaffung der im jeweiligen Text genannten Bestimmungen. Ein „Nein“ hingegen bedeutet, dass die Regelung bestehen bleibt.

  • Inhalte der fünf Fragestellungen

    Die ersten vier Referenden betreffen die Abschaffung bestimmter arbeitsrechtlicher Vorschriften, unter anderem zum „Jobs Act“ – jenem Arbeitsgesetz, das 2015 unter der Regierung von Matteo Renzi eingeführt wurde – sowie Regelungen aus den Jahren 2008 bis 2021 über die Haftung von Auftraggebern im Falle von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten bei Werkverträgen. Die Vorschläge stammen von der Gewerkschaft CGIL und werden von PD, der Fünf-Sterne-Bewegung sowie dem Bündnis Verdi und Linke unterstützt. Dagegen sprachen sich neben den Regierungsparteien auch Azione und Italia Viva (die Partei von Renzi) aus. Das Referendum zur Einbürgerung wurde hingegen von Riccardo Magi, dem Vorsitzenden von +Europa, sowie von den Parteien Possibile, Partito Socialista Italiano, Radicali Italiani, Rifondazione Comunista und zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen initiiert. Die Unterschriftensammlung – größtenteils digital – erreichte über 637.000 Unterschriften.

  • Jobs Act – Wiedereinstellung bei Kündigung

    Foto: Fac simile

    Das erste Referendum hat das Recht auf Wiedereinstellung für Arbeitnehmer zum Inhalt, die nach dem 7. März 2015 in Unternehmen mit mehr als 15 Beschäftigten eingestellt wurden und ungerechtfertigt entlassen wurden. Derzeit haben solche Arbeitnehmer lediglich Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung. Ein „Ja“ würde das frühere Recht auf Wiedereinstellung in solchen Fällen wiederherstellen. 

  • Obergrenze für Entschädigungen in Kleinbetrieben

    Foto: Fac simile

    Dieses Referendum betrifft die Abschaffung der Obergrenze für Entschädigungen bei Kündigungen in Kleinbetrieben. In Unternehmen mit weniger als 15 Beschäftigten hat ein Arbeitnehmer bei unrechtmäßiger Kündigung derzeit Anspruch auf maximal sechs Monatsgehälter. Wer mit „Ja“ stimmt, tritt dafür ein, dass die Höchstgrenze abgeschafft wird und Gerichte künftig eine angemessene Entschädigung festlegen können.

  • Befristete Arbeitsverträge

    Foto: Fac simile

    Die dritte Fragestellung zielt auf die Abschaffung bestimmter Regelungen zur Verwendung befristeter Arbeitsverträge ab, um dem Prekariat entgegenzuwirken. In Italien arbeiten rund 2,3 Millionen Menschen in befristeten Arbeitsverhältnissen. Derzeit können solche Verträge für bis zu zwölf Monate abgeschlossen werden, ohne dass eine Begründung erforderlich ist. Bei einer Laufzeit von mehr als zwölf Monaten ist eine Begründung zwingend erforderlich. Wer mit „Ja“ stimmt, befürwortet die Wiedereinführung dieser Begründungspflicht auch für Verträge mit kürzerer Laufzeit.

  • Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

    Foto: Fac simile

    Diese Referendumsfrage betrifft die Haftung bei Arbeitsunfällen. In Italien werden jährlich bis zu 500.000 Arbeitsunfälle gemeldet, fast 1.000 davon mit tödlichem Ausgang – im Schnitt sterben drei Arbeitnehmer täglich. Derzeit haften Auftraggeber und Subunternehmer gemeinsam, wenn der betroffene Arbeitnehmer nicht über die gesetzlich vorgeschriebene Unfallversicherung verfügt. Der Auftraggeber haftet jedoch nicht, wenn die Unfallursache auf „spezifische Risiken“ der Tätigkeit des Subunternehmers zurückzuführen ist. Wer mit „Ja“ stimmt, befürwortet die Streichung dieser Ausschlussklausel und damit eine Mithaftung des Auftraggebers.

  • Einbürgerung – Verkürzung der Aufenthaltsdauer

    Foto: Fac simile

    Das fünfte Referendum zielt auf die Verkürzung der für die Beantragung der italienischen Staatsbürgerschaft erforderlichen Aufenthaltsdauer von zehn auf fünf Jahre ab. Konkret soll Artikel 9 des Gesetzes Nr. 91/1992 geändert werden. Wer mit „Ja“ stimmt, unterstützt diese Verkürzung. Die übrigen Voraussetzungen – wie Sprachkenntnisse, stabiles Einkommen und Straffreiheit – bleiben davon unberührt.

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Alessandro Stenico Do., 22.05.2025 - 17:49

“Referendum, i quesiti mal posti”
di Tito Boeri su “La Repubblica”

Il referendum dell'8-9 giugno non sembra catturare l'attenzione dell'opinione pubblica (men che meno di quella sudtirolese, tra le festività di Pentecoste). Complici una Rai silente e politici che promuovono l'astensione, nessuno ne parla. Molti quesiti sono mal posti e paradossalmente comportano cambiamenti opposti a quelli che hanno in mente i proponenti. Ma c'è anche un referendum, quello sulla cittadinanza, molto importante..... Si propone l'abrogazione del requisito di dieci anni di residenza, riportandolo a cinque anni, come previsto dalla legge in vigore fino al 1992 e in linea con la maggioranza de i paesi europei. Per vedersi riconosciuta la cittadinanza italiana bisogna anche avere un'adeguata conoscenza della lingua italiana, un reddito appropriato e non avere precedenti penali. Molti studi documentano che un percorso verso la cittadinanza che non richieda tempi biblici spinge chi arriva a un'integrazione più rapida. Oltre all'elettorato attivo e passivo per se stessi e per i propri figli, la cittadinanza comporta più facilità nel trovare un impiego con qualifiche corrispondenti alle proprie competenze e questo soprattutto per le donne immigrate. Significa salari più alti, dunque contribuiti sociali più elevati che servono a pagare le nostre pensioni. Difficile stabilire in che misura questi migliori risultati economici siano dovuti al fatto che l'immigrato investe di più nell'integrazione o a datori di lavoro che riconoscono un valore alla cittadinanza italiana. Quel che conta è che c'è un premio alla naturalizzazione di cui beneficiamo noi tutti, come contribuenti, come attuali o futuri pensionati o anche semplicemente come cittadini soprattutto nelle aree ad alta densità di immigrati. Non si vede perché dovremmo rinunciare a questo premio spingendo verso altri paesi persone che potrebbero aiutarci a riempire le migliaia di posti vacanti che le imprese non riescono a riempire dato il calo demografico........................................................

Per approfondire il tema degli altri quesiti, rimando alla lettura dell'articolo pubblicato alcuni giorni fa sulla “la Repubblica”.
Anche se sarò uno dei pochi elettori, presumo un'affluenza in provincia molto bassa, inferiore al 20%, mi recherò ai seggi, rifiutando le prime quattro schede e votando solo quella sulla cittadinanza. Ne sono più che cosciente che il quorum a livello nazionale non verrà mai raggiunto, ma su questo tema ritengo importante parlarne senza pregiudizi e questa è un'occasione.

Sulle modalità ed sugli orari della votazione, a livello locale non c'è comprensione per le assurde procedure che disciplinano questa consultazione referendaria, nel pomeriggio di sabato si svoleranno le operazioni preliminari con costituzione del seggio, poi si potrà votare di domenica dalle 07.00 alle 23.00 e lunedì dalle 07.00 alle 15.00, potete immaginarvi che ressa ci sarà (??), non c'è paese europeo dove si vota così a lungo, il raffronto con i vicini austriaci, svizzeri, tedeschi, francesi, ecc. è spaventoso, li si vota in una sola giornata e al massimo fino alle 17.00-20.00.
Nonostante il compenso più alto (192€) e la modifica dell'età massima per poter fare il presidente di seggio (dai 70 ai 75 anni), si è dovuto raschiare il fondo per trovare presidenti, segretari e scrutatori, così si vocifera negli uffici addetti.

Do., 22.05.2025 - 17:49 Permalink