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Die Echos

Die Bekanntmachung der Doping-Causa rund um Jannik Sinner und dem Freispruch trat eine Welle der Reaktionen in der Tenniswelt los. Kyrgios, Shapolov und Co. üben Kritik.
Jannik Sinner
Foto: Jannik Sinner/Facebook
  • Ein Spray, das mächtig Staub aufwirbelt. Nachdem gestern (20. August) die Dopingermittelungen, gegen Jannik Sinner, die positiven Tests auf das anabole Steroid Clostebol und den darauffolgenden Freispruch – ohne Suspendierung oder Strafen, die Punkte und das erspielte Preisgeld beim damaligen Turnier in Indian Wells wurden allerdings gestrichen - bekannt wurden, endet die Geschichte nicht hier. Die Causa Sinner sorgt für Reaktionen. Allen voran die WADA (Weltantidopingagentur): Diese behalte sich nämlich das Recht vor, Berufung gegen das Urteil einzulegen und werde den Fall zunächst sorgfältig prüfen.

  • Giacomo Naldi, Physiotherapeut Sinners: Bei den Indian Wells mit einer Verletzung am Finger, ein Indiz dafür, dass die offizielle Geschichte der Wahrheit entspricht Foto: Screenshot Sky
  • Nick Kyrgios: Zeigt großes Unverständis für die Entscheidungen rund um Sinner Foto: si.robi

    Doch auch innerhalb der „Szene“ gibt es viele Echos und (heftige) Kritik über die sozialen Medien. Vor allem der Australier Nick Kyrgios -der nach Verletzungspause bald wieder zum Tennis zurückkehren wird - kritisiert den Vorgang heftig. Auf X schreibt der ehemalige Wimbledonfinalist, dass jemand der zweimal positiv auf eine verbotene Substanz getestet wurde auch für zwei Jahre gesperrt werden solle, ob die Einnahme geplant oder unbewusst stattfand, sei da unerheblich. Aber auch ob es sich überhaupt um einen Unfall handelt, wagt der Australier zu bezweifeln.

  • Denis Shapovalov: Ein weiterer aktiver Spieler reiht sich in die Kritiker ein Foto: si.robi

    Denis Shapovalov, kanadischer Tennisspieler, sieht eine unterschiedliche Behandlung (andere Regeln) für verschiedene Spieler und könne sich nicht vorstellen, wie sich andere Spieler, die aufgrund von Kontamination mit verbotenen Substanzen gesperrt wurden, jetzt fühlen müssen.

    Der japanische Tennisspieler Taro Daniel schreibt über soziale Medien, dass – unabhängig davon, ob die Einnahme bewusst oder unbewusst erfolgt sei – ein Spieler, der positiv getestet wird, für sechs Monate suspendiert werden solle. Dass es aber zu keiner Suspendierung kam, der Fall erst nach vier Monaten bekannt gemacht wurde, und der Spieler in der Zwischenzeit an Turnieren teilnahm, sei anders als die bisherigen Vorgangsprotokolle.

    Der Franzose Lucas Pouille, ehemals Nummer 10 der Weltrangliste, wettert dagegen: „Ich habe mich schon immer gefragt, ob wir nicht aufhören sollten, uns für dumm zu verkaufen.“

    Der britische Tennisspieler Liam Broady kritisiert ebenfalls die unterschiedliche Behandlung: Andere Spieler würden durch die gleiche Sache gehen und müssten Monate und Jahre darauf warten, dass ihre Unschuld erklärt werde. Es sei kein gutes Bild, was da abgegeben werde.

  • Tara Moore: Für 19 Monate suspendiert nach Verzehr vom kontaminierten Fleisch Foto: si.robi

    Die Britin Tara Moore, ihrerseits monatelang aufgrund von Doping gesperrt, obwohl – wie bei Sinner- das Gericht bestätigte, dass sie keine Schuld an der Einnahme der verbotenen Substanz hatte, glaubt, dass wohl nur die Images der Topspieler wichtig seien, man messe also mit zweierlei Maß.

    John Millman, ehemaliger australischer Tennisspieler, nimmt Sinner hingegen in Deckung. Die Schwellenmenge bei dem ein positiver Test als solcher gezählt wird, sollte angehoben werden und das Sinner solcher Kritik ausgesetzt werde, wegen einer „unerheblichen Menge“ sei nicht akzeptabel.

    Angelo Binaghi, Fitp-Präsident und selbst ehemaliger Tennisspieler, erklärt gegenüber Lapresse, dass die Kritiken an Sinner von den „größten Idioten und Frustrietesten“  gekommen seien, die mehr technische Mittel zur Verfügung hatten, um die Nummer 1 zu werden, aber gescheitert seien. Ein klarer Pfeil Richtung Kyrgios. Aus Frustration sei es normal, dass diese Spieler giftige Kommentare abgeben würden. „Es wäre etwas ganz anderes gewesen, sie von Nadal, Djokovic, Medvedev zu hören. Menschen mit einer anderen menschlichen Tiefe“, bemerkte Binaghi. 

    Die Frage dreht sich generell nicht um Schuld oder Unschuld, sondern um die wahrgenommene ungerechte Behandlung bei verschiedenen Spielern. Wie sich die Causa weiterentwickeln wird, ist völlig offen – die US Open stehen jedenfalls vor der Tür und werden um eine große Kontroverse reicherer.

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Klemens Riegler Mi., 21.08.2024 - 14:16

Es wäre also geboten die Mengen (Schwellenwerte) seitens der WADA klar zu definieren - regulieren. Wenn etwas unter einer Schwelle liegt, die absolut keinen Einfluss auf Leistung haben kann, dann ist es auch nicht Doping. UND das muss dann natürlich für ALLE gelten. Dann ist Schluss mit bösem Blut und neidvollen Kommentaren anderer Tennisakteure.

Mi., 21.08.2024 - 14:16 Permalink
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Stefan S Do., 22.08.2024 - 12:24

Antwort auf von Klemens Riegler

Die Schwellenwerte beziehen sich nicht immer auf die jeweiligen Substanzen sondern es sind festgelegte Blutspiegelwerte welche da zur Anwendung kommen und darüber gibt es in Fachkreisen erhebliche Kritik weil manche Sportler die Grenzwerte von Natur aus und ganz ohne Doping überschreiten.
Der Fall Claudia Pechstein ist ein Beispiel dafür. Diese hat nach vielen Jahren und über alle Instanzen letztendlich Recht bekommen.

Do., 22.08.2024 - 12:24 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 21.08.2024 - 15:49

Eine Substanz ist entweder verboten oder nicht. Das Spielen mit Schwellenwerten, die manche Tricksereien erlauben, hat keinen Sinn. In der Welt des Profisportes sollte jeder, von Sportler bis zu allen seinen Betreuern, wissen, welche Substanzen verboten sind. Auf der Packung des bei Jannik Sinner verwendeten Medikamentes stand klar und deutlich "Doping". Ein Masseur, der eine verbotene Substanz auf eine offene Wunde auf seiner Hand sprüht und dann mit dieser Hand, trotz Wunde, einen Sportler massiert, ist untragbar., selbst wenn man ihm glauben sollte.

Mi., 21.08.2024 - 15:49 Permalink
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Manfred Klotz Do., 22.08.2024 - 07:11

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Verboten sind bestimmte Substanzen für die Aktiven. In diesem Fall scheint nicht der Aktive selbst diese Substanz zu sich genommen zu haben. Mehr noch, bestimmte Substanzen stehen zwar auf der Doping-Liste, sind aber dann erlaubt, wenn es eine bescheinigte medizinische Indikation für deren Einnahme gibt. Beispielsweise Inhalatoren bei Asthmatikern.

Do., 22.08.2024 - 07:11 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 22.08.2024 - 15:55

Antwort auf von Manfred Klotz

Die Doping-Vorschriften gelten nicht nur für die Sportler, sondern auch für ihre Betreuer. Der Fitness-Trainer von Jannik Sinner, ausgebildeter Pharmazeut, hat angeblich den Doping-Warnhinweis auf der Spray-Packung nicht gesehen und nicht gewusst, dass Clostebol, eine Substanz, wegen der schon sehr viele Sportler, darunter zwei italienische Tennisspieler, gesperrt wurden, zu den verbotenen Substanzen gehört. Wenn Sinner tatsächlich unschuldig sein sollte, dann sind es seine Betreuer auf jeden Fall nicht. Entweder sie sind unfähig oder sie sind kriminell.

Do., 22.08.2024 - 15:55 Permalink