Bühne | Rittner Sommerspiele

Acht Frauen und ein Todesfall

Acht Frauen, acht Motive und ein Toter. Was als vereintes Detektivspielen beginnt, kippt rasch in Anklage und Verteidigung. Zur Premiere gab’s dann noch einen Wetterkrimi
8 Frauen, Rittner Sommerspiele
Foto: FotoArmin
  • Ein bisschen 50er, ein bisschen Gegenwart, so interpretiert Regisseur Alexander Kratzer „Huit femmes“ von Robert Thomas in dem acht einander verdächtigende Frauen einander ausgesetzt sind und jede nach und nach ihre Geheimnisse preisgeben muss. Spielstätte ist auch heuer wieder die Kommende Lengmoos. Es ist ein unterhaltsamer Krimi geworden, der sich ganz über oft verhörhafte Dialoge entspinnt. Als der Hausherr mit einem Messer im Rücken aufgefunden wird, verschließen die nun auf sich gestellten Damen dessen Zimmer um nicht Spuren zu verwischen. Rasch macht sich eine Gewissheit breit: Die Mörderin ist eine der Frauen, die zum Fest zusammenkommen.

    Ohne Kontakt zur Außenwelt - es schneit stark um die Weihnacht und das Telefon wurde sabotiert - entwickelt sich ein auch im konstanten Premierenregen kurzweiliges Stück, das auch musicalhafte Elemente aus der Verfilmung von François Ozon übernimmt. Jede der Darstellerinnen - und selbstverständlich auch Werner Hohenegger als Haushälterin Madame Chanel - hat ihr eigenes Lied, das sie in besonderer Weise präsentieren soll.

    Wie auch die Schauspielriege aus Patrizia Pfeifer, Doris Pigneter, Linda Covi, Cornelia Brugger, Liz Marmsoler, Karin Verdorfer, Hanenn Huber, sowie Josef Niederstätter und Markus Gimbel, die sich als Frau Holger - Verzeihung, Frau Holle - am Bademeisterhochsitz am Bühnenrand abwechseln, setzt sich die Playlist generationsübergreifend zusammen. Beginnend beim „Wildberry Lillet“ aus den Alternativ- beziehungsweise FM4-Charts und endend bei einer deutschsprachigen Version von „Forever Young“ (wer diese wohl singt?) werden die Musikeinlagen zum Aufbrechen der Handlung benutzt. Zu jedem Song gibt es dabei noch eine Gruppenchoreographie und die Musik minus Stimme vom Band.

    Auch unter den doch eher ungünstigen Wetterbedingungen der Premiere sitzt dabei alles: Die Kostüme, die ohne Zweifel aus gleichen Teilen Haar und Haarspray geschaffenen Frisuren und auch die Bewegungsabläufe auf der zusehends nassen Bühne. Der Abend begann mit Niesel und steigerte sich schließlich zu einem mäßigen, aber bis zu letzt andauernden Sommerregen. Wer auf der Aquaplaningbühne kurz ausrutscht fängt sich rasch, eine in Höchstform auftretende Liz Marmsoler macht sich als Publikumsliebling verdient: Den mit der Rolle auf die Bühne mitgebrachten Rollator nutzt sie wie einen Tretroller um von einem Bühnenende zum anderen zu gleiten. Auch die Kolleginnen Pfeifer und Verdorfer, sowie Neuzugang Linda Covi machen ihre Sache sehr gut, gegen soviel Charisma und Berufserfahrung kommen sie jedoch nicht an.

  • 8 Frauen: Kreative Verwendungen für einen Rollator entdecken auf der Bühne alt und jung. Liz Marmsoler macht auch ohne die Requisite eine ausgesprochen gute Figur. Foto: FotoArmin

    Spitzenkostüme passend zu den Spitzenleistungen kommen von Katrin Böge, die ebenso wie die fürs Bühnenbild verantwortliche Zita Pichler den ohnehin weiblichen Charakter des Stückes mit dem Motiv einer roten Schuhschachtel (auch wenn Gewalt an Frauen nicht Thema des Abends ist) als Bühne, beziehungsweise Blumenvorbildern, die uns mehr über den Charakter sagen sollen. Das Gesamtbild ist poppig, bunt und erinnert nur immer wieder ganz kurz an die Fernseh-Werbung eines großen österreichischen Möbelhauses, das auch gerne mit Großfamilie, bunten Kleidern und Kulissen, sowie Musikeinladungen arbeitet.

    Spannend ist dabei auch, wie die doch nicht mehr zeitgemäße Abhängigkeit der acht Frauen auf das wirtschaftliche Element reduziert wird. Mehr noch als der Tod des Patriarchen verstört die Frauen die Angst um ihr eigenes Leben und ihre finanzielle Lage. Auch ist der Umgang mit der sapphischen Anziehung unter zwei der Frauen ein zwangloserer als noch in den 50er und 60er Jahren, auch wenn mit Werner Hohenegger eine recht bärtige Kammerzofe zu ihrem Liebesglück findet. Als Mordmotiv wird diese geheime Beziehung nicht gewertet, es bleiben auch so ausreichend Gründe zur Auswahl und wer über den Ausgang des Stückes nicht informiert ist, ertappt sich auch bei Spekulationen zur Identität der Täterin.

    Ein weiterer guter Grund zu den Rittner Sommerspielen zu gehen ist, wie hier Komödie und Krimi zueinander finden, ohne einander die Show zu stehlen. Mehr geht es um eine ironische Brechung, die dafür sorgt, dass wir das Spiel um Leben und Tod nicht zu ernst nehmen. Der Premierenapplaus des bis zuletzt vollzähligen Publikum fällt kurz aus, der Regisseur unterbricht ihn: „Ich weiß nicht, ob Sie es gemerkt haben, aber es regnet.“ Am Ende geht es für viele trotz Regenkleidung nass aber glücklich zur Premierenfeier oder nach Hause.

  • 8 Frauen

    Die nächste Aufführung der Rittner Sommerspiele findet morgen Abend, 23. Juli, statt und beginnt heuer erstmals um 20.30 Uhr. Weitere Termine folgen am 25., 26., 29. und 30. Juli, sowie am 1., 2., 5., 7. und 9. August. Am 23., 25. und 26. Juli gibt es die Möglichkeit, vorab um 19.30 Uhr an einer kostenlosen Stückeinführung teilzunehmen.